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Mangaseja russisch Mangaze ya war eine Stadt und Handelskolonie im Nordwesten Sibiriens die zur Fruhzeit der russischen Besiedlung Sibiriens im 17 Jahrhundert bestand Sie befand sich etwas nordlich des Polarkreises am Fluss Tas der zwischen Ob und Jenissei in das Nordpolarmeer mundet Mangaseja Russland Lage Mangasejas in Russland Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Wiederentdeckung 1 2 Basilius von Mangaseja 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenRussische Siedler von der Kuste des Weissen Meers auch bekannt als Pomoren grundeten Mangaseja im Jahr 1601 nachdem sie das Gebiet im Jahr zuvor erstmals erreicht hatten Sie handelten uber den nordlichen Seeweg via Archangelsk mit norwegischen danischen und englischen Kaufleuten Der Handelsweg fuhrte von Archangelsk sowie Pustosersk entlang der Kuste des Weissen Meeres der Barentssee und der Karasee bis in die Baidaratabucht Von dort wurde die Jamal Halbinsel auf den Flussen Mutnaja Truber Fluss heutiger Name Juribei und Seljonaja Gruner Fluss uberquert dann der Obbusen gekreuzt und der Tasbusen aufwarts verfolgt Etwa 200 Kilometer flussaufwarts am rechten Ufer des dort etwa einen Kilometer breiten Tas lag Mangaseja Ein anderer beschwerlicherer und zeitaufwandigerer aber ganzjahrig passierbarer Weg fuhrte uber den nordlichen Ural nach Werchoturje weiter in das 1593 gegrundete Berjosow am Ob und von dort den Strom abwarts Von Mangaseja aus konnte auf dem Landweg und kleineren rechten Tas Nebenflussen der Fluss Turuchan erreicht werden auf dem der Handelsweg abwarts zum Jenissei verlief In Mangaseja wurden mit den Ureinwohnern des Gebietes den Samojeden und Tungusen gehandelt es wurden Pelze und Walrossbein aus Sibirien gesammelt um wahrend des kurzen nordischen Sommers nach Skandinavien und Westeuropa verschifft zu werden In der Stadt mit mehr als 500 Gebauden fand in jedem Juni eine Pelzmesse fur mehr als 2000 Handler statt Nach wenigen Jahren der Blute wurde die nordliche Handelsroute zugunsten der Landroute uber Werchoturje im Jahr 1619 unter Androhung der Todesstrafe aus zwei Grunden verboten einerseits hatte der russische Staat wenig Moglichkeiten auf ihr Zolle und Steuern zu erheben andererseits wollte man das befurchtete Vordringen von Englandern und anderen Auslandern nach Sibirien verhindern Diese Befurchtung war nicht grundlos wie Plane des englischen Konigs Jakob I belegen 1 Der weiterhin mogliche Land und Flussweg in das nordliche Mangaseja war gegenuber dem Weg durch das sudliche Westsibirien weitaus risikoreicher und teurer und er wurde somit unprofitabel Die Stadt existierte noch mehr als ein halbes Jahrhundert erlebte aber einen schnellen Niedergang 1642 kam es zu einem Grossbrand bei dem unter anderem das Stadtarchiv vernichtet wurde Nach einem weiteren verheerenden Grossbrand 1662 im Zusammenhang mit Streitigkeiten unter den russischen Siedlern und einem Angriff der damals Juraken genannten westsibirischen Nenzen 2 siedelte der grosste Teil der verbliebenen Einwohner in das etwa 250 Kilometer Luftlinie sudostlich an der Mundung des Turuchan in den Jenissei gelegene Nowaja Mangaseja Neu Mangaseja uber Dieses wurde 1780 als Turuchansk Verwaltungszentrum eines Okrugs erlebte jedoch nach dem Verlust seiner Verwaltungsfunktionen ab etwa 1825 ebenfalls einen Niedergang und heisst heute Staroturuchansk die heutige Siedlung Turuchansk entstand im 20 Jahrhundert 20 Kilometer entfernt an jenseitigen rechten Jenissei Ufer Bis gegen Ende des 17 Jahrhunderts wurde Alt Mangaseja vollig aufgegeben Wiederentdeckung Bearbeiten Die nordliche Seeroute der Pomoren nach Mangaseja geriet bis ins 20 Jahrhundert in Vergessenheit die Lage von Mangaseja war jedoch nie vollig unbekannt In dem