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Kurt Karl Ferdinand Pohlisch 28 Marz 1893 in Remscheid 6 Februar 1955 in Bonn war deutscher Psychiater und Neurologe zur Zeit des Nationalsozialismus T4 Gutachter sowie Professor an der Universitat Bonn Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nach Kriegsende 4 Schriften Auswahl 5 Auszeichnungen 6 Literatur 7 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenPohlisch besuchte zwischen 1899 und 1903 die Volksschule und wechselte danach zum Realgymnasium das er 1912 abschloss Anschliessend absolvierte er ein Medizinstudium das er an der Universitat Bonn begann und an der Kaiser Wilhelm Akademie fur das militararztliche Bildungswesen fortfuhrte Zwischen April 1912 und September 1912 leistete Pohlisch dort als Sanitatsgefreiter Militardienst und erhielt bis 1920 eine Ausbildung zum Sanitatsoffizier Wahrend des Ersten Weltkrieges war Pohlisch durchgehend im Sanitatswesen eingesetzt Pohlisch beendete im Marz 1920 seine militarische Laufbahn wurde dort noch im selben Jahr als Arzt approbiert und 1921 zum Dr med promoviert 1 Seine Heirat mit Gesine Behling erfolgte 1920 das Paar hatte keine Kinder Zwischen 1920 und 1934 war Pohlisch Assistenz beziehungsweise Oberarzt unter Karl Bonhoeffer an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Berliner Charite Nach Inkrafttreten des Erbgesundheitsgesetzes sprach er sich als Gutachter in zehn Fallen achtmal fur eine Zwangssterilisation aus Zudem befurwortete er die Sterilisierung erblich Schwachsinniger 1 Pohlischs Habilitation erfolgte im November 1928 1 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenPohlisch wurde ab Mitte Juni 1934 zunachst ausserordentlicher Professor und von Anfang November 1934 bis Fruhjahr 1945 ordentlicher Professor fur Neurologie und Psychiatrie an der Universitat Bonn Zeitgleich ubernahm er in Personalunion den Posten des Chefarztes an der Bonner Universitatsnervenklinik sowie das Direktorenamt der Bonner Landesheilanstalt als auch der Rheinischen Kinderanstalt fur seelisch Abnorme Ab Mai 1936 leitete er das Provinzial Institut fur psychiatrisch neurologische Erforschung wo so genannte erbbiologisch Minderwertige erfasst wurden Pohlisch gehorte ab 1939 dem Beirat der Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater an 2 Sein Beitritt zur NSDAP erfolgte im Juli 1937 Mitgliedsnummer 4 614 419 Zudem gehorte er auch dem NS Dozentenbund NSDDB dem Nationalsozialistischen Deutschen Arztebund NSDAB dem Nationalsozialistischen Lehrerbund NSLB sowie dem Reichsbund der deutschen Beamten und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt NSV an Er war ab Ende 1933 an dem Aufbau der Marine Hitlerjugend HJ beteiligt und ab Mai 1933 forderndes Mitglied der SS 1 Noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er Ende August 1939 zur Wehrmacht eingezogen wo er als Oberfeldarzt auch als beratender Wehrmachtspsychiater im Wehrkreis VI Munster eingesetzt war 2 Pohlisch wurde im Fruhjahr 1940 auf einer Geheimkonferenz in Berlin als externer Gutachter fur die Aktion T4 angeworben und eingewiesen 3 Vom 30 April 1940 bis zum 6 Januar 1941 war Pohl externer Gutachter der Aktion T4 ebenso wie sein Bonner Kollege Friedrich Panse der diese Funktion von Mitte Mai 1940 bis Mitte Dezember 1940 innehatte Dabei bearbeitete Pohlisch etwa 400 Meldebogen von Patienten aus deutschen und osterreichischen Heil und Pflegeanstalten und sprach in einigen Fallen Totungsempfehlungen aus Sowohl Panse als auch Pohlisch wurden durch die Zentraldienststelle T4 von ihrer Gutachtertatigkeit entbunden wahrscheinlich weil ihre Gutachten nicht den Erwartungen der Zentraldienststelle entsprachen 4 Mitte 1940 arbeitete Pohlisch an einem Euthanasiegesetz Gesetz uber Sterbehilfe bei unheilbar Kranken mit das im Oktober 1940 