Kurt Ziesché (* 10. Oktober 1876 in Breslau; † 12. November 1971 in Frickenhausen am Main) war ein deutscher römisch-katholischer Theologe und Priester.
Leben Bearbeiten
Er wurde 1900 zum Priester geweiht. Während seiner Studienzeit lebte er ab 1904 in Rom am Priesterkolleg (heute Päpstliches Institut) Santa Maria dell’Anima. Als Fürstbischöflicher Geheimsekretär und Dr. philos. verteidigte er 1908 seine Promotionsschrift über die Lehre des hl. Bonaventura. Bei Joseph Pohle habilitierte er 1909 in Breslau zur Sakramentallehre des Wilhelm von Auvergne und lehrte als Privatdozent an der dortigen Universität. Er hielt Gastvorlesungen an der PTH Königstein im Taunus.
In der Katholischen Fakultät der Universität galt Kurt Ziesché als deutschnationaler Kollege und als antijudaischer Exponent des von Martin Spahn vertretenen Rechtskatholizismus.
Am 4. August 1917, bei einer Sitzung der Zentrumspartei im Wahlkreis Schweidnitz-Striegau hält er als Pfarrer von Strehlitz, dort seit 1911, eine programmatische Rede. Einstimmig angenommen wird die Resolution: „In unerschütterlichem Vertrauen auf den Sieg der deutschen Waffen stellt sich die Zentrums-Partei des Wahlkreises Schweidnitz-Striegau auf den treu vaterländischen Standpunkt des Reichsausschusses der Zentrumspartei und der Breslauer Parteifreunde.“
Walter Ferber zählte ihn und Eduard Stadtier zu den antidemokratischen Katholiken der zwanziger Jahre neben den hinlänglich bekannten Martin Spahn, Othmar Spann und Carl Schmitt.
Ziesché veröffentlichte 1925 eine ausführliche Diskussion der Judenfrage, verbunden mit einem klaren politischen Bekenntnis zur DNVP. Laut Breuning war er „der einflussreichste Geist der katholischen Rechten“. Sein Buch Das Königtum Christi in Europa, das 1926 mit dem Imprimatur des Bistums Regensburg erschien, kam einem intellektuellen und politischen Manifest der katholischen Rechten gleich. Es war ein Versuch, die katholische Rechte innerhalb des Spektrums der katholischen und konservativen Politik in der Weimarer Republik außerhalb der Zentrumspartei zu positionieren. Aus dem Reichskatholischen Komitee und der DNVP trat er 1929 aus.
Nach der Vertreibung aus Schlesien wirkte er in der Diözese Würzburg. Zuletzt lebte er als Seelsorger an der Pfarrkirche St. Gallus in Frickenhausen am Main.
Schriften (Auswahl) Bearbeiten
- Die Lehre von Materie und Form bei Bonaventura, Ziesche, Kurt. (1900) – In: Philosophisches Jahrbuch vol. 13 (1900) p. 1–21.
- Die Naturlehre Bonaventuras, Ziesche, Kurt. (1908) – In: Philosophisches Jahrbuch vol. 21 (1908) p. 56–89, 156–189
- Des hl. Bonaventura Lehre von der logischpsychologischen Analyse des Glaubensaktes. R. Nischkowsky, Breslau 1908, OCLC 315965425 (zugleich Dissertation, Breslau 1908).
- Die Sakramentallehre des Wilhelm von Auvergne, Habilitationsschrift der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Breslau zur Erlangung der venia legendi, Breslau 1909.
- Verstand und Wille beim Glaubensakt: Eine spekulativ-hist. Studie aus d. Scholastik im Anschlusse an Bonaventura, Dr. Kurt Ziesché, Breslau Schöningh, 1909.
- Sakramentenlehre des Wilhelm von Auvergne, Ziesche, Kurt. Breslau 1911.
- Über Katholische Theologie, Paderborn, Schönigh 1919.
- Über die politische und parteipolitische Stellung der katholischen Deutschen. Krause, Breslau 1921, OCLC 718864852.
- Das Königtum Christi in Europa. Manz, Regensburg 1926, mit Imprimatur des Bistums Regensburg OCLC 238814285.
- Über den bevorstehenden Schulkampf in Deutschland, G.J. Manz, Regensburg 1927. Beinhaltet: Die Kampfgesetze und der Kampfpreis im deutschen Schulkampf./ Über politische Betrachtung der Volksschulfragen./ Das Wesen des deutschen Staates und seine Abspiegelung in den deutschen Volksschulen./ Deutsche politische Wünsche an die deutsche Volksschule./ Die konfessionellen Tatsachen in Deutschland und die deutsche Volksschule./ Die berechtigten Forderungen der Konfessionen an die Volksschule./ Gegner der konfessionellen Volksschulen in der Lehrerschaft./ Gegner der Konfessionsschule unter der Arbeiterschaft./ Die konfessionelle Volksschule als Grundlage der nationalen Einheit.
- Ordnung der Liebe – Anmerkungen zur heiligen Schrift von Kurt Ziesche, Verlag Styria, Graz-Leipzig 1934.
- Kulisse, Fassade, Routine – oder religiöse Wirklichkeit – Ein Korreferat, als Manuskript gedruckt, Würzburg 1963.
Literatur Bearbeiten
- Rainer Bendel: Katholisch-Theologische Fakultät Breslau. In: Dominik Burkard, Wolfgang Weiß (Hrsg.): Katholische Theologie im Nationalsozialismus. Band 1/2: Institutionen und Strukturen. Würzburg 2011, ISBN 978-3-429-03425-2, S. 9–23.
- Erich Kleineidam: Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Breslau 1811–1945. Mit Abbildungen von Siegeln, der Universitätsgebäude und des Professoren-Kollegiums der Kath.-Theologischen Fakultät. Wienand, Köln 1962, S. 114f., OCLC 603989720.
- Larry Eugene Jones (Hrsg.): The German Right in the Weimar Republic. Studies in the History of German Conservatism, Nationalism, and Antisemitism (Die deutsche Rechte in der Weimarer Republik. Studien zu Konservatismus, Nationalismus und Antisemitismus). Berghahn, New York 2014, ISBN 978-1-78238-352-9 (Hardback), ISBN 978-1-78533-201-2 (Paperback), ISBN 978-1-78238-353-6 (E-Book) (online).
Einzelnachweise Bearbeiten
- Des hl. Bonaventura Lehre von der logischpsychologischen Analyse des Glaubensaktes; Angaben auf S. 1.
- Christian Tilitzki: Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. 2002, S. 161.
- Geschichtsprotokolle Schweidnitz; abgerufen am 24. November 2023.
- › article › downloadPDF W. Ferber: Eduard Stadtier und Kurt Ziesche, in COMMUNIO Internationale katholische Zeitschrift, 1975.
- Larry Eugene Jones (Hrsg.): The German Right in the Weimar Republic. Studies in the History of German Conservatism, Nationalism, and Antisemitism. New York 2014, S. 224 ff.
Personendaten | |
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NAME | Ziesché, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher römisch-katholischer Theologe und Priester |
GEBURTSDATUM | 10. Oktober 1876 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 12. November 1971 |
STERBEORT | Frickenhausen am Main |