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Der Marktlagengewinn oder Q Gewinn englisch windfall profit oder windfall gain ist in den Wirtschaftswissenschaften ein dynamischer Gewinn der durch plotzliche aussergewohnliche und unerwartete Veranderungen der Marktentwicklung zu eintretenden Kostensenkungen fuhrt oder durch unerwartete zusatzliche Nachfrage entsteht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ursachen 3 Besteuerung 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits der englische Okonom David Ricardo thematisierte 1817 plotzliche Veranderungen der Marktlage 1 Die umfassende wissenschaftliche Darstellung des Marktlagengewinns ist in der deutschsprachigen Fachliteratur 1955 auf Erich Preiser zuruckzufuhren 2 Er nannte ihn auf John Maynard Keynes zuruckgreifend 3 auch Q Gewinn Quasimonopolgewinn Bei Keynes sind englisch windfall gains eine exogene Abweichung vom normalen Unternehmergewinn durch Monopolgewinne Produzentenrenten und ahnliches 4 Den Marktlagengewinn bezeichnet Preiser auch als dynamischen Marktlagengewinn 5 Er gehort nach Preiser neben dem Pioniergewinn zu den dynamischen Gewinnen Anders als der planbare Pioniergewinn entsteht der Marktlagengewinn durch unverhofft oder zufallig auftretende Marktentwicklungen Erich Preiser nennt ihn auch Knappheitsgewinn der nicht mit Sicherheit kalkulierbar ist 6 Marktlagengewinne beruhen also nicht auf entsprechenden Leistungen der Unternehmer sondern auf plotzlichen aussergewohnlichen Veranderungen der Marktsituation 7 Ursachen BearbeitenVolkswirtschaftlich entsteht der Knappheitsgewinn Q displaystyle Q nbsp bei einer positiven Differenz zwischen Nettoinvestition I displaystyle I nbsp und Nettoersparnis S displaystyle S nbsp also I gt S displaystyle mbox I gt mbox S nbsp mithin I S Q displaystyle mbox I mbox S mbox Q nbsp In der umgekehrten Situation spricht man von Marktlagenverlusten Beiden Situationen liegt ein Ungleichgewicht zugrunde Bei steigender Nachfrage etwa Wegfall eines Konkurrenten Hamsterkaufen und kurzfristig unelastischem Angebot treten Preissteigerungen und oder langere Lieferfristen auf die die Umsatzerlose der Anbieter erhohen wobei die Gesamtkosten zunachst gleich bleiben Der Marktlagengewinn nimmt im Verlauf dieses Multiplikatorprozesses durch Anpassungsprozesse zunehmend ab bis er schliesslich ganz fortfallt Q 0 displaystyle mbox Q mbox 0 nbsp Dann hat der Markt sein neues Marktgleichgewicht gefunden und es gilt I S displaystyle mbox I mbox S nbsp Ein weiteres Beispiel sind Gewinne durch die Steigerung des Wertes eines Grundstucks durch Umwandlung in Bauland oder durch offentliche Erschliessungsmassnahmen Eine zweite Variante taucht in der Wirtschaftspraxis haufiger auf und zwar Kostensenkungen aufgrund unerwartet gesunkener Beschaffungspreise wie bei Rohstoff Betriebs und Hilfsstoffkosten Sinkt beispielsweise der Erdol und Benzinpreis bei konstanten Beschaffungsmengen und Umsatzen entsteht ebenfalls ein Marktlagengewinn Hieraus erklart sich der von Keynes benutzte Begriff windfall zu ubersetzen als unerwarteter Glucksfall unerwartetes Geschenk weil die Entwicklung der Olpreise von den Unternehmen nicht zu beeinflussen und auch kaum vorherzusehen ist und zu Zufallsgewinnen fuhrt 8 Besteuerung Bearbeiten Hauptartikel Ubergewinnsteuer Im Zuge der Olpreiskrise 1979 machten erdolfordernde Unternehmen Marktlagengewinne In den USA fuhrte 1980 das Kabinett Carter eine Crude Oil Windfall Profit Tax 9 ein 1988 wurde diese wieder abgeschafft In Grossbritannien wurde 1997 durch die Labour Regierung eine windfall tax auf privatisierte Versorgungsunternehmen die ein Monopol innehielten erhoben die einen Teil der als unverhaltnismassig hoch angesehenen Gewinne wieder abschopfen sollte 10 Die OECD kritisierte dass eine windfall tax oft nicht diejenigen treffe die die ubermassigen Gewinne erhielten weil dieser Personenkreis die betreffenden Aktien bereits weiterverkauft habe 10 Weblinks BearbeitenWindfall Profit Eintrag im Gabler Wirtschaftslexikon Einzelnachweise Bearbeiten David Ricardo Principles of Political Economy and Taxation 1817 S 159 Erich Preiser Multiplikatorprozess und dynamischer Unternehmergewinn in Journal of Economics and Statistics Vol 167 No 2 3 1955 S 89 126 John Maynard Keynes A Treatise on Money Vol I 1930 S 113 f John Maynard Keynes A Treatise on Money Vol I 1930 S 123 Ullrich Schillert Gewinne als Quelle der Vermogenspolitik 1976 S 183 Erich Preiser Bildung und Verteilung des Volkseinkommens 1961 S 159 Momtchil Michliachki Die Schlusselrolle der deutschen Stromwirtschaft im europaischen Emissionshandel 2009 ISBN 3868152504 S 24 Klaus Rose Theorie der Einkommensverteilung 1965 S 79 Crude Oil Windfall Profit Tax Act P L 96 223 a b Rebecca Stratling Die Aktiengesellschaft in Grossbritannien im Wandel der Wirtschaftspolitik Ein Beitrag zur Pfadabhangigkeit der Unternehmensordnung Lucius und Lucius 2000 ISBN 3 8282 0128 8 S 134 f Normdaten Sachbegriff GND 4189935 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marktlagengewinn amp oldid 235498309