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Unter dem Titel Marschland al Ahwar im Sudirak Schutzgebiet der Artenvielfalt und Reliktlandschaft mesopotamischer Stadte wurde 2016 ein serielles Welterbe im Irak unter Schutz gestellt Es besteht aus drei archaologischen Statten und vier Marschgebieten Es ist die erste gemischte Kultur und Naturerbestatte des Landes Der verbindende Gedanke dabei ist dass die sumerische Hochkultur die aus den Ausgrabungsstatten bekannt ist im Wechselspiel mit Umweltbedingungen entstand die in der Nahe der Grabungsstatten nicht mehr bestehen wohl aber in der Landschaft al Ahwar arabisch الأهوار DMG al Ahwar im Sudirak Marschland al Ahwar im Sudirak Schutzgebiet der Artenvielfalt und Reliktlandschaft mesopotamischer StadteUNESCO WelterbeMarschland SudirakVertragsstaat en Irak IrakTyp Kultur NaturKriterien iii v xi x Flache 211 544 haPufferzone 209 321 haReferenz Nr 1481UNESCO Region Arabische StaatenGeschichte der EinschreibungEinschreibung 2016 Sitzung 40 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Komponenten des seriellen Welterbes 1 2 Uruk 1 3 Ur 1 4 Eridu 1 5 Marschland Gebiete 2 Welterbe Kriterien 2 1 Kriterium III 2 2 Kriterium V 2 3 Kriterium XI 2 4 Kriterium X 3 Die Ahwar des Sudirak als Kriegsschauplatz 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie beiden Stadte Ur und Uruk und das religiose Zentrum Eridu entstanden zwischen dem 4 und dem 3 Jahrtausend v Chr Einst lagen sie am Ufer des Susswasser Marschlandes von Euphrat und Tigris Als sich der Persische Golf ab dem 2 Jahrtausend v Chr durch tektonische Bewegungen sudwarts verlagerte trocknete das fruchtbare Schwemmland aus in dem sich die sumerischen Stadte befanden Das fuhrte unvermeidlich zu ihrem Niedergang Zugleich entstand weiter sudostlich die heutige Marschlandschaft von al Ahwar 1 ICOMOS merkte kritisch an dass die Verbindung zwischen den einstigen Marschgebieten rings um die archaologischen Statten und der heutigen Ahwar Marschlandschaft eher symbolischer als historischer Natur sei 2 Zwar seien 45 kleine Siedlungshugel im Marschland bekannt doch bestehe keine Verbindung dieser Siedlungen zur sumerischen Stadtkultur Der hauptsachliche kulturelle Wert von al Ahwar besteht in der Verbindung zu den Marsch Arabern worauf der Welterbe Antrag aber uberhaupt nicht eingeht 2 Komponenten des seriellen Welterbes Bearbeiten nbsp Lage der NaturerbestattenDie Welterbestatten befinden sich in den irakischen Gouvernoraten Maysan Dhi Qar Al Basrah und Al Muthanna wobei das Huwaizah Marschland direkt an der Landesgrenze zum Iran gelegen ist Das serielle Welterbe besteht aus vier Naturerbe und drei Kulturerbe Gebieten 3 4 Name Lage Gouvernorat Grosse ha Pufferzone ha Huwaizah Marschland Standort Maysan 48 131 42 561Zentrales Marschland Standort Dhi Qar Maysan 62 435 83 958Ostliches Hammar Marschland Standort Al Basrah 20 342 12 721Westliches Hammar Marschland Standort Dhi Qar 79 991 68 403Uruk archaologische Stadt Standort Al Muthanna 541 292Ur archaologische Stadt Standort Dhi Qar 71 317Eridu archaologische Statte Standort Dhi Qar 33 1 069Uruk Bearbeiten nbsp Fassade des Inanna Tempels von Uruk Vorderasiatisches Museum Berlin nbsp Detail einer Lyra aus den Konigsgrabern von Ur British Museum Uruk einst am Ufer des Euphrat gelegen war die grosste Stadt im sudlichen Mesopotamien Der Stadtplan zeigt Areale die der Religion gewidmet waren darunter zwei Zikkurate und Wohnviertel geordnet nach Berufen Wegen ihrer Kanale erhielt die Stadt den modernen Beinamen Venedig der Wuste 5 Auch rings um Uruk existierte ein sehr gut ausgebautes Kanalsystem das durch Magnetometrie nachgewiesen werden konnte Unter