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Kurt August Hirsch 12 Januar 1906 in Berlin 4 November 1986 in London war ein britischer Mathematiker deutscher Herkunft der sich mit Gruppentheorie beschaftigte Kurt Hirsch links Karl W Gruenberg Mitte und Richard Bruck 1960 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 2 Familie und Sonstiges 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Tatigkeit BearbeitenKurt August Hirsch wurde in Berlin als Sohn des Seifenfabrikanten Robert Hirsch 1856 1913 und dessen Frau Anna Lehmann geboren einer Enkelin des Hamburger Portratmalers Leo Lehmann Sein Grossvater vaterlicherseits war der Pathologe und Medizinhistoriker August Hirsch 1913 ging die Firma seines Vaters bankrott und Robert Hirsch beging Suizid Kurt wurde auf ein Internat in Frankfurt an der Oder geschickt Nach dem Schulbesuch studierte Hirsch Mathematik und Philosophie an der Friedrich Wilhelms Universitat in Berlin Sein Studium wurde durch ein Stipendium finanziert das er aufgrund der fruheren Stellung seines Grossvaters an dieser Universitat erhielt Zu seinen Lehrern gehorten Ludwig Bieberbach Richard von Mises Issai Schur und Erhard Schmidt 1933 wurde er mit einer von Max Dessoir betreuten Arbeit uber den Streit zwischen den Intuitionisten um Brouwer und den Formalisten um David Hilbert promoviert Intuition und logische Form Zur gegenwartigen Philosophie der Mathematik 1 Die Dissertation hatte er bereits 1930 eingereicht und im selben Jahr seine Prufung bestanden konnte sich den fur den Abschluss der Promotion notigen Druck aber erst 1933 finanziell leisten Seit 1928 arbeitete Hirsch neben seinen mathematischen Studien als Wissenschaftsjournalist fur die Vossische Zeitung Auf mathematischem Gebiet beschaftigte er sich zu dieser Zeit besonders mit den Arbeiten von Emmy Noether und Otto Schreier und beschloss unter diesem Einfluss sich der Gruppentheorie zuzuwenden Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten geriet Hirsch im Fruhjahr 1933 politisch in Bedrangnis Er war seit 1928 mit einer Judin verheiratet ihr zuliebe zum judischen Glauben ubergetreten und wurde nach nationalsozialistischer Definition auch wegen seiner judischen Vorfahren als Jude betrachtet Nach Inkrafttreten des nationalsozialistischen Schriftleitergesetzes musste die Vossische Zeitung ihr Erscheinen im Marz 1934 einstellen und Hirsch verlor seine Beschaftigung Er emigrierte noch im selben Jahr mit seiner Frau und den zwei kleinen Kindern nach Grossbritannien wo er entfernte Verwandte hatte In England traf Hirsch durch die Vermittlung von Bernhard Neumann den Gruppentheoretiker Philip Hall der ihn ermutigte sich ganz der Mathematik zuzuwenden 1937 promovierte er bei Hall an der Universitat Cambridge ein zweites Mal diesmal mit einer Arbeit uber polyzyklische Gruppen A class of infinite soluble groups 1 Der in diesem Zusammenhang entstandene Begriff der Hirsch Lange geht auf seinen Namen zuruck 1938 wurde er als Dozent an die University of Leicester berufen Von den nationalsozialistischen Polizeiorganen wurde Hirsch nach seiner Emigration als Staatsfeind eingestuft Im Fruhjahr 1940 setzte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin ihn auf die Sonderfahndungsliste G B ein Verzeichnis von Personen die der NS Uberwachungsapparat als Regimegegner ansah und die im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Inseln von Sonderkommandos der SS mit besonderer Prioritat ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten 2 Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Hirsch 1940 da formal noch immer deutscher Staatsburger als Angehoriger einer feindlichen Macht fur kurze Zeit auf der Isle of Man interniert wo er als Koch arbeitete Nach seiner Entlassung kehrte er nach Leicester zuruck 1947 erhielten Kurt und Elsa Hirsch die britische Staatsburgerschaft 1948 ging Hirsch als Professor an das King s College in Newcastle upon Tyne die spatere Newcastle University Dort begann er mit der Ubersetzung des Gruppentheorie Lehrbuchs von Alexander Kurosch aus dem Russischen ins Englische deren erster Band 1955 erschien Es folgten Ubersetzungen weiterer Werke russischer Mathematiker 3 Seine eigenen Publikationen befassten sich vor allem mit der Gruppentheorie er forschte neben polyzyklischen auch uber nilpotente und Abelsche Gruppen 1951 wurde er Professor am Queen Mary College University of London wo er bis zum Ende seiner Laufbahn blieb 1954 55 war er Gastprofessor an der University of Colorado Familie und Sonstiges BearbeitenKurt Hirsch war seit 1928 mit Elsa Bruhl verheiratet mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte Er war ein passionierter Schachspieler der mehrere Meisterschaften in englischen Grafschaften gewann sowie lebenslang ein begeisterter Hobbykoch Kurt Hirsch war ein Schwager des Publizisten Sebastian Haffner 4 Schriften BearbeitenIntuition und logische Form Zur gegenwartigen Philosophie der Mathematik 1933 Dissertation The Automorphism Groups of Abelian P Groups 1961 Torsion Free Groups Having Finite Automorphism Groups 1961 Literatur BearbeitenDeutsche Biographische Enzyklopadie Band 4 Gorres Hittorp Munchen 2006 S 876 Weblinks BearbeitenJohn J O Connor Edmund F Robertson Kurt Hirsch Mathematiker In MacTutor History of Mathematics archive Einzelnachweise Bearbeiten a b Nachweis der Dissertationