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Das Musical Play ist eine Gattung des US amerikanischen Musical Theatre die vor allem der Textautor Oscar Hammerstein II in den 1920er bis 1940er Jahren entwickelt hat Es prasentiert eine mehrheitlich ernste Handlung mit historischem Hintergrund und lokalen Bezugen Besonderes Gewicht liegt auf einem in sich geschlossenen Buch oft nach einer bedeutenden literarischen Vorlage Kennzeichen des Musical Play ist die dramatische Integration von Handlung Gesang Tanz und Musik Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen 2 Charakteristik 3 Stucke 4 Nachwirkungen 5 Literatur 6 WeblinksVoraussetzungen BearbeitenDie Entstehung des Musical Play hangt eng mit dem Aufkommen des Tonfilms seit etwa 1928 zusammen Ausserdem wandelte sich nach dem Borsenkrach von 1929 dem Schwarzen Freitag die New Yorker Theaterlandschaft und die bloss unterhaltsamen Stucke die keine Problematik behandelten verloren an Beliebtheit Das Broadway Theater zu Beginn des 20 Jahrhunderts bestand zum erheblichen Teil aus dramaturgisch unzusammenhangenden Revuen Das American Vaudeville setzte sich aus einer Folge artistischer Nummern zusammen die moderiert wurden Musical Comedies so wie Cole Porters oder George Gershwins fruhe Musicals hatten oft witzige bis sarkastische Musiktexte und eine eher schematische Handlung die zum losen Motto tendierte wie die Jahresthemen der Ziegfeld Follies Die Musiknummern waren daraufhin eingerichtet dass sie sich vom Buhnenstuck leicht abtrennen und in andern Medien wie Horfunk und Schallplatte weiterverwerten liessen Viele heutige Jazzstandards stammen aus mittlerweile vergessenen Musical Comedys Dass zum Beispiel der Song Tea for Two ursprunglich aus der Musical Comedy No No Nanette 1925 stammt weiss kaum einer mehr Das Theaterstuck das die Musiknummern einst verband wurde erst in neuerer Zeit wiederentdeckt Ein ahnlicher Fall ist I Get a Kick Out of You aus Anything Goes 1934 Charakteristik BearbeitenDas Musical Play versuchte sich von solchen beliebig wirkenden Zusammenstellungen abzusetzen Einerseits machte es damit den undramatischen Musical Comedys und andererseits dem Film Melodram mit seinen romanhaften in sich abgeschlossenen Handlungen Konkurrenz Es enthalt zwar Musiknummern die sich von der Handlung des Stucks trennen lassen wie Ol Man River aus Show Boat 1927 Oh What A Wonderful Mornin aus Oklahoma 1943 oder Summertime aus Porgy and Bess 1935 aber viele zentrale Musiknummern sind ohne diese Verbindung kaum verstandlich wie Pore Jud Is Daid aus Oklahoma oder das Finale I m On My Way aus Porgy and Bess Die Musiknummern im Musical Play sind nicht zusammengewurfelt und im Prinzip austauschbar sondern haben ein stilistisches Konzept wiederkehrende Leitmotive und dramaturgisch sinnvolle Wiederholungen Sie charakterisieren die Figuren und treiben die Handlung voran Streicherklang in der Musik ist wichtiger als Bigband Sound Oscar Hammerstein verzichtete in seinen Musical Plays auf Jazz Elemente und versuchte amerikanische Modernisierungen der Spieloper zu schreiben Manchmal wird es daher als Fortsetzung der amerikanischen Operette eines Victor Herbert oder Sigmund Romberg verstanden Die Figuren im Musical Play sind komplexer angelegt als die komodiantischen Typen der Musical Comedy Sie sprechen und singen haufig Dialekt oder Soziolekt Realistisch und schillernd ist etwa der bemitleidenswerte Bosewicht Jud in Oklahoma Musical Plays verzichten auf Ironie und haben eher einen pathetischen oder moralisierenden Subtext Der Tanz ist kein schmuckendes Beiwerk sondern in die Handlung integriert entweder als Gesellschaftstanz der die Lebenswelt der Figuren charakterisiert oder in Form ganzer Handlungsballette so die von Agnes de Mille choreografierte Traumvision in Oklahoma Stucke BearbeitenDie meisten bekannten Musical Plays verfasste Hammerstein zusammen mit dem Komponisten Richard Rodgers Aber auch Gershwins spatere Buhnenwerke vor allem Porgy and Bess stehen in Zusammenhang mit diesen Reformbestrebungen Die prominentesten Musical Plays sind Show Boat Oklahoma und South Pacific 1949 Bei ihnen werden markante Momente der US amerikanischen Geschichte im Rahmen einer musikalisierten Liebesromanze behandelt Die naive Ernsthaftigkeit dieser Stucke ist Programm und sollte nach Hammersteins Vorstellungen eine Art amerikanische Volksoper charakterisieren Dies hatte tatsachlich eine identifikatorische und politische Bedeutung Der Titelsong von Oklahoma wurde etwa zur Nationalhymne des Bundesstaats Oklahoma Weitere Musical Plays enthalten realistische Milieu Schilderungen wie das in Neuengland spielende Schausteller Drama Carousel 1945 das ins afroamerikanische Milieu der Sudstaaten verlegte Stuck Carmen Jones 1943 nach der Oper Carmen oder sie haben ausseramerikanische landliche und exotische Sujets wie Thailand in The King and I 1951 oder Salzburg in The Sound of Music 1959 Auch etwa Fanny 1954 von Harold Rome ein Ruhrstuck im Hafenmilieu von Marseille wurde Musical Play genannt Noch Fiddler on the Roof 1964 von Jerry Bock dessen Handlung im judischen Milieu der Ukraine am Vorabend der Weltkriege spielt entspricht in etwa den Merkmalen dieser Gattung Nachwirkungen BearbeitenDie Pathetik des Musical Play schien in den spateren 1950er Jahren erschopft Der Komponist Leonard Bernstein beschritt mit West Side Story 1957 neue Wege indem er die Auseinandersetzung mit aktueller amerikanischer Geschichte und sozialer Problematik wiederum mit Jazz Elementen und dem Sarkasmus der Musical Comedy verband worauf Stephen Sondheim hier noch ausschliesslich als Texter erheblichen Einfluss hatte Das Musical Hair 1967 oder die provokative Revue Oh Calcutta 1969 sprengten vollends den mittlerweile als bieder empfundenen Handlungsrahmen Die Konzeption des Musical Play hatte jedoch weiterhin Einfluss auf das musikalische Broadway Theater Mit Evita 1974 versuchten Andrew Lloyd Webber und Tim Rice ein Gefuhlsdrama mit linearer Handlung historischem Hintergrund und exotischem Lokalkolorit mit dem politischen Engagement der 68er Bewegung zu verbinden In den durchkomponierten Musicals der 1980er und 1990er Jahre zeigten sich neue Varianten ernst gemeinter Musicals mit historischen Themen z B Miss Saigon 1989 Literatur BearbeitenMarc Bauch The American Musical Tectum Verlag Marburg 2003 ISBN 3 8288 8458 X Marc Bauch Themes and Topics of the American Musical after World War II Tectum Verlag Marburg 2001 ISBN 3 8288 1141 8 Gerald Bordman American Operetta From H M S Pinafore to Sweeney Todd Univ Press Oxford 1981 ISBN 0 19 502869 4 Richard Kislan The Musical A Look at the American Musical Theater Applause Books New York 1995 ISBN 1 55783 217 XWeblinks BearbeitenWebsite der Rodgers amp Hammerstein Organization Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musical Play amp oldid 237136582