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Die Meteorotropie auch als Meteoropathologie Medizinmeteorologie oder Wetterbiotropie bezeichnet beschreibt Reaktionen biologischer Systeme wie Pflanzen und tierische Organismen letztendlich auch des Menschen auf Wettereinflusse nicht trivialer also nicht alltaglicher Art Die Meteorotropie beschreibt zudem auch die zugrundeliegenden bisher bekannten Mechanismen derartiger Reaktionen Der ahnliche Begriff der Biotropie beschreibt Reaktionen biologischer Vorgange allgemein z B auf Molekul oder Organebene auf Wetter und Klimaeinflusse Wettereinflusse konnen prinzipiell sowohl einen beeintrachtigenden als auch einen gesundheitsfordernden oder sogar heilenden Einfluss haben Die genauen wissenschaftlichen Beschreibungen und die moderne Forschung auf dem Gebiet setzte erst in den 1950er Jahren seit dem Anbeginn der Biometeorologie ein und ist eng mit medizinischer und meteorologischer Forschung verbunden Eine eigenstandige Wetterkrankheit gibt es jedoch nicht Das Wetter ist ein standiges Phanomen ein synchron die gesamte Bevolkerung treffendes Ereignis dem wir uns nicht oder nur zum Teil entziehen konnen und das zudem laufenden Anderungen unterworfen ist Das Wetter an sich macht weder krank noch gesund sondern stellt einen konditionierenden bedingenden Faktor dar Man spricht hier auch von einem Wetterreiz oder Wetterstress Bei manchen Erkrankungen kann ein bestimmter Wettereinfluss der Trigger fur den Beginn einer Krankheit sein Wettereinflusse nichttrivialer Art auf die Gesundheit von Mensch Tier und Pflanze sind seit vielen tausend Jahren bekannt waren und sind neben den heutigen Erkenntnissen der modernen Forschung Gegenstand vieler Vermutungen und Mythen das Prinzip der Abhartung wird auch als Mythos beschrieben Die Bedeutung meteorotroper Einwirkungen unterliegt jedoch auch kulturellen Einflussen und kann sich individuell unterschiedlich aussern Der gleiche Wetterreiz kann paradoxerweise gerade im Rahmen der Wetterfuhligkeit sich beim gleichen Individuum unterschiedlich bemerkbar machen Der Mensch so wie alle biologischen Systeme auch reagiert auf Wettereinflusse mit dem was als Adaptation bezeichnet wird Er versucht seinen Organismus moglichst optimal und energiesparend auf eine Anderung seiner Umgebung anzupassen sei es kurzfristig oder langerfristig Die Fahigkeit diese Anpassung unbemerkt oder ohne besondere Beschwerden zu erreichen scheint ein Kennzeichen des gesunden Menschen zu sein Vorerkrankten geschwachten oder alteren Individuen gelingt dies nicht immer es kommt dann zu spurbaren Beeintrachtigungen der Befindlichkeit Rheumatikern wird beispielsweise nachgesagt sie hatten eine beeintrachtigte Thermoregulation Ob es moglich ist den Korper im Rahmen einer vorbeugenden Einflussnahme widerstandsfahiger werden zu lassen ist umstritten genauso wie die These dass die moderne Lebensweise in Industrielandern hier vorherrschend negativ eingreife Inhaltsverzeichnis 1 Meteorotrope Reaktionstypen 2 Biotrope Wetterfaktoren 3 Meteorotrop aktive Wetterlagen und Konstellationen mit Verschlechterung des Befindens 4 Bekannte oder vermutete Heil und Schonklimata 5 Krankheiten bei denen ein Zusammenhang mit meteotropen Einflussen bekannt ist 6 LiteraturMeteorotrope Reaktionstypen BearbeitenDie meteorotropen Reaktionen speziell beim Menschen laufen hauptsachlich auf der unbewussten vegetativen Ebene ab entziehen sich somit der Willkur und teilweise der eigenen Beobachtung Unterschieden werden die Wetterreaktion der jedes Lebewesen und jede Pflanze stets unterliegt Diese Reaktion entspricht dem physiologischen Adaptionsprozess Typische Reaktionen sind das Muskelzittern eine Piloerektion veranderte Atemfrequenz Anderungen der Freisetzung bestimmter Hormone sowie entsprechende Stimmungsschwankungen die Wetterfuhligkeit die sich lediglich bei wetterfuhligen Personen nach einer bestimmten Latenzzeit beobachten lasst entspricht eher dem