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Leona Camille Ghislaine Delcourt geboren 23 Mai 1902 in Saint Andre lez Lille gestorben 15 Januar 1941 in Bailleul war eine franzosische Kunstlerin Unter ihrem Pseudonym Nadja war sie das Vorbild fur die Hauptfigur in Andre Bretons gleichnamigem Buch Leona Delcourt Qui est elle 1926 Leona Delcourt Selbstportrat 1926 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Das Buch Nadja 2 Buch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLeona Delcourt war die zweite Tochter des Schriftsetzers Eugene und der aus Belgien stammenden Automechanikerin Melanie Delcourt 1 Leona Delcourt gebar von einem britischen Offizier am 20 Januar 1920 die uneheliche Tochter Marthe 2 weigerte sich aber eine Ehe einzugehen Das Kind blieb bei den Grosseltern und sie brach im Jahr 1923 nach Paris auf wo sie ein Zimmer in der Nahe der Kirche Notre Dame de Lorette bezog Ihre Arbeitssuche als Statistin oder Kostumbildnerin an einem Theater war allerdings erfolglos so liess sie sich von Mannern aushalten die fur das Vergnugen ihrer Gesellschaft zahlten 1 arbeitete auch als Prostituierte und handelte mit Drogen weshalb sie mit der Polizei in Konflikt geriet 1 2 Sie gehorte mithin zum grossstadtischen Lumpenproletariat 2 Als sie am 4 Oktober 1926 dem sechs Jahre alteren Kunstler und Burgerschreck Andre Breton begegnete nannte sie sich Nadja und erklarte ihm die Namenswahl damit dass er russisch in dieser Sprache der Anfang des Wortes Hoffnung und eben nur ein Anfang sei Breton war von ihrer Ausstrahlung und ihrer Redeweise fasziniert und er war von ihr korperlich mehr angezogen als er sich zugestehen wollte 1 3 Nachdem die beiden sich in den nachsten neun Tagen regelmassig getroffen und eine verruckte Zeit miteinander gehabt hatten zog sich Breton der 1921 die aus dem judischen Grossburgertum stammende Simone Kahn geheiratet hatte bei den ersten Anzeichen einer Verstimmung zuruck Den wirklichen Absprung wagte er nicht er war eher ein Bewunderer derer die dies taten trotz oder wegen seines verbalen Radikalismus Breton sah Nadja in der Folgezeit nur noch sporadisch im Dezember zwei oder dreimal unterstutzte sie aber noch weiterhin finanziell und teilte seiner Frau mit dass er wegen Nadja eines seiner Gemalde Derains verkaufen wolle 1 Delcourt obschon erwachsen sei die erste Kindfrau Bretons gewesen 4 Je mehr Breton sich zuruckzog desto mehr nahm ihre Anhanglichkeit zu In vier Monaten schrieb Delcourt ihm Liebesbriefe und legte diesen eigene Zeichnungen bei Auch versuchte sie vergeblich ihn telefonisch zu erreichen 2 Ende des Jahres 1926 musste sie aus Geldmangel ihr billiges Pensionszimmer im Hotel du Theatre in der Rue Cheroy aufgeben und in ein elendes Hotelzimmer in der Rue Becquerel umziehen 5 Im Januar und Februar 1927 schrieb sie unterwurfige Bettelbriefe an Breton 5 In ihrem letzten Brief Mitte Februar schrieb sie Ich mochte Dich keine Zeit kosten die Du fur erhabenere Dinge brauchen wirst Es ist klug nicht auf dem Unmoglichen zu beharren 6 Anzeichen ihrer Schizophrenie wurden von Breton der eine psychiatrische Ausbildung hatte nicht wahrgenommen 7 Am 21 Marz 1927 wurde sie weil sie visuelle Einbildungen Geruchshalluzinationen und einen Schreianfall 5 hatte von der Polizei aus ihrem Hotel in das Krankenhaus Sainte Anne geschafft Vom Polizeiarzt wurde ihr eine Depression diagnostiziert