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Der Messergriff K 1103 ist der aus Elfenbein gefertigte Griff eines Prunkmessers aus der pradynastischen Periode Naqada IId um 3200 v Chr 1 der agyptischen Geschichte Er wurde Anfang der 1990er Jahre auf dem Friedhof U in Umm el Qaab bei Abydos gefunden Inhaltsverzeichnis 1 Fundumstande 2 Beschreibung 2 1 Fragment K 1103b1 2 2 Fragment K 1103b2 2 3 Fragment K 1103c1 2 4 Fragment K 1103c2 2 5 Fragment K 1103c3 2 6 Fragment K 1103c4 3 Literatur 4 EinzelnachweiseFundumstande BearbeitenDie Fragmente dieses Messergriffs stammen aus dem Grab U 127 Das Grab ist etwa 1 80 m breit 4 bis 5 m lang und hat eine Tiefe von etwa 1 70 m unter dem Wustenniveau Es ist besonders im Sudbereich stark gestort In der Grube wurden Reste einer holzernen Auskleidung und eines Holzsarges gefunden Zum Grabinventar gehorten zahlreiche Keramikgefasse und Gegenstande aus Elfenbein Stein Flint und Gold Neben den hier beschriebenen Fragmenten waren dies die Fragmente des ebenfalls verzierten Dolchgriffs K 1104 Fragmente von zwei weiteren unverzierten Messergriffen Wurfelstabe verschieden geformte Spielsteine aus Elfenbein Spielkugeln aus Kalkstein eine zur Halfte erhaltene Birnenkeule aus Kalzit ein Fischschwanzmesser mehrere Mikrolithen Scheibenperlen Blattgoldfaden eventuell von einem Gewand sowie Brockchen aus Malachit und Bleiglanz In der nahen Umgebung wurde noch ein Messer in ripple flake Technik gefunden das jedoch keinem bestimmten Grab zugeordnet werden konnte Durch die Keramik kann das Grab U 127 sicher in die Stufe Negade IId datiert werden 2 3 Beschreibung BearbeitenDer Messergriff ist in sechs Fragmenten erhalten die Menschendarstellungen und Tierreihen zeigen Vorder und Knaufseite lassen sich nicht eindeutig bestimmen da sich erstens kein Knauf erhalten hat und zweitens zwar die Menschendarstellungen rechtslaufig sind die Tierdarstellungen jedoch nicht linkslaufig sondern vielmehr bustrophedon Gunter Dreyer vermutet allerdings aufgrund der thematischen Ahnlichkeit der Darstellungen auf diesem Griff zu jenen auf dem Gebel el Arak Griff dass wie bei diesem die Menschendarstellungen zur Vorderseite und die Tierreihen zur Knaufseite gehoren Die Gesamtmasse des Messergriffs lassen sich nicht mehr rekonstruieren Dreyer schatzt die Breite auf 5 bis 6 cm und vermutet ausgehend von einer jeweiligen Hohe von 0 4 cm dass auf dem Griff ursprunglich 12 bis 14 Tierreihen abgebildet waren also noch mehr als auf dem Brooklyn Messergriff Auf der gegenuberliegenden Seite rekonstruiert er funf bis sechs Menschenreihen 4 Fragment K 1103b1 Bearbeiten Fragment K 1103b1 hat eine Lange von 4 7 cm eine Hohe von 1 0 cm und einen Durchmesser von 0 36 bis 0 5 cm Es ist links bis zum ursprunglichen zur Klinge hin gelegenen Griffende erhalten Auf der Ruckseite ist das Klingenbett erkennbar 5 Das erhaltene Dekor besteht aus zwei rechtslaufigen Menschenreihen Die untere beginnt mit mindestens vier knienden Mannern eventuell waren es mehr aber der Bereich rechts von ihnen ist zu stark abgerieben Die Manner haben kurzes lockiges zu konzentrischen Kreisen gelegtes Haar Sie haben den rechten Arm vor sich gestreckt und lagern ihn auf dem linken Knie Hinter dieser Gruppe folgen zwei Wachter mit Staben in den Handen die je einen Gefangenen mit auf den Rucken gefesselten Armen vor sich her fuhren Zuletzt folgt ein weiterer Wachter ohne Stab mit einem weiteren gefesselten Gefangenen Der Wachter tragt ein Seil um die Schulter und legt seinem Gefangenen die Hand auf den Rucken wohl um ihn zum Laufen anzutreiben Alle Manner in dieser Reihe tragen Barte Die Stehenden sind in lange glatte Gewander gekleidet die Knienden tragen hingegen nur einen Schurz Die Gefangenen tragen glattes gestrahntes schulterlanges Haar die beiden vorderen Wachter hingegen tragen gelocktes