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Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges am 22 Februar 1945 erfolgte ein schwerer Luftangriff auf das westlich von Sangerhausen gelegene Dorf Wallhausen an der Helme Dieser wurde durch 19 viermotorige strategische Bomber der United States Army Air Forces vom Typ B 24 Liberator durchgefuhrt Sie warfen um 13 05 Uhr bei guter Sicht 166 hochbrisante Sprengbomben 41 5 Tonnen auf den als Sekundarziel eingestuften Ort 1 Die Kirche und 19 Wohngebaude wurden zerstort 25 Hauser schwer und 50 leichter beschadigt Insgesamt 70 Menschen starben darunter viele Frauen und Kinder Es war die grosste Katastrophe die den Ort Wallhausen in der jungeren Geschichte getroffen hat Inhaltsverzeichnis 1 Leichtere Luftangriffe im Februar und Marz 1945 2 Operation Clarion 3 Der grosse Luftangriff auf Wallhausen am 22 Februar 1945 4 Die Zerstorungen 5 Die Opfer 6 Begrabnisstatte und Gedenken 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksLeichtere Luftangriffe im Februar und Marz 1945 Bearbeiten15 Februar US Tiefflieger beschiessen mittags mit Bordwaffen einen Personenzug am Block Pfeiffersheim bei Wallhausen und schiessen zwischen Wallhausen und Sangerhausen einen Tankzug in Brand 19 Februar um 13 45 erfolgt ein Tieffliegerangriff auf den Bahnhof Wallhausen In der benachbarten Knopffabrik wird eine Arbeitsmaid getotet und ein Arbeiter verwundet 21 Februar in den Mittagsstunden erfolgen ununterbrochen Fliegerangriffe auf alle Zuge zwischen Nordhausen und Wallhausen 30 Marz um 17 30 Uhr erfolgt ein Fliegerangriff auf einen Personenzug am Brandrain bei Wallhausen 2 Operation Clarion BearbeitenDer grosse Angriff auf Wallhausen und gleichzeitig das benachbarte Sangerhausen erfolgte im Rahmen der angloamerikanischen Operation Clarion die sich am 22 und 23 Februar 1945 mit 6500 Flugzeugen gegen 200 Ziele im Deutschen Reich richtete um dessen Verkehrsverbindungen das Strassen und Eisenbahnnetz zu unterbinden Es handelte sich um die grosste und weitraumigste Luftkriegskampagne der Westalliierten Die Angriffshohe auch der beteiligten 3500 schweren Bomber war auf das Optimum von 3000 bis 3900 Meter erniedrigt worden um bei schon reduzierter deutscher Luftabwehr eine moglichst grosse Treffergenauigkeit zu erreichen Von der 8th Air Force waren am 22 Februar 1945 1372 schwere Bomber der Typen B 17 Flying Fortress und B 24 Liberator sowie 817 Kampfflugzeuge Jagdbomber uber Mittel und Westdeutschland unterwegs Der grosse Luftangriff auf Wallhausen am 22 Februar 1945 Bearbeiten nbsp B 24 Liberator in FormationDer Luftangriff auf Wallhausen an der Helme erfolgte am 22 Februar 1945 bei klarer Sicht aus nur 3500 Meter Hohe durch 19 schwere US amerikanische Bomber vom Typ B 24 Liberator die zur 2nd Air Division der in Ostengland stationierten 8th Air Force gehorten Die Bomber kamen aus Suden aus der Richtung Brucken Kyffhausergebirge Zehn der angreifenden Maschinen bildeten die Bombergruppe 389 A und neun Maschinen die Gruppe 389 C zu dieser gehorten eigentlich auch 10 Flugzeuge von denen sich jedoch eines seiner Bombenfracht in Quakenbruck im Landkreis Osnabruck entledigte Geplant war der Abwurf von 186 Stuck hochexplosiver HE 500 Pfund Sprengbomben durch 20 Flugzeuge