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Die Befestigungsanlagen in Memmingen existieren zum Teil noch um den historischen Stadtkern Zu den Uberresten gehoren die unter Denkmalschutz stehende Wallanlage mit der Stadtmauer sowie die noch erhaltenen Tore und Turme Die Befestigungsanlagen dienten der Verteidigung der Stadt und als Wohnraum fur stadtische Bedienstete Die Memminger Verteidigungsanlagen um 1720Die ehemaligen drei Dorfer Memmingen die Kalchervorstadt und die Wegbachsiedlung wuchsen im Laufe der Zeit zu einer Einheit zusammen was sich auch an den Verteidigungsanlagen ablesen lasst So wurde Memmingen in drei Jahrhunderten dreimal erweitert Erst mit dem Bau des Einlasses 1475 waren mit dem Abschluss des Stadtwerdungsprozesses die Verteidigungsanlagen vollendet Sie bestanden aus 28 Toren und Turmen und einer drei Kilometer langen Stadtmauer sowie den davor liegenden Schanz Graben und Wallanlagen Inhaltsverzeichnis 1 Bis zum 12 Jahrhundert 2 13 Jahrhundert 3 14 Jahrhundert 4 15 Jahrhundert 5 16 bis 18 Jahrhundert 6 19 Jahrhundert 7 20 Jahrhundert bis heute 8 Weblinks 9 Literatur 10 EinzelnachweiseBis zum 12 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Ein Stuck der altesten noch erhaltenen Stadtmauer um 1170 1180Der erste Mauerring zog sich um die so genannte Welfenstadt Dort konnten bei Ausgrabungen rund um das Antoniterkloster Reste eines Verteidigungswalles ausgemacht werden der vermutlich bereits vor dem Jahr 1000 bestand Stadttore waren bereits zu dieser Zeit meist aus Stein gebaut sichere Anhaltspunkte dafur sind allerdings nicht vorhanden Die ersten aus Stein gemauerten Verteidigungsmauern wurden vermutlich um 1170 1180 spatestens 1230 erbaut Dazu zahlten vier Stadttore wovon eines heute noch existiert Der Mauergurtel zog sich vom nordlichen Notzentor uber das ostliche innere Kalchtor das sudliche Obertor bis zum westlichen Westertor hin Turme mussen an den vier Ecken bereits bestanden haben sie wurden jedoch uberwiegend bei den Erweiterungen abgebrochen oder umgebaut Auch ist nicht bekannt wo sich die wahrscheinlich befestigte Burg der Welfen befand Fruher vermutete man sie auf dem Gelande des spateren Antoniterklosters heute wird angenommen dass sich diese Villa bzw der Burgus in der Nahe der heutigen Kalchstrasse Ratzengraben am inneren Kalchtor befand 1 Am Hexenturm sind noch im unteren Geschoss alte Tuffsteinquader aus der Zeit um 1170 zu sehen Ebenfalls in dieser Bauphase muss der Kerkerturm und ein unbenannter Turm an der Westseite zwischen dem Kerkerturm und dem Westertor gebaut worden sein Der Stumpf dieses unbenannten Turmes wird heute als Wohnhaus genutzt Weitere Turmbauten konnten nicht nachgewiesen werden Dies hangt vermutlich mit dem kompletten Abtragen der Stadtmauer an der Ost und Sudseite anlasslich der zweiten und grossten Stadterweiterung zusammen 13 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Das Kalchtor mit Turm um 1735Nachdem die Stadt gewachsen und staufisch geworden war und sich in den Vorstadten erste Kloster niedergelassen hatten musste eine erste Erweiterung der Stadtmauer erwogen werden Bis 1268 wurde die Kalchervorstadt oder auch Stauferstadt genannt mit einem Mauergurtel versehen Im Zuge dieser Erweiterung wurde die bis Mitte des 19 Jahrhunderts bestehende Ostgrenze der Stadt erreicht Es entstand der Hafendeckelturm der Hexenturm erhielt seine heutige Grosse und ein