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Die Matterhornbahn ist eine von vielen Eisenbahnstrecken im hochalpinen Alpenraum der Schweiz die in der Belle Epoque geplant jedoch nie realisiert wurden 1890 erstmals projektiert sollte sie in Fortsetzung der Visp Zermatt Bahn Eroffnung 1891 von Zermatt 1608 m u M ins Zentrum der Walliser Alpen fuhren ein Zweig auf den Gornergrat 3135 m u M der andere auf das Matterhorn 4478 m u M Im Gegensatz zur Gornergratbahn deren Eroffnung am 20 August 1898 gefeiert werden konnte wurde die Matterhornbahn nie realisiert Zeichnung der Gornergrat links und der Matterhornbahn rechts von Xaver Imfeld Inhaltsverzeichnis 1 Projektgeschichte 1 1 Projektierter Streckenverlauf 1 2 Wasserkraft zur Stromversorgung 1 3 Photogrammetrische Vermessung 2 Scheitern des Projekts 3 Literatur 4 Weblinks 5 NachweiseProjektgeschichte Bearbeiten nbsp Xaver Imfeld Projektverfasser der MatterhornbahnZusammen mit dem Bieler Buchdrucker und Unternehmer Leo Heer Betrix 1835 1890 reichte Xaver Imfeld 1853 1909 der beruhmteste Ingenieur Topograph der damaligen Zeit 1 am 22 August 1890 ein Konzessionsgesuch fur den Bau der Zermatter Hochgebirgsbahnen auf den Gornergrat und das Matterhorn ein Imfeld war bereits mit Eisenbahnprojekten wie der Visp Zermatt Bahn in Erscheinung getreten 1896 war er auch am Projekt der Jungfraubahn beteiligt Das Sieben Millionen Franken Projekt im Wallis sollte in nur vier Jahren realisiert werden Empfanger des Konzessionsgesuchs war der Vorsteher des damaligen Post und Eisenbahndepartements Bundesrat Emil Welti Weder der Bundesrat noch der National oder der Standerat opponierten gegen das Projekt Die Medien liessen ebenso keine Kritik daran verlauten 2 Eher das Gegenteil war der Fall So berichtete das Berner Tagblatt am 22 Juni 1892 Das Eisenbahnprojekt Zermatt Gornergrat und Matterhorn ist ein Doppelprojekt und soll eine bequeme Verbindung des Bahnhofs Zermatt mit den beiden genannten Aussichtspunkten bezwecken Das Pferdematerial reicht nach Aussage der Konzessionare schon jetzt nicht aus allen Anforderungen zu entsprechen und die in Betrieb gesetzte Linie Visp Zermatt werde noch viele schwachliche Personen zufuhren denen eine leichte Beforderung zu den schonsten Aussichtpunkten eine wahre Wohltat sei Die Projektierung visionarer Eisenbahnprojekte erlebte Ende des 19 Jahrhunderts eine einzigartige Konjunktur zum Beispiel in Savoyen mit der Planung einer Bahn auf den Mont Blanc Diese Konkurrenz sorgte uber die Region hinaus fur politischen Ruckenwind fur Projekte wie die Matterhornbahn deren Endstation die hochste der Welt werden sollte 3 Projektierter Streckenverlauf Bearbeiten nbsp Langenprofil der projektierten Gornergrat und MatterhornbahnDie erste Teilstrecke sollte eine mit Dampf betriebene Adhasionsbahn bilden die ab Zermatt durch einen 180 Meter langen Tunnel unter dem Dorfhugel und jenseits des Triftbachs entlang zum Zmuttbach fuhren sollte um nach dessen Uberquerung die Abzweigungsstation Gorge zu erreichen Die Konstruktion der Bahn hatte dabei analog der Visp Zermatt Bahn erfolgen sollen um die neue Strecke mit den vorhandenen Fahrzeugen befahren zu konnen Meterspur zweiteilige Abt sche Zahnstangen Von Gorge aus sollte eine Verbindungsstrecke mittels Spitzkehre nach Uberquerung der Matter Vispa zur Station Moos fuhren dem Ausgangspunkt der Gornergratbahn Der Hauptstrang der