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Madeleine de L Aubespine auch l Aubepine 21 Mai 1546 17 Mai 1596 aufgrund ihrer Ehe Dame de Villeroy war eine franzosische Schirmherrin Dichterin und Ubersetzerin sowie Freundin von Pierre de Ronsard Madeleine de L Aubespine nach der Inschrift oben links Kreis um Francois Clouet Privatbesitz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literarischer Einfluss 2 1 Schirmherrschaft 2 2 Ubersetzungen 2 3 Dichtung 3 Heliette de Vivonne 4 Ausgaben 5 Sekundarliteratur 6 AnmerkungenLeben BearbeitenMadeleine de L Aubespine war eine Tochter von Claude de L Aubespine Seigneur de Chateauneuf sur Cher und Secretaire d Etat und Jeanne Bochetel 1 Tochter des Secretaire d Etat Guillaume Bochetel und einer namentlich nicht bekannten Schwester von Jacques Cœur und daher sehr eng mit dem franzosischen Konigshof verbunden Am 17 Juni 1559 wurde sie im Alterrvon 13 Jahren per Ehevertrag mit Nicolas IV de Neufville Seigneur de Villeroy etc wohl 1543 12 November 1617 in Rouen 74 Jahre alt aus der Familie Neufville de Villeroy Das einzige Kind aus dieser Ehe war Charles de Neufville Marquis de Villeroy wohl 1566 in der Nacht vom 17 auf den 18 Januar 1642 in Lyon in seinem 76 Lebensjahr der Stammvater der Herzoge von Villeroy Nicolas de Neufville wurde Minister des Konigs Heinrich III Madeleine de L Aubespine Ehrendame der Koniginmutter Caterina de Medici Literarischer Einfluss BearbeitenL Aubespines literarischer Einfluss war dreifacher Natur Sie war eine Patronin der Literaturkreise im Frankreich des 16 Jahrhunderts eine Ubersetzerin von Werken in die franzosische Sprache und eine bekannte Dichterin deren Werk noch heute gelesen wird Schirmherrschaft Bearbeiten Trotz der politischen und religiosen Turbulenzen die durch die protestantische Reformation verursacht wurden genossen L Aubespine und ihr Ehemann einen immensen Reichtum und beteiligten sich an franzosischen Initiativen zur Schaffung einer neuen nationalen Literatur in Landessprache 2 Sowohl sie als auch ihr Ehemann schrieben ihre eigenen Gedichte und nahmen an der Schirmherrschaft einiger der grossten franzosischen Schriftsteller der Renaissance teil darunter Pierre de Ronsard Philippe Desportes Theodore Agrippa d Aubigne und andere weniger bekannte Schriftsteller der gleichaltrige Philippe Desportes soll sogar einer der Liebhaber von L Aubespine gewesen sein 3 Ohne eigenen Salon soll L Aubespine in drei literarischen Kreisen tatig gewesen sein am Hof bei Margarete von Valois im Salon vert von Claude Catherine de Clermont und in der Academie du Palais Heinrichs III 4 Durch ihre Tatigkeit in diesen Literatursalons und dem Einfluss den sie als Patronin hatte konnte L Aubespine die franzosische Literaturkultur leiten Gedichte wurden sowohl fur L Aubespine als Patronin als auch zum Lob ihrer Talente verfasst In einem Dialog in Sonetten lobt Ronsard L Aubespine und sagt voraus dass sie die gelehrtesten franzosischen Manner ubertreffen werde siehe unten 5 Zusatzlich zu ihrer Arbeit als Schirmherrin von Kunstlern kaufte L Aubespine auch eine grosse Anzahl von Buchern zum Zeitpunkt ihres Todes wurde die Bibliothek von L Aubespine inventarisiert und enthielt uber dreitausend Bande von denen viele reich illustriert und personalisiert waren 6 Ubersetzungen Bearbeiten Neben den vielen literarischen Beitragen von L Aubespine ubersetzte sie auch beruhmte Werke in die Landessprache Erst durch neuere Forschungen wurden ihr von vielen ihrer Zeitgenossen gelobte Ubersetzungen zugeschrieben Sie ubersetzte die ersten beiden Gesange von Ariosts Orlando furioso und vier Briefe von Ovids Heroides aus dem Italienischen bzw Lateinischen ins Franzosische 7 Dichtung Bearbeiten Ann Rosalind Jones schreibt dass die Dichterinnen der Renaissance innerhalb aber gegen die Traditionen die sie umgaben geschrieben haben 8 L Aubespine sei ein Beispiel fur die Spannung sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Genres zu sein In ihrer Korrespondenz mit Ronsard nennt sich L Aubespine den Phaethon ihres franzosischen Apollon den kuhnen Sohn eines edlen Vaters Ainsy que Phaeton d une audace nouvelle Puisque o mon Apollon ta fille je m apelle Je te demande un don gaige de ton amour Monstre moy le chemin et la sente incognue Par qui tant de lumiere en la France est venue Et qui rend ton renom