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Sophie Charlotte Lotte Juliane Moller 17 Juni 1893 in Koblenz 22 Juni 1973 in Gottingen war eine deutsche Geographin Hydrographin und Meeresbiologin Sie war die erste Professorin fur Ozeanographie in Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schule und Studium 1 2 Karriere 1 3 Zweiter Weltkrieg und Nachkriegsjahre 2 Mitgliedschaften 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchule und Studium Bearbeiten Lotte Moller war die Tochter eines Beamten im preussischen Landwirtschaftsministerium und besuchte nach dessen Versetzung und dem Umzug der Familie eine offentliche Madchenschule und ein Oberlyzeum in Berlin Friedenau und Steglitz 1 1914 schloss sie das Schulausbildung ab und erhielt mit dem Lehrerinnenexamen die Zulassung zum Hochschulstudium Sie studierte Mathematik Naturwissenschaften und Geographie an der Universitat Berlin Moller besuchte die Vorlesungen und Ubungen der Mathematiker Konrad Knopp Friedrich Schottky und Issai Schur und die Physik Vorlesungen von Max Planck Nachdem ihr Studium zunachst uberwiegend auf die Mathematik ausgerichtet war wandte sie sich bald der Geographie zu Sie nahm an den Vorlesungen und Exkursionen des Leiters des Instituts fur Meereskunde Albrecht Penck und an den Lehrveranstaltungen zur Seenkunde von Alfred Merz teil 2 In einem in den Personalakten erhaltenen Lebenslauf erklarte sie spater Ich wahlte die Meereskunde als Spezialgebiet da sie als einziges Spezialgebiet der Geographie die mir mehr zusagende exakt mathematisch physikalische Darstellung der Erscheinungen gestattet 1 Als Studentin befasste sie sich seit 1916 mit Limnologie namentlich mit Temperaturmessungen am Sacrower See 1917 und 1918 arbeitete sie in der Entwicklung von Telegraphentechnik und unternahm Gezeitenforschung in der Nordsee 1920 erwarb sie das erste und 1921 das zweite Staatsexamen in Geographie Anschliessend unterrichtete sie als Lehrerin in Berlin nahm aber weiter an Veranstaltungen der Universitat teil 1 2 Karriere Bearbeiten 1921 forschte sie im Sommer auf einem Forschungsschiff in der sudlichen Nordsee Sie wurde 1923 Hilfsassistentin bei Alfred Merz im Institut fur Meereskunde der Universitat Berlin und promovierte im Februar 1925 mit einer Arbeit unter dem Titel Die Deviation bei Strommessungen im Meere 1 1926 erhielt Moller eine planmassige Assistentenstelle Sie bereitete mit Merz die von 1925 bis 1927 dauernde Deutsche Atlantische Expedition des Forschungsschiffs Meteor in den Sudatlantik vor Als Frau konnte sie nicht selbst an der Forschungsreise teilnehmen da ihr das die deutsche Marine verweigerte Stattdessen nahm sie an Land die Proben entgegen und analysierte sie in Berlin 1928 erhielt sie fur ihre Arbeiten hierzu die Meteor Medaille der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft 2 Von dieser wurde sie in den Folgejahren auch mit Geraten und Sachbeihilfen gefordert 3 Zunachst arbeitete sie als Hilfskraft in der Zoologischen Sammlung in Munchen dann ab 1927 als Gastwissenschaftlerin der von Richard GoldschmidtNach dem Tod von Merz im Jahr 1925 vollendete Moller dessen Arbeiten uber die Hydrographie von Bosporus und Dardanellen und veroffentlichte sie 1928 4 1926 konnte sie auf einem Forschungsschiff im Mittelmeer mitreisen und meteorologische Messungen durchfuhren 1927 und 1928 besuchte sie die Meeresforschungsanstalt im norwegischen Bergen wo sie uber interne Wellen in Fjorden deren Wasserschichtung und Hydrographie forschte 2 Die Ergebnisse ihrer Forschungen veroffentlichte sie 1931 5 Nach Merz Tod geriet Moller in Konflikt mit ihrem Kollegen Georg Wust der zwar Kurator wurde aber daruber verargert war dass Lotte Moller von Merz testamentarisch