pathologischen Adaptionsprozess Typischerweise treten hier meist funktionelle Befindlichkeitsstorungen auf Diese werden meist bei den sogenannten nichttrivialen Wetteranderungen berichtet Dazu gehoren starke Abweichungen einzelner Parameter vom jahreszeitlichen Verlauf besondere Wetterlagen wie Fohn oder Inversionswetterlage extreme Schwule Dagegen bewirken deutliche Luftdruckanderungen wie sie bei Flugen in Verkehrsflugzeugen vorkommen oder starke Temperaturanderungen wie sie beim Verlassen von Wohnraumen vorkommen merkwurdigerweise meist keinen derartigen Effekt Dirnagel 1982 Laut dem Forscher Faust soll die Wetterfuhligkeit insbesondere in Mitteleuropa haufig beobachtet werden und gilt als eine der Zivilisationskrankheiten Haufig berichtete Symptome sind der Kopfschmerz vermehrte Mudigkeit Konzentrationsstorungen Schlafstorungen Gelenkschmerzen und eine verminderte Leistungsfahigkeit Mit der umstrittenen Vorfuhligkeit wird das Auftreten wetterbedingter Symptome mehrere Tage vor einem eigentlichen Wetterereignis bezeichnet ein Nachweis ist bis heute nicht erbracht worden Je nach Umfrage bezeichnen sich zwischen etwa 30 und 70 der gesunden Bevolkerung als wetterfuhlig in einem enger gefassten Sinne 55 Hoppe 2002 Frauen insbesondere in den Wechseljahren sehen sich haufiger selbst als wetterfuhlig an als Manner altere Menschen haufiger als junge Menschen Ein Minimum derartiger Beschwerden wird am Wochenende berichtet In Kriegs und Notzeiten nehmen Klagen uber die Wetterfuhligkeit ab Goethes Fazit gerade die feinsten Kopfe am meisten von den schadlichen Wirkungen der Luft zu leiden haben die Wetterempfindlichkeit im Rahmen von bereits bestehenden Vorerkrankungen als Veranderung und Erweiterung bestehender Symptome bei ebenfalls eingeschrankter Adaptionsfahigkeit Bei bestimmten chronischen Erkrankungen z B rheumatischen Krankheiten oder bei Menschen die operiert wurden aber auch Amputierten kann es zu einer Verschlimmerung der Beschwerden kommen Haufig ist das der Fall bei der Fibromyalgie Rheuma bei einem Zustand nach Herzinfarkt chronischem Ruckenschmerz Die meteorotrope zeitliche Korrelation bestimmter Wetterereignisse mit lebensbedrohlichen akuten Ereignissen wie Infarkten Koliken Schlaganfallen konnte als schwacher Effekt statistisch bei mehreren Erkrankungen nachgewiesen werden Dies gilt auch fur Sterblichkeit und Wettereinflusse Der Myokardinfarkt Herzinfarkt und seine Sterblichkeit korrelieren mit bestimmten Wetterlagen Kveton 1991 und MONICA Projekt Danet 1999 Sommerliche Hitzewellen beeinflussen die allgemeine Sterblichkeit genauso wie extreme Kalteperioden Bei niedrigen Temperaturen kommt es zu einem Anstieg an Schlaganfallen Biotrope Wetterfaktoren BearbeitenMeist treten mehrere Faktoren begleitend als sogenannte Wetterakkorde oder Reizkombinationen auf sodass mitunter die Bewertung einzelner isolierter Faktoren auf Schwierigkeiten stosst Ein Beispiel dafur ist der Frontendurchzug Prinzipiell sind es die Anderungen und die Anderungsgeschwindigkeiten der einzelnen Parameter die wirksam sind 1 Tellurische Faktoren Temperatur der thermische Wirkungskomplex von Warme und Kalte Ein Kaltereiz kann rheumatische Beschwerden auslosen und verstarken Warme verringert diese Kalte beeintrachtigt die Funktion des respiratorischen Flimmerepithels mukoziliarer Apparat und hemmt seine Reinigungsfahigkeit was Infekte der Luftwege aufgrund einer ziliaren Dysfunktion fordert Kalte wirkt zudem verengend auf die kleinen Bronchien und wirkt ebenfalls verengend auf die Blutgefasse der Schleimhaute von Nase und Rachen Dadurch verringert sich die Effektivitat des Immunsystems durch eine Verringerung der Durchblutung Der Kaltereflex bezeichnet verschiedene unbewusste Korperreaktionen auf einen Kaltereiz Diese Reaktionen lassen sich auch therapeutisch nutzen beispielsweise durch Kalteeinwirkung Kaltespray bei Prellungen oder bei Verbrennungen Eine Sonderrolle spielt auch ein extremer