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Die Marssonina Blattfallkrankheit ist eine durch eine Infektion mit dem Pilz Diplocarpon mali hervorgerufene Erkrankung von Apfelbaumen An stark befallenen Baumen kann es zu einem Verlust eines Grossteils der Blatter kommen Wahrend die Krankheit fruher nur in Asien und Amerika vorkam tritt sie seit Beginn des 21 Jahrhunderts zunehmend auch in Europa auf Marssonina BlattfallkrankheitBefallenes BlattSystematikUnterabteilung Echte Schlauchpilze Pezizomycotina Klasse LeotiomycetesOrdnung HelotialesFamilie DrepanopezizaceaeGattung DiplocarponArt Marssonina BlattfallkrankheitWissenschaftlicher NameDiplocarpon maliY Harada amp SawamuraAufgrund der schwarzen Flecken die nach der Infektion auf den Laubblattern auftreten wird die Erkrankung auch als Marssonina Blattfleckenkrankheit bezeichnet International wird die Erkrankung als Marssonina blotch oder als Marssonina leafspot bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Erreger 1 1 Makroskopische Merkmale 1 2 Mikroskopische Merkmale 1 3 Taxonomie 1 4 Epidemiologie 1 5 Infektionszyklus 2 Symptome 3 Bekampfung 4 EinzelnachweiseErreger BearbeitenMakroskopische Merkmale Bearbeiten Auf den Blattern von verschiedenen Apfelarten sind kleine 5 bis 10 mm grosse graulich braune am Rande auch etwas violette Flecken sichtbar die durch die Nebenfruchtform produziert werden Die Flecken konnen verlangert sein bzw ineinander uberfliessen was ihnen eine unregelmassige Form verleiht 1 Mikroskopische Merkmale Bearbeiten Auf den auf dem Baum bleibenden Blattern werden nur Konidien der Nebenfruchtform Marssonina coronaria produziert Fruchtkorper der Hauptfruchtform Diplocarpon mali bilden sich laut Literatur auf den am Boden uberwinterndenen Blattern Diese Fruchtkorper sind becherformige Apothezien die 120 bis 220 µm breit und 100 bis 150 µm hoch werden Die Schlauche sind breit keulenformig bis langlich mit 55 78 µm Breite und 14 18 µm Lange und beinhalten immer acht Ascosporen Diese sind meist einfach septiert langlich bis elliptisch gerade oder gekrummt hyalin und messen 23 33 µm Lange und 5 6 µm Breite Zwischen den Schlauchen werden fadenformige Paraphysen gebildet die ein bis zweifach septiert sind an der Spitze meist leicht verbreitert sind und dieselbe Hohe wie die Schlauche erreichen 1 In Europa konnten Ascosporen oder die dazugehorigen Fruchtkorper jedoch bisher nicht nachgewiesen werden Die Konidien der Nebenfruchtform werden in konzentrischen Acervuli gebildet Sie sind tiefschwarz linsenformig und 100 bis 200 µm im Durchmesser Es werden keulenformige Konidientrager gebildet auf denen dann die Sporen abgeschnurt werden Diese sind ampullenformig hyalin und 4 6 1 2 µm gross 1 Taxonomie Bearbeiten Das Basionym von Diplocarpon mali geht auf den deutschen Botaniker und Mykologen Paul Christoph Hennings zuruck der den Pilz 1905 erstmals unter dem Namen Marssonia mali beschrieb 2 Die durch den Pilz hervorgerufene Blattfleckenkrankheit wurde erstmals 1903 durch Job Bicknell Ellis und J J Davis unter dem Namen Ascochyta coronariae ELLIS amp DAVIS beschrieben 1912 wurde er durch P A Saccardo amp J Dearness in die Ordnung Melanconiales eingeteilt weshalb er ab diesem Zeitpunkt als Marssonia coronariae SACC amp DEARN bezeichnet wurde 3 Dabei wurde durch die Mykologen allerdings nicht beachtet dass die Gattung Marssonia bereits 1906 durch Magnus in Marssonina umbenannt worden war 4 Die korrekte Benennung als Marssonina coronariae erfolgte dann 1914 durch Davis Auch die Bezeichnungen A coronariae und M coronaria waren fehlerhaft da die grammatikalisch korrekte Form A coronaria und M coronaria gewesen ware 1974 wurde Marssonina coronariae schliesslich als