Turm wurde an der heutigen Kreuzung Bahnhofs Maximilianstrasse einer in der Hohe der heutigen Rosengasse errichtet Den Abschluss der Kalchervorstadt bildete das Kalchtor auch Augsburger Tor genannt 14 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Lindauer Tor nbsp Die heutige Altstadt Deutlich erkennbar sind die ehemalige Stadtgrenze in der Mitte mit dem Weinmarkt und der ehemalige Stadtgraben Die zweite Stadterweiterung war die grosste Erweiterung Memmingens im Mittelalter Der Wegbachsiedlung oder auch Oberstadt genannte Bereich umschloss die Flache vom Weinmarkt im Norden bis zur Hohen Wacht im Suden Bei dieser Erweiterung wurde der gesamte sudliche Teil der bisherigen Stadtmauer abgebrochen die Stadtgraben die zum Teil heute noch zu erkennen sind wurden aufgefullt Bei der Sanierung der Maximilianstrasse im Jahr 2006 wurden Reste der Verteidigungsanlagen in Form von Holzpalisaden gefunden die vermutlich vor der eigentlichen Stadtmauer als zusatzliche Abwehr von Feinden gedient haben Von den Mauern selbst ist nach heutigem Forschungsstand nichts mehr erhalten geblieben Die rege Bautatigkeit am Weinmarkt und an der Maximilianstrasse beseitigte die letzten Reste der Mauern Allerdings kann man die damalige Wallanlage noch an der fur Memminger Verhaltnisse untypischen breiten Strasse erkennen Von 1340 bis 1395 wurden insgesamt drei neue Tore das Lindauer Tor das Kempter Tor und das Lindentorlein als Fussgangertor sowie mehrere neue Turme errichtet Im Westen entstanden funf Turme zwischen der Hohen Wacht und dem Lindauer Tor einer zwischen dem Schweizer Berg und dem Lindauer Tor einer am Schweizer Berg Der Osten der Stadt wurde relativ schwach mit Verteidigungsanlagen ausgestattet da dort der Haienbach zum so genannten Gschwollt Wasser gestaut wurde das es Angreifern fast unmoglich machte von Osten die Stadt zu ersturmen Der gesamte Osten wurde durch das Anstauen des Baches zu einem sumpfigen Gelande mit einem etwa 20 Zentimeter hohen Wasserstand Um die gesamte Stadt wurde ein Graben gezogen der auf der Ost und Sudseite sehr flach verlief da auch dort der Schutz durch verschiedene Bache gegeben war Der Norden und der Westen konnten verhaltnismassig schlecht verteidigt werden was ein ausgeklugeltes System von Schanzen Graben und Mauern notig machte 15 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Der Memminger Stadtgraben im Sudosten beim Grossen PechturmBei der dritten Stadterweiterung wurde die so genannte Ulmer Vorstadt in die Verteidigungsanlagen einbezogen Es entstand das Ulmer Tor als nordlichstes Stadttor Flankiert wurde es von dem Luginslandturm und dem weissen Mehlsackturm An der Ostseite entstand der Bettelturm als weiterer Verteidigungsturm An der Westseite sollte der Schwalbenschwanzturm die Verteidigung der Stadt sichern Diese Bauarbeiten waren 1445 abgeschlossen Als letzter Bauabschnitt wurde der Einlass an der Ostseite anstelle des alten Wachterhauschens 1475 erbaut Die grossten Schanzanlagen der Stadt wurden an der Westseite der Ulmer Vorstadt erbaut Durch das ansteigende Gelande mussten die Stadtbaumeister mit besonderem Bedacht vorgehen da kein Wassergraben moglich war Gleichzeitig mit der Ummauerung der Ulmer Vorstadt entstanden im Suden der Stadtmauer das Grosse Rondell und die Hohe Wacht mit der Nudelburg sowie Schanzmauern um die gesamte Stadt 16 bis 18 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Die