Bahn sollte als Zahnradbahn zum Weiler Zum See weitergefuhrt werden dem Beginn der eigentlichen Matterhornbahn Deren erster Abschnitt hatte mit einer elektrischen Drahtseilbahn zur Station Schafberg fuhren sollen wobei dasselbe Konstruktionssystem wie bei der 1890 eroffneten Luganeser San Salvatore Bahn angewandt werden sollte 0 80 Meter Spurweite zweiteilige Abt sche Zahnstangen Motor in der Mitte der Seillange die Wagen begegnen sich in der Mitte und bedingen dort ein Umsteigen der Reisenden 4 Eine elektrische Zahnradbahn hatte den zweiten Abschnitt gebildet die Stationen Schwarzsee und Hornli stellenweise durch Tunnels passieren und die nach Edward Whymper dem Erstbesteiger des Matterhorns genannte Whymperhutte erreichen sollen unterirdische Umsteigestation Im dritten Abschnitt ware wieder eine Drahtseilbahn eingesetzt worden die in einem extrem steilen Tunnel oder einem tonnlagigen Schacht bis kurz unter den Gipfel des Matterhorns gefuhrt hatte Dort wurde eine Galerie mit Raumen fur die Restauration das Betriebspersonal die Bergfuhrer und Schlafkabinen projektiert Der Zeitplan war ambitioniert Im ersten Jahr sollten die Verbindungsbahnen nach Moos und Zum See erstellt werden im zweiten die Seilbahnen nach Riffelalp Gornergratbahn und Schafberg Matterhornbahn im dritten Jahr die Drahtseilbahnen auf den Gornergrat und zur Whymperhutte und schon im vierten Jahr die Seilbahn auf das Matterhorn Wasserkraft zur Stromversorgung Bearbeiten Ausser den Verbindungen von Zermatt nach Moos und Zum See sollten sowohl die Gornergrat als auch die Matterhornbahn elektrisch betrieben werden Dazu schlugen die Konzessionare vor zu diesem Zwecke unter Benutzung der reichlichen Wasserkrafte der Gegend eine centrale Installation zu errichten welche event auch Kraft zu Beleuchtungszwecken etc abgeben kann Von einer Nutzung der Kohle rieten die Konzessionare explizit ab Einerseits sei sie zu teuer und andererseits solle sie die reine Bergluft welche die Reisenden ja aufsuchen nicht verunreinigen 5 Photogrammetrische Vermessung Bearbeiten nbsp Skizze der Stationsanlage auf dem Gipfel des Matterhorns dessen Hohe hier mit 4 505 m u M angegeben wird Fur die Detailplanung und das Bauprojekt konnte das offizielle Kartenwerk nicht genugen denn der Topographische Atlas der Schweiz Siegfriedkarte gibt das Matterhorn nur im Massstab 1 50 000 wieder Xaver Imfeld musste eine genauere und detailliertere Vermessung des Gipfels ins Auge fassen Gerade fur die Planung dieser speziellen Bahn waren exakte Hohenangaben unentbehrlich Dabei wandte Imfeld der zuvor als Topograf fur das Eidgenossische Topographische Bureau gearbeitet hatte 6 als einer der ersten in der Schweiz die Bildmessung Photogrammetrie an Mit diesem Verfahren liessen sich die entsprechenden Berechnungen auf Basis von Fotografien machen 7 Imfeld verwendete einen photogrammetrischen Theodolit von der Firma Kern amp Co in Aarau mit dem er 1891 uber 800 Hohenpunkte mehrfach bestimmte Nach dem Scheitern des Bahnprojekts verwertete er seine photogrammetrische Vermessung fur die Modellierung seines beeindruckenden Reliefs des Matterhorns 1 5000 das er 1896 an der Landesausstellung in Genf prasentierte 8 Scheitern des Projekts BearbeitenZwar erteilte der Bundesrat am 20 Juni 1892 die Konzession fur die Matterhornbahn die Bauarbeiten begannen trotzdem nicht Xaver Imfeld erkrankte und sah keine baldige