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Marion Keller eigentlich Irmgard Miriam Keller 6 August 1910 in Bonn 28 Januar 1998 in Baden Baden war eine deutsche Physikerin und Journalistin Sie war Mitbegrunderin und von Herbst 1945 bis Herbst 1949 zunachst Redakteurin und dann Chefredakteurin der Wochenschau Der Augenzeuge dessen Name auf sie zuruckgeht Unter ihrer Verantwortung entstanden insgesamt 189 Wochenschauen mit dem Volumen von acht Spielfilmen pro Jahr Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie 3 Dokumentarfilme 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMarion Keller wuchs in Berlin auf Ihr Vater Siegmund Otto Keller war Professor fur Rechtswissenschaft und Bibliotheksrat an der Universitatsbibliothek Berlin Von 1929 bis 1936 studierte sie in Paris und Berlin Philosophie sowie als eine von wenigen Frauen Physik und Chemie 1936 promovierte sie an der Friedrich Wilhelms Universitat in Berlin mit einer Dissertation uber den Beitrag zur Normung der Farbsensitometrie von photographischem Negativmaterial fur bildmassige Aufnahmen 1 Ab 1930 bis ca 1939 schrieb sie diverse Kurzgeschichten und Erzahlungen fur Tageszeitungen und Journale sowie Exposes fur Kulturfilme 2 Aufbauend auf ihrem Studium arbeitete sie mehrere Jahre lang als Betriebsingenieurin Laborantin und Prokuristin in der Filmkopieranstalt FEKA Als ihr kunftiger Ehemann Kurt Maetzig der mutterlicherseits judischer Abstammung war keine Arbeit im Filmbereich mehr ausuben durfte verliess sie ebenfalls die FEKA und betrieb mit ihm ab 1942 das Photochemische Laboratorium Dr Keller Dr Maetzig im Auftrag der Forschungsgesellschaft fur Funk und Tonfilmtechnik e V mit Sitz in Werder Havel 3 Die als kriegswichtig eingestufte Arbeit verhinderte die Einziehung Maetzigs zur Organisation Todt bzw gewahrte die Ruckstellung von der Deportation die seit der sog Fabrik Aktion 1943 auch die nach den Nurnberger Gesetzen als Halbjuden gefuhrte Personengruppe betraf 3 Schon 1939 wollten sie und Kurt Maetzig heiraten wofur aufgrund der Abstammung von Kurt Maetzig keine Genehmigung erteilt wurde Erst nach dem Ende des Nationalsozialismus konnten sie dieses nachholen 4 In den Jahren bis Kriegsende halfen Marion Keller und Kurt Maetzig verfolgten Juden sowie Zwangsarbeitern im Masse ihrer Moglichkeiten Beide waren zusatzlich gefahrdet als Marion Keller im Februar 1945 ihr erstes Kind erwartete Das hatte fur alle wegen sogenannter Rassenschande zur Deportation fuhren konnen In dieser kritischen Situation half Robert Rompe ein befreundeter Physiker und bekannte sich gegenuber den Behorden zu seiner angeblichen Vaterschaft 5 6 Marion Keller und Kurt Maetzig erlebten das Kriegsende in Werder als Befreiung 7 und entschieden sich aufgrund ihrer extremen und konsequenten Opposition zum Nationalsozialistischen Regime 8 bewusst fur die sowjetische Besatzungszone als neuen Wohnsitz 9 Marion Keller arbeitete zunachst in diversen Ausschussen Kurt Maetzig wurde Mitglied des Filmaktivs einer Gruppe von Personen die die Wiederaufnahme der Arbeit an Filmen prufen und organisieren wollte So wurde er ab 1 Januar 1946 der erste Chefredakteur des Augenzeugen Marion Keller die von der ersten Stunde mit dabei war wurde Redakteurin und Texterin des Augenzeugen Mitglied des Wochenschauausschusses und nach Grundung der DEFA Leiterin der DEFA Presseabteilung Der Name Der Augenzeuge wurde von ihr erdacht 10 Von Kurt Maetzig stammte das Motto das jeder Ausgabe ab Nummer 13 1946 bis 34 1949 vorangestellt war Sie sehen selbst Sie horen selbst urteilen Sie selbst Der Augenzeuge erschien ab 19 Februar 