mit der Bearbeitung von dessen Nachlass beauftragt worden war Letztendlich zog sich Moller von der Bearbeitung der Meteor Daten zuruck und wechselte von der Meeresforschung zur Limnologie um die Auseinandersetzungen mit Wust zu vermeiden 2 Im Juli 1929 habilitierte Moller sich im Fach Geographie unter besonderer Berucksichtigung der Hydrographie Ihre Habilitationsschrift Die Zirkulation des Indischen Ozeans auf Grund von Temperatur und Salzgehaltstiefenmessungen und Oberflachenstrombeobachtungen wurde von Albert Defant Norbert Krebs und Albrecht Penck begutachtet Defant hob in seiner Beurteilung die von Moller erbrachten wissenschaftlichen Leistungen hervor namentlich die Bearbeitung der hinterlassenen Veroffentlichung des verstorbenen Merz die Unterstutzung der Meteor Expedition und die Forschungen am Sacrower See Krebs verglich Moller in seinem Gutachten direkt mit Georg Wust der sich kurz zuvor mit einer Arbeit uber Schichtung und Tiefenzirkulation im Pazifik als Erster auf diesem Gebiet in Deutschland habilitiert hatte Krebs hob Mollers bessere Fahigkeiten die grossere Vielseitigkeit ihrer Arbeitsgebiete und die Zufriedenheit der Studenten hervor 6 Mollers Habilitation war insgesamt erst die vierte einer Frau an der Universitat Berlin Die Ergebnisse ihrer Habilitation fanden 1942 Eingang in das Lehrbuch The Oceans von Harald Sverdrup Insbesondere zeigte Moller dass die Tiefseestromungen von den Oberflachenstromungen abhingen die sie mit monatlichen Variationen kartierte Daruber hinaus beschrieb sie erstmals die Indische Zirkulation 7 Moller wurde nach ihrer Habilitation Privatdozentin fur die Hydrographie von Binnengewassern Sie leitete eine 1927 von ihr gegrundete Forschungsstation am Sacrower See in der auch Studenten ausgebildet wurden 1931 erarbeitete sie fur die Marineleitung eine Anweisung fur die Berechnung von Gezeiten in der Deutschen Bucht 1933 veroffentlichte sie eine Beschreibung der Gezeiten dieses Gebiets 1933 war sie eine der wenigen Assistentinnen an der Universitat Berlin und trat der NSDAP bei um gegenuber ihrem Kollegen und Konkurrenten Wust der diesen Weg ebenfalls beschritt nicht ins Hintertreffen zu geraten und um ihre Stellung als einzige verbliebene Frau von sechs mit Assistenzstelle in den Naturwissenschaften an der Universitat zu behalten 8 1934 wurde sie Kustodin am Institut fur Meeresforschung dessen Leiter Albert Defant war 1935 ausserordentliche und 1939 gleichzeitig mit Wust ausserplanmassige Professorin 6 9 Leiter der kriegsbedingt neu geschaffenen Abteilung fur Kontinentalhydrographie wurde im April 1942 Mollers Konkurrent Wust der damit beamteter ausserordentlicher Professor wurde Moller war von Defant eigentlich fur diese Stelle vorgesehen gewesen konnte aber vom Ministerium fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung aus grundsatzlichen Erwagungen nicht berucksichtigt werden Sie wurde stattdessen in Wusts Nachfolge Gruppenleiterin und erhielt einen bezahlten Lehrauftrag 10 Zweiter Weltkrieg und Nachkriegsjahre Bearbeiten Im Zweiten Weltkrieg arbeitete Moller fur die deutsche Kriegsmarine Sie erstellte 1941 Gezeitenkarten von Helgoland und vom Golf von Biskaya Ihre Auswertungen hydrographischer Daten aus den besetzten Ostgebieten betrafen zum Beispiel die Flussgebiete von Bug und Prypjat und 1942 einen geplanten Kanal von der Weichsel zum Dnepr Bei einem Aufenthalt im besetzten Polen erkrankte sie 1942 schwer an Ruckfallfieber Sie war beim Hydrographischen Institut in Potsdam fur Spree und Havel zustandig und kam spater nachdem Bombenangriffe die Arbeit an ihrem Institut unmoglich machten und die Bibliothek und Instrumente in einen Salzstock eingelagert worden waren in die Nautische Abteilung der