plus luysant que le jour 9 Ronsard antwortet in Fortsetzung der mythischen Metapher mit Si vollant vous tombez pour me vouloir trop croire Au moings vous acquerez pour tombe ceste gloire Q une femme a vaincu les plus doctes francois 10 Dieses Stuck ist aussergewohnlich da es nur wenige Texte gibt in denen Ronsard Frauen fur ihr Schreiben lobt In diesem Austausch uber die Metapher von Phaeton und Apollo bezieht er sich jedoch auf L Aubespine als seine Nachfolgerin 11 Aufgrund ihrer hohen Position und des Einkommens ihres Mannes bestand fur L Aubespine kein dringender Veroffentlichungsbedarf und daher blieb der grosste Teil ihrer Arbeit in handschriftlicher Form erhalten und verbreitet Laut Anna Klosowska gibt es nur zwei Hauptquellen fur die lyrischen Gedichte von L Aubespine ein Florilegium aus dem Jahr 1718 und einen posthumen Band mit den vollstandigen Werken L Aubespines der 1904 bei einem Brand verloren ging obwohl eine detaillierte Beschreibung des Buches uberlebte Robert Sorg veroffentlichte erstmals 1926 einen Teil von L Aubespines Werken 12 L Aubespine war nicht nur ungewohnlich in der Unterstutzung die sie von ihren literarischen Kollegen erhielt sondern auch ihre poetische Arbeit als Frau ist aussergewohnlich Anna Klosowska schreibt Wahrend viele der petrarchistischen und frommen Sonette von L Aubespine typisch fur ihre Zeit sind widerspricht sie in einigen Liebesgedichten offen dem Stereotyp weiblicher Bescheidenheit 13 Die italienische Kurtisane und Renaissance Dichterin Veronica Franco demonstrierte auch diese Missachtung der strengen Einhaltung der normativen Geschlechterrollen der damaligen Zeit durch ihre Liebesdichtung 14 Wie sowohl L Aubespine als auch Franco schrieben viele Dichterinnen des 16 Jahrhunderts petrarchanische Sonette aber ein besonderes Problem mit dem diese Frauen konfrontiert waren bestand darin ein Objekt des Begehrens zu definieren das fur die traditionelle Form und die traditionellen Themen notwendig war denn in petrarchanischen Sonetten zeigt das Thema eine Sehnsucht nach einem fernen Liebhaber 15 Fur mannliche Dichter ware der Liebhaber weiblich und die Poesie ware ein hofisches Zeichen der Sehnsucht Dichterinnen wurden jedoch in eine Bindung gebracht als sie ihr Geschlecht an die mannlich zentrierte Form anpassten Eines der am weitesten verbreiteten erotischen Gedichte von L Aubespine Enigme Ratsel ist beispielhaft fur eines dieser atypischen Sonette Darin beschreibt das lyrische Thema euphemistisch das Spielen einer Laute 16 Pour le plus doulx esbat que je puisse choisir Souvent apres disner craignant qu il ne m ennuye Je prens la manche en main je le touche et manye Tant qu il soit en estat de me donner plaisir Sur mon lict je me jecte et sans m en dessaisir Je l estreins de mes bras sur mon sein je l appuye Et remuant bien fort d aise tout ravie Entre mille douceurs j accompliz mon desir S il advient par malheur quelquefois qu il se lache De la main je le dresse et derechef je tasche A joyr de plaisir d un si doux maniment Ainsi mon bien ayme tant que le nerf luy tire Me contente et me plaist Puis de moy doucement Lasse et non assouvye enfin je me retire Wie Klosowska beschreibt gehort dieses Sonett zur Tradition hofischer erotischer Scherze bei denen die erotische Bedeutung unter dem dunnen Vorwand einer nichterotischen Losung liegt Die Aneignung des Genres durch L Aubespine verkompliziert jedoch die traditionellen Geschlechterstandards der Zeit da ihr Sonett auf Frauen ausgerichtet ist und die gegenseitige sexuelle Befriedigung umreisst 17 Auf diese Weise passt L Aubespine die traditionelle Form an ihre Bedurfnisse an und beeinflusst die franzosische Literaturwelt Durch mehrere Analysen dieses Stucks hat Klosowska dieses Gedicht als das offenste lesbische Liebesgedicht einer Frau im Frankreich des 16 Jahrhunderts bezeichnet 18 Ferner erklart Klosowska wie L Aubespines frauenzentriertes auf gegenseitige Befriedigung ausgerichtetes Stuck eine Herausforderung fur die erotische Form des 16 Jahrhunderts ist 19 Zu der Zeit als L Aubespine dieses Werk in Salons rezitierte und in Manuskripten veroffentlichte waren die Virtuositat und Keuschheit von Frauen bestimmende Faktoren fur ihre soziale Stellung so dass der Fokus der Dichterin auf das Vergnugen und die sexuelle Handlungsfahigkeit von Frauen in dieser Zeit selten ist