abgeworfen wurden tatsachlich 166 dieser Bomben durch 19 Flugzeuge auf Wallhausen Die Zerstorungen BearbeitenWallhausen hatte keine militarischen Einrichtungen Das vorgegebene Ziel des Angriffs waren die Reichsstrasse 80 durch den Ort und die Eisenbahn Strecke Sangerhausen Nordhausen am nordlichen Ortsrand Es bestand kein Eisenbahnknoten und kein eigentlicher Guterbahnhof Der Report der US Luftwaffe meldete nach dem Einsatz eine kleine Anzahl von Treffern auf das Hauptgleis und 5 weitere Explosionen auf Nebengleisen Mindestens 70 Explosionen erfolgten in der Nordhalfte der Stadt so bezeichnet mit moglichen Treffern in einem Speichergebiet das an die Gleise grenzte und anderen moglichen Treffern auf der Hauptstrasse In Wallhausen hatte man zunachst 137 Bombeneinschlage festgestellt davon 110 auf den Ort und der Rest auf freies Feld nordlich der Bahngleise Spater wurde die Zahl der abgeworfenen Bomben entsprechend den US Angaben auf 166 korrigiert Eine Bombe traf ein Bahnhofsgebaude und zerstorte Waggons Im Ort selbst wurde innerhalb von Sekunden eine furchtbare Zerstorung angerichtet Wallhausen wurde zu 50 vernichtet 3 Die Post und die Hauptstrasse waren durch Bombeneinschlage und Schuttmassen nicht mehr passierbar In der Hauptstrasse an ihren beiden Knickpunkten im Ortsinneren Alter Markt und am westlichen Ortsausgang Oberfleck nahe Schule und Kirche klafften zwei riesige Bombenkrater von etwa 10 Metern Tiefe und 20 Metern Durchmesser 18 Hauser waren vollstandig zerstort 25 Hauser mit Stallungen schwer und 50 leichter beschadigt Die Kirche St Peter und Paul erhielt einen Volltreffer durch den das Kirchenschiff zerstort und der massive Turm stark beschadigt wurde Auf den Friedhof fielen 5 Bomben Graber wurden aufgerissen Leichenteile freigelegt und Grabsteine flogen hundert Meter weit In den Stallungen kam Vieh um 9 Pferde 18 Rinder 10 Schafe und 15 Schweine 4 5 Zerstorte Gebaude Hauptstrasse 66 Gasthof Grune Tanne Kirchtor 123 nicht wieder aufgebaut Kirchtor 124 Schule nicht wieder aufgebaut Hauptstrasse 127 Der Bienenstock beschadigt 1946 abgerissen Hauptstrasse 128 134 142 143 144 145 146 147 nicht wieder aufgebaut 148 nicht wieder aufgebaut 182 183 Am Blauen Tor Poststrasse 208 215 216 Am Friedhof 221 Dazu Hauptstrasse 125 die Kirche 6 Das Schloss die wenigen Industriebetriebe die Flugwacht und das 1945 nicht mehr als solches genutzte RAD Lager wurden nicht getroffen Die Opfer BearbeitenEin Augenzeuge nach dem Angriff Traurige Szenen konnte man beobachten Angehorige suchten ihre verschutteten Angehorigen 7 Aufopferungsvolle Arbeit leisteten die Kameraden der Feuer Wehr am 22 Februar und danach bei der Beseitigung der Bombenschaden und bei der Bergung der Toten die zum Teil im Feuerwehrgeratehaus untergebracht werden mussten 8 Auch die Bevolkerung und die Angehorigen der Betriebe von Wallhausen so des Steingutwerks beteiligten sich sofort nach dem Bombardement an den Bergungsarbeiten 9 Die auslandischen Arbeitskrafte wurden ebenfalls eingesetzt Auch die Wehren aus Nachbarorten halfen besonders die aus Brucken Die Sangerhauser Feuerwehr war durch die schweren dortigen Zerstorungen im Bahnhofsbereich und der Stadt infolge des gleichzeitigen Luftangriffs gebunden Nach dem Angriff und der