und am 24 wurde sie in die psychiatrische Klinik Perray Vaucluse in Sainte Genevieve des Bois eingewiesen Auf Wunsch ihrer Mutter wurde sie im Mai 1928 in die psychiatrische Anstalt nach Bailleul 8 verlegt Ob sie das Buch dessen Entstehen sie verfolgt hatte jemals zu Gesicht bekam war dem Autor der Breton Biografie 1995 nicht bekannt 5 Bretons Darstellung im Buch Nadja zufolge wurde Nadja Opfer ihrer Armut einer verstandnislosen Gesellschaft und auch seiner eigenen Rolle weil er ihr zu viel zugemutet habe 5 Ihren Zusammenbruch und ihre Wegsperrung nahm der ehemalige Medizinstudent und Psychiatrieassistent Breton zum Anlass in dem Buch die Methoden der Psychiatrie zu geisseln 5 Breton hat in den Folgejahren keinen Anteil an Delcourts Krankheit genommen 2 wahrend es so scheint als hatten Louis Aragon und Paul Eluard sie besucht 5 Wie bei Nadja weigerte Breton sich spater auch im Jahr 1937 den psychisch erkrankten Antonin Artaud in der Irrenanstalt zu besuchen 9 Nach der deutschen Okkupation Frankreichs 1940 verschlechterten sich die Lebensbedingungen in den psychiatrischen Anstalten Frankreichs nochmals Delcourt starb nach vierzehnjahrigem Anstaltsaufenthalt 1941 an Cachexie neoplasique starker Abmagerung 2 Das Buch Nadja Bearbeiten Breton hatte ausfuhrliche Aufzeichnungen uber die Rendezvous gemacht im August 1927 war er soweit mit der Niederschrift des Buches zu beginnen Teilabdrucke erfolgten am Jahresende 5 In der surrealistischen Erzahlung werden die Frau und die Liebe in epischer Breite und mystischer Form verherrlicht 10 Den Schlussteil von Nadja schrieb er Anfang 1928 unter dem Eindruck einer scheinbar unerfullbaren Liebesaffare zu Suzanne Muzard 11 wahrend seinerzeit Nadja gewunscht hatte das Buch das er schreiben wollte wurde von ihr und von uns handeln Das Buch bei dem diskutiert wird ob es ein Roman ist 5 wurde am 25 Mai 1928 veroffentlicht im selben Jahr mehrfach aufgelegt und ist ein Hauptwerk des literarischen Surrealismus 1963 veroffentlichte Breton eine revidierte Fassung aus der er neben angeblichen stilistischen Mangeln alle Spuren seiner korperlichen Beziehung zu Nadja verschwinden liess Seine Eitelkeit sei der eigentliche Grund fur die revidierte Fassung gewesen so die Literaturkritik 12 Das Buch enthalt neben dem Text Bretons uber 40 Abbildungen darunter Fotos von Orten an denen er mit Nadja zusammen war die Breton fur die Veroffentlichung von dem Fotografen Jacques Andre Boiffard 5 aufnehmen liess Textschnipsel von Nadja und Ausschnitte ihrer Zeichnungen Die erste Ausgabe enthielt auch ein Foto von Breton selbst aber keines von Nadja In die Ausgabe von 1963 fugte Breton dann eine Fotomontage ihrer Augenpartie hinzu 5 Den Namen Delcourt gab Breton weder in dem Buch noch anderswo preis und auch Simone Breton und der engere Freundeskreis der mit Nadja Delcourt gesprochen hatten verrieten nichts so dass ihre Identitat erst 1988 vermutet werden konnte als Bretons Nachlass fur Ausstellungen und Forschungen geoffnet wurde Im Jahr 2002 war bei einer Ausstellung im Centre Pompidou uber die Revolution surrealiste dann auch auf einer Hotelrechnung der burgerliche Name zu lesen Leona Delcourt 13 Die niederlandische Schriftstellerin Hester Albach konnte bei ihren Nachforschungen uber Nadja die Enkeltochter Delcourts Ghislaine ausfindig machen und fand das seinerzeit anonyme Grab in Bailleul Albachs Ergebnisse wurden 