Die Entdeckung und anschliessende Analyse der literarischen Arbeit von L Aubespine hat neue Wege fur die Diskussion der fruhneuzeitlichen Geschlechter und Sexualrollen und der Poesie der Frauen der Renaissance eroffnet Heliette de Vivonne BearbeitenIn der Folge der Ausgabe von Richard Sorg steht die Autorschaft Madeleine de L Aubespines in der Diskussion ihre Gedichte werden von Forschern Heliette de Vivonne zugeschrieben einer anderen Geliebten Philippe Desportes Frederic Lacheve Pierre Louys gegenuber Richard Sorg Jacques Lavaud Pierre de Ninon 20 Heliette de Vivonne 1558 1625 war eine Tochter von Charles de Vivonne und Renee de Vivonne und seit 1580 Ehefrau von Louis de Montberon 1621 ihr Bruder war Andre deVivonne 1616 Grossfalkner von Frankreich dessen Tochter Andree de Vivonne war die Ehefrau von Francois de La RochefoucauldAusgaben BearbeitenLes chansons de Callianthe fille de Ronsard Madeleine de l Aubespine dame de Villeroy hrsg von Roger Sorg Paris L Pichon 1926 Anna Klosowska Hrsg 2007 Introduction Madeleine de l Aubespine Selected Poems and Translations a Bilingual Edition Chicago IL University of Chicago Press S 1 33 Das Cabinet des saines affections Madeleine de l Aubespine zugeschrieben ist aber von Madame de Rivery Marie le Gendre online abgerufen am 17 Februar 2021 Sekundarliteratur BearbeitenAnn Rosalind Jones 1981 Assimilation with a difference Renaissance women poets and literary influence Yale French Studies 62 S 135 153 Susan Groag Bell 1989 Medieval women book owners in Judith Bennett Elizabeth Clark Jean O Barr B Anne Vilen Sarah Westphal Wihl Hrsg Sisters and Workers in the Middle Ages Chicago IL University of Chicago Press ISBN 978 0 226 04247 3 online abgerufen am 17 Februar 2021 Edith J Benkov 1991 Madeleine de l Aubespine in Katharina M Wilson Hrsg Encyclopedia of Continental Women Writers Band 1 London Routledge ISBN 978 0 8240 8547 6 S 705 Janet Levarie Smarr 2001 Substituting for Laura objects of desire for Renaissance women poets Comparative Literature Studies 38 1 S 1 30 Anna Klosowska 2007 Madeleine de l Aubespine life works and auto mythography an exchange with Ronsard ca 1570 80 French Forum 32 1 2 S 19 38 Anna Klosowska 2008 Erotica and Women in Early Modern France Madeleine de l Aubespine s Queer Poems Journal of the History of Sexuality 17 2 S 190 215 Anna Klosowska 2010 The post human condition subject modes in the poetry of Madeleine de l Aubespine 1546 1596 Postmedieval A Journal of Medieval Cultural Studies 1 1 2 S 88 98 Jessica DeVos 2012 Autobiography Authorship and Artifice Reconsidering Renaissance Women Poets Ph D thesis Yale University Anmerkungen Bearbeiten Benkov 1991 S 705 Klosowska Hrsg 2007 S 3 DeVos 2012 S 56 Klosowska Hrsg 2007 S 8 Klosowska 2007 S 22 Klosowska 2007 S 27 Klosowska Hrsg 2007 S 9 Klosowska 2007 S 23 Jones 1981 S 135 Wie Phaeton mit neuem Wagemut da ich mich o mein Apoll deine Tochter nenne bitt ich dich um eine Gabe einen Beweis deiner Liebe Zeige mir den Weg und den unbeschrittenen Pfad uber den so viel Licht nach Frankreich kam und der deinen Ruhm heller scheinen lasst als den Tag nach Christiane Hansen Transformationen des Phaethon Mythos in der deutschen Literatur Walter de Gruyter 2012 S 81 Wenn du fliegend fallst weil du mir zu viel glauben wolltest wirst du als Grabmal diesen Ruhm erwerben dass eine Frau die gelehrtesten Franzosen besiegt hat nach Christiane Hansen Transformationen des Phaethon Mythos in der deutschen Literatur Walter de Gruyter 2012 Klosowska 2007 S 19 Klosowska Hrsg 2007 S 16 Klosowska Hrsg 2007 S 25 Veronica Franco Poems and Letters USC Dornsife 2013 online abgerufen am 17 Februar 2021 Smarr 2001 S 1 Madeleine de L Aubespine Sonnet 11 Riddle in Klosowska Hrsg 2007 S 57 dazu die englische Ubertragung auch im englischen WP Artikel Klosowska 2008 S 193 und 2010 S 91 Klosowska 2008 S 206 Klosowska 2010 S 91 Gilles Guilleron Petite anthologie de la litterature erotique 2012 S 1750Normdaten Person GND 123953812 lobid OGND AKS LCCN no2001093650 VIAF 56727840 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME L Aubespine Madeleine deALTERNATIVNAMEN Dame de VilleroyKURZBESCHREIBUNG Schirmherrin Dichterin und UbersetzerinGEBURTSDATUM 21 Mai 1546STERBEDATUM 17 Mai 1596 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Madeleine de L Aubespine amp oldid 239163307