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Ein Flussmittel ist ein beim Loten zugegebener Stoff der eine bessere Benetzung des Werkstucks durch das Lot bewirkt Es entfernt die an den Oberflachen aufliegenden Oxide durch chemische Reaktion Gleiches gilt fur Oxide die wahrend des Lotvorgangs durch den Sauerstoff der Luft entstehen Flussmittel setzen ausserdem die Grenzflachenspannungen herab Inhaltsverzeichnis 1 Wirkungsweise 2 Auswahlkriterien 3 Gesundheitliche Gefahren 4 Typ Kennzeichnung beim Loten verwendeter Flussmittel 4 1 Zum Hartloten 4 2 Zum Weichloten 4 2 1 EN ISO 9454 4 2 2 Alte Norm DIN 8511 4 2 3 IPC J STD 004B EN 61190 1 1 4 2 4 Veraltete Abkurzungen 5 Literatur zu Lothilfsmitteln 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWirkungsweise Bearbeiten nbsp Flussmittelstift zum gezielten Aufbringen von Flussmittel auf eine LeiterplatteDas Flussmittel reduziert Reduktion Gegenteil von Oxidation wahrend des Lotens die heisse Oberflache der zu verbindenden Werkstucke und des flussigen Lots Ausserdem wird die Oberflachenspannung des flussigen Lotes vermindert Auswahlkriterien BearbeitenFur alle einzusetzenden Flussmittel ist die Anforderung gleich Sie mussen oxidfreie Lotflachen sichern oder Oxidfreiheit herbeifuhren Flussmittel sind in ihrer Zusammensetzung unterschiedlich wobei diese von der Art der zu verlotenden Teile und von der Temperatur des verwendeten Lotes abhangt Fur das Weich wie fur das Hartloten gibt es jeweils spezielle Flussmittel die in Zusammensetzung und Konzentration den Schmelzpunkt des Lotes berucksichtigen Fur Arbeiten an oxidierten Fugepartnern werden saurehaltige Flussmittel verwendet Lotwasser auf Basis Salzsaure Salicylsaure Acetylsalicylsaure 1 Adipinsaure Lotfett Ruckstande saurehaltiger Flussmittel sind zu entfernen da sie langfristig zu Korrosion der Lotstelle fuhren Zum Verbessern des Legierungsprozesses werden Aktivatoren eingesetzt Zinkchlorid Ammoniumchlorid oder organische Salze Fur die Lotverbindung erzeugen die Aktivatoren eine hohere Konzentration beweglicher Ionen im Flussmittelfilm an der Werkstuckoberflache Bei fettig verschmutzten Fugepartnern werden organische Losemittel verwendet Das bei der Anwendung schmelzende Flussmittel hinterlasst auf der Lotstelle und auf benachbarten Isolierstoffen teilweise chemisch umgewandelte Ruckstande Je nach Typ sind diese Ruckstande korrodierend leitfahig oder hygroskopisch Das kann in der Elektronik zu Fehlfunktionen durch unzureichende Isolation oder durch mit der Zeit wegkorrodierte elektrische Verbindungen fuhren Die mit diesen Flussmitteln erstellten Lotstellen mussen daher nach dem Loten mit einem geeigneten Losungsmittel wie Isopropanol gesaubert werden Manche Flussmittel lassen sich nur mit Fluorchlorkohlenwasserstoffen saubern und einige sind in Wasser loslich Es gibt speziell fur das Weichloten in der Elektronik auch Flussmittel die sich bei Raumtemperatur chemisch so passiv verhalten dass auf eine Sauberung verzichtet werden kann Diese Flussmittel werden mit dem Pradikat No Clean beworben Fur Aluminium existieren mittlerweile alternative Lotverfahren die den Einsatz von Flussmitteln uberflussig machen 2 Auch Chromnickelstahl und Edelstahl sind mit speziellen Flussmitteln lotbar In Spezialfallen