Marineleitung Dort war sie verantwortlich fur die Messung von Gezeiten und Stromungen 10 Wegen ihrer NSDAP Mitgliedschaft wurde Moller Ende Dezember 1945 fristlos entlassen 10 Sie ging im Februar 1946 an die Akademie fur Raumforschung und Landesplanung in Gottingen wo sie regionale Grundwasseranalysen durchfuhrte 11 Moller beantragte 1950 vergeblich die Entlassung in den vorzeitigen Ruhestand um sich der Forschung widmen zu konnen 1952 erhielt sie einen unbezahlten Lehrauftrag an der Universitat Gottingen Eine Stelle als Leiterin der Abteilung Meereskunde am Hydro Meteorologischen Institut in Stralsund konnte sie wegen der Folgen ihrer Ruckfallfieber Erkrankung und eines Verkehrsunfalls nicht antreten Erst 1956 habilitierte sie in Gottingen um und wurde ausserplanmassige Professorin fur Geographie und Hydrographie Im Wintersemester 1957 1958 hielt sie an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen noch eine Vorlesung mit Ubungen ab und ging dann in den Ruhestand 11 Ihre letzten Jahre verbrachte sie in Gottingen Mitgliedschaften BearbeitenMoller war seit 1926 im Deutschen Akademikerinnenbund DAB in Berlin aktiv und ab 1929 in dessen Vorstand Sie war Vorsitzende des Verbandes der Hochschullehrerinnen Deutschlands 1940 wurde Moller dank der Unterstutzung von Albrecht Penck an die Leopoldina berufen 10 12 1953 wurde sie korrespondierendes Mitglied der Geographischen Gesellschaft zu Hannover Schriften Auswahl BearbeitenDie Deviation bei Strommessungen im Meere Veroffentlichungen des Instituts fur Meereskunde an der Universitat Berlin Reihe A Geographisch naturwissenschaftliche Reihe N F Heft 13 E S Mittler Berlin 1924 Zugleich Dissertation Universitat Berlin Philosophische Fakultat 1925 ZDB ID 520750 2 Florida und Antillenstrom Eine hydrodynamische Untersuchung In Die Naturwissenschaften Band 13 Nr 27 1925 S 600 603 doi 10 1007 BF01578193 Alfred Merz Bearbeitung Lotte Moller Hydrographische Untersuchungen in Bosporus und Dardanellen Veroffentlichungen des Instituts fur Meereskunde an der Universitat Berlin Reihe A Geographisch naturwissenschaftliche Reihe N F Heft 18 1 Textband und 18 2 Atlas E S Mittler Berlin 1928 ZDB ID 520750 2 Die Zirkulation des Indischen Ozeans auf Grund von Temperatur und Salzgehaltstiefenmessungen und Oberflachenstrombeobachtungen Veroffentlichungen des Instituts fur Meereskunde an der Universitat Berlin Reihe A Geographisch naturwissenschaftliche Reihe N F Heft 21 E S Mittler Berlin 1929 Zugleich Habilitation Universitat Berlin Philosophische Fakultat 1929 ZDB ID 520750 2 Wasserschichtung und Bewegung in Meerengen In Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie Band 59 1931 S 8 17 ISSN 0174 8114 Das Tidegebiet der Deutschen Bucht Die Vertikalkomponente der Gezeiten Veroffentlichungen des Instituts fur Meereskunde an der Universitat Berlin Reihe A Geographisch naturwissenschaftliche Reihe N F Heft 23 E S Mittler Berlin 1933 ZDB ID 520750 2 Stechlin See und Sakrower See Ein Beitrag zur Charakteristik eutropher und oligotropher Seetypen In Archiv fur Hydrobiologie Band 29 1935 S 137 156 ZDB ID 459 5 Hydrographische Untersuchungen im Frischen Haff 1933 bis 1936 Methodische Bemerkungen uber die Erfassung der Stromungen und ihrer Schwankungen In Zeitschrift der Gesellschaft fur Erdkunde zu Berlin Nr 7 8 1937 S 262 277 ISSN 1614 2055 Die in den einzelnen Ostseestaaten zu Abflussmengen und Stromungsmessungen verwandten Gerate und Verfahren Besprechung einiger Neuerungen In Berichte und Mitteilungen der VI Baltischen Hydrologischen Konferenz Band 2 Teil 18 Reichsministerium fur Ernahrung und Landwirtschaft Landesanstalt fur Gewasserkunde und Hauptnivellements Berlin 1938 ZDB ID 575331 4 Naturraumliche Gliederung Niedersachsens