Anamorphe der Hauptform Diplocarpon mali zugeordnet 1 Als Vertreter der Gattung Diplocarpon ist der Erreger der Marssonina Blattfleckenkrankheit verwandt mit Diplocarpon rosae dem Erreger des Sternrusstau der Rose Nicht naher verwandt ist der Pilz dagegen mit Ophiognomonia leptostyla dem Erreger der Marssonina Blattfleckenkrankheit der Walnuss Epidemiologie Bearbeiten Der Pilz befallt Pflanzen aus der Gattung Malus Die Hauptwirtspflanze ist der Kulturapfel Malus x domestica aber auch Zier und Wildformen wie der Kirschapfel Malus baccata konnen befallen werden 5 Beschrieben wurde ausserdem ein Befall von Zierquitten Chaenomeles 6 Beim Kulturapfel scheinen einige Apfelsorten besonders anfallig fur die Infektion mit Diplocarpon mali zu sein dazu gehoren die in Europa im Erwerbsobstanbau verbreiteten Sorten Topaz Gala Jonagold Golden Delicious und Luna In Asien wurde eine hohe Empfindlichkeit der Sorte Fuji festgestellt 5 Das Hauptverbreitungsgebiet des Pilzes liegt in Asien China Indien Japan Korea und Taiwan 7 1907 wurde der Pilz als neuer Erreger einer Pflanzenkrankheit in Japan beschrieben wo er dann in den 1910er Jahren zu grossen Verlusten im Apfelanbau gefuhrt hat Durch den Einsatz von kupferhaltiger Bordeauxbruhe als Fungizid konnte die Infektion weitgehend zuruckgedrangt werden 8 In Korea stellt die Infektion die wirtschaftlich bedeutendste Pflanzenkrankheit im Erwerbsanbau von Apfeln dar 7 Ausserdem kommt der Pilz in den USA Wisconsin Kanada und Sudamerika Brasilien Panama vor 5 Bis auf einen historischen Nachweis in Rumanien galt Europa bis zur Jahrtausendwende als frei von der Infektion 5 Zum ersten Mal wurde Diplocarpon mali hier in den Jahren 2001 und 2002 in Forno Canavese in der italienischen Provinz Turin nachgewiesen 9 2010 trat die Krankheit zum ersten Mal in Deutschland in einem biologisch bewirtschafteten Obstbaubetrieb in Baden Wurttemberg auf 2011 wurde der Erreger dann in verschiedenen Landesteilen Baden Wurttembergs 8 und 2012 auch in Hessen 7 nachgewiesen Die tatsachliche aktuelle Verbreitung in Deutschland ist bisher unklar Es wird angenommen dass sich der Pilz mittlerweile flachendeckend in Baden Wurttemberg angesiedelt hat Unklar ist auch ob die Infektion nicht bereits langer in Deutschland etabliert war und die Symptome nur durch die in drei Folgejahren feuchten Sommer der Jahre 2010 bis 2012 besonders auffallig wurden Vergleichbare Symptome waren vereinzelt schon vor 2010 in Baden Wurttemberg beobachtet worden ohne dass der Erreger nachgewiesen werden konnte 8 Bisher waren von Infektionen vor allem okologisch bewirtschaftete Apfelanlagen und Anlagen mit schorfresistenten Sorten betroffen was darauf zuruckgefuhrt wird dass hier deutlich weniger Fungizide gegen den Apfelschorf Venturia inaequalis eingesetzt werden durch die auch Diplocarpon mali bekampft wird Auch in Hausgarten und auf Streuobstwiesen in denen keine Fungizide angewendet werden sind Ausbruche beobachtet worden In Osterreich wurde eine Infektion mit Diplocarpon mali erstmal im August 2011 in den Orten Mellach Rothgmos Kopfing in der Steiermark und in Puch in Niederosterreich nachgewiesen Hier hatte der Pilz Baume verschiedener Apfelsorten in biologisch bewirtschafteten Intensivobstanlagen sowie im Streuobst befallen 10 Im Jahr 2011 trat die Erkrankung auch zum ersten Mal in der Schweiz auf Hier waren Biobetriebe in der Bodenseeregion betroffen 5 Auf naturliche Weise breitet sich der Pilz uber Konidien sowie vermutlich auch uber Ascosporen mit dem Wind sowie uber Wasser aus Bisher ist nicht bekannt uber welche Distanzen sich die Sporen uber den Wind ausbreiten konnen man geht aber von eher kleinen Distanzen aus Ein Ausbreitung uber Insekten uber