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Als Messenische Kriege werden zwei mit dem Helotenaufstand von 464 v Chr drei Kriege bezeichnet welche die griechische Polis Sparta gegen das westlich gelegene Messenien fuhrte Sparta unterwarf Messenien und helotisierte schliesslich die messenische Bevolkerung Die Messenischen Kriege hatten bedeutende Auswirkungen auf die militarische wie soziale Entwicklung der Polis Sparta Messenische Kriege Datum 1 Messenischer Krieg 735 715 v Chr 2 Messenischer Krieg 669 ca 600 v Chr 3 Messenischer Krieg oder Helotenaufstand 464 462 52 v Chr Ort Peloponnes Gebiet MessenienCasus Belli 1 Messenischer Krieg Expansion Spartas auf der Peloponnes insbesondere auf das sudwestlich gelegene fruchtbare Messenien 2 Messenischer Krieg Niederschlagung des Aufstandes der unterdruckten messenischen Bevolkerung 3 Messenischer Krieg oder Helotenaufstand Nach einem schweren Erdbeben erheben sich zahlreiche Heloten und Perioken Messeniens gegen Sparta Ausgang Sieg Spartas uber die MessenierTerritoriale Anderungen 1 Messenischer Krieg Sparta macht Messenien tributpflichtig 2 Messenischer Krieg Die Bevolkerung Messeniens wird vollends helotisiert und das Land durch Landlose unter den Spartiaten aufgeteilt 3 Messenischer Krieg oder Helotenaufstand Die Aufstandischen konnen auf dem Berg Ithome eine Festung errichten auf dem sie sich bis ca 452 v Chr halten konnen Sie erhalten freien Abzug und werden durch Athen in Naupaktos angesiedelt KonfliktparteienSparta Messenien Inhaltsverzeichnis 1 Quellendiskussion 1 1 Plutarch 1 2 Tyrtaios 2 Vorgeschichte 3 Die Messenischen Kriege 3 1 1 Messenischer Krieg 3 2 2 Messenischer Krieg 3 3 3 Messenischer Krieg oder Helotenaufstand 4 Einzelnachweise 5 Quellen 6 Literatur 7 Siehe auchQuellendiskussion BearbeitenPlutarch Bearbeiten Der Grieche Plutarch lebte im 1 und 2 Jahrhundert nach Christi Geburt Geboren wurde er im griechischen Chaironeia als Angehoriger der lokalen Oberschicht Bekanntheit erlangte er durch seine Einzel und Doppelbiographien beruhmter Griechen und Romer jedoch auch durch zahlreiche Dialoge und seine philosophischen Schriften Als altgeschichtliche Quelle sind insbesondere seine Biographien relevant Hier muss man jedoch bedenken dass Plutarch nach eigener Angabe die biographische Arbeit von der Arbeit des Historikers abgrenzt Ihm kommt es eher darauf an den Charakter von Personen moralisierende Ansichten und personliche Entwicklungen darzustellen als luckenlose Ereignisgeschichte zu bieten Dies zeigt sich in seinen teilweise stark gerafften Beschreibungen von Schlachten und Kampagnen sowie in den bewusst literarisch ausgearbeiteten Reden welche er seinen romischen und griechischen Helden in den Mund legt So kann der Wert der plutarchen Uberlieferung nur vollends durch Vergleich mit den Quellen anderer Autoren sowie wenn moglich mit archaologischen Erkenntnissen erfasst werden Zudem sollte der Text immer quellenkritisch auf Verzerrungen durch die Teils moralisierende Intention des Autors gelesen werden Tyrtaios Bearbeiten Bei Tyrtaios handelt es sich wohl um einen Dichter von Gesangen und Kampfliedern der um die Mitte des 7 Jahrhunderts in Sparta lebte Sein Geburtsort wird von antiken Gewahrsmannern unterschiedlich angegeben manche verlegen ihn nach Ionien andere nennen Athen als Vaterstadt des Dichters Tyrtaios ein Zeitgenosse und wohl auch Teilnehmer des 2 Messenischen Krieges schuf fur die kampfenden Spartiaten Kampflieder und Gesange uber den Ablauf und die Ereignisse des 1 