verabschiedet aber nie rechtsgultig wurde 5 Am 4 Dezember 1940 fordert Pohlisch in einem Vortrag uber die Erbpflege im Dritten Reich an der Bonner Universitat solche Anlagen die sich in unserem Volkskorper storend bemerkbar machen unschadlich zu machen bzw auszumerzen 6 Nach Kriegsende BearbeitenBei Kriegsende befand sich Pohlisch in einem Lazarett in Bethel 3 Pohlisch geriet in Kriegsgefangenschaft aus der er am 12 Marz 1946 entlassen wurde 1 Wegen das Tatvorwurfs Teilnahme an Euthanasieverbrechen kam Pohlisch im September 1947 in Untersuchungshaft 3 Pohlisch und Panse wurden in zwei Prozessen vor den Dusseldorfer Schwurgericht am 24 November 1948 und 27 Januar 1950 aufgrund erwiesener Unschuld freigesprochen 7 Pohlisch kehrte 1952 auf seinen Lehrstuhl an der Universitat Bonn zuruck und war dort bis zu seinem Tod im Februar 1955 ordentlicher Professor fur Neurologie und Psychiatrie 2 Schriften Auswahl BearbeitenTabak Thieme Stuttgart 1954 Erbpflege im Dritten Reich Bonner Universitat Buchdruck Bonn 1941 Wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 8 Schlafmittelmissbrauch G Thieme Leipzig 1934 Die Kinder mannlicher und weiblicher Morphinisten G Thieme Leipzig 1934 Soziale und personliche Bedingungen des chronischen Alkoholismus G Thieme Leipzig 1933 Rauschgifte und Konstitution Verlag Auf der Wacht Berlin Dahlem 1932 Die Verbreitung des chronischen Opiatmissbrauchs in Deutschland S Karger Berlin 1931 Das psychiatrisch neurologische Krankheitsbild der Kohlenoxydvergiftung S Karger Berlin 1929 Uber psychische Reaktionsformen bei Arzneimittelvergiftungen S Karger Berlin 1928 Der hyperkinetische Symptomenkomplex und seine nosologische Stellung S Karger Berlin 1925 Ergebnisse der Balkenstichoperation Berlin 1921 Auszeichnungen BearbeitenEisernes Kreuz II Klasse 1915 Kriegsverdienstkreuz II 1942 und I Klasse 1944 Literatur BearbeitenRalf Forsbach Die Medizinische Fakultat der Universitat Bonn im Dritten Reich Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2006 ISBN 978 3 486 57989 5 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 3 596 16048 0 Ernst Klee Euthanasie im NS Staat Die Vernichtung lebensunwerten Lebens Frankfurt am Main S Fischer Verlag 1983 ISBN 3 10 039303 1 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24364 5 Alexander Mitscherlich Fred Mielke Medizin ohne Menschlichkeit Dokumente des Nurnberger Arzteprozesses 1 Aufl Heidelberg Fischer 1960 ISBN 3596220033 Taschenbuch wird heute 2008 in der 16 Auflage vertrieben Heinz Schott und Rainer Tolle Geschichte der Psychiatrie Krankheitslehren Irrwege Behandlungsformen Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 53555 0Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Ralf Forsbach Die Medizinische Fakultat der Universitat Bonn im Dritten Reich Munchen 2006 S 200f a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2007 S 467f a b c Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 165f Ralf Forsbach Die Medizinische Fakultat der Universitat Bonn im Dritten Reich Munchen 2006 S 493f Heinz Schott und Rainer Tolle Geschichte der Psychiatrie Krankheitslehren Irrwege Behandlungsformen Munchen 2006 S 543 Karl Gutzmer red Chronik der Stadt Bonn Chronik Verlag Harenberg Dortmund 1988 ISBN 3 611 00032 9 S 184 Ralf Forsbach Die Medizinische Fakultat der Universitat Bonn im Dritten Reich Munchen 2006 S 637 http www polunbi de bibliothek 1946 nslit p htmlNormdaten Person GND 11626098X lobid OGND AKS VIAF 34817438 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pohlisch KurtALTERNATIVNAMEN Pohlisch Kurt Karl FerdinandKURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner und Aktion T4 GutachterGEBURTSDATUM 28 Marz 1893GEBURTSORT RemscheidSTERBEDATUM 6 Februar 1955STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Pohlisch amp oldid 217108977