wenn etwa eine erneute Oxidation der Lotstelle durch die Atmosphare unbedingt zu vermeiden und kein Flussmittel verfugbar ist wird ohne ein solches unter Schutzgas oder im Vakuum gelotet Dadurch wird eine Oxidation der zu verbindenden Flachen wahrend des Lotvorgangs verhindert Gesundheitliche Gefahren Bearbeiten nbsp Dose mit Flussmittel welches vor dem Lotvorgang auf einen Draht aufgebracht wirdFlussmittel sind fur verschiedene Aufgaben unterschiedlich zusammengesetzt Sie erreichen die volle Reaktivitat zwar erst bei der Schmelztemperatur des Lots Aber auch bei Raumtemperatur kann von ihnen eine chemische Gefahr ausgehen z B sind sie im Umgang reizend Kolophonium atzend Salzsaure Adipinsaure und oder korrodierend Zinkchlorid Ammoniumchlorid und oder gesundheitsschadlich halogenierte Kohlenwasserstoffe und oder Fette Bei der Anwendung eines Flussmittels muss daher das jeweilige Sicherheitsmerkblatt mit den darin enthaltenen H und P Satzen beachtet werden Dies gilt insbesondere fur die bei vielen Flussmitteln wahrend des Lotvorgangs entstehenden Dampfe Typ Kennzeichnung beim Loten verwendeter Flussmittel BearbeitenDas Typ Kennzeichen besteht aus dem Buchstaben F abgeleitet vom Begriff Flussmittel dem zwei weitere Buchstaben folgen Der erste kennzeichnet den zu lotenden Werkstoff S Schwermetall L Leichtmetall der zweite das Lotverfahren H Hartloten W Weichloten Die Hilfsmittel konnen sowohl zum Hart als auch zum Weichloten verwendet werden Zum Hartloten Bearbeiten Die verwendeten Flussmittel unterscheiden sich nach ihrer Wirktemperatur und dem Korrosionsverhalten der Ruckstande Korrosive Ruckstande sollten nach dem Lotvorgang abgewaschen oder abgebeizt werden weil sie die Lotstelle oder das Werkstuck chemisch angreifen fur SchwermetalleTyp Wirktemperatur Stoffe KorrosionF SH 1 550 C 800 C Borverbindungen komplexe Fluoride korrosivF SH 1 a 550 C 800 C Borverbindungen komplexe Fluoride Chloride korrosivF SH 2 750 C 1100 C Borverbindungen nicht korrosivF SH 3 1000 C 1250 C Borverbindungen Phosphate Silikate nicht korrosivF SH 4 600 C 1000 C Chloride Fluoride ohne Borverbindungen korrosivfur LeichtmetalleTyp Wirktemperatur Stoffe KorrosionF LH 1 500 C 600 C hygroskopische Chloride und Fluoride korrosivF LH 2 500 C 600 C nichthygroskopische Fluoride nicht korrosivZum Weichloten Bearbeiten nbsp Kolophonium zum LotenFlussmittelruckstande verursachen je nach Flussmitteltyp verschieden starke bzw nur geringe Korrosion Die festen Ruckstande zur Anwendung kommender Flussmittel mussen nach der Lotung sorgsam entfernt werden Daneben gibt es praktisch ruckstandsfreie Flussmittel sogenannte No Clean Flux welche in der Elektronikfertigung eingesetzt werden Die meisten Flussmittel sind hygroskopisch nehmen daher Luftfeuchtigkeit auf und begunstigen Korrosion EN ISO 9454 Bearbeiten Flussmittel fur Lotanwendungen sind in der Norm EN ISO 9454 spezifiziert Sie werden durch einen vierstelligen Code welcher aus drei Ziffern gefolgt von einem optionalen Buchstaben mit folgender Bedeutung besteht 3 Flussmitteltyp Basis Aktivator Aggregatzustand1 Harz 1 Kolophonium 2 Ohne Kolophonium 1 Ohne Aktivator 2 Mit Halogeniden 3 Aktivator nicht auf Halogenidbasis A Flussig B Fest C Paste2 Organisch 1 Wasserloslich 2 Unloslich in