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Magisches Denken bezeichnet in der Psychologie eine Erscheinungsform des Denkens bei der eine Person annimmt dass ihre Gedanken Worte oder Handlungen Einfluss auf ursachlich nicht verbundene Ereignisse nehmen solche hervorrufen oder verhindern konnen Herkommliche Regeln von Ursache und Wirkung werden ignoriert Magisches Denken wird haufig als normaler Teil der kindlichen Entwicklung und im Zusammenhang mit psychischen Storungen beobachtet 1 2 In der Anthropologie steht magisches Denken fur magische Vorstellungen die sich mit ubernaturlichen Machten beschaftigen und sich in Ritualen aussern die dem Wohl der Gemeinschaft dienen sollen 3 Inhaltsverzeichnis 1 Magisches Denken in Stammeskulturen 2 Magisches Denken im Umfeld psychischer Storungen 3 Magisches Denken in der Kindheitsentwicklung 4 Annahmen bei magischem Denken 5 EinzelnachweiseMagisches Denken in Stammeskulturen BearbeitenDer Anthropologe Edward Burnett Tylor pragte den Begriff assoziatives Denken als eine Form des vorrationalen magischen Denkens das noch immer in Stammeskulturen zu beobachten ist 4 Die Grundannahme besteht darin dass zwei Gegenstande aufgrund ahnlicher Gestalt aufeinander Einfluss nehmen konnen Zum Beispiel reiben die Azande eine afrikanische Ethnie Bananenstauden mit Krokodilzahnen ab um ihre Ertrage zu sichern Da Krokodilzahne wie Bananen gekrummt sind und nachwachsen sobald sie ausfallen glauben die Azande dass die Krokodilzahne ihre positiven Eigenschaften durch Reibung auf die Stauden ubertragen konnen 5 Magisches Denken im Umfeld psychischer Storungen BearbeitenIm Erwachsenenalter kann magisches Denken Teil mehrerer abgeschwachter psychotischer Symptome sein jedoch ist nicht jede Form von magischem Denken psychotisch In den DSM IV Kriterien der schizotypischen Personlichkeitsstorung werden Beziehungsideen eigentumliche Vorstellungen oder magisches Denken sowie ungewohnliche Wahrnehmungserlebnisse eine eigenartige Denk und Sprechweise sowie paranoide Ideen genannt 6 Im Rahmen von Zwangsstorungen ist magisches Denken haufig zu beobachten und Ausloser fur starke Angste und Spannungszustande die zu Zwangshandlungen fuhren Im Unterschied zur paranoiden Uberzeugtheit steht bei Zwangsstorungen der Zweifel im Vordergrund 2 Magisches Denken in der Kindheitsentwicklung BearbeitenEin Teil der Entwicklungspsychologen sieht in Anlehnung an Jean Piaget Egozentrismus magisches Denken als eine archaische Denkform der animistisch magischen Entwicklungsphase des zwei bis funfjahrigen Kindes Piaget spricht auch vom praoperationalen Denken des Kleinkindes 7 Als Vorstufe des rationalen Denkens tritt bei Kindern magisches Denken etwa in Form des Glaubens an Wirkungen von Zauberei Beschworungen oder Wunschdenken auf 8 Annahmen bei magischem Denken BearbeitenThomas Gruter 9 nennt als Charakteristika magischen Denkens die hier vereinfacht wiedergegebenen Annahmen 10 es gebe ubernaturliche Fernwirkung Gegenstande konnten Eigenschaften ihrer Besitzer ubertragen Dinge die eine Eigenschaft gemeinsam haben seien auch in anderem ahnlich vgl beispielsweise Homoopathie Signaturenlehre oder Analogiezauber man konne die Aussenwelt durch Worte Formeln Spruche oder blosse Gedanken beeinflussen die Zukunft sei vorhersehbar bestimmte Dinge oder Vorgange hatten eine Vorbedeutung auch ohne Verbindung mit kunftigen Ereignissen Symbole zum Beispiel Amulette hatten eine Wirkung bestimmte Menschen hatten ubernaturliche Krafte oder konnten Wesen mit solchen Kraften in ihren Dienst zwingen Geister Gotter oder Geheimgesellschaften konnten voneinander getrennte Ereignisse oder Phanomene verbinden Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Nicolas Hoffmann Birgit Hofmann Expositionen bei Angsten und Zwangen Praxishandbuch 2 vollstandig uberarbeitete Auflage Beltz Weinheim u a 2008 ISBN 978 3 621 27638 2 S 49 a b Nicolas Hoffmann Birgit Hofmann Zwanghafte Personlichkeitsstorung und Zwangserkrankungen Springer Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 02514 3 S Kapitel 6 Zwangsgedanken und magisches Denken David Levinson Melvin Ember Hrsg Encyclopedia of Cultural Anthropology Band 3 M R Holt New York NY 1996 ISBN 0 8050 2877 3 S 723 E E Evans Pritchard Theories of Primitive Religion Oxford University Press 1977 S 26 7 E E Evans Pritchard Witchcraft Magic and Oracles Among the Azande Clarendon Press Oxford 1937 Andreas Bechdolf Stephan Ruhrmann Birgit Janssen Ronald Bottlender Michael Wagner Kurt Maurer Heinz Hafner Wolfgang Maier Joachim Klosterkotter Pravention der Schizophrenie Fruherkennung und intervention bei Personen mit erhohtem Psychoserisiko In Psychoneuro Band 30 Nr 11 2004 ISSN 1611 9991 S 606 614 doi 10 1055 s 2004 837066 Franz Resch u a Entwicklungspsychopathologie des Kindes und Jugendalters Ein Lehrbuch 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Beltz Psychologie Verlags Union Weinheim 1999 ISBN 3 621 27319 0 S 163 176 Sabine Schrader Anke Fischer Red Psychologie Allgemeine Psychologie Entwicklungspsychologie Sozialpsychologie Compact Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 8174 7811 8 S 212 online Startseite von Dr Thomas Gruter Thomas Gruter Magisches Denken Wie es entsteht und wie es uns beeinflusst Scherz Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 502 15158 6 S 31 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magisches Denken amp oldid 230471473