www.wikidata.de-de.nina.az
Das Mahnmal zum Entjudungsinstitut ist eine Gedenkinstallation in Eisenach in Thuringen die im Auftrag von acht evangelischen Landeskirchen in Eisenach errichtet wurde Das Mahnmal erinnert an die Verantwortung evangelischer Landeskirchen fur das von ihnen gegrundete antisemitische Institut zur Erforschung und Beseitigung des judischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben das in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1939 und 1945 tatig war Die Gedenkinstallation gilt als Schuldbekenntnis der evangelischen Kirchen und als Erinnerung an die Opfer von kirchlichem Antijudaismus und Antisemitismus Ihre Enthullung fand am 6 Mai 2019 1 80 Jahre nach Grundung des Entjudungsinstituts statt 2 Gedenkakt zur Enthullung des Mahnmals zum Entjudungsinstitut am 6 Mai 2019 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Entstehung 3 Trager 4 Standort 5 Gestaltung 6 Inschriften 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenAm 6 Mai 1939 grundeten elf evangelische Landeskirchen in Eisenach das Institut zur Erforschung und Beseitigung des judischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben kurz Entjudungsinstitut genannt Dessen Aufgabe sollte es sein die judischen Wurzeln des Christentums zu tilgen alle positiven Hinweise auf das Volk Israel und das Judentum aus der Heiligen Schrift zu entfernen sowie Lehre und gottesdienstliche Praxis der evangelischen Kirche an die nationalsozialistische Ideologie anzupassen Das Institut wurde Ende Juli 1945 aufgelost 3 Entstehung BearbeitenSeit Anfang der 1990er Jahre gab es Bestrebungen an das Wirken und die Auswirkungen des Entjudungsinstituts auch offentlich sichtbar in Eisenach zu erinnern Anlaufe eine Gedenktafel am Gebaude der ehemaligen Geschaftsstelle des Instituts in der Bornstrasse 11 dem ehemaligen Predigerseminar der thuringischen Kirche zu installieren kamen nicht uber die Planungsphase hinaus Im Vorfeld der Ausstellungsvorbereitungen fur die Sonderausstellung Erforschung und Beseitigung Das kirchliche Entjudungsinstitut 1939 1945 regte der wissenschaftliche Leiter und Kurator der Stiftung Lutherhaus Eisenach Jochen Birkenmeier am 27 Marz 2018 in einem Schreiben an den Superintendenten des Kirchenkreises Eisenach Gerstungen Ralf Peter Fuchs und die Eisenacher Oberburgermeisterin Katja Wolf an einen erneuten Anlauf zur Anbringung einer Gedenktafel oder stele zu unternehmen Der Vorschlag stiess bei den Angeschriebenen auf Unterstutzung Fuchs empfahl jedoch das Gedenken auf landeskirchlicher Ebene zu organisieren Birkenmeier wandte sich deshalb am 16 April 2018 an die Landesbischofin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland EKM Ilse Junkermann die die Initiative unterstutzte und bei den Nachfolgern der an der Grundung des Entjudungsinstituts beteiligten Landeskirchen die Bereitschaft zur Mitwirkung erfragte Am 18 Juni 2018 fand eine gemeinsame Begehung von Vertretern der Stiftung Lutherhaus Eisenach der Eisenacher Stadtverwaltung und des Kirchenkreises Eisenach Gerstungen statt Dabei wurde der Standort am Beginn der Bornstrasse nach gemeinsamer Beratung fur besonders geeignet befunden Die Lage an einer Weggabelung bot zudem die Moglichkeit die Formulierung Wir sind in die Irre gegangen aus dem Darmstadter Wort zu einem Bestandteil der Mahnmalgestaltung zu machen Das Projekt konnte nach langwierigen Abstimmungsprozessen schliesslich in Zusammenarbeit zwischen EKM und Stiftung Lutherhaus Eisenach termingerecht umgesetzt werden Die Projektleitung fur das Mahnmal ubernahm Jochen Birkenmeier die Koordination mit den Landeskirchen lag in der Hand von Landesbischofin Ilse Junkermann Die Stadtverwaltung Eisenach unterstutzte das Projekt durch Beratung beim Bau und Genehmigungsprozess Am 6 Mai 2019 wurde das Mahnmal von sechs Vertretern evangelischer Landeskirchen feierlich enthullt 4 Trager BearbeitenAuftraggeber des Mahnmals waren die Rechtsnachfolger der 1939 an der Grundung des Entjudungsinstituts beteiligten Landeskirchen Evangelische Kirche in Mitteldeutschland Evangelisch Lutherische Kirche in Norddeutschland Evangelisch Lutherische Landeskirche Sachsens Evangelische Landeskirche Anhalts Evangelische Kirche in Hessen und Nassau Evangelisch Lutherische Kirche in Oldenburg Evangelische Kirche der Pfalz Protestantische Landeskirche sowie Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Osterreich Die Union Evangelischer Kirchen ist durch einzelne Gliedkirchen vertreten 5 Standort Bearbeiten nbsp Aufstellungssituation des MahnmalsDas Mahnmal befindet sich in Eisenach am Beginn der Bornstrasse Ecke Johann Sebastian Bach Strasse Am Ofenstein ca 240 Meter vom ehemaligen ersten Sitz der Geschaftsstelle des Entjudungsinstituts in der Bornstrasse 11 entfernt Der Standort wurde gewahlt weil er besser sichtbar