weitere Distanzen kommt in Betracht 7 Bei Neupflanzungen kann der Erreger uber das Pflanzgut verbreitet werden wenn an den Jungpflanzen noch Laub oder Laubreste vorhanden sind Auch uber an Werkzeugen oder Maschinen anhaftende Sporen oder infizierte Blatter ist eine Einschleppung in bisher freie Anlagen moglich 7 Eine Verschleppung uber infizierte Fruchte wird als potentiell moglich praktisch aber unwahrscheinlich angesehen da Fruchte zur Verwertung bestimmt sind aber in der Regel nicht in fremde Obstanlagen verbracht werden 5 Die genauen Verbreitungswege der Infektion nach und in Europa konnten bisher nicht identifiziert werden 5 Infektionszyklus Bearbeiten Der Infektionszyklus ist aktuell nicht vollstandig erforscht Von im Winter sich bildenden Fruchtkorpern der Hauptfruchtform Apothecien werden laut Literatur Ascosporen freigesetzt von denen die Primarinfektion im Fruhjahr ausgeht 1 Das Vorkommen von Ascosporen konnte in Europa jedoch bisher nicht nachgewiesen werden Im Sommer bilden sich die Fruchtkorper der ungeschlechtlichen Fortpflanzungsform Acervuli mit Konidien Nebenfruchtform Marssonina coronaria Die Konidien sind zweizellig eingeschnurt und haben eine mittlere Grosse von 20 8 µm Die Konidien von denen die Sekundarinfektion ausgeht werden durch Wind und Regen verbreitet Bei einer langeren Schlechtwetterperiode kann es zu einer epidemischen Ausbreitung der Infektion kommen Im Herbst bilden sich dann wieder die Fruchtkorper der Hauptfruchtform Diplocarpon mali die wieder im Falllaub uberwintern 5 Fur seine optimale Entwicklung benotigt der Pilz eine langere Periode mit feuchtem Wetter und moderaten Temperaturen um 20 25 C wahrend der die Blattoberflache langere Zeit befeuchtet ist Ein Keimen des uberwinterten Pilzes ist allerdings schon bei Temperaturen ab 5 C moglich Symptome BearbeitenSymptome der Infektion bilden sich im Sommer nach langeren Regenzeiten aus Zuerst sind grauschwarze diffuse Blattflecken auf den Blattoberseiten erkennbar Diese breiten sich zunehmend aus und laufen mit der Zeit ineinander Die infizierten Zellen sterben ab wodurch es zu einer nekrotischen Sprenkelung der Blatter kommt die auf der Blattoberseite deutlicher zu erkennen ist als auf der Blattunterseite Schliesslich brechen auf der Blattoberflache kleine runde bis ovale schwarze Fruchtkorper durch die als Acervuli bezeichnet werden Vor allem bei langer anhaltender warm feuchter Witterung kann innerhalb kurzer Zeit die Halfte der Blatter infiziert sein die sich gelb verfarben und schliesslich vorzeitig abfallen wahrend die Fruchte noch nicht voll ausgereift am Baum hangen Bei starkem Infektionsdruck kann der Blattfall bereits ca zwei Wochen nach der Infektion beginnen was bei einigen Ausbruchen bereits Mitte August der Fall war 5 Aufgrund der reduzierten Blattmasse werden die Fruchte nicht mehr ausreichend mit Nahrstoffen versorgt wodurch sie in der Entwicklung gestort werden Die Einlagerung von Starke ist reduziert und die Fruchte haben ein niedrigeres Fruchtgewicht und farben mangelhaft aus was zu einer reduzierten Fruchtqualitat fuhrt Auch im Folgejahr fuhrt die Erkrankung zu Ertragseinbussen da die befallenen Baume nur mangelhaft Bluten ansetzen und der Austrieb im kommenden Fruhjahr gestort ist 6 Aus Indien wurde beschrieben dass die Infektion runde Flecken auf den Fruchten verursachen kann Diese Symptome wurden bisher in Europa nicht beschrieben 6 Die durch Diplocarpon mali verursachten Symptome ahneln der durch Pilze der Gattung Phyllosticta verursachten Blattfleckenkrankheit Zur sicheren Diagnose kann der Erreger auf Pepton Dextrose Kartoffel Agar kultiviert werden Ausserdem kann er mit Hilfe einer PCR nachgewiesen werden 6 Bekampfung BearbeitenIm