Belagerung Memmingens 1634 durch die Schweden im Dreissigjahrigen Krieg nbsp Der Plan des franzosischen Kriegsingenieurs Tardiff Memmingen zur Festung auszubauen Memmingen wurde bis 1525 nie belagert oder eingenommen Erst bei den Bauernaufstanden versuchten die Bauern die Stadt zu ersturmen Im Dreissigjahrigen Krieg wurde Memmingen mehrmals belagert und erstmals eingenommen worunter die Verteidigungsanlagen der Stadt stark litten Eines der heftigsten Gefechte war die Belagerung und Einnahme durch die bayerischen und kaiserlichen Truppen 1647 Dabei wurde fast die gesamte westliche Stadtmauer von Artilleriegeschutzen so stark zerstort dass danach das Lindauer Tor und das Wester Tor neu aufgebaut werden mussten Auch die Ostseite wurde mit der Zerstorung des Kalchtores stark in Mitleidenschaft gezogen Lediglich der Norden und Suden der Stadt blieben verschont Dies verdankte die Stadt der strategisch gunstigen Ausgangslage im Norden und den gut ausgebauten Schanzanlagen im Suden Hier konnten selbst die neuartigen Kanonen nichts ausrichten Danach waren jedoch eine Verstarkung und ein Ausbau der Schanzen und Wallanlagen notig Diese wurden teilweise weit vor die Stadt verschoben Allerdings half dies nicht gegen den Uberraschungsangriff der bayerischen Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg 1702 wurde die Stadt ebenso wie Ulm uberrumpelt nach drei Tagen eingenommen und damit erstmals bayerisch Kurfurst Maximilian II errichtete fur seine Truppen an der Westseite der Stadtmauer die Rote und die Schwarze Kaserne Memmingen sollte 1702 zur bayerischen Landesfestung ausgebaut werden Das Projekt kam allerdings durch den baldigen Abzug der Bayern und die Ruckgabe Memmingens als freie Reichsstadt ans Reich nicht zustande Nach den Planen des franzosischen Kriegsingenieurs Tardiff sollten vor die eigentlichen Stadtbefestigungsanlagen weitere kompliziert gebaute Umwallungssysteme mit 34 Schanzen gebaut werden Damit ware Memmingen damals praktisch uneinnehmbar geworden 2 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Das Notzentor vor seinem Abbruch nbsp Stadtmauerpartie um das Kalchtor wahrend des AbbruchsNach der Belagerung und Einnahme der Stadt durch die Bayern im napoleonischen Krieg liess Napoleon den Befehl erteilen die Stadtverteidigungsanlagen zu schleifen Nur durch Bitten der Stadtbevolkerung und die Vermittlung des Freiherrn von Lupin wurde Napoleon dazu bewegt lediglich die vier grossten und wichtigsten Turme abbrechen zu lassen So fielen der Luginsland und der weisse Mehlsack der Ulmer Vorstadt der Hafendeckelturm der Kalchervorstadt der grosse Pechturm sowie der Turm der Hohen Wacht Samtliche Schanzanlagen mussten abgetragen und die Wassergraben eingeebnet werden Bereits wenige Jahre spater liess der damalige Burgermeister von Zoller einen Stadtgraben im Norden der Stadt den Ratzengraben auffullen und daraus eine Parkanlage der heutige Zollergarten entstehen Ausserdem liess er einen Teil der Stadtmauer auf eine Hohe von etwa 2 5 Meter und Teile der Wehrgange abtragen Die grosste Abbruchwelle der Stadtverteidigungsanlagen trat mit dem Bahnbau ab 1863 ein Fast der gesamte Ostteil der Wehranlagen wurde abgebrochen darunter der die Wasserkunst schutzende Wasserturm das Kalchtor das Lindentorlein und der kleine Pechturm Um diese Zeit wurde auch das Notzentor das letzte Tor in der ursprunglichen Gestalt aus dem 13 Jahrhundert