1946 von Marz Juli 1946 zweiwochentlich ab August 1946 wochentlich 3 Da Kurt Maetzig aufgrund seiner Dreharbeiten beim Spielfilm und administrativer Verpflichtungen bei der DEFA ab Herbst 1946 nur noch bedingt dem Augenzeugen zur Verfugung stand war Marion Keller ab dieser Zeit weitgehend federfuhrend In der Folge wurde sie Mitte 1947 als amtierende Chefredakteurin eingesetzt und am 1 Dezember 1947 offiziell als Chefredakteurin und Leiterin der Abt Wochenschau berufen Damit war sie diejenige die fur die Fassung die in die Kinos gelangte voll verantwortlich war So entstanden von 1946 bis 1949 insgesamt 189 Wochenschauen mit dem zeitlichen Volumen von acht Spielfilmen pro Jahr 3 Der Augenzeuge erreichte pro Woche etwa vier Millionen Zuschauer Besonders beruhrte die Menschen ein Service der den Augenzeugen aus dem sonstigen Kino Angebot heraushob der Kindersuchdienst der von Nr 12 46 bis 137 48 jede Wochenschau eroffnete und in dessen Ergebnis 400 Kinder ihre Eltern wiederfanden Spannungen entstanden verstarkt ab Mitte 1948 uber die Gewichtung von politischer Information Kritik an Zustanden und den unterhaltsamen Sujets da der Augenzeuge neben der Zensur durch die Sowjetische Militaradministration 11 ab Ende 1947 der politischen Aufsicht durch die SED Fuhrung unterworfen war 3 Um die politische Ausrichtung des Augenzeugen im Sinne der SED zu sichern wurde von November 1948 bis Mai 1949 Gerhard Dengler als politischer Chefredakteur eingesetzt und ab 1 Oktober 1949 Gunter Klein auf Beschluss des Kleinen Sekretariats des Politburos der SED zum Chefredakteur berufen 3 Demzufolge schied Marion Keller aus dieser Funktion aus und ihr wurde zum 31 Marz 1950 von der DEFA gekundigt 12 13 Der letzte Augenzeuge unter ihrem Namen kam Ende November 1949 in die Kinos Sie fand uber vier Jahre keine ihrer Qualifikation entsprechende Anstellung mehr in der DDR und arbeitete freiberuflich journalistisch 8 Auch die Entwicklung der politischen Verhaltnisse in der DDR entsprach nicht mehr ihrer Anschauung die sie selbst als freiheitlich demokratisch kennzeichnete 14 Letzter Ausloser ihres Entschlusses die DDR zu verlassen war der Aufstand vom 17 Juni 1953 So verliess sie 1955 illegal die DDR 8 und siedelte in die Bundesrepublik Deutschland uber Dort arbeitete sie gemeinsam mit Horst Heinz Neuendorff in Baden Baden journalistisch und ubernahm fur eine Reihe von Firmen das Marketing Ihre Tatigkeit deckte dabei von komplexer PR Betreuung bis zu wissenschaftlich technischer Literatur insbesondere zur Flug und Flugfunktechnik 15 diverse Bereiche ab 3 Marion Keller hatte mit Kurt Maetzig zwei Kinder Sie war zweimal verheiratet Filmografie Bearbeiten1946 1949 Wochenschau Der Augenzeuge 189 Folgen 1946 Berlin im Aufbau Dokumentarfilm Drehbuch Marion Keller 1946 Musikalischer Besuch Dokumentarfilm Redaktion Marion Keller 1948 Botschafter des Friedens Dokumentarfilm Redaktion Marion Keller 1948 Chemie und Liebe Spielfilm Drehbuch Marion Keller Frank Clifford 1950 Unsere Frauen im neuen Leben Dokumentarfilm Drehbuch Marion Keller 1951 Kindergarten Dokumentarfilm Drehbuch und Regie Marion Keller Dokumentarfilme BearbeitenGunter Jordan Regie Wurzeln Dokumentarfilm uber die Anfange der DEFA DEFA Studio fur Dokumentarfilme 1987 Wilhelm van Kampen Interview Stephan Dolezel Redaktion Biographisches Filminterview mit der ersten Chefredakteurin der DDR Wochenschau DER AUGENZEUGE Marion Keller Institut fur den wissenschaftlichen Film Gottingen 1995 Literatur BearbeitenGunter Jordan Wochenschau Dokumentarfilm Kulturfilm In Christiane Muckenberger Gunter Jordan Sie sehen selbst Sie