anderem erfolgte uber diese Kanale der Warentransport vom Euphrat in die Stadt 2 Ur Bearbeiten Ur war die wichtigste sumerische Hafenstadt Sie verband Mesopotamien mit so fernen Handelspartnern wie Indien Mehr als 80 000 Keilschrifttafeln geben Einblick in das Wirtschaftssystem die Religion und das literarische Leben Neben den herausragenden Bauwerken Tempel Zikkurate Palaste sind besonders die Artefakte aus den Konigsgrabern von Ur zu nennen 5 ICOMOS merkte dazu an dass von den drei bekannten Hafen die alle noch nicht ausgegraben sind zwei in der Pufferzone liegen und der Haupthafen sogar ausserhalb des ausgewiesenen Areals es wurde in Aussicht gestellt das Welterbegebiet kunftig zu vergrossern 2 Eridu Bearbeiten In der mesopotamischen Tradition galt Eridu als die alteste Stadt und soll noch vor der grossen Flut gegrundet worden sein Ihr Zentrum war ein Tempel auf einer kleinen Insel inmitten der Lagune Wegen ihrer besonderen Bedeutung in der mesopotamischen Mythologie wurden hier im Laufe der Zeit achtzehn Tempel gebaut 6 Marschland Gebiete Bearbeiten nbsp Rallenreiher im Zentralen MarschlandDie Ahwar des Sudirak sind ein Feuchtland Okosystem in einer extrem trockenen und heissen Umgebung Dabei sind sie fast vollstandig auf den Wasserzufluss von aussen angewiesen was zu ausgepragten Schwankungen des Wasserstands im Jahresverlauf fuhrt Die Wassertemperatur ist hoch im Sommer 30 Grad Celsius oder daruber Die starke Sonneneinstrahlung und der grosse Nahrstoffgehalt des Wassers fuhren insgesamt zu einer hohen Produktivitat des Okosystems Mit der starken Verdunstung geht ein Trend zur Versalzung einher der durch menschliche Eingriffe in der Vergangenheit noch verstarkt wurde 7 Dem Marschland kommt eine Schlusselrolle fur die Regulierung des Mikroklimas die Reduzierung von Staubsturmen und die Wasserqualitat der weiteren Umgebung zu 7 Mit dem Huwaizah Marschland wurde ein schutzwurdiges Feuchtgebiet nach der Ramsar Konvention als Naturerbe ausgewiesen Welterbe Kriterien BearbeitenKriterium III Bearbeiten Die Ausgrabungsstatten Ur Uruk und Eridu stehen mit ihren Bauwerken und ihren Funden exemplarisch fur den Beitrag den die fruhen Hochkulturen Mesopotamiens zur Geschichte der Menschheit leisteten Die Sumerer gelten als die erste Hochkultur mit einer komplexen Gesellschaftsordnung sie erfanden die Burokratie und die Keilschrift und hielten nicht nur Geschaftsvorgange auf Tontafeln fest sondern verschriftlichen auch eines der altesten literarischen Werke das Gilgamesch Epos 1 Kriterium V Bearbeiten Heute liegen Ur Uruk und Eridu in der Wuste aber bei genauem Hinsehen nimmt man wahr dass sie einst im Susswasser Marschland gebaut wurden und an diese Umwelt angepasst waren leichte Senken markieren einstige Sumpfe der Verlauf von Wasserstrassen und Kanalen ist erkennbar und Siedlungshugel ragten einst inselartig aus dem Wasser 6 Kriterium XI Bearbeiten Das Marschland von al Ahwar liegt in einer extrem trockenen Region und wird gespeist durch das Wasser von Euphrat und Tigris Im Laufe eines Jahres unterliegt die Wassermenge grossen Schwankungen Niederschlage und Schneeschmelzen flussaufwarts bewirken Hochwasser und die sommerliche Trockenheit und Hitze lasst den Wasserspiegel stark sinken Kriterium X Bearbeiten Das variable Okosystem von al Ahwar bietet einigen Meeresfischarten geeignete Laichgrunde Millionen Zugvogel auf der westasiatisch ostafrikanischen Zugroute rasten hier bevor sie die Arabische Halbinsel uberqueren Das als Naturerbe geschutzte Marschland ist der Lebensraum bedrohter Vogelarten wie der Marmelente und dem Basrarohrsanger sowie bedrohten Saugetierarten wie dem Weichfellotter der Roten Pestratte