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Im Zweiten Weltkrieg erfolgten mehrere US amerikanische Luftangriffe auf Sangerhausen deren Hauptziel der Bahnhof der mitteldeutschen Kreisstadt war Am 22 Februar 1945 warfen 11 schwere viermotorige Bomber vom Typ B 24 Liberator 23 5 Tonnen Sprengbomben auf das Reichsbahngelande das Gaswerk und die Stadt Der Angriff erfolgte im Rahmen der grossangelegten angloamerikanischen Operation Clarion gegen Verkehrsziele im Deutschen Reich Vom 7 bis 11 April 1945 war dann das Bahnhofsareal tagliches Ziel von US Jagdbombern Die Angriffe bei denen auch zwei Munitionszuge getroffen wurden fuhrten zur fast volligen Zerstorung des Bahnhofsgelandes und zur Einstellung des Zugverkehrs Insgesamt verloren bei den Luftangriffen auf Sangerhausen 87 Menschen das Leben zusammen mit dem Kreisgebiet 237 Bewohner Inhaltsverzeichnis 1 Stadt und Kreis Sangerhausen 2 Luftschutz Lazarette 3 Luftalarme 4 Die Luftangriffe auf die Stadt Sangerhausen 5 Opfer und Begrabnisstatten 6 Luftkrieg uber dem Kreis Sangerhausen 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksStadt und Kreis Sangerhausen Bearbeiten nbsp Bahnhof Sangerhausen 1910 Erbaut 1866 zerstort April 19451939 hatte die Kreisstadt Sangerhausen 12 700 Einwohner der dazugehorende Kreis im damaligen Umfang 75 000 Einwohner Diese Zahlen wuchsen im Kriegsverlauf erheblich durch Aufnahme von Evakuierten aus den Luftkriegsgebieten auslandischen Arbeitskraften Zwangsarbeitern Kriegsgefangenen und Fluchtlingen und Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten Luftschutz Lazarette BearbeitenNeben dem Ausbau von Luftschutzkellern in offentlichen Bauten Industrie und Wohngebauden wurden im Laufe der Kriegsjahre Luftschutzbunker gebaut am Bonifatius Platz dabei Grundmauern der fruheren Bonifatiuskirche gefunden in der Hospitalstrasse Selleriefleckchen hinter der Mittelschule am Bahnhof und am Krankenhaus auf der Tennstedt mit unterirdischem Operationssaal Als Sofortschutz kamen dann Splittergraben dazu Im September 1943 wurde das luftgefahrdete Sangerhausen als Luftschutzort 2 Ordnung eingestuft Es gab sechs Lazarette fur verwundete und erkrankte Soldaten in Sangerhausen im Mutterhaus des Kreiskrankenhauses und in funf Reservelazaretten in Schulen im Herrenkrug und im Hotel Gieseler Luftalarme BearbeitenVon 1940 bis 1944 erfolgten in Sangerhausen 538 Luftwarnungen 1945 stark zunehmend und keine vollstandigen Angaben mehr und 181 Fliegeralarme Die weitaus meisten wurden durch Uberfluge von britischen und amerikanischen Fernbombern und ihren begleitenden Jagdflugzeugen Eskorte ausgelost 1944 und 1945 kam es dann zu vielen selbstandigen Einsatzen von Jagdflugzeugen und Jagdbombern als Tiefflieger im Kreisgebiet Alleine an den beiden Osterfeiertagen 1 und 2 April 1945 schrillten in Sangerhausen 23 mal die Alarmsirenen Ab 7 April herrschte im Kreisgebiet Daueralarm Die Luftangriffe auf die Stadt Sangerhausen Bearbeiten nbsp US amerikanischer Bomber B 24 Liberator Befreier nbsp Langstreckenbegleitjager des Typs P 51 Mustang nbsp US Jagdbomber Lockheed P 38 Lightning nbsp Bahnhof Sangerhausen Geschichte mit Zerstorung am 7 April 1945Die Angaben stammen aus dem Buch des Heimatforschers Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz Ein Abriss zur Geschichte des Kreises Sangerhausen von 1933 bis 1945 2004 1940 wurde ein Personenzug dicht vor der Einfahrt aus Richtung Halle in den Bahnhof Sangerhausen von Flugzeugen der britischen RAF mit Bordwaffen beschossen 28 Juli 1944 Bei einem US Luftangriff auf Sangerhausen schossen Jagdflugzeuge der deutschen Luftwaffe drei amerikanische B 17 Flying Fortress ab 12 US Flieger fanden den Tod 18 retteten sich mit dem Fallschirm und gingen in Gefangenschaft 1 21 Februar 1945 Ununterbrochene US Tieffliegerangriffe auf die Bahnstrecken um Sangerhausen So wurde ein D Zug bei Berga angegriffen wobei 62 reisende Zivilisten durch Bordwaffenbeschuss ihr Leben verloren 22 Februar 1945 Schwerer Luftangriff von 11 viermotorigen Bombern Typ B 24 Liberator der 8 Air Division der 8 US Luftflotte die von Suden her uber Martinsrieth anflogen auf Bahnhof und Stadt Sangerhausen 2 Die Navigation erfolgte visuell Von 12 08 bis 15 50 Uhr ertonte Fliegeralarm von 13 12 bis 13 14 fielen aus nur etwa 3 000 Meter Hohe 23 5 Tonnen hochbrisanter Sprengbomben Starke Zerstorungen 3 wurden im Westteil des Gelandes der Reichsbahn angerichtet Gleise Weichen Signalanlagen Lokomotiv und Guterschuppen dort lagen 32 tiefe Bombentrichter dicht bei dicht nebeneinander Schon wenige Stunden nach dem Angriff soll unter Aufbietung aller Krafte der Betriebsablauf normalisiert worden sein In der Wohnstadt wurden Gebaude in der Mogkstrasse der Hindenburgstrasse heute Ernst Thalmann Strasse in der Marienstrasse Am Bahnhofchen in der Voigt Strasse und in der Malzfabrik getroffen Total zerstort oder schwer beschadigt wurden acht Hauser zahlreiche Gebaude im Bahnhofsviertel erlitten Schaden am Dachwerk Das Gaswerk erlitt so starke Zerstorungen dass es bis September 1945 seinen Betrieb einstellen musste Auf die Gasanlagen wurden funf Kettenbomben geworfen bei denen je drei Bomben aneinander gekettet waren also 15 Bomben insgesamt Getroffen wurden zwei Gasbehalter mit etwa 100 Splitter Einschlagen durchlochert die Werkstatt das Werkswohnhaus und das Modellhaus hinter dem Werk Die Brande konnten von Belegschaft und Feuerwehr erfolgreich geloscht werden Insgesamt wurden 33 Menschen getotet und viele schwer verletzt Die Opfer wurden am 27 Februar nach einer Trauerfeier in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Sangerhauser Friedhof beigesetzt Fast zeitgleich wurde das westlich von Sangerhausen an der Bahnstrecke nach Nordhausen gelegene Dorf Wallhausen Helme von 19 Liberators bombardiert die es zur Halfte zerstorten 70 Tote Insgesamt wurde zur Operation Clarion am 22 Februar 1945 von der 8 US Luftflotte eine Streitmacht von 1 372 schweren Bombern begleitet von 817 eskortierenden Langstrecken Jagdflugzeugen Jagdbombern Mustang Thunderbolt aufgeboten 7 April 1945 Angriffe von US Jagdbombern 4 mit Bomben und Bordwaffen hinterliessen ab 13 00 Uhr auf dem westlichen und mittleren Teil des Reichsbahngelandes ein Trummerfeld und legten die Hauptstrecke lahm Das Bahnhofsgelande war mit Reisenden speziell Fluchtlingen uberfullt Zwei lange Zuge mit Signalmunition explodierten Zwei Bomben fielen auf das Empfangsgebaude auch in den Wartesaal 12 Tote konnten am gleichen Tag aus den Trummern geborgen werden andere erst Wochen spater Weitere Bomben fielen auf die Wohnstadt die Hauser 82 bis 85 der Morunger Strasse wurden zerstort weitere beschadigt Es gab 15 Tote nicht ganz klar ist ob die obengenannten 12 Toten in den 15 enthalten sind und sehr viele Schwerverletzte Am 1963 neu erbauten Bahnhof findet sich eine Tafel zu dessen Geschichte Darauf heisst es 7 April 1945 Zerstorung des Bahnhofsgebaudes und der Gleisanlagen durch Bombenabwurfe amerikanischer Flugzeuge 8 April 1945 Den ganzen Tag uber Grossalarm fur den Kreis Um 10 15 14 00 Uhr sowie gegen Abend grossere Bombenangriffe auf die Stadt Um 10 15 wurde das Bahnhofsgebaude von 15 Sprengbomben getroffen 9 April 1945 Wiederum wurden Spreng und Brandbomben uber Sangerhausen abgeworfen Das gerade reparierte Hauptgleis fiel durch Bombentreffer nun ganz aus 10 April 1945 Um 11 45 12 30 und 18 00 Uhr wurde wieder der Bahnhof und die Stadt mit Bomben und Bordwaffen angegriffen 11 April 1945 Gegen Mittag 58 Bomben und Bordwaffenbeschuss auf Sangerhausen abends die letzten 6 Bomben auf Stadt und Bahnhof 12 April 1945 Sangerhausen wird kampflos von US Truppen besetzt Opfer und Begrabnisstatten Bearbeiten nbsp Graberfeld eingeebnet mit 62 Bombenopfern auf Friedhof SangerhausenInsgesamt verloren in der Stadt Sangerhausen bei Luftangriffen 87 Menschen ihr Leben 5 Auf dem Friedhof findet sich in der Abteilung A 3 ein Ehrenfriedhof fur 62 der zivilen Bombenopfer Aus einem Faltblatt des Geschichtsvereins und aus einer Informationstafel im Bereich des Friedhofeingangs wird man daruber informiert dass es sich um einen Bombenfriedhof 2 Weltkrieg handelt Die steinerne Bodenplatte inmitten des eingeebneten Graberfelds tragt uber den 62 Namen der Opfer davon 29 Frauen und Madchen keine Geburts und Sterbejahre die allgemeine Uberschrift Zum Gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft des II Weltkrieges von 1939 1945 6 Zusammen mit dem Kreisgebiet kam es zu 237 Luftkriegstoten Ein grosses Gemeinschaftsgrab mit 50 von 70 Opfern findet sich auf dem Friedhof von Wallhausen Helme Luftkrieg uber dem Kreis Sangerhausen BearbeitenDiese Zusammenstellung lehnt sich eng an die beiden Bucher des Sangerhauser Heimatforschers Thilo Ziegler von 1999 und 2004 an Es begann 1939 mit Einflugen einzelner Flugzeuge der britischen RAF Ab 1940 wurden abgeworfen Flugblatter Phosphor Brandplattchen auf Felder und Waldgebiete Brandballons Brandflaschen Brandbomben Storballons auf Hochspannungsleitungen Schokolade englischer Tabak Lebensmittelkarten Leuchtbomben und ab 1943 schwere Sprengbomben bis hin zu Minenbomben Zu Boden gingen und explodierten deutsche und alliierte Jagdflugzeuge alliierte Jagdbomber und mehrfach auch schwere viermotorige britische und amerikanische strategische Bomber teilweise noch mit ihrer Ladung Die Bewohner hatten oft Gelegenheit Luftkampfe zu beobachten 1944 und besonders 1945 beherrschten alliierte Tiefflieger das Feld die auf alles schossen was sich bewegte Dazu gehorte auch die Zivilbevolkerung besonders die Landwirte aber auch Pferde und Vieh Viele Orte im Kreis waren 1944 und 1945 von Luftangriffen mit Bomben und Bordwaffen betroffen in mindestens neun dieser Dorfer und Stadte gab es zivile Todesopfer Allstedt 11 Berga 28 Blankenheim 16 Hohlstedt 1 Kelbra 12 Rottleberode 4 Sangerhausen 87 Stolberg 8 und Wallhausen Helme 70 Die Stadt Sangerhausen eingeschlossen gab es 237 Luftkriegstote unter der Zivilbevolkerung Militar und Zugreisende nicht mitgerechnet Zerstort oder beschadigt wurden neben militarischen Zielen vorzugsweise Bahnhofsanlagen doch auch Betriebe und Wohnhauser Hauptartikel Luftangriff auf Wallhausen Helme Ein besonderes Kapitel bilden die Angriffe auf Eisenbahnzuge Ziele waren Militar Tank und Munitionszuge Doch machten die Tiefflieger auch vor eindeutigen Personenzugen nicht Halt Es seien einige Beispiele mit Verlustzahlen angefuhrt 5 Mai 1944 Jagdflugzeuge beschossen mittags den Personenzug nach Stolberg Ein Reisender wurde durch Brustschuss getotet sieben weitere Fahrgaste verletzt Der Heizer erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen 5 Mai 1944 vor der Aumuhle wurde ein aus dem Bahnhof Berga Kelbra um die Mittagszeit kommender Militarzug von Tieffliegern zum Stehen gebracht und beschossen 28 Personen wurden getotet und 56 teilweise schwer verletzt 26 Mai 1944 Gegen 11 00 Uhr wurde bei Berga ein Personenzug von Stolberg nach Berga Kelbra durch Tiefflieger angegriffen Ein Reisender wurde getotet der Heizer schwer verletzt 6 Februar 1945 bei der Aumuhle wurde ein Arbeitsdienstzug beschossen Es gab 6 Tote und viele Verletzte nbsp 26 Opfer des Tieffliegerangriffs bei Reinsdorf auf dem Friedhof Artern9 Februar 1945 sudlich von Artern bei Reinsdorf nahmen amerikanische Tiefflieger einen Guterzug mit Haftlingen aus Buchenwald mit Bomben und Bordwaffen unter Beschuss 105 Personen wurden getotet und 150 verwundet Von letzteren verstarben noch 23 im Krankenhaus Artern insgesamt 128 Tote Die Haftlinge sprangen aus den Wagen und suchten Schutz im Freien Nachdem die Flieger sie an ihrer Kleidung erkannt hatten stellten sie das Feuer ein und drehten ab 7 26 Tote sind auf dem Friedhof Artern beigesetzt Uber dem Massengrab befindet sich eine Steintafel Hier ruhen 26 KZ Haftlinge die am 9 Februar 1945 bei einem alliierten Luftangriff auf einen Eisenbahntransport bei Reinsdorf ums Leben kamen Im Jahr 2014 erfolgte die Umbettung vom Vorplatz des Parkfriedhofes Artern auf diese Ruhestatte auf dem Friedhof Artern 17 Februar 1945 bei Oberroblingen wurde ein D Zug beschossen 21 Reisende zumeist Fluchtlinge erlitten schwere Verwundungen 17 Februar 1945 Beim Verlassen eines Tunnels wurde ein Personenzug durch Tiefflieger attackiert Drei Menschen wurden getotet sechs schwer verletzt 21 Februar 1945 Gegen 11 30 Uhr wurde der D Zug 190 von Leipzig nach Koln von Tieffliegern angegriffen Etwa 2 km vom Bahnhof entfernt im Bergaer Kuhried kam die beschossene Lokomotive zum Stehen Zu beklagen waren 41 Tote und mindestens die doppelte Anzahl Schwerverletzte An zwei Wagen wurden 166 Einschusse gezahlt 37 der Toten wurden in Berga beerdigt Die Reisenden wurden in den Abteilen oder auf der Flucht uber das benachbarte freie Gelande getotet oder verwundet Sofort erfolgten Hilfsmassnahmen Aus Sangerhausen fuhr ein Sonderzug los der Schwerverletzte in das dortige Krankenhaus brachte Auch das Krankenhaus Nordhausen nahm zahlreiche Verwundete auf Dort verstarben noch 21 Schwerverletzte an ihren Schusswunden Somit ergaben sich 62 Tote Literatur BearbeitenRoger A Freeman Mighty Eighth War Diary Jane s London New York Sydney 1981 ISBN 0 7106 0038 0 Thilo Ziegler Auf Spurensuche Der Kreis Sangerhausen in der Zeit von 1939 1945 Starke Druck Sondershausen 1999 Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz Ein Abriss zur Geschichte des Kreises Sangerhausen von 1933 1945 Starke Druck Sondershausen 2004 Einzelnachweise Bearbeiten Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz 2004 S 79 Roger A Freeman Mighty Eighth War Diary 1981 S 445 446 Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz 2004 S 83 f S 87 ff Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz 2004 S 96 ff Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz 2004 S 195 Verein fur Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e V Friedhof Sangerhausen Grabstatten Gedenkstatten Faltblatt Vom Verein dankenswertweise erhalten 2018 Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz Ein Abriss zur Geschichte des Kreises Sangerhausen von 1933 1945 Starke Druck Sondershausen 2004 S 82 100Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luftangriffe auf Sangerhausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Sangerhausen amp oldid 239208001