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Louis Alexander Slotin 1 Dezember 1910 in Winnipeg Manitoba 30 Mai 1946 in Los Alamos New Mexico war ein kanadischer Physiker und Chemiker Er montierte den Kern der ersten Atombombe und starb nach Harry Daghlian als zweiter Mensch an den Folgen eines selbstverschuldeten Nuklearunfalls Louis Alexander Slotin Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Zeit in Los Alamos 2 1 Nuklearunfall 3 Rezeption 4 Schriften Auswahl 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenLouis Slotin war der Sohn judischer Einwanderer aus Russland Er studierte in Winnipeg und promovierte 1936 in London uber ein Thema aus der physikalischen Chemie Von 1937 bis 1942 arbeitete und forschte er an der Chicagoer Universitat Dort half er beim Aufbau eines Elektronenzyklotrons und war am Chicago Pile beteiligt 1 Zusammen mit Earl Evans gelang ihm damals der Nachweis dass tierische Zellen in der Lage sind Kohlenwasserstoffe aus Kohlendioxid zu synthetisieren Hierzu verwendete er das radioaktive Kohlenstoffisotop 11C mit einer Halbwertszeit von 20 min das er im Zyklotron synthetisierte Seit 1942 war er Mitarbeiter des Manhattan Projektes dessen Ziel die Entwicklung einer Atombombe war Innerhalb dieses Projektes arbeitete er bis 1944 in Oak Ridge an der Herstellung von Plutonium Zeit in Los Alamos BearbeitenIm Dezember 1944 zog er nach Los Alamos wo er mit Messungen der kritischen Masse von spaltbaren Materialien zum Beispiel Uran oder Plutonium beauftragt wurde Slotin war am Zusammenbau des Sprengsatzes fur den ersten Atombombentest am 16 Juli 1945 beteiligt Im September 1945 starb Harry Daghlian einer seiner engsten Kollegen an einer todlichen Strahlendosis von 5 1 Sievert die er in der Folge eines Unfalls beim Hantieren mit dem Kern einer Plutoniumbombe erhalten hatte 2 Ziel dieser Experimente war die Bestimmung der kritischen Masse von Plutoniumkonfigurationen mit Anordnungen von Neutronenreflektoren in diesem Fall Wolframcarbid Stucke von denen eines versehentlich auf den Plutoniumkern fiel Wegen ihrer Gefahrlichkeit nannte man die Experimente auch den Drachen am Schwanze kitzeln tickling the dragon s tail Nach Kriegsende plante Slotin seine Ruckkehr nach Chicago um seine biophysikalischen Forschungen fortzusetzen Wegen seiner speziellen Kenntnisse beim Umgang mit spaltbarem Material liess man ihn jedoch nicht gehen bevor er einen Nachfolger angelernt hatte Nuklearunfall Bearbeiten nbsp Nachstellung des verhangnisvollen Experiments das die Konfiguration der Beryllium Schalen zeigt nbsp Zeichnung zur Ermittlung der Strahlendosen die alle Personen im Raum erhalten hattenAm 21 Mai 1946 fuhrte Slotin in Gegenwart von sieben Kollegen ein verhangnisvolles Experiment durch ahnlich demjenigen dem schon sein Kollege und Freund Daghlian zum Opfer gefallen war Er wollte seinem Kollegen Alvin Graves die Durchfuhrung von Kritikalitatsexperimenten zeigen 3 Dabei waren zwei Halbkugelschalen aus Beryllium um einen Plutoniumkern herum angeordnet und Slotin versuchte die Halbkugelschalen so dicht zusammenzubringen dass eine Kettenreaktion ausgelost wurde Beryllium reflektiert die Neutronen und verstarkt so die Kettenreaktion Hierzu kippte er die obere Halbkugelschale mit seinem linken Daumen den er in ein Daumenloch gefuhrt hatte an und hielt mit einem Schraubenzieher den er zwischen die beiden Halbkugelschalen gesteckt hatte einen kleinen Spalt zwischen ihnen offen Dazu entfernte er die sonst benutzten Distanzstucke die einen Zusammenprall der Schalen verhindert hatten Er hatte vor den Abstand durch Drehen des Schraubenziehers langsam zu verringern bis der gewunschte Effekt zu sehen ware Um 15 20 Uhr entglitt ihm jedoch der Schraubenzieher und die obere Halbkugelschale fiel auf die untere wodurch die Anordnung prompt uberkritisch wurde Die Kollegen sahen ein blaues Glimmen und spurten einen Hitzestoss Slotin spurte daruber hinaus einen sauren Geschmack im Mund und ein Brennen in der linken Hand Unwillkurlich riss er die Hand nach oben wodurch sich die beiden Halbkugelschalen wieder trennten und die Kettenreaktion beendet wurde 4 Die uberkritische Exkursion wurde allerdings schon vorher durch die thermische Ausdehnung der Apparatur beendet 5 Slotin hatte in der kurzen Zeit wahrend der die Anordnung uberkritisch war eine todliche Strahlendosis von 21 Sievert in Form von Gamma und Neutronenstrahlung erhalten Er wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert wo er am 30 Mai 1946 an der Strahlenkrankheit starb Auch die ubrigen sieben Personen die sich im Raum aufhielten erhielten hohe Strahlendosen von geschatzten 3 6 Sv bis 0 3 Sv 6 Bei dem Plutoniumkern handelte es sich um denselben der bereits Daghlian zum Verhangnis geworden war Der Kern