Gesundung Er trat seine Konzession darum an den Bieler Architekten August Haag ab 1895 ubernahm Haag die Konzession der Witwe des bereits 1890 verstorbenen Heer Betrix meldete dem Bundesrat jedoch sogleich dass er die Realisierung der Gornergratbahn jener auf das Matterhorn vorzuziehen gedenke Schon am 20 August 1898 konnte diese Strecke in Betrieb genommen werden 9 Die Gornergratbahn wurde allerdings entgegen dem Projekt hier als reine Zahnradbahn ohne Seilbahnabschnitt erbaut Doch das Projekt Matterhornbahn war damit noch nicht vom Tisch Ende 1906 erfolgte ein leicht angepasstes Konzessionsgesuch wiederum aus Imfelds Feder Diesmal war der Lausanner Mineraloge Henri Golliez an seiner Seite und die Kosten wurden auf 10 Millionen Franken geschatzt Doch im Gegensatz zum Projekt von 1890 wurde dieses nicht mehr einfach durchgewinkt Bereits das Post und Eisenbahndepartement meldete vor allem aus Sicherheitsgrunden Bedenken an Uberdies kuhlte sich das Eisenbahnfieber der Bevolkerung merklich ab und machte einer kritischen Sichtweise auf ambitionierte Projekte dieser Art Platz 10 Wichtigster Wortfuhrer der Opposition gegen Bergbahnen dieser Art wurde der in diesem Kontext eben erst gegrundete Schweizer Heimatschutz zusammen mit dem Schweizer Alpen Club und den naturforschenden Gesellschaften Neben der Publikation zahlreicher Artikel lancierte die Opposition eine Petition gegen die Matterhornbahn Mit knapp 70 000 Unterschriften stellte diese die bisher grosste und spektakularste Unterschriftensammlung im noch jungen Bundesstaat 11 dar Zum Scheitern des Projekts trug jedoch nicht in erster Linie der Widerstand gegen die Bergbahn bei sondern eher die Frage der Finanzierung Dass die Kosten im Konzessionsgesuch zu niedrig geschatzt worden waren fiel schon 1891 auf So berichtete die Schweizerische Bauzeitung dass ein Tunnel von uber 70 Steigung nicht mehr als Tunnelbau sondern eher als tonnlagiger Schacht zu betrachten ist und dass daher dessen Baukosten wesentlich hoher anzusetzen sind Ferner mussen die erheblichen Schwierigkeiten welche Arbeiten in so ungewohnlicher Hohenlage entgegenstehen bei der Berechnung auch noch in Betracht gezogen werden 12 Nicht nur wurden die Kosten zu niedrig angesetzt auch kostentreibende geologische und klimatische Studien waren nur ungenugend in das Projekt eingeflossen Der Grund dafur lag einerseits in der Befurchtung die Konkurrenz konnte das bereits 1891 in der Bauzeitung publizierte Projekt umsetzen Kosten und Zeitplane bildeten jedoch das entscheidende Kriterium fur die Bewilligung einer Konzession Den Zuschlag erhielt jener Petent der fur eine geringere Summe eine fruhere Fertigstellung garantierten konnte Dieses Moment bildet ein entscheidendes Indiz dafur warum die Plane so straff kalkuliert worden waren Kostenuberschreitungen nach der Genehmigung konnten nicht zu einem Ruckzug der Konzession fuhren zu realistische Finanzplane aber zu einer Nicht Vergabe der Konzession 13 Die Kosten wurden zum Dritten darum knapp kalkuliert um Investoren gewinnen und ihnen eine gute Rendite in Aussicht stellen zu konnen 1909 starb 56 jahrig Xaver Imfeld an einem Herzinfarkt und nur vier Jahre spater Henri Golliez erst 52 jahrig Durch den Tod sowohl des leitenden Ingenieurs als auch des Initiators und im Jahr darauf mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs endete der Traum einer Bergbahn auf das