Wasser3 Anorganisch 1 Salze 1 Ammoniumchlorid 2 Ohne Ammoniumchlorid2 Sauren 1 Phosphorsaure 2 Andere Sauren3 Basisch 1 Ammoniak und dessen AmineAlte Norm DIN 8511 Bearbeiten nbsp Dunnflussiges Flussmittel Schaumfluxer in einer Schwalllotmaschine nbsp Festes Flussmittel im Innern eines schrag angeschnittenen Lotdrahts zum manuellen Loten von elektronischen BauteilenVor Einfuhrung von DIN EN 29454 1 im Jahr 1994 wurden in Deutschland Flussmittel nach der DIN Norm DIN 8511 bezeichnet Das Schema fur Weichlote war F SW xx wobei xx fur zwei Ziffern steht DIN 8511 folgte folgender Einteilung Ruckstande rufen Korrosion hervor F SW 11 Flussigkeit Eine wasserige Losung von Zink Chloriden anderer Metalle und oder Ammoniumchlorid Die bei der Aktivierung wirksame Substanz ist Salzsaure Schwefelsaure Salpetersaure oder Fluorwasserstoffsaure Fur stark oxidierte Oberflachen beispielsweise Dachrinnen aus Reinzink dd F SW 12 Basis ist Zinkchlorid oder andere Schwermetallchloride und oder Ammoniumchlorid Salmiak Flussmittelruckstande sind sorgfaltig mit Wasser abzuwaschen Anwendung als Flussigkeit im Kuhlerbau fur Klempnerarbeiten unter anderem an Kupfer Tauchverzinnen Als Pulver zum Abdecken von Lot und Zinnbadern Als Lot Flussmittelgemisch zum Weichverzinnen beispielsweise von Gusseisen Bronze oder Edelstahl dd F SW 13 Basis ist Phosphorsaure oder deren chemische Derivate Ruckstande sind mit geeigneten Reinigungsverfahren zu beseitigen Anwendung als Flussigkeit fur Arbeiten an Kupfer Kupferlegierungen oder Edelstahl dd Ruckstande wirken bedingt korrosiv Als Tragersubstanz wird u a Alkohol Mineralole und fette hohere Alkohole organische Losungsmittel und Emulsionen verwendet F SW 21 Wirktemperatur 140 C bis 450 C Zink und oder Ammoniumchlorid in organischer Zubereitung z B hohere Alkohole Fette bedingt korrosiv fur Kupfer und Kupferlegierungen dd F SW 22 Wirktemperatur 200 C bis 400 C Zink und oder Ammoniumchlorid in organischer Zubereitung z B hohere Alkohole Fette ohne Ammoniumchlorid bedingt korrosiv fur Kupfer und Kupferlegierungen Trinkwasserinstallationen dd F SW 23 Wirktemperatur 200 C bis 400 C dd F SW 24 Wirktemperatur 200 C bis 400 C dd F SW 25 Wirktemperatur 200 C bis 400 C dd F SW 26 Wirktemperatur 140 C bis 450 C dd F SW 27 Wirktemperatur 140 C bis 450 C dd F SW 28 Wirktemperatur 140 C bis 450 C dd dd Ruckstande wirken nicht korrosiv Ruckstande konnen ohne Korrosionsgefahr auf der Lotstelle verbleiben Bei elektrischen Messgeraten u a konnen die elektrischen und mechanischen Eigenschaften beeintrachtigt werden es wird empfohlen sprode Harzreste daher zu entfernen Als Losungsmittel dient Alkohol oder Tri Trichlorethylen F SW 31 Wirktemperatur 200 C bis 400 C Basis ist naturliches oder modifiziertes Harz Kolophonium ohne Zusatze Flussmittelreste konnen auf der Lotstelle verbleiben Anwendung in der Elektrotechnik Elektronik als Pulver zur Abdeckung von Lotbadern oder als Flussmittelseele in den Lotdraht eingearbeitet dd F SW 32 Wirktemperatur 200 C bis 300 C Basis wie F SW 31 aber mit organischen halogenfreien Aktivierungszusatzen beispielsweise Stearin Salicyl Adipinsaure ohne Amine Diamine oder Harnstoff Anwendung als Pulver als Seele in Lotdraht eingearbeitet oder als Gemisch aus Lot und Flussmittel in der