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Lux Aeterna ist eine Vertonung des Lux aeterna von Gyorgy Ligeti aus dem Jahr 1966 fur sechzehnstimmigen gemischten Chor a cappella Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Aufbau 3 Rezeption 4 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Ausgabe der Edition Peters aus dem Jahr 2002 Der aus einer judischen Familie stammende Atheist Ligeti schrieb Lux Aeterna im Jahr 1966 Das Stuck ist ein Auftragswerk der Schola Cantorum Stuttgart der es gemeinsam mit ihrem Grunder Clytus Gottwald gewidmet ist und die es 1966 urauffuhrte und aufzeichnete 1 Es wurde von Edition Peters verlegt Inhaltlich steht das Werk in dem der letzte Teil der lateinischen Totenmesse vertont ist in Bezug zu Ligetis Requiem aus dem Jahr 1965 das nur die ersten Teile der Totenmesse enthalt In einem Interview mit Balint Andras Varga ausserte Ligeti der verwendete Text habe ihm nur die Gelegenheit gegeben eine musica aeterna zu schreiben eine ewige Musik von der Vergangenheit bis in die Zukunft also von der nur ein kleiner Auszug horbar ist vergleichbar der Annaherung dem Vorbeiziehen und dem Wiederentfernen an und von einem ewigen Klangerereignis Diese musikalische Vorstellung sei ahnlich zum Anfang und Ende seines Cellokonzerts 2 Aufbau BearbeitenDer gemischte Chor ist in 16 unabhangige Stimmen vier pro Stimmgruppe aufgeteilt 3 Das Tempo ist mit 56 Schlagen pro Minute angegeben Fur den Vortrag enthalt die Partitur die Anweisungen Sostenuto molto calmo sehr ruhig Wie aus der Ferne und Stets vollkommen akzentlos singen Die Taktstriche bedeuten keine Betonung Die meisten Einsatze sollen unhorbar oder sehr weich sein Konsonanten vor einer Pause werden weggelassen zum Beispiel lucea statt luceat Eine Auffuhrung dauert etwa neun Minuten Der Aufbau des Werks beruht auf einer tonalen Partitur es handelt sich genauer um Mikrotonalitat weil die Tone bei der hohen Anzahl an Einzelstimmen zu Clustern verschmelzen und der Horer nur noch Klangfarben wahrnimmt 3 Bei naherem Hinsehen beruht das Stuck jedoch auf detailgenau ausgearbeiteter Mikropolyphonie 4 Fur jede der 16 Stimmen gibt es eine prazise festgelegte Tonabfolge mit genau notierten Einsatzen 5 Die Stimmen setzen nach einem komplexen Schema ein und damit der Zuhorer keinen Rhythmus wahrnehmen kann singen einige Stimmen stets ubliche 1 4 Teilungen wahrend andere triolische Teilungen und wiederum andere quintolisch geteilte Rhythmen singen Genauer betrachtet wendet Ligeti hier die Technik eines Mikrokanons an bei dem sich einzelne Tonhohenanderungen nacheinander von einer Stimme ausgehend mit ausserst kurzen Zeitabstanden zwischen den jeweiligen Stimmeinsatzen auf die anderen Stimmen ausbreiten 6 Das Ergebnis ist ein statischer und gleichzeitig fluktuierender nicht greifbarer Klang mit sich stets neu mischenden Obertonen 7 Harmonisch enthalt das Stuck immer wieder auch tonale Akkorde 4 Der Text folgt der lateinischen Vorlage fur den Zuhorer sind wegen des akzentlosen unbetonten Gesangs aber keine Worter erkennbar Das Stuck lasst sich in vier Teile gliedern 7 Im ersten Teil singen zunachst nur die acht Frauenstimmen wie im Kyrie aus Ligetis zuvor komponierten Requiem kanonartig nacheinander einsetzend vom f ausgehend auf lux aeterna einen Cluster Nach etwa der Halfte dieses Teils geht der Text in luceat eis uber und die Frauenstimmen werden von den Tenoren unterstutzt Schliesslich losen sich die Klange in den beiden Tonen a a auf Zu Beginn des zweiten Teils setzen gemass einer ausfuhrlichen Partituranweisung mehrere Bassisten deren Falsetto besonders gut ist im Falsett auf dem Wort Domine mit einem Cluster ein und die Frauenstimmen aus Die Mannerstimmen singen nach dem oben beschriebenen kanonartigen rhythmischen Muster cum sanctis tuis in aeternum quia pius es Im dritten Teil setzt der Frauenchor wieder mit dem Text Requiem aeternam ein und der Klang spannt sich zu einem Cluster mit weitem Ambitus Die Mannerstimmen bleiben beim Text quia pius es Nacheinander gehen die komplexen Rhythmen in ausgehaltene Noten uber Die Partituranweisung morendo versterbend fuhrt in eine Pause zunachst des Soprans dann auch im Alt im Bass und schliesslich im Tenor Schliesslich setzen zunachst die Basse und dann die Altstimmen und schliesslich die Soprane noch einmal ein Ein letzter gross aufgefacherter Cluster setzt uberraschend ein verschwindet ebenso und lasst nur einen letzten Klang der Basse und Altstimmen ubrig Das Stuck endet mit dem Wort lucea t das mit einem morendo im Nichts verschwindet wobei das letzte t nicht ausgesprochen werden soll Auf den letzten Ton folgen schliesslich sieben Takte Stille Chor tacet Rezeption BearbeitenDas Stuck ist das bekannteste Chorwerk Ligetis 8 Musikgeschichtlich ist es von Bedeutung fur die Entwicklung der Chormusik da es statt horbarer Mehrstimmigkeit und eines erkennbaren Rhythmus lediglich aus schwebenden Klangfeldern besteht 3 Ulrich Dibelius schrieb uber das Werk Die Mystik die der katholischen Liturgie anhaftet wurde hier in eine klare Haltung existentieller Bewusstheit uberfuhrt ins Daseinshelle gehoben ja eigentlich in kontrarer Richtung zum Weltlichen hin transzendiert Beide Werke fragen genau wie jede Religion nach den Ratselhaftigkeiten und Unerforschlichkeiten des Lebens suchen aber nicht das Irrationale als unverstehbare gottgewollte Ordnung hinzunehmen gar als Fatum anzubeten sondern mit offenem Blick mit Ahnung und freier empfanglicher Sensibilitat zu durchdringen 5 Besonders erwahnenswert ist die Verwendung des Stucks im Film 2001 Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick wahrend Floyds Fahrt uber den Mond In dem Film aus dem Jahr 1968 sind an weiteren Kompositionen Ligetis ausserdem noch Atmospheres wahrend des handlungslosen Vorspanns und das Kyrie aus dem Requiem bei Erscheinen des Monolithen sowie Aventures im Zimmer am Ende des Films zu horen Bei der Verwendung von Ligetis Werken handelte es sich um eine Urheberrechtsverletzung da Kubrick als Produzent fur das Synchronisationsrecht bei Ligeti zunachst keine Lizenz eingeholt hatte 1 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b Julia Heimerdinger I have been compronised I am now fighting against it Ligeti vs Kubrick and the music for 2001 A Space Odyssey In Journal of Film Music Band 3 Nr 2 2011 S 127 143 doi 10 1558 jfm v3i2 127 Balint Andras Varga Gyorgy Ligeti In Drei Fragen an 73 Komponisten ConBrio Regensburg 2014 ISBN 978 3 940768 42 1 S 211 217 a b c Valerio Benz Gyorgy Ligetis Lux Aeterna Chormusik auf Weltraumodyssee SRF Schweizer Radio und Fernsehen 1 April 2014 abgerufen am 29 Marz 2018 a b Michael D Searby Ligeti s Stylistic Crisis Transformation in His Musical Style 1974 1985 Rowman amp Littlefield 2010 ISBN 0 8108 7250 1 S 8 a b Frank Halbach Gyorgy Ligeti Die Zukunft der Musik In Bayern2 radioWissen 29 August 2017 Manuskript PDF Miguel A Roig Francoli Understanding post tonal music Routledge New York 2021 ISBN 978 0 367 35535 7 S 339 a b Anonym Ligeti Gyorgy Requiem 1963 65 und Lux aeterna 1966 Nicht mehr online verfugbar In Capriccio Kultur Forum 16 November 2013 archiviert vom Original am 22 Mai 2021 abgerufen am 20 August 2018 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www capriccio kulturforum de Reinhard Schulz Die Klarheit der Unscharfe Gyorgy Ligeti im Alter von 83 Jahren gestorben In Neue Musikzeitung Band 55 Nr 7 2006 Louise Duchesneau Wolfgang Marx Gyorgy Ligeti Of Foreign Lands and Strange Sounds Boydell amp Brewer 2011 ISBN 1 84383 550 9 S 246 Normdaten Werk GND 300091990 lobid OGND AKS LCCN no98027332 VIAF 176419978 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lux Aeterna Ligeti amp oldid 237033728