und von der Innenstadt aus leichter zu erreichen ist als das an einem steilen Anstieg gelegene Gebaude selbst Auch die baulichen Bedingungen am gewahlten Standort waren fur die Aufstellung eines Mahnmals erheblich gunstiger Gestaltung BearbeitenDas ca 200 148 42 cm grosse Mahnmal wurde von Marc Pethran vom Leipziger Gestaltungsburo KOCMOC NET nach inhaltlichen Anregungen der Stiftung Lutherhaus Eisenach in Verbindung mit der EKM und ihrem Beirat fur das christlich judische Gesprach entworfen ausgefuhrt wurde es von der Fa Obornik Werbetechnik KG aus Hildesheim Der Korpus des Mahnmals besteht aus Cortenstahlplatten aus denen einzelne Segmente ausgeschnitten sind Dies ist u a als Hinweis auf die textliche Entjudung des Neuen Testaments und des evangelischen Gesangbuchs sowie die Zerstorung der gemeinsamen judisch christlichen Glaubensgrundlagen durch das Entjudungsinstitut zu verstehen 6 Inschriften BearbeitenDas Mahnmal tragt auf der Aussenseite die deutsche Inschrift Wir sind in die Irre gegangen ein Zitat aus dem Darmstadter Wort einem Schuldbekenntnis evangelischer Christen aus dem Jahr 1947 Auf der Innenseite befindet sich eine Tafel mit einer erlauternden Inschrift in deutscher und englischer Sprache Der Text folgt einem Entwurf von Jochen Birkenmeier und wurde von Landesbischofin Ilse Junkermann geringfugig erganzt Der deutsche Text lautet nbsp Detailansicht Das Entjudungsinstitut in Eisenach Am 6 Mai 1939 grundeten elf evangelische Landeskirchen in Eisenach das Institut zur Erforschung und Beseitigung des judischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben Aufgabe dieses Instituts war es die judischen Wurzeln des Christentums zu tilgen alle positiven Hinweise auf das Volk Israel und das Judentum aus der Heiligen Schrift zu entfernen sowie Lehre und gottesdienstliche Praxis der evangelischen Kirche an die nationalsozialistische Ideologie anzupassen Im Namen sogenannter theologisch volkischer Wissenschaft verfalschten die Mitarbeiter des Instituts dazu Wort und Sinn des Evangeliums schurten den Hass gegen das Judentum und betrieben den Ausschluss von Christinnen und Christen judischer Herkunft aus der evangelischen Kirche Sie trugen mit ihrer Arbeit dazu bei die Verfolgung und millionenfache Ermordung judischer Mitburgerinnen und Mitburger zu rechtfertigen Die Geschaftsstelle des Entjudungsinstituts hatte ihren ersten Sitz nur wenige Meter von hier in der Bornstrasse 11 Die Nachfolgerinnen der damals beteiligten Landeskirchen haben deshalb dieses Mahnmal hier errichten lassen als Bekenntnis ihrer Schuld und zur Erinnerung an die Opfer von Antijudaismus und Antisemitismus Eisenach den 6 Mai 2019Evangelische Kirche in Mitteldeutschland Evangelisch Lutherische Kirche in Norddeutschland Evangelisch Lutherische Landeskirche Sachsens Evangelische Landeskirche Anhalts Evangelische Kirche in Hessen und Nassau Evangelisch Lutherische Kirche in Oldenburg Evangelische Kirche der Pfalz Protestantische Landeskirche Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Osterreich Siehe auch BearbeitenDeutsche Christen Vorstosse zur Entjudung der BibelLiteratur BearbeitenJochen Birkenmeier Michael Weise Erforschung und Beseitigung Das kirchliche Entjudungsinstitut 1939 1945 Begleitband zur Ausstellung Stiftung Lutherhaus Eisenach Eisenach 2019 S 110 111 ISBN 978 3 9818078 3 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mahnmal zum Entjudungsinstitut Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Gedenkinstallation erinnert an Entjudungsinstitut In Suddeutsche Zeitung online 6 Mai 2019 abgerufen am 29 Juni 2019 Jochen Birkenmeier Michael Weise Erforschung und Beseitigung Das kirchliche Entjudungsinstitut 1939 1945 Begleitband zur Ausstellung Stiftung Lutherhaus Eisenach Eisenach 2019 S 111 Oliver Arnhold Entjudung Kirche im Abgrund Bd 2 Das Institut zur Erforschung und Beseitigung des Judischen Einflusses auf das Deutsche Kirchliche Leben 1939 1945 Studien zu Kirche und Israel 25 2 Berlin 2010 S 476 482 748 f Wir sind in die Irre gegangen Evangelische Kirche erinnert mit Mahnmal an Entjudungsinstitut In MDR Religion und Gesellschaft vom 7 Mai 2019 abgerufen am 29 Juni 2019 Gedenkinstallation erinnert an Entjudungsinstitut Berliner Morgenpost 6 Mai 2019 archiviert vom Original am 29 Juni 2019 abgerufen am 6 Juli 2020 Katja Schmidberger Mahnmal in Eisenach als Lernort und Ort der Umkehr In Thuringische Landeszeitung 7 Mai 2019 abgerufen am 29 Juni 2019 Mahnmal in Eisenach erinnert an Entjudungsinstitut Homepage der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau abgerufen am 29 Juni 2019 Dunkle Kirchengeschichte In Glaube und Heimat Nr 18 5 Mai 2019 S 5 50 971525 10 32843 Koordinaten 50 58 17 5 N 10 19 42 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mahnmal zum Entjudungsinstitut amp oldid 232704256