Elektrotechnik Elektronik Miniaturtechnik SMD Leiterplatten dd F SW 33 Auf Basis synthetischer Harze mit organischen halogenfreien Aktivierungszusatzen jedoch ohne Amine Diamine oder Harnstoff Anwendung wie F SW 32 dd F SW 34 Basis sind organische halogenfreie Sauren und naturliches Harz Kolophonium ohne Amine Diamine oder Harnstoff Anwendung als Flussigkeit oder als Seele in den Lotdraht eingearbeitet in der Elektronik Miniaturtechnik SMD Leiterplatten dd Korrosionsverhalten der Ruckstande DIN 8511 ISO 9454 1Stark F SW 11 3 2 2Stark F SW 12 3 1 1Stark F SW 13 3 2 1Schwach F SW 21 3 1 1Schwach F SW 22 3 1 2Schwach F SW 23 2 1 3Schwach F SW 23 2 2 1Schwach F SW 23 2 2 3Schwach F SW 24 2 1 1Schwach F SW 24 2 1 3Schwach F SW 24 2 2 3Schwach F SW 25 2 1 2Schwach F SW 25 2 2 2Schwach F SW 26 1 1 2Schwach F SW 27 1 1 3Schwach F SW 28 1 2 2Nicht korrosiv F SW 31 1 1 1Nicht korrosiv F SW 32 1 1 3Nicht korrosiv F SW 33 1 2 3Nicht korrosiv F SW 34 2 2 3IPC J STD 004B EN 61190 1 1 Bearbeiten In der Industrie wird zunehmend eine Klassifizierung mit der Spezifikation welche vom IPC veroffentlicht wird nach IPC J STD 004B vorgenommen weitgehend identisch zu EN 61190 1 1 Diese Spezifikation beschreibt das jeweilige Flussmittel mit drei Buchstaben und einer Zahl 4 Basis RO sin RE sin OR ganic IN organic Wirksamkeit L ow M oderate H igh Halogenidanteil lt 0 05 500 ppm 0 Ja 1 Nein Darin sind alle Kombinationen moglich wie beispielsweise ROL0 REM1 oder ORH0 Veraltete Abkurzungen Bearbeiten Gelegentlich findet man noch englische amerikanische Abkurzungen mit denen grob der Typ und Aktivator eines Flussmittels beschrieben wird besonders RA und RMA Abkurzung Bedeutung englisch BedeutungOA Organic acid mit organischer Saure stark aktivR Rosin reines Kolophonium ohne Aktivator sehr schwach aktivRA Rosin activated Kolophonium mit starkem AktivatorRMA Rosin mildly activated Kolophonium mit mildem AktivatorSA Synthetic activated Kolophonium mit synthetischem Aktivator stark aktivSRA Superactivated rosin Kolophonium mit sehr starkem AktivatorWW Water white reinstes Kolophonium sehr schwach aktivLiteratur zu Lothilfsmitteln BearbeitenReinard J Klein Wassink Weichloten in der Elektronik 2 Auflage Eugen G Leuze Saulgau 1991 ISBN 3 87480 066 0 Wolfgang Scheel Hrsg Baugruppentechnologie der Elektronik Verlag Technik u a Berlin u a 1997 ISBN 3 341 01100 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Flussmittel Loten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Flussmittel In Peter C A Schel Kleine Enzyklopadie des deutschen Mittelalters Lote und Flussmittel Wiki der elektrischen KontakteEinzelnachweise Bearbeiten Patentanmeldung DE4415527A1 Flussmittel zum Weichloten Angemeldet am 3 Mai 1994 veroffentlicht am 9 November 1995 Erfinder Tadeusz Tumalski Aluminium weichloten ohne Flussmittel Video des MDR Fernsehen abgerufen am 8 Februar 2019 Standards for soldering fluxes Memento des Originals vom 19 Juli 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www stannol de DIN EN 29454 1 ISO 9454 1 Soldering Fluxes Technical Information englisch abgerufen am 11 Marz 2011 IPC J STD 004B PDF 113 kB Requirements for Soldering Fluxes IPC 2008 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flussmittel Loten amp oldid 233075628