entlegenen Gebiet wurden aber lange Zeit keine archaologischen Arbeiten durchgefuhrt 1929 wurde eine an Stelle des alten Mangaseja errichtete Basilius Wassili von Mangaseja geweihte holzerne Kapelle in das 1863 gegrundete Dorf Sidorowsk umgesetzt im aussersten Norden des heutigen Rajons Krasnoselkup des Autonomen Kreises der Jamal Nenzen 2006 offiziell aufgegeben 1946 weilte der Archaologe W Tschernezow an der Statte konnte aber wegen der vorhandenen Schneedecke keine Grabungen durchfuhren Die offentliche Aufmerksamkeit wurde im Sommer 1967 auf Mangaseja gelenkt als der Journalist Michail Skorochodow gemeinsam mit dem pomorischen Jager und Fischer Dmitri Butorin mit dem kleinen Fischerboot Schtschelja von Archangelsk aus der alten Seeroute nach Mangaseja und weiter nach Dikson an der Jenissei Mundung uber 4000 Kilometer folgte 3 In den folgenden Sommern bis 1970 und erneut in den 1970er Jahren fuhrten Leningrader Wissenschaftler unter Michail Below Ausgrabungen durch in deren Verlauf Reste des Ostrogs mit drei Turmen des Hafens des grossen Handelshofs russisch Gostinyj dvor Gostiny dwor mehrerer Kirchen des Woiwodenpalastes von Lagerhausern und Werkstatten darunter einer Kupfergiesserei sowie einer Vielzahl von Wohngebauden des alten Mangaseja gefunden wurden Basilius von Mangaseja Bearbeiten nbsp Basilius der Grosse und Basilius von Mangaseja Ikone aus dem 19 Jahrhundert Im Zusammenhang mit Mangaseja steht ein Heiliger der Russisch Orthodoxen Kirche Basilius von Mangaseja russisch Wassili Mangaseiski Der um 1588 geborene Sohn eines Kaufmanns aus Jaroslawl begleitete einen anderen Kaufmann nach Mangaseja Als dessen Laden ausgeraubt wurde beschuldigte der Kaufmann Wassili der Mittaterschaft Im Verlaufe der Verhore bei denen Wassili beteuerte er habe in der fraglichen Zeit in einer Kirche gebetet kam er durch Misshandlungen ums Leben Als vermutliches Todesjahr wird 1602 angenommen Ab ungefahr 1650 als es am Grab Wassilis zu wundersamen Heilungen gekommen sein soll wurden seine sterblichen Uberreste in Mangaseja verehrt ab 1659 galt er lokal als Heiliger 1670 wurden die sterblichen Uberreste in das Dreifaltigkeitskloster von Neu Mangaseja das spatere Turuchansk uberfuhrt Die obersten und regionalen Instanzen der Orthodoxen Kirche verboten die Verehrung des Basilius von Mangaseja mehrfach erst Anfang des 20 Jahrhunderts hatten die wiederholten Petitionen sibirischer Glaubiger Erfolg und er wurde vom Heiligen Synod als Martyrer kanonisiert 4 Literatur BearbeitenTerence Armstrong Russian Settlement in the North University Press Cambridge 1965 englisch Michail Belov Arkticeskoe plavanie s drevnejsich vremen do serediny XIX veka Morskoj transport Moskau 1956 S 112 120 russisch Die arktische Seefahrt von den fruhesten Zeiten bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts W Bruce Lincoln Die Eroberung Sibiriens Piper Munchen Zurich 1996 ISBN 3 492 03441 1 S 81 82 Michail Skorochodov Putesestvie na Scelʹ e Kasan 1977 russisch online Die Reise mit der Schtschelja Einzelnachweise Bearbeiten Inna Lubimenko A Project for the Acquisition of Russia by James I In English Historical Review Vol XXIX Nr CXIV 1914 S 246 256 englisch Jenseits des Steinernen Tores Reisen deutscher Forscher des 18 u 19 Jahrhunderts durch Sibirien Ausgewahlt und eingeleitet von Herbert Scurla 4 Auflage Verlag der Nation Berlin 1976 S 608 Fotos der Schtschelja Expedition 1967 im Medienarchiv der Agentur RIA Novosti Pravoslavnaja encyklopedija Band VII Moskau 2004 ISBN 5 89572 010 2 S 206 209 russisch online Orthodoxe Enzyklopadie 66 691666666667 82 254166666667 Koordinaten 66 41 30 N 82 15 15 O Normdaten Geografikum GND 1030533326 lobid OGND AKS VIAF 295196777 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mangaseja amp oldid 227887687