abgebrochen Die Burger der Ulmer Vorstadt fuhlten sich durch die enge Tordurchfahrt wirtschaftlich im Hintertreffen Gegen den Abbruch des Kempter Tores durch die Wegbachvorstadt schritt das Bayerische Denkmalamt in Augsburg ein Es erlaubte lediglich einen Mauerdurchbruch an der Ostseite damit die grosser gewordenen Fuhrwerke ungehindert in die Stadt fahren konnten Diese Abbruche waren die letzten Die noch vorhandenen Tore und Turme wurden bis nach dem Zweiten Weltkrieg als Wohnungen benutzt 20 Jahrhundert bis heute BearbeitenDie beiden Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945 gingen fast spurlos an den Verteidigungsanlagen voruber da sich die Angriffe auf das Bahnhofsareal im Osten beschrankten und dort bereits im 18 Jahrhundert bis auf den Pulverturm alles abgebrochen und eingeebnet worden war nbsp Die Stadtmauerpartie in der Ulmer Vorstadt von 1445Heute werden die Tore die Turme die Stadtmauer und die verbliebenen Graben sorgsam gepflegt Die Wehranlage mit ihren funf Toren funf Turmen und der etwa 1 4 Kilometer langen Stadtmauer gilt als eine der besterhaltenen Stadtverteidigungsanlagen Deutschlands Die Stadtmauer rund um die Hohe Wacht wurde in die Hallersche Liste aufgenommen in der die wichtigsten und besterhaltenen Wehranlagen des Mittelalters aufgefuhrt sind Die Tore und Turme werden von den verschiedenen Gruppen des Fischertagsvereins genutzt Die im 19 Jahrhundert aufgefullten Graben werden meist als Parklandschaften genutzt Lediglich an der Westseite hat man Stadtvillen gebaut und grosse Garten angelegt Fast um die gesamte Altstadt ist ein Grungurtel entstanden der nur im Osten durch den Bahnhof und die angrenzende Bebauung durchschnitten wird Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtbefestigung Memmingen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenChristian Kayser Die Stadtmauer von Memmingen In Christoph Engelhard Historischer Verein Memmingen e V Hrsg Wissenschaftliche Reihe zur Memminger Geschichte Band 8 Memminger MedienCentrum AG Memmingen 2016 ISBN 978 3 946241 08 9 Michael Dapper Die Besiedlungs und Stadtgeschichte Memmingens aus archaologischer Sicht In Joachim Jahn Hans Wolfgang Bayer Hrsg Die Geschichte der Stadt Memmingen Band 1 Von den Anfangen bis zum Ende der Reichsstadt Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1315 1 S 21 73 hier S 34 48 Karl Fackler Das alte Memmingen Verlags und Druckereigenossenschaft Memmingen Memmingen 1929 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Dapper Die Besiedlungs und Stadtgeschichte Memmingens aus archaologischer Sicht In Joachim Jahn Hans Wolfgang Bayer Hrsg Die Geschichte der Stadt Memmingen Band 1 Von den Anfangen bis zum Ende der Reichsstadt Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1315 1 S 21 73 hier S 35 Gunther Bayer Memmingen Alte Ansichten aus Stadt und Land Verlag Memminger Zeitung Memmingen 1990 ISBN 3 9800649 9 9 S 32 f Karte mit allen verlinkten Seiten OSM WikiMap Memminger Befestigungsanlagen StadttoreEinlass Inneres Kalchtor Kalchtor Kempter Tor Lindauer Tor Lindentorlein Notzentor Obertor Ulmer Tor WestertorWehrturmeBettelturm Grosser Pechturm Hafendeckelturm Hexenturm Kerkerturm Kleiner Pechturm Luginsland Pulverturm Schwalbenschwanzturm Soldatenturm Wasserturm Welfenturm Weisser Mehlsack Zwingerturm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Memminger Befestigungsanlagen amp oldid 233784654