horen selbst Die DEFA von ihren Anfangen bis 1949 Hitzeroth Druck Medien Marburg 1993 2000 ISBN 3 89398 144 6 Marion Keller In Gunter Jordan Ralf Schenk Hrsg Schwarzweiss und Farbe DEFA Dokumentarfilme von 1946 bis 1992 Die deutsche Bibliothek Potsdam 1996 2000 ISBN 3 931321 51 7 Kurt Maetzig Etwas Ungewohnliches auf ungewohnlichem Wege erreichen In Ingrid Poss Christiane Muckenberger Anne Richter Hrsg Das Prinzip Neugier Verlag Neues Leben Berlin 2012 ISBN 978 3 355 01799 2 Gerhard Dengler Zwei Leben in einem Militarverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin 1989 ISBN 3 327 00821 3 S 226ff Gunter Jordan Claudia Kopke Frau Augenzeuge Dr Marion Keller Essay In Leuchtkraft 2018 Journal der DEFA Stiftung 2018 defa stiftung de Gunter Jordan Einen kleinen Beitrag zur Demokratisierung liefern In Cornelia Klauss Ralf Schenk Hrsg Sie Regisseurinnen der DEFA und ihre Filme DEFA Stiftung Bertz Fischer Verlag 2018 ISBN 978 3 86505 415 9 Weblinks BearbeitenMarion Keller in der Internet Movie Database englisch Gunter Jordan Frau Augenzeuge Dr Marion Keller In DEFA Stiftung 2016 Marion Keller Filme mit detaillierter Inhaltsbeschreibung bei DEFA Stiftung Marion Keller in Paul Wolfgang Merkelsche FamilienstiftungEinzelnachweise Bearbeiten Irmgard Keller Beitrag zur Normung der Farbensensitometrie von photographischem Negativmaterial fur bildmassige Aufnahmen Inauguraldissertation an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin Dissertationsverlag G H Nolte Dusseldorf 1936 Irmgard Keller Fragebogen zur Bearbeitung des Aufnahmeantrages fur die Reichsschrifttumskammer In Reichskulturkammer Bundesarchiv Hrsg R 9361 V 24139 Berlin 26 Februar 1939 S 2876 2879 a b c d e f g Gunter Jordan Frau Augenzeuge Dr Marion Keller DEFA Stiftung 2016 abgerufen am 22 November 2018 Kurt Maetzig Lebenslauf Hrsg Bundesarchiv BA DR 2 8267 Berlin 15 Februar 1946 Kurt Maetzig Filmarbeit Henschelverlag Berlin 1987 ISBN 3 362 00039 8 S 26 Marion Keller Lebenserinnerungen in Briefform an Katja Obenaus 1985 Hrsg Katja Obenaus Eigenverlag Baden Baden Munchen 2008 Wilhelm van Kampen Interview Stephan Dolezel Redaktion Biographisches Filminterview mit der ersten Chefredakteurin der DDR Wochenschau DER AUGENZEUGE Marion Keller Hrsg Institut fur den wissenschaftlichen Film Gottingen 1995 a b c Marion Keller Erlebnisse und Einsichten bei den ersten zweihundert Augenzeugen In Zeitschrift Film und Fernsehen Nr 2 Berlin 1992 Kurt Maetzig Der Augenzeuge Urteilen Sie selbst In Peter Zimmermann Hrsg Deutschlandbilder Ost Dokumentarfilme der DEFA von der Nachkriegszeit bis zur Wiedervereinigung Close up Band 2 UVK Medien 1995 ISBN 3 88295 196 6 Hans Hill Eine Frau Wochenschauredaktorin In Die Tat Zurich 10 April 1948 DEFA Stiftung DEFA Chronik In DEFA Stiftung Abgerufen am 22 November 2018 Marion Keller Brief an Kurt Maetzig In Akademie der Kunste Berlin Hrsg Kurt Maetzig Archiv Sign 984 Berlin 20 Februar 1950 DEFA Personalabteilung Einstellungen Kundigungen 1950 Hrsg Bundesarchiv BA DR 117 53003 Marion Keller Brief an Kurt Maetzig In Akademie der Kunste Hrsg Kurt Maetzig Archiv Band 984 Baden Baden 7 September 1957 Marion Keller Dietrich Weber VOR NAVIGATION Hrsg Becker Flugfunkwerk Baden Baden Oos 1968 Normdaten Person GND 1062438205 lobid OGND AKS VIAF 311720099 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Keller MarionALTERNATIVNAMEN Keller Irmgard MiriamKURZBESCHREIBUNG deutsche JournalistinGEBURTSDATUM 6 August 1910GEBURTSORT BonnSTERBEDATUM 28 Januar 1998STERBEORT Baden Baden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marion Keller amp oldid 194033608