Bergung wurden 62 zivile deutsche Todesopfer zwei tote Wehrmachtssoldaten und vier getotete Polen festgestellt Zwei von etwa 80 10 schwer Verwundeten starben wenig spater Bei Ausschachtungsarbeiten in Ortsmitte wurden 1957 die sterblichen Uberreste eines 12 jahrigen Jungen geborgen So ergeben sich insgesamt 70 Todesopfer 66 deutsche und vier polnische Der Ortschronist schreibt ebenfalls Insgesamt gehe man von 70 Personen aus die bei dem Angriff ihr Leben verloren Unter den Toten befand sich auch eine Fluchtlingsfamilie aus Ostpreussen Das Kirchenbuch verzeichnet Namen Lebensalter und Geschlecht der 50 auf dem Wallhauser Friedhof in dem Sammelgrab bestatteten Opfer Es handelte sich um 30 Erwachsene bis zum Alter von 86 Jahren davon 20 Frauen und 10 Manner 20 Opfer waren Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren Andere Bestattungen fanden in Familiengrabern und in benachbarten Orten statt Ausser bei den Polen gab es keine Bombenopfer unter den Auslandern nicht bei den Hollandern im Ratskeller den kriegsgefangenen Franzosen und Polen im Schieferhof oder den sowjetischen Kriegsgefangenen in der Hauptstrasse Nr 186 Begrabnisstatte und Gedenken Bearbeiten nbsp Denkmal von 1956 in Wallhausen nbsp Tafel an Massengrab fur 50 Bombenopfer in Wallhausen nbsp Graberfeld mit 50 Bombenopfern vom 22 Februar 1945 in WallhausenUnter grosser Anteilnahme der Bevolkerung wurden am 27 Februar 1945 ab 9 00 Uhr im Rahmen einer Trauerfeier 50 Wallhauser Todesopfer in einem Massengrab auf dem Ortsfriedhof beigesetzt Zu den Bombenopfern gehorten auch vier Polen die im Gasthof Grune Tanne ums Leben kamen Zur Zeit der SBZ DDR wurde am Rande der Begrabnisstatte ein grosses Holzkreuz mit schragem Querbalken errichtet das die Inschrift trug Ihr seid gefallen als Helden als Kampfer als Opfer gegen den Faschismus Das Kreuz wurde 1998 mit gleicher Beschriftung erneuert Es existierte auch noch Anfang 2018 mit unleserlicher Inschrift Anfang April 2018 war das Kreuz nicht mehr da zur Restaurierung Das erhaltene Kriegerdenkmal von 1925 fur die im Ersten Weltkrieg Gefallenen vor der Kirchenruine verschwand nach 1945 Am 3 September 1949 wurde der beschadigte Kirchturm in Anwesenheit des Burgermeisters und anderer damaliger Personlichkeiten gesprengt Die Trummer blieben viele Jahre lang als Steinhaufen liegen bevor sie in den 1960er Jahren aus Privatinitiative zu einer Art Mahnmal geordnet wurden Eine Kommission von Regierungsbaurat Landrat Kreisbaumeister Burgermeister und weiteren Experten aus dem Kreis Sangerhausen hatte am 7 August 1945 empfohlen die Ruine des Kirchturms stehenzulassen Der Turm der Kirche soll schon als weithin sichtbares Wahrzeichen in der Landschaft und als wertvolles Baudenkmal erhalten bleiben 1956 wurde unweit der Kirche ein grosser Kubus aus rotem Granit mit Feuerschale als Denkmal Ehrenmal errichtet Es tragt auf seiner ostlichen Seite die Inschrift Die Opfer des 22 Februar 1945 und die Toten der zwei Weltkriege mahnen zum Frieden Ortseinwohner berichten dass spater in der DDR Zeit der Bombenangriff kein offentliches Thema gewesen sei Nach der politischen Wende 1989 90 wurde und wird an den Luftangriff und seine Opfer erinnert Zum Jahrestag 1993 erschien in der Presse eine Namensliste mit den