2009 zunachst in franzosischer Sprache veroffentlicht In Bretons Nachlass wurde eine Mappe aus der einseitigen Korrespondenz mit weiteren Briefen und Zeichnungen Delcourts gefunden Zu dem Thema sind seither Aufsatze und Monografien weiterer Autoren erschienen Buch BearbeitenAndre Breton Nadja Gallimard Paris 1928 deutsch Ubersetzt von Bernd Schwibs Nachwort von Karl Heinz Bohrer Suhrkamp Berlin 2011 ISBN 978 3 518 24001 4 Unter den 48 Abbildungen auch Zeichnungen von Nadja Rita Bischof Nadja revisited Andre Bretons Nadja Zeichnungen und Briefe von Leona Nadja Delcourt Brinkmann amp Bose Berlin 2013 ISBN 978 3 940048 19 6 Literatur BearbeitenMark Polizzotti Revolution des Geistes Das Leben Andre Bretons Aus dem Amerikan von Jorg Trobitius Hanser Munchen 1996 zuerst Englisch 1995 Georges Sebbag Andre Breton l amour folie Editions Jean Michel Place Paris 2004 Hester Albach Leona heroine du surrealisme Aus dem Niederlandischen von Arlette Ounanian Actes Sud Arles 2009 14 Herman De Vries J ai bien des choses a vous dire les lettres de Nadja a Andre Breton S l Labyrinth 2010 Lemma Nadja Leona Camille Ghislaine Delcourt in Henri Behar Hrsg Dictionnaire Andre Breton Classiques Garnier Paris 2012 S 719 725 Julien Bogousslavsky Nadja et Breton un amour juste avant la folie Le Bouscat L Esprit du temps 2012Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leona Delcourt Sammlung von Bildern Rezensionsnotizen zu Nadja bei Perlentaucher Franziska Meier Ihr Name war Leona Delcourt in NZZ 12 Juli 2014 S 27 link Atelier Andre Breton website nadjadebreton website Bilder Texte Dokumente Rick Poynor On My Shelf Andre Breton s Nadja bei Design Observer 19 August 2012Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Mark Polizzotti Revolution des Geistes 1996 S 386 395 a b c d e f Henri Behar Dictionnaire Andre Breton 2012 S 719 725 Laut Pierre Naville habe Breton spater zu ihm gesagt Avec Nadja c est faire l amour comme avec Jeanne d Arc siehe Henri Behar Dictionnaire Andre Breton S 720 Mark Polizzotti Revolution des Geistes 1996 S 756 a b c d e f g h i j k Mark Polizzotti Revolution des Geistes 1996 S 408 416 Zitiert nach Mark Polizzotti Revolution des Geistes 1996 S 413 Theodore Fraenkel nahm dagegen an dass Breton die Krankheit ernst nahm und eine Krankenhauseinweisung betrieb Bei Mark Polizzotti Revolution des Geistes 1996 S 414 Fn Michel Caire L Asile de Bailleul Nord 2008 Mark Polizzotti Revolution des Geistes 1996 S 641 Arturo Schwarz Man Ray Aus dem Italienischen von Benjamin Schwarz Rogner und Bernhard Munchen 1980 S 71 Mark Polizzotti Revolution des Geistes 1996 S 423 Mark Polizzotti Revolution des Geistes 1996 S 885 Franziska Meier Ihr Name war Leona Delcourt in NZZ 12 Juli 2014 S 27 Christine Marcandier Leona Nadja heroine du surrealisme Memento des Originals vom 26 Juli 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot blogs mediapart fr Rezension bei edition bookclub 1 August 2009Normdaten Person GND 1043853227 lobid OGND AKS LCCN no2012136376 VIAF 188726308 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Delcourt LeonaALTERNATIVNAMEN Delcourt Leona Camille Ghislaine Nadja Pseudonym KURZBESCHREIBUNG franzosische KunstlerinGEBURTSDATUM 23 Mai 1902GEBURTSORT Saint Andre lez LilleSTERBEDATUM 15 Januar 1941STERBEORT Bailleul Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leona Delcourt amp oldid 232792722