Kaltereiz der in ausgesuchten Kliniken fur die Behandlung rheumatischer Krankheiten zur Verfugung steht Kaltetherapie Kryotherapie Eine niedrige Temperatur des Blutes fuhrt zum Herzstillstand therapeutisch aber auch bei der Erfrierung verlangert anderseits die Uberlebensdauer nach einem Herz und Kreislaufstillstand Luftfeuchte Zunehmende Feuchte verstarkt rheumatische Beschwerden Eine niedrige Luftfeuchte begunstigt Infekte der oberen Luftwege Luftdruck und seine Dynamik die Wetterfronten Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Luftdruck oder niederfrequenten Schwankungen Mikrobarome Kelvin Helmholtz Wellen desselben und Blutdruck konnte bisher nicht zweifelsfrei bewiesen werden obwohl es Hinweise fur einen Einfluss gibt Wind und Windchill die individuell gefuhlte Temperatur ist ein windabhangiges Phanomen Vertikale Luftbewegungen erhohen rheumatische Beschwerden 2 Solare und kosmische Faktoren aktinischer Wirkungskomplex genannt UV und Infrarotstrahlung der Sonne Hautbraunung Sonnenbrand und das maligne Melanom elektrische Vorgange in der Atmosphare die Sferics AIS als nicht thermisch wirkende elektromagnetische Felder Hier ist die Datenlage nicht einheitlich es gibt sowohl Studien die einen Zusammenhang zu symptomlosen Veranderungen des EEG zeigen konnten Schienle als auch Studien die diesen Feldern jeglichen Einfluss auf den Menschen absprechen Schuh 2003 Ionenkonzentration in der Atemluft Hohenstrahlung Meteorotrop aktive Wetterlagen und Konstellationen mit Verschlechterung des Befindens BearbeitenZu hohe Temperatur fur die Jahreszeit rascher Temperaturanstieg Aufgleitvorgange subtropischer Luftmassen hohere Luftfeuchte als am Vortag hoher Dampfdruck gleichbleibende Temperatur bei Inversionswetterlage Zunahme der Bewolkung Nebel kein Sonnenschein diffuser Schatten Hochdruck mit Kaltluft in Bodennahe Fohn sog freier Fohn Bei Kaltfrontdurchgangen nehmen rheumatische Beschwerden Angina Pectoris Koliken Embolien Bronchitiden und Kopfschmerzen zu Bei Warmfrontdurchgangen dominieren die Lungenembolien Herzinfarkte Epilepsien Migrane und Verdauungsbeschwerden Beim Okklusionsdurchgang zeigen sich rheumatische Beschwerden Koliken Angina pectoris Asthma bronchiale und Blinddarmentzundungen Bekannte oder vermutete Heil und Schonklimata BearbeitenGleichbleibender taglicher Temperaturgang und entsprechende Feuchte etwas kuhler als zu erwarten ware auch typisch fur das Waldklima ggf Seeklima Sonnenschein mit deutlicher Schattenbildung hohe Konzentration an negativ geladenen Kleinionen in der Atemluft Hochgebirgsklima und SeeklimaKrankheiten bei denen ein Zusammenhang mit meteotropen Einflussen bekannt ist BearbeitenZu ihnen kann man allgemein die Saisonkrankheiten zahlen sowie Krankheiten die in einem engen Zusammenhang mit extremer Warme stehen wie Hitzschlag thermischer Stress sowie Erfrierungen bei extremer Kalte und Sonnenbrand bei ungeschutzter Bestrahlung durch UV Strahlung der Sonne Es gibt Hinweise in Form von klinischen Studien auf klimatische Einflusse als pradisponierende Faktoren bei Erkaltungskrankheiten Ein direkter Beweis konnte bislang jedoch nicht zweifelsfrei erbracht werden Rheumatiker reagieren mit einer Zunahme der Symptomatik auf bestimmte Gewittertypen durchziehende Tiefs mit Okklusionsfront und Kaltfrontdurchgange Etwa 75 90 aller Rheumatiker sehen sich als wetterempfindlich Sonning 1984 und somit scheinen sie diejenige Patientengruppe zu sein die am meisten unter Wettereinflussen leidet obwohl dies in keinem Zusammenhang zur Atiologie steht Auch in Klimakammern lasst sich dies nachweisen Literatur BearbeitenVolker Faust Biometeorologie Hippokrates Verlag 1979 ISBN 3 7773 0394 1 Eccles R in Rhinology 2002 Sep 40 3 109 14 Acute cooling of the body surface and the common cold Common Cold Centre Cardiff School of Biosciences Cardiff University United Kingdom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meteorotropie amp oldid 227199849