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Animismus bezeichnet nach Jean Piaget und Hans Zulliger in der Psychologie das Phanomen bei dem Personen annehmen dass unbelebte Dinge lebendig sind und ihnen menschliche Eigenschaften zuschreiben Kinder vertreten diese Denkweise im sogenannten praoperationalen Stadium das sich vom zweiten bis zum siebten Lebensjahr erstreckt 1 Fur Rolf Oerter ist der Animismus ein Merkmal des kindlichen egozentrischen Denkens 2 Futterung des hungrigen Pferdes archiviert im Ida Seele ArchivIn der Entwicklungspsychologie nach Jean Piaget ist Animismus ein Aspekt der Entwicklung der Intelligenz von der Geburt bis zum Erstspracherwerb In seinem 1958 erschienenen Grundlagenwerk legt Piaget dar dass die Entwicklung der Logik des Kindes bestimmten vorgegebenen Gesetzmassigkeiten und Ablaufen folgt 3 Seine Theorie des genetischen Lernens die struktur genetische Theorie beschaftigt sich mit der Erklarung der kognitiven Entwicklung von Kindern Im Mittelpunkt steht dabei die Interaktion eines Kindes mit seiner Umwelt Die Erkenntnisse von Piaget beruhen in erster Linie auf den Beobachtungen seiner eigenen drei Kinder bei denen er altersabhangig bestimmte Denk Fehler feststellte Er untersuchte den Aufbau der kindlichen Logik anhand eigener empirischer Beobachtungen naturlicher Verhaltensablaufe und entwickelte daraus eine erkenntnistheoretische Begrundung die einen Zusammenhang zwischen dem kindlichen Denken und seiner Entwicklungsphase herstellt Jedes Individuum strebt gemass Piaget nach einem Gleichgewicht zwischen Assimilation und Akkommodation Unter Assimilation versteht man die Eingliederung neuer Erfahrungen oder Erlebnisse in ein bereits bestehendes Schema wahrend Akkommodation die Erweiterung bzw Anpassung vorhandener kognitiver Strukturen also von Schemata an eine wahrgenommene Situation bedeutet die mit den vorhandenen Schemata nicht bewaltigt werden kann Fur Hans Zulliger gehort der Animismus der infantilen bzw pralogischen Denkkategorie an Dazu gehoren ferner die anthropomorphisierende und magische Denkeweise Der Erwachsene muss sich von seiner abstrakt theoretischen Denkart losen um das Wesentliche den Kern des kindlichen Spiels verstehen zu konnen Wie sich die infantile Denkweise aussert beschreibt und analysiert Hans Zulliger eindrucksvoll in seiner epochalen Publikation Heilende Krafte im kindlichen Spiel Wir sehen ein Kind mit einem Holzscheit spielen Es hat es in Lumpen gewickelt es spricht mit ihm es lasst sich durch seinen eigenen Mund vom Scheit mitteilen was dieses will mochte und denkt Es halt Zwiesprache reicht ihm Essen und Trinken bettet es in eine Kartonschachtel als Wiege usw Und wir sagen lachelnd Das Kind nimmt das Scheit fur seine Puppe es phantasiert das Holzstuck in eine Puppe um und spielt mit ihr und dies entspricht dem anthropomorphisierenden Denken nach Kinderart Wir irren Das Scheit ist nicht an Stelle der Puppe es ist nicht einmal nur die Puppe es ist das Kind des Kindes und was es mit dem Scheit treibt ist viel mehr als das was uns Erwachsenen ein Spiel bedeutet Das mit dem Scheit spielende Kind halt das was wir als sein Spielzeug auffassen fur ein lebendiges Kind das es pflegt Nur dann wenn wir dies begriffen haben konnen wir uns in das spielende Kind einfuhlen und eindenken und verstehen dass es um sein Scheit Tranen der bittersten Trauer weint hochste Freuden und tiefstes Herzeleid empfinden kann 4 Einzelnachweise Bearbeiten Abenteuer Psyche S 106 Amann Wipplinger erschienen 2008 bei Braumuller Martin Puttschneider Die Rolle des Animismus bei der Vermittlung chemischer Sachverhalte eine Interventionsstudie am teutolab der Universitat Bielefeld Cuvillier Verlag 2005 ISBN 978 3 86537 545 2 p 18 vgl Oerter 1980 S 316 ff J Piaget Das Wachsen des logischen Denkens von der Kindheit bis zur Pubertat Klett Verlag 1958 Zulliger 1967 S 14 fLiteratur BearbeitenRolf Oerter Entwicklungspsychologie Donauworth 1980 Hans Zulliger Heilende Krafte im kindlichen Spiel Stuttgart 1967 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Animismus Psychologie amp oldid 223677003