Matterhorn Literatur BearbeitenStefanie Niesner Ingenieur vs Berg Der Kampf ums Matterhorn Eine kritische Betrachtung der Konzessionsantrage fur das nicht verwirklichte Projekt einer Matterhornbahn in historioPLUS 3 2016 28 57 Digitalisat Martin Rickenbacher Wie hoch ist der Berg der Berge in Das Matterhorn im Kartenbild Cartographica Helvetica 51 2015 S 34 45 doi 10 5169 seals 513716 Heinz Schild Visionare Bahnprojekte Die Schweiz im Aufbruch 1870 1939 AS Verlag Zurich 2013 ISBN 978 3 906055 13 8 Heinz Schild Der gescheiterte Kampf fur eine Matterhorn Bahn in Cartographica Helvetica 51 2015 S 59 62 doi 10 5169 seals 513721 Zermatter Hochgebirgs Bahnen Artikel uber das Projekt Matterhornbahn basierend auf den Unterlagen von Xaver Imfeld In Schweizerische Bauzeitung 17 18 1891 Heft 23 S 145 147 doi 10 5169 seals 86120 Weblinks BearbeitenBotschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend Konzession einer Eisenbahn von Zermatt auf den Gornergrat und auf das Matterhorn vom 30 Januar 1892 Digitalisat des Schweizerischen Bundesarchivs Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend Ubertragung und Abanderung der Konzession fur die Eisenbahn von Zermatt auf den Gornergrat und auf das Matterhorn sowie Fristverlangerung fur die Linie von Zermatt auf den Gornergrat vom 18 Juni 1894 Digitalisat des Schweizerischen Bundesarchivs Nachweise Bearbeiten Heinz Schild Der gescheiterte Kampf fur eine Matterhorn Bahn in Cartographica Helvetica 51 2015 S 59 doi 10 5169 seals 513721 Heinz Schild Visionare Bahnprojekte Die Schweiz im Aufbruch 1870 1939 AS Verlag Zurich 2013 S 170 Heinz Schild Der gescheiterte Kampf fur eine Matterhorn Bahn In Cartographica Helvetica Band 51 2015 S 59 doi 10 5169 seals 513721 Konzessionsgesuch 1890 1892 Schweizerisches Bundesarchiv E53 1000 893 7467 Projekt der Zermatter Hochgebirgs Bahnen Gornergrat und Matterhorn vom 22 August 1890 in Schweizerisches Bundesarchiv E53 1000 893 7467 Martin Rickenbacher Xaver Imfeld und das Eidgenossische Topographische Bureau 1876 1890 In Geomatik Schweiz Band 107 Nr 11 2009 S 549 554 doi 10 5169 seals 236643 Martin Rickenbacher Wie hoch ist der Berg der Berge In Das Matterhorn im Kartenbild Cartographica Helvetica 51 2015 S 40 doi 10 5169 seals 513716 Catalogue special der Groupe XX Cartographie der Exposition Nationale Suisse Geneve 1896 S 39 Nr 1714 Stefanie Niesner Ingenieur vs Berg Der Kampf ums Matterhorn Eine kritische Betrachtung der Konzessionsantrage fur das nicht verwirklichte Projekt einer Matterhornbahn In historioPLUS Band 3 2016 S 37 38 Digitalisat Stefanie Niesner Ingenieur vs Berg Der Kampf ums Matterhorn Eine kritische Betrachtung der Konzessionsantrage fur das nicht verwirklichte Projekt einer Matterhornbahn In historioPLUS Band 3 2016 S 39 Digitalisat Heinz Schild Der gescheiterte Kampf fur eine Matterhorn Bahn In Cartographica Helvetica Band 51 2015 S 61 doi 10 5169 seals 513721 Zermatter Hochgebirgs Bahnen Artikel uber das Projekt Matterhornbahn basierend auf den Unterlagen von Xaver Imfeld In Schweizerische Bauzeitung 17 18 1891 Heft 23 S 147 doi 10 5169 seals 86120 Stefanie Niesner Ingenieur vs Berg Der Kampf ums Matterhorn Eine kritische Betrachtung der Konzessionsantrage fur das nicht verwirklichte Projekt einer Matterhornbahn in historioPLUS 3 2016 49 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matterhornbahn amp oldid 222522634