Messenischen Krieges Die Uberlieferung der tyrtaischen Dichtung ist jedoch sehr fragmentarisch und erfordert somit verstarkt durch das Medium der Dichtung eine besonders intensive quellenkritische Aufarbeitung durch den Historiker Insbesondere werden die Angaben uber Zahl und Zeitpunkt des Ersten und Zweiten Messenischen Kriegs infrage gestellt ja sogar ihre historische Realitat wird angezweifelt Die Chronologie der Kriege wurde mit Hilfe der Konigsliste Spartas erstellt auf die sich Tyrtaios aber gar nicht beziehen kann weil sie aus dem spaten 5 Jahrhundert v Chr stammt Ferner wird die Bedeutung des Sieges Spartas im Ersten Messenischen Krieg relativiert Die einzige eroberte Stadt Messene scheint weit weniger bedeutsam gewesen zu sein als in der Uberlieferung angegeben so dass der Bericht eher als Legitimationsversuch der Zugehorigkeit Messeniens zu Sparta gedeutet werden kann Schliesslich wird die Rolle der Heloten als Merkmal der angeblichen Sonderstellung Spartas bezweifelt 1 Vorgeschichte BearbeitenSparta wurde um 900 v Chr durch zwei der ins heutige Griechenland eingewanderten Stamme der Dorier im fruchtbaren Eurotas Tal gegrundet indem vier Dorfer der autochthonen Bevolkerung namlich Limnai und Kynosura sowie Mesoa und Pitane erobert und zu einer Stadt vereinigt wurden Die ansassige lakonische Bevolkerung wurde von den Einwanderern in den Helotenstand gepresst und in der Landwirtschaft eingesetzt wahrend die neuen Spartiaten eine Herrscherkaste bildeten Die umliegenden Stadte und Gemeinden achaischer und weiterer dorischer Stamme wurden infolge des Ausgreifens Spartas auf der Peloponnes unterworfen jedoch nicht zu Leibeigenen der Spartiaten gemacht wie es mit den Ureinwohnern Lakoniens geschehen war sondern zu Perioken die noch wie die freien Spartiaten zu den Lakedamoniern gezahlt wurden Im Gegensatz zu den spartiatischen Vollburgern waren die Perioken jedoch nicht im Besitz des Burgerrechts So bestand die Bevolkerung des spartanischen Territoriums aus einem grossen Anteil unfreier Leibeigener einem etwas geringeren Teil freier Perioken und einer geringen Anzahl freier politisch aktiver Vollburger Nach der Grundung Spartas und dem Ausgreifen auf die Umgebung drangten die Spartaner nun Richtung Suden konnten die alte mykenische Festung Amyklai die den Vormarsch blockierte jedoch erst im 8 Jahrhundert unter Konig Teleklos einnehmen Eine Eingliederung des seit dem 8 Jahrhundert belagerten Argos in den Verband der 22 Periokenstadte gelang indes nicht Sparta und Argos sollten fur die weiteren Jahrhunderte Rivalen auf der Peloponnes bleiben Auch im gebirgigen Norden der Halbinsel in Arkadien wohin sich die Urbevolkerung zuruckgezogen hatte konnten die Spartaner keine Gebietsgewinne verzeichnen Nach diesen Ruckschlagen wandten sich die Spartiaten dem Sudwesten der Peloponnes zu dem jenseits des Taygetos gelegenen fruchtbaren Messenien Die Messenischen Kriege Bearbeiten1 Messenischer Krieg Bearbeiten 1 Messenischer Krieg 735 715 v Chr Belagerung des Bergs Ithome nbsp Karte der PeloponnesDer Erste Messenische Krieg dauerte der Uberlieferung zufolge ungefahr 20 Jahre und wurde teilweise unter der Leitung des Konigs Teleklos gefuhrt Nach Eusebius von Caesarea dauerte der Krieg von 742 1 bis 734 3 v Chr 2 und nach Hieronymus von 746 5 bis 735 4 v Chr 3 Wahrend des Krieges der sich um den Berg Ithome konzentrierte auf dem sich die Messenier verschanzt hatten wurde das fruchtbare Messenien nach und nach von Sparta annektiert und die Bevolkerung tributpflichtig