erhielt daraufhin den Spitznamen Demon Core Rezeption BearbeitenDie erste offizielle Version des Unfalls stellte Slotin als Helden dar der durch das Hochreissen der oberen Berylliumhalbkugel das Leben seiner Kollegen gerettet habe Robert B Brode einer der fuhrenden Forscher in Los Alamos wies aber darauf hin dass Slotin Abstandhalter hatte verwenden mussen die verhindern dass die beiden Halbkugeln sich beruhren und durch seine Fahrlassigkeit uberhaupt erst das Leben seiner Kollegen in Gefahr gebracht habe 1948 stifteten Slotins Kollegen in Los Alamos und Chicago den Louis Slotin Gedachtnis Fonds aus dem bis 1962 Vorlesungen namhafter Wissenschaftler finanziert wurden Der 1955 geschriebene Roman Der Unfall von Dexter Masters erzahlt die letzten Tage im Leben eines Atomwissenschaftlers der eine todliche Strahlendosis erhalten hat und greift damit die Geschichte von Louis Slotin auf Im Film Die Schattenmacher aus dem Jahre 1989 basiert die Figur des Michael Merriman auf der historischen Person des Louis Slotin In der Serie Stargate SG 1 wurde in der Folge 21 der Staffel 5 die Unfallsituation abgewandelt verarbeitet Die Stadt Winnipeg benannte im Jahr 1993 einen Park nach Slotin Am 27 April 2002 wurde ein Asteroid nach Slotin benannt 12423 Slotin Robert Jungk schildert 1956 den Unfall in seinem Buch Heller als tausend Sonnen Schriften Auswahl BearbeitenThe Systems d NH4 2C4H4O6 d Li2C4H4O6 H2O and d NH4 2Li2 C4H4O6 2 1 NH4 2Li2 C4H4O6 2 H2O University of Manitoba 1933 Dissertation M Sc The Preparation of Racemic Tartaric Acid In Journal of the American Chemical Society Band 55 Nummer 6 1933 S 2604 2605 doi 10 1021 ja01333a505 mit Alan Newton Campbell und Stewart A Johnston The Systems a Ammonium d Tartrate Lithium d Tartrate Water and b Ammonium Lithium d Tartrate Ammonium Lithium l Tartrate Water In Journal of the American Chemical Society Band 55 Nummer 10 1933 S 3961 3970 doi 10 1021 ja01337a008 mit Alan Newton Campbell The Utilization of Carbon Dioxide in the Synthesis of a Ketoglutaric Acid In The Journal of Biological Chemistry Band 136 1940 S 301 302 PDF mit Earl Alison Evans The Role of Carbon Dioxide In The Synthesis of Urea in Rat Liver Slices In The Journal of Biological Chemistry Band 136 1940 S 805 806 PDF mit Earl Alison Evans Carbon dioxide utilization by pigeon liver In The Journal of Biological Chemistry Band 141 1941 S 439 450 PDF mit Earl Alison Evans Assimilation of radioactive carbon from C11O2 by various tissue preparations In Federation Proceedings Band 1 1942 S 109 mit Earl Alison Evans und Birgit Vennesland Carbon Dioxide Assimilation In Cell Free Liver Extracts In The Journal of Biological Chemistry Band 143 1942 S 565 PDF mit Earl Alison Evans und Birgit Vennesland The Mechanism Of Carbon Dioxide Fixation In Cell Free Extracts Of Pigeon Liver In The Journal of Biological Chemistry Band 147 1943 S 771 784 PDF mit Earl Alison Evans und Birgit Vennesland Patent US2823977A Method of dissolving uranium metal Angemeldet am 3 August 1944 veroffentlicht am 18 Februar 1958 Erfinder Louis A Slotin Siehe auch BearbeitenListe von Unfallen in kerntechnischen AnlagenLiteratur BearbeitenHerbert L Anderson A Novick P Morrison Louis A Slotin 1912 1946 In Science Band 104 Nummer 2695 23 August 1946 S 182 183 doi 10 1126 science 104 2695 182 Barbara Moon The nuclear death of a nuclear scientist In MacLean s Magazin Band 74 Nummer 2 1961 Auszug Martin Zeilig Dr Louis Slotin and The invisible killer In The Beaver Band 75 Nummer 4 1995 S 20 26 Anonym Louis B Slotin In Bulletin of the Atomic Scientists Band 1 Nummer 12 1 Juni 1946 online Weblinks BearbeitenLarry Lavitt Dr Louis Slotin Memorial Ben Platts Mills The Blue Flash How a careless slip led to a fatal accident in the Manhattan Project In BBC Future 20 Juli 2023 abgerufen am 20 Juli 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Chicago Pile 1 Pioneers Argonne Lab Review of Criticality Accidents Los Alamos National Laboratory PDF Datei 3 8 MB 2000 S 75 Sowie die Erinnerungsseite an Daghlian Lillian Hoddeson u a Critical Assembly S 342 Sie zitiert David Hawkins Project Y The Los Alamos Story Los Angeles 1983 Erinnerungsseite an Slotin Memento vom 16 Mai 2008 im Internet Archive Hoddeson u a Critical Assembly loc cit Review of criticality accidents loc cit S 75 Normdaten Person VIAF 84251241 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 15 Januar 2019 PersonendatenNAME Slotin LouisALTERNATIVNAMEN Slotin Louis Alexander vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG kanadischer Physiker und ChemikerGEBURTSDATUM 1 Dezember 1910GEBURTSORT Winnipeg ManitobaSTERBEDATUM 30 Mai 1946STERBEORT Los Alamos New Mexico Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Louis Slotin amp oldid 235624886