www.wikidata.de-de.nina.az
Malerfurst ist eine Bezeichnung fur die erfolgreichen Salonmaler der Grunderzeit die in den 1870er und 1880er Jahren mit dem raschen Anwachsen eines zahlungsfahigen auf Selbstdarstellung bedachten grossburgerlichen Privatpublikums in den grossen Kunstzentren wie Munchen Wien Dusseldorf oder Krakau den Geschmack bestimmten Sie malten vor allem prunkvolle grossformatige Portrats im Auftrag hochgestellter Personlichkeiten und Fursten waren anders als die Hofmaler mit ihrer lebenslangen Anstellung jedoch Ausstellungskunstler und unabhangige Kulturunternehmer mit geschickten Vermarktungsstrategien Oft wurden sie zu Idolen ihrer Zeit Reich geworden im Boom der Grunderjahre prasentierten sie diesen Reichtum durch aufwandige Selbstinszenierungsstrategien Friedrich August von Kaulbach Portrat der Eleonora DuseInhaltsverzeichnis 1 Beispiele 2 Neue Vermarktungsstrategien 3 Malerfursten im heutigen Sprachgebrauch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBeispiele BearbeitenViele Malerfursten waren ihrer Herkunft nach Sohne kleiner Angestellter Handwerker oder Bauernsohne Manchmal wurden sie nobilitiert was dem Begriff Malerfurst eine zusatzliche Bedeutung gab die uber den von ihnen inszenierten pompos furstengleichen Lebensstil hinausging Friedrich August von Kaulbach einer der bestbezahlten deutschen Portratmaler erbte den Adelstitel schon von seinem Vater dem Historienmaler Wilhelm von Kaulbach Zu den wegen ihrer Leistungen oder Erfolge nobilitierten Malerfursten zahlen in Munchen Franz von Lenbach zunachst im fiktiven Adelsstand 1882 tatsachlich geadelt Franz von Stuck 1906 und Frederic Leighton 1886 Baron Leighton in England Hans Makart wurde auf Anordnung von Kaiser Franz Joseph I ein Atelier in Wien eingerichtet Kaulbach Lenbach und Stuck waren auch Professoren an der Akademie der Bildenden Kunste Munchen Als Malerfursten wurden auch Andreas Achenbach und Friedrich Klein Chevalier in Dusseldorf Jan Matejko in Krakau sowie Mihaly von Munkacsy bezeichnet Munkacsy geboren in der heutigen Slowakei lebte lange in Paris er hatte zunachst Bibelszenen und realistische Bilder aus dem Alltagsleben kleiner Leute gemalt In Preussen hielt Anton von Werner der vergleichbare Bilder schuf aber eher noch den Typ des Hofmalers verkorperte auch auf dem Gipfel seines Erfolgs Kontakt zu allen Gesellschaftsschichten nbsp Makarts Atelier um 1875 nbsp Mihaly Munkacsy in seinem Atelier in ParisNeue Vermarktungsstrategien BearbeitenDie von ihnen gemalten Portrats im Auftrage von Fursten und Staatsmannern wurden in ihren eigenen Ateliers oder auf grossen Ausstellungen Salons ausgestellt und auf den Geschmack des reichen Publikums ausgerichtet Salonmalerei Die Portrats von Prominenten waren zugleich wirksame Instrumente der Werbung So malte Lenbach allein 80 Bismarck Portrats Fast alle Malerfursten schufen auch Selbstportrats in furstlicher Pose Daneben entstanden auch allegorische oder grossformatige Historienbilder Die Salonkunst sprach vor allem das an Prunk gewohnte Grossburgertum in den katholischen Teilen Deutschlands und in Osterreich Ungarn an Die Ateliers der Malerfursten verwandelten sich in exklusive Showrooms sie waren ausstaffiert mit kostbaren Mobeln und exotischen Fundstucken Beruhmt wurden ihre exklusiven Feste mit ausgewahltem Publikum Die Freilichtmalerei des Impressionismus die sich nach 1880 auch in Deutschland verbreitete fuhrte jedoch dazu dass die Bedeutung der Salonmalerei rasch zuruckging Malerfursten im heutigen Sprachgebrauch BearbeitenPeter Paul Rubens galt erst im Bewusstsein der Nachwelt als Kunstlerfurst Auch heute spricht man wieder von Malerfursten so z B in Bezug auf Ernst Fuchs 1 oder Markus Lupertz 2 wegen der sorgfaltigen Inszenierung ihrer Auftritte Literatur BearbeitenDoris Lehmann Katharina Chrubasik Hrsg Malerfursten Katalog zur Ausstellung in der Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn Munchen 2018 ISBN 978 3 7774 3138 3 3 Bernhard Maaz Anne Schulten Hrsg Im Tempel der Kunst Die Kunstlermythen der Deutschen Ausstellungskatalog Staatliche Museen Berlin Munchen 2008 Eva Mendgen Franz von Stuck 1863 1928 Ein Furst im Reiche der Kunst Koln 1994 ISBN 3 8228 8953 9 Winfried Ranke Franz von Lenbach Der Munchner Malerfurst Koln 1986 ISBN 3 462 01783 7 Hans J Hansen Hrsg Das pompose Zeitalter Zwischen Biedermeier und Jugendstil Kunst Architektur und Kunsthandwerk in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Oldenburg 1970 Einzelnachweise Bearbeiten Der phantastische Malerfurst ist tot in wienerzeitung at 9 November 2015 Genie Markus Lupertz feiert seinen 75 Geburtstag in Die Welt 23 April 2016 Info zur Ausstellung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Malerfurst amp oldid 235197170