Wallhauser Toten Zum 50 Jahrestag wurde plakatiert Bekanntmachung Ehre den Toten 22 Februar 1945 22 Februar 1995 Anlasslich des 50 Jahrestages der Zerstorung von Wallhausen findet am Mittwoch dem 22 Februar 1995 um 13 00 Uhr eine Kranzniederlegung am Ehrenmal in Wallhausen mit anschliessendem Gedenkgottesdienst in der Kirche statt Hinsching Burgermeister 100 Wallhauser trafen sich am Ehrenmal und in der Kirche Die Kirchenglocken lauteten ab 13 05 Uhr solange wie der Angriff gedauert hatte Der Burgermeister Klaus Hinsching legte ein Blumengebinde nieder und hielt eine Gedenkansprache 11 Der Ortschronist Klaus Thieme schrieb im Jahre 2000 zum 55 Jahrestag Am 22 Februar jahrt sich wieder einmal jener furchtbare Tag an dem amerikanische Bomber das grosse Unheil uber unseren Ort brachten 12 Am 22 Februar 2005 wurde am Rande der Rasenflache des Gemeinschaftsgrabes nahe der Friedhofskapelle ein liegender Gedenkstein geweiht der folgende nur noch schwer lesbare Inschrift tragt Ruhestatte Opfer des Luftangriffs 22 Februar 1945 Gestiftet Gemeinde Wallhausen 2005 An einer Gedenkveranstaltung am 26 Februar 2005 in der Gaststatte Haus der Sonne nahmen uber 400 Menschen teil Alljahrlich lautet am 22 Februar um 13 05 Uhr die gerettete historische Glocke der auf kleinerem Grundriss und turmlos neu aufgebauten Kirche St Peter und Paul als Erinnerung an den verheerenden Bombenangriff Literatur BearbeitenRoger Freeman Mighty Eighth War Diary JANEs London New York Sydney 1981 ISBN 0 7106 0038 0 S 445 446 Karl Kiepe Augenzeugenbericht uber den Bombenangriff im Februar 1945 auf Wallhausen Zitiert nach Thilo Ziegler Auf Spurensuche 1999 S 22 Karl Nebe Augenzeugenbericht zum Bombenangriff auf Wallhausen am 22 Februar 1945 Auszug aus der Zeitung Freiheit vom 21 Februar 1953 Richard Rasehorn Materialsammlung uber den Zweiten Weltkrieg im Kreis Sangerhausen Kelbra 1947 13 Klaus Thieme Ortschronist Materialsammlung zur Geschichte von Wallhausen Gemeindearchiv Wallhausen Klaus Thieme Ortschronist Verfasser der Textbeitrage Chronik der Gemeinde Wallhausen Helme Historische Zeittafel der Gemeinde Hrsg Gemeinde Wallhausen Helme 1 Auflage 2008 Geleitwort Klaus Hinsching Burgermeister Thilo Ziegler Auf Spurensuche Der Kreis Sangerhausen in den Jahren 1939 bis 1945 Sangerhausen 1999 Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz Ein Abriss zur Geschichte des Kreises Sangerhausen von 1933 bis 1945 Sondershausen 2004 Einzelnachweise Bearbeiten Roger Freeman Mighty Eighth War Diary S 445 Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz 2004 S 227 Thilo Ziegler Auf Spurensuche 1999 S 44 Kiepe Nebe Zeitzeugen zitiert nach Thilo Ziegler 1999 S 22 und 23 Klaus Thieme Ortschronik Wallhausen Klaus Thieme Ortschronik Karl Kiepe zitiert nach Thilo Ziegler 1999 S 22 Aus der Geschichte der Wallhauser Feuerwehr In Goldene Aue Kurier 17 Juni 2011 Karl Nebe zitiert nach Thilo Ziegler 1999 S 22 23 Thilo Ziegler Unterm Hakenkreuz 2004 S 80 Mitteldeutsche Zeitung vom 23 Februar 1995 Helme Kurier 25 Februar 2000 Richard Rasehorn NordhausenWiki abgerufen am 22 Juni 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luftangriff auf Wallhausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriff auf Wallhausen Helme amp oldid 234827443