bis auf die Brust fallendes Haar Es scheint entweder nach hinten gekammt zu sein oder die Wachter tragen Stirnglatzen Der hintere Wachter tragt wiederum die Frisur der Knienden 5 Die zentrale Figur der oberen Reihe bildet ein nackter Mann von dem nur die untere Halfte erhalten ist und der deutlich grosser dargestellt ist als die anderen Personen Vor ihm steht ein Bogen Vermutlich stellt er den Anfuhrer der Besiegten dar Dass er nicht zu den Siegern gehort wird erstens durch seine Nacktheit gekennzeichnet denn die Wachter in der unteren Reihe sind alle bekleidet zweitens ist der Bogen auf ihn gerichtet und nicht von ihm weg Entsprechend durften auch bei ihm auf den Rucken gefesselte Arme zu erganzen sein Hinter dem Nackten sind die Beine von vier knienden Menschen auszumachen Ein minimaler Rest einer funften Person ist zwischen dem Nackten und der Gruppe auszumachen Die Reihe durfte sich in gleicher Weise bis zum Griffende fortgesetzt haben sodass insgesamt acht Kniende angenommen werden konnen Zu welcher Partei sie gehorten ist unsicher da von ihren Oberkorpern nichts erhalten ist Da sie aber hinter dem wahrscheinlichen Anfuhrer der Besiegten dargestellt sind durften sie wohl zu dessen Partei gehort haben und waren wohl ebenfalls gefesselt dargestellt Die Darstellung vor dem Bogen ist wegen des schlechten Erhaltungszustandes nur schwer zu erkennen Es scheint noch eine kniende Figur dargestellt zu sein die wohl ebenfalls gefesselt ist davor eventuell eine weitere grosser dargestellte kniende Person die eine Gabe darbringt Vor ihr folgt vielleicht noch der Schwanz eines Vogels Zwischen dem Bogen und der knienden Figur konnte noch der untere Teil einer bildhaften Beischrift erhalten sein 6 Fragment K 1103b2 Bearbeiten Das Fragment hat eine Lange von 2 4 cm eine Hohe von 1 05 cm und einen Durchmesser von 0 45 bis 0 54 cm Es ist wegen seiner Maserung mit grosser Wahrscheinlichkeit uber dem Fragment 1103b1 anzuordnen Zwischen beiden fehlt ein Bildstreifen von mindestens 0 7 cm wahrscheinlich mehr sodass noch eine restlos zerstorte Menschenreihe zwischen beiden angenommen werden kann Uber und unter den beiden Fragmenten durften bei einer angenommenen Griffbreite von 5 bis 6 cm noch weitere 2 5 cm zu erganzen sein wodurch noch zwei oder drei weitere Reihen hinzu kamen 7 Fragment 1103b2 zeigt eine Reihe von funf Mannern Sie sind nach rechts gewandt tragen alle schulterlanges gestrahntes Haar Barte und lange Gewander Alle halten verschiedene Gaben in den Handen Die beiden vordersten halten bauchige Gefasse die sie auf dem Kopf transportieren Der dritte halt einen Krummstab der vierte eine Art Kette wohl auf einer Schnur aufgereihte Fruchte oder Perlen der funfte schliesslich ein Tierfell Vor diesen Mannern stehen drei Gefasse wobei das obere auf einem Stander steht Die Unterteile der beiden anderen Gefasse sind nicht erhalten sicherlich sind auch hier Stander zu erganzen Rechts der Gefasse folgt ein langliches Objekt das in einem Kreuzmuster ausgefullt ist Hierbei konnte es sich um einen mit Papyrusstangeln umwickelten Schiffssteven handeln Oberhalb der Gabenbringer sind die Reste einer Tierreihe auszumachen Uber dem dritten Mann erkennt man die Hufe eines Vierbeiners wahrscheinlich eines Rindes Uber den Gefassen ist ein Vogel erkennbar vor dem sich eine schuppenartig ausgefullte Struktur befindet 8 Die gesamte Darstellung der Fragmente K 1103b1 und K 1103b2 ist wahrscheinlich als Sieges und Tributszene anzusehen Die Besiegten mit den langen glatten Haaren stellen Gefangene und liefern Tribut der auf ein Schiff verladen wird Die Kombination von Vogel und Berg konnte laut Dreyer die Bezeichnung eines bestimmten Ortes sein Die gesamte Szene wurde demnach ein reales historisches Ereignis wiedergeben 9 Fragment K 1103c1 Bearbeiten Dieses Fragment hat eine Lange von 4 03 cm eine Hohe von 0 55 cm und einen Durchmesser von 0 35 bis 0 75 cm Es ist rechts bis zum ursprunglichen zur Klinge hin gelegenen Griffende erhalten Auf der Ruckseite ist die Unterkante des Klingenbetts erkennbar Vom Dekor sind zwei Tierreihen erhalten In der unteren sind noch deutlich sechs nach rechts gewandte Rinder sichtbar Drei weitere vor ihnen befindliche Artgenossen sind wegen des schlechten Erhaltungsgrades nur noch schemenhaft zu erahnen Uber den Rindern sind noch die Schwanze und Beine von zwei nach links schreitenden Vogeln zu erkennen 10 Fragment K 1103c2 Bearbeiten Fragment K 1103c2 hat eine Lange von 3 35 cm eine Hohe von 0 85 cm und einen Durchmesser von 0 33 bis 0 43 cm Es ist stark verwittert Auf der Ruckseite ist das Klingenbett erkennbar Abgebildet ist eine Reihe von sechs nach rechts blickenden Lowen Oberhalb des zweiten und dritten Lowen sind vier Beinpaare auszumachen Eine Artbestimmung ist nicht moglich es konnte sich um vier Vogel oder aber um zwei Huftiere handeln Wahrscheinlich blickten diese Tiere nach links Unterhalb des ersten sowie unter der Lucke zwischen dem zweiten und dritten Lowen sind noch Horner von vermutlich gleichfalls linkslaufigen Widdern oder Capriden auszumachen 10 Fragment K 1103c3 Bearbeiten Dieses Fragment hat eine Lange von 2 3 cm eine Hohe von nur 0 2 cm und einen Durchmesser von etwa 0 65 cm Auf der Ruckseite ist ein kleiner Teil des Klingenbetts zu erkennen Vom Dekor sind nur die Korper von drei nach links ausgerichteten Saugetieren erhalten Der untere Teil ihrer Beine ist verloren ebenso der Grossteil ihrer Kopfe Wahrscheinlich handelt es sich um Capriden 10 Fragment K 1103c4 Bearbeiten Das Fragment K 1103c4 hat eine Lange von 2 65 cm eine Hohe von 1 05 cm und einen Durchmesser von 0 85 cm Das Dekor ist auf diesem Fragment sehr schlecht erhalten Gut erkennbar ist lediglich der Kopf eines nach links blickenden Feliden Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine Lowin 10 Die genaue Stellung der vier Tierreihen Fragmente zueinander ist unklar Fragment c1 durfte ans untere Ende des Bildfeldes gehoren was die Unterkante des Klingenbetts auf der Ruckseite verrat Fragment c2 hingegen durfte wegen seines geringen Durchmessers in den mittleren Bereich des Griffs zu platzieren sein Zwischen den Rindern auf c1 und den Lowen auf c2 durften mindestens vier weitere Tierreihen liegen Die Fragmente c3 und c4 lassen sich nicht genauer einordnen 11 Literatur BearbeitenGunter Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe In Christiane Ziegler Hrsg L art de l Ancien Empire egyptien Actes du colloque organise au musee du Louvre par le Service culturel les 3 et 4 avril 1998 La Documentation francaise Musee du Louvre Paris 1999 ISBN 2 11 004264 8 S 195 226 Gunter Dreyer et al Umm el Qaab Nachuntersuchungen im fruhzeitlichen Konigsfriedhof 5 6 Vorbericht In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Kairo MDAIK Bd 49 1993 S 23 62 Einzelnachweise Bearbeiten G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 200 202 G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 205 209 G Dreyer et al Umm el Qaab Nachuntersuchungen im fruhzeitlichen Konigsfriedhof 5 6 Vorbericht S 26 27 48 G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 207 209 a b G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 206 G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 206 207 G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 205 G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 205 206 G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 206 208 a b c d G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 208 G Dreyer Motive und Datierung der dekorierten pradynastischen Messergriffe Paris 1999 S 208 209 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Messergriff K 1103 amp oldid 225531622