Erwerbsobstbau wird der Pilz durch die ublichen Fungizidbehandlungen gegen Apfelschorf und Apfelmehltau mit erfasst Diplocarpon mali weist allerdings eine relativ geringe Empfindlichkeit gegenuber den im Bioanbau zur Bekampfung pilzlicher Infektionen eingesetzten Kupferpraparaten auf In Japan wurden zudem bereits in den spaten 1990er Jahren Diplocarpon mali Stamme gefunden die eine Resistenz gegenuber dem Wirkstoff Thiophanat methyl aufwiesen 5 Da die verschiedenen Apfelsorten unterschiedlich stark empfindlich fur die Infektion sind konnte eine effektive vorbeugende Massnahme gegen die Erkrankung in der Auswahl widerstandsfahiger Sorten bei der Neuanlage eines Obstbaukultur bestehen Zurzeit wird vor allem in Korea daran gearbeitet gegenuber der Diplocarpon Infektion resistente Apfelsorten zu identifizieren bzw neu zu zuchten 5 Durch Hygienemassnahmen insbesondere die Desinfektion von Werkzeugen und die Beseitigung von befallenem Laub im Herbst kann das Wiederauftreten der Erkrankung im Folgejahr sowie die Ausbreitung der Infektion begrenzt werden 6 Durch einen sorgfaltigen Obstbaumschnitt kann gewahrleistet werden dass alle Partien des Baumes gut beluftet sind wodurch die Blatter schneller abtrocknen konnen Die Pflanzenschutzorganisation fur Europa und den Mittelmeerraum EPPO hat die Infektion in ihrer Warnliste EPPO Alert list aufgenommen Sie geht davon aus dass sich die Infektion in Europa weiter ausbreiten und sich der Pilz zumindest in verschiedenen weiteren Regionen in Deutschland fest ansiedeln konnte Da man davon ausgehen muss dass sich die Infektion bereits an mehreren Standorten angesiedelt hat kann die naturliche Verbreitung wahrscheinlich in Zukunft nur unzureichend eingedammt werden 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Yukio Harada Kenzo Sawamura Koki Konno Diplocarpon mali sp nov the Perfect State of Apple Blotch Fungus Marssonina coronaria In Japanese Journal of Phytopathology Band 40 Nr 5 1974 S 412 418 doi 10 3186 jjphytopath 40 412 PDF P Hennings Engl Bot Jahrb XXXVII 1905 S 164 P A Saccardo Ann mycol 10 3 313 1912 P Magnus Notwendige Umanderung des Namens der Pilzgattung Marssonia In Fisch Hedwigia 45 1906 S 88 91 a b c d e f g h i j k l Diplocarpon mali anamorph Marssonina coronaria Marssonina blotch of apple Memento des Originals vom 1 April 2016 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www eppo int auf der Homepage der European and Mediterraneaen Plant Protection Organization EPPO Stand Marz 2015 abgerufen am 1 April 2016 a b c d e Gritta Schrader Silke Steinmoller Express PRA zu Diplocarpon mali Y HARADA amp SAWAMURA Memento des Originals vom 1 April 2016 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot pflanzengesundheit jki bund de Julius Kuhn Institut Institut fur nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit 9 Januar 2013 abgerufen am 1 April 2016 a b c d e Centre for Agriculture and Bioscience International CABI Diplocarpon mali In Invasive Species Compendium ISC Wallingford UK Stand Marz 2016 abgerufen am 1 April 2016 a b c Jan Hinrichs Berger Gabriele Muller Zum Auftreten von Marssonina coronaria an Apfel in Baden Wurttemberg In Journal fur Kulturpflanzen 65 9 2013 S 347 350 doi 10 5073 JfK 2013 09 02 G Tamietti A Matta First Report of Leaf Blotch Caused by Marssonina coronaria on Apple in Italy In Plant disease 87 8 August 2003 S 1005 doi 10 1094 PDIS 2003 87 8 1005B Ulrike Persen Robert Steffek Claudia Freiding Gerhard Bedlan Erstnachweis von Diplocarpon mali an Malus domestica in Osterreich In Journal fur Kulturpflanzen 64 5 2012 S 168 170 ISSN 1867 0911 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marssonina Blattfallkrankheit amp oldid 239517295