und der Euphrat Weichschildkrote 1 Die Ahwar des Sudirak als Kriegsschauplatz BearbeitenSchon 1985 begann die Regierung des Irak unter Saddam Hussein das Sumpfgebiet an der Grenze zum Iran zu entwassern um besseren Zugang zu den Kampfgebieten zu erhalten 8 Eine ganz andere Dimension erhielten diese Trockenlegungen aber ab 1991 nach dem Ende des Zweiten Golfkriegs Die schiitischen Araber des Sudens erhoben sich gegen die Zentralregierung in Bagdad Die Niederschlagung des Aufstands geschah so brutal dass nur ein Funftel der Einwohner in der Region verblieb Zehntausende wurden getotet viele Uberlebende flohen in den Iran 8 Als mogliches Ruckzugsgebiet von Partisanen sollten die Marschgebiete im Sudirak komplett verschwinden 8 Durch Drainage und Eindeichungen fielen die Sumpfgebiete trocken Die Flache des Marschlandes schrumpfte um neunzig Prozent und gesunde Schilfbestande bedeckten im Jahr 2003 nur noch geschatzte 1500 Quadratkilometer Allenfalls der Al Hawizeh Sumpf an der Grenze zum Iran bildet ein Abbild der einstigen Pracht Der Rest ode Salzpfannen kargliche Wusten mit einzelnen salztoleranten Strauchern oder von der Sonne steinhart gebackene Schlickflachen 8 Nach dem Sturz Saddam Husseins begann man 2003 die Deiche einzureissen und das Sumpfgebiet wieder zu fluten Das einstromende Wasser loste eine Revitalisierung der Marschen aus Durch die Produktion von pflanzlicher Biomasse nahm die Zahl der Fische zu und auch viele Vogelarten kehrten zuruck 8 Nach nur drei Jahren bedeckte das Marschland fast zwei Drittel der ursprunglichen Flache 9 Doch die Anrainer der Oberlaufe von Euphrat und Tigris nutzen das Wasser zunehmend fur eigene Projekte Landwirtschaft Stromgewinnung so dass zumal in trockenen Jahren zu wenig Wasser in das sudirakische Marschland hineinstromt 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marschland al Ahwar im Sudirak Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c Wechselbeziehung zwischen Natur und menschlicher Innovationskraft In Deutsche UNESCO Kommission Abgerufen am 12 November 2018 a b c d ICOMOS Evaluation In The Ahwar of Southern Iraq Refuge of Biodiversity and the Relict Landscape of the Mesopotamian Cities S 36 abgerufen am 12 November 2018 Multiple Locations 7 In The Ahwar of Southern Iraq Refuge of Biodiversity and the Relict Landscape of the Mesopotamian Cities UNESCO abgerufen am 12 November 2018 Nomination Text In The Ahwar of Southern Iraq Refuge of Biodiversity and the Relict Landscape of the Mesopotamian Cities UNESCO S 5 6 abgerufen am 12 November 2018 a b Nomination Text In The Ahwar of Southern Iraq Refuge of Biodiversity and the Relict Landscape of the Mesopotamian Cities S 10 abgerufen am 12 November 2018 a b Nomination Text In The Ahwar of Southern Iraq Refuge of Biodiversity and the Relict Landscape of the Mesopotamian Cities S 11 abgerufen am 12 November 2018 a b Nomination Text In The Ahwar of Southern Iraq Refuge of Biodiversity and the Relict Landscape of the Mesopotamian Cities S 12 abgerufen am 12 November 2018 a b c d e Daniel Lingenhohl Die Wiederkehr Edens In Spektrum de 21 Februar 2005 abgerufen am 13 November 2018 a b Daniel Lingenhohl Wie gewonnen so zerronnen In Spektrum de 29 Juli 2009 abgerufen am 13 November 2018 Karte mit allen Koordinaten OpenStreetMap WikiMap Welterbestatten im Irak Kulturerbe Hatra 1985 R Ashur Qal at Sherqat 2003 R Archaologische Stadt Samarra 2007 R Zitadelle von Erbil 2014 Babylon 2019 Kultur Naturerbe Marschland al Ahwar im Sudirak 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marschland al Ahwar im Sudirak Schutzgebiet der Artenvielfalt und Reliktlandschaft mesopotamischer Stadte amp oldid 235816793