auf grund der chemischen Beschaffenheit der Grund und Oberflachengewasser In Neues Archiv fur Niedersachsen Zeitschrift fur Stadt Regional und Landesentwicklung 1949 S 787 802 ISSN 0342 1511 Die chemische Beschaffenheit der Grund und Oberflachengewasser Nordwestdeutschlands in Beziehung zu den geologischen Verhaltnissen In Wilhelm Rodhe Hrsg Verhandlungen Internationale Vereinigung fur Theoretische und Angewandte Limnologie Proceedings International Association of Theoretical and Applied Limnology Travaux Association Internationale de Limnologie Theorique et Appliquee Congress in Switzerland August 1948 10 Mitgliederversammlung Schweizerbart Stuttgart 1949 S 317 334 ZDB ID 201642 4Literatur BearbeitenHans Jurgen Brosin Lotte Moller 1893 1973 und die gewasserkundlichen Arbeiten am Institut fur Meereskunde Berlin In Historisch meereskundliches Jahrbuch Band 6 1999 S 19 34 ZDB ID 1165794 7 Cornelia Ludecke Lotte Moller 1893 1973 Erste Ozeanografieprofessorin im deutschsprachigen Raum In Koryphae Band 35 2004 S 39 42 ZDB ID 644291 2 Cornelia Ludecke Moller Sophie C h arlotte Juliane Lotte In Noretta Koertge Hrsg New Dictionary of Scientific Biography Volume 5 Mac Lane Owen Scribner New York 2008 ISBN 978 0 684 31325 2 S 171 174 online Annette Vogt Zu den naturwissenschaftlichen Promotionen von Frauen an der Philosophischen Fakultat der Berliner Universitat zwischen 1898 und 1945 Uberblick und Einzelbeispiele In Gabriele Jahnert Red Zur Geschichte des Frauenstudiums und weiblicher Berufskarrieren an der Berliner Universitat Dokumentation eines Workshops veranstaltet am 25 November 1995 vom Zentrum fur Interdisziplinare Frauenforschung und der Frauenbeauftragten der Humboldt Universitat zu Berlin Zentrum fur Interdisziplinare Frauenforschung Berlin 1996 ISBN 3 9805294 0 1 S 34 57 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Lotte Moller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Lotte Moller in der Deutschen Biographie Lotte Moller Frauenpersonlichkeiten in Berlin Mitte Kulturring 2012 Eintrag in University Women s International Networks Database MPIWG BerlinEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Annette Vogt Zu den naturwissenschaftlichen Promotionen von Frauen S 52 a b c d e Cornelia Ludecke Lotte Moller 1893 1973 Erste Ozeanografieprofessorin im deutschsprachigen Raum S 39 Prof Dr Lotte Moller bei GEPRIS Historisch Deutsche Forschungsgemeinschaft abgerufen am 9 Juni 2021 Alfred Merz Bearbeitung Lotte Moller Hydrographische Untersuchungen in Bosporus und Dardanellen Lotte Moller Wasserschichtung und Bewegung in Meerengen a b Annette Vogt Zu den naturwissenschaftlichen Promotionen von Frauen S 53 Cornelia Ludecke Lotte Moller 1893 1973 Erste Ozeanografieprofessorin im deutschsprachigen Raum S 39 40 Cornelia Ludecke Moller Sophie C h arlotte Juliane Lotte Cornelia Ludecke Lotte Moller 1893 1973 Erste Ozeanografieprofessorin im deutschsprachigen Raum S 40 a b c d Cornelia Ludecke Lotte Moller 1893 1973 Erste Ozeanografieprofessorin im deutschsprachigen Raum S 41 a b Cornelia Ludecke Lotte Moller 1893 1973 Erste Ozeanografieprofessorin im deutschsprachigen Raum S 42 Mitgliedseintrag von Sophie Charlotte Juliane Moller bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 30 Juni 2017 Normdaten Person GND 128712627 lobid OGND AKS LCCN no2002047746 VIAF 263564937 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Moller LotteALTERNATIVNAMEN Moller Sophie Charlotte Juliane vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutsche Geographin Limnologin und OzeanographinGEBURTSDATUM 17 Juni 1893GEBURTSORT KoblenzSTERBEDATUM 22 Juni 1973STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lotte Moller amp oldid 234982965