gemacht So mussten die Messenier die Halfte ihrer landwirtschaftlichen Ertrage an die spartanischen Eroberer abgeben Sparta praktizierte somit keine Uberseekolonisation wie andere Poleis sondern beschrankte sich weitgehend auf die Binnenkolonisation auf der Peloponnes um den Landhunger der Bevolkerung zu stillen und die wirtschaftliche Basis zu verbreitern Die einzige spartanische Kolonie in Ubersee war das in der Magna Graecia gelegene Tarent Die Eroberung dieser prosperierenden Landschaft fuhrte zu einem Anstieg des spartanischen Reichtums So konnte mehr Land an die Vollburger ausgegeben werden die sich nun vermehrt anderen Dingen wie der korperlichen Ertuchtigung widmen konnten Deutlich zeigt sich die Prosperitat Spartas in der steigenden Anzahl spartanischer Olympioniken und in der Errichtung neuer Tempelanlagen und dem Ausbau alterer Architektur 2 Messenischer Krieg Bearbeiten 2 Messenischer Krieg 669 ca 600 v Chr nbsp Karte des spartanischen Territoriums in klassischer ZeitNachdem die Spartaner im Jahr 669 v Chr in der Schlacht von Hysiai eine Niederlage gegen die Argeier erlitten hatten fuhlte sich die im Ersten Messenischen Krieg unterworfene Bevolkerung zu einem Aufstand gegen die neuen Herren ermutigt Nach Eusebius von Caesarea sollen sie 637 6 v Chr 4 und nach Hieronymus 636 5 v Chr 5 abgefallen sein Nach der blutigen Niederschlagung des Messenischen Aufstandes wurden funf messenische Stadte zu Periokenstadten erklart die ein weitgehend konstantes Territorium behalten durften die restliche Bevolkerung wurde helotisiert und mit dem Land das sie bearbeiteten mit Hilfe von Landlosen altgr Klaroi Klaroi unter den freien Burgern den Spartiaten aufgeteilt 6 Da sich mit der endgultigen Unterwerfung und Helotisierung Messeniens die landwirtschaftliche Basis des spartanischen Staates nun vollends von den lakedamonischen Spartiaten auf die messenischen und lakonischen Heloten verschoben hatte musste erneuten Aufstanden oder gar einem Abfall der versklavten Gebiete vorgebeugt werden Diese Vorbeugung fuhrte zur bekannten und wortwortlich spartanischen militaristischen Ausrichtung des spartanischen Staates und seiner Vollburger So beteiligten sich die mannlichen Spartiaten nicht an der landwirtschaftlichen Nutzung Die ihnen zugewiesenen Hofe wurden von den Spartiatinnen verwaltet und von an das Land gebundenen Staatssklaven den Heloten bewirtschaftet So blieb den mannlichen Vollburgern genug Zeit fur korperliche Ubung und militarischen Drill Auf diese Weise sollte erneuten Aufstanden vorgebeugt die Niederschlagung derselben vereinfacht und die Auswirkungen gering gehalten werden Die Militarisierung Spartas sowie die Ausrichtung des Staates und der Kunst auf die Hoplitenschicht fuhrten bis zum Anfang des 5 Jahrhunderts zu einem vermehrten Abflachen der nach dem Zweiten Messenischen Krieg eingesetzten Prosperierung von Kunst Kultur und zwischenstaatlichem Austausch und Engagement Fremde wurden immer weniger gern in Sparta gesehen und auch die feinen Auswuchse von Kunst und Kultur verkummerten und richteten sich auf das militarisch Gewunschte wie Kampfgesange aus 3 Messenischer Krieg oder Helotenaufstand Bearbeiten 3 Messenischer Krieg oder Helotenaufstand 464 462 54 v Chr Belagerung des Bergs Ithome nbsp Spartanischer HoplitIm Jahr 464 v Chr wurde Lakedaimonien von einem schweren Erdbeben erschuttert und die Polis Sparta stark zerstort Die darauf folgende Konfusion und Schwachung des lakedaimonischen Staates nutzten die unterdruckten Heloten Messeniens im Jahre 464 v Chr zu einem Aufstand um das spartanische Joch abzuschutteln Die spartanischen Streitkrafte hatten grosse Schwierigkeiten den Aufstand unter Kontrolle zu bekommen Eine Einnahme Spartas konnte zwar verhindert werden doch gelang es den Aufstandischen sich ahnlich wie im 1 Messenischen Krieg auf dem Berg Ithome zu verschanzen und so den Spartiaten standzuhalten Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Eindammung des Aufstandes schickten die Spartaner 463 2 v Chr eine Gesandtschaft nach Athen um dort militarische Unterstutzung zu erbitten in Athen lenkte wahrend dieser Zeit der Sparta freundlich gesinnte Kimon die Politik des Stadtstaates Kimon zog daraufhin im Jahr 462 v Chr mit einem Kontingent Hopliten gen Sparta um militarische Hilfe zu leisten In Lakedaimonien hatte sich die militarische Situation wahrend des Zeitraumes 463 2 jedoch zu Gunsten der Spartaner gewandelt und die spartanische Elite furchtete die Zunahme demokratischer Anschauungen in Lakedaimonien auf Grund der Anwesenheit der athenischen Verbande So wurden Kimon und seine Hopliten schnellstmoglich wieder zuruck nach Athen geschickt Dies wurde von Athen als Affront gewertet und belastete die Beziehungen zwischen den zwei Poleis und den sich entfaltenden Machtblocken des Peloponnesischen Bundes und des Delisch Attischen Seebundes welche bald darauf im Peloponnesischen Krieg aufeinanderprallen sollten Einzelnachweise Bearbeiten Massimo Nafissi Sparta In Kurt A Raaflaub Hans van Wees Hrsg Archaic Greece Wiley Blackwell Chichester 2013 S 120 f Siehe auch das Vorwort zu diesem Band von Raaflaub und van Wees S xx Josef Karst Eusebius Werke funfter Band Die Chronik aus dem Armenischen ubersetzt mit textkritischem Commentar Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte Bd 20 1911 Hinrichs Leipzig 1911 S 182 Digitalisat Rudolf Helm Die Chronik des Hieronymus Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte Bd 24 1913 Hinrichs Leipzig 193 S 89 Josef Karst Eusebius Werke funfter Band Die Chronik aus dem Armenischen ubersetzt mit textkritischem Commentar Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte Bd 20 1911 Hinrichs Leipzig 1911 S 185 Rudolf Helm Die Chronik des Hieronymus Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte Bd 24 1913 Hinrichs Leipzig 193 S 96 Nicht berucksichtigt wurden hierbei Spartaner minderen Ranges die Madchensohne Partheniai die daraufhin das Land verlassen und die einzige spartanische Kolonie Tarent gegrundet haben sollen Vgl Oswyn Murray Das fruhe Griechenland 1982 S 208 Quellen BearbeitenAristoteles Politik ubers v O Gigon Dusseldorf 2006 Plutarch Grosse Griechen und Romer Bd 1 6 ubers v W Wuhrmann u a Munchen u a 1954 65 Thukydides Geschichte des Peloponnesischen Krieges Griechisch Deutsch ubers v G P Landmann Darmstadt 1993 Tyrtaios In D Ebener Griechische Lyrik 2 Auflage Berlin u a 1980 Literatur BearbeitenErnst Baltrusch Sparta Geschichte Gesellschaft Kultur 2 uberarbeitete Auflage Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 41883 X Beck sche Reihe C H Beck Wissen 2083 Linda Marie Gunther Griechische Antike Francke Tubingen u a 2008 ISBN 978 3 8252 3121 7 UTB 3121 Geschichte Studium Geschichte Wolfgang Schuller Griechische Geschichte 5 uberarbeitete und erweiterte Auflage Oldenbourg Grundriss der Geschichte 1 Oldenbourg Munchen 2002 ISBN 3 486 49085 0Siehe auch BearbeitenPentekontaetie Kapitel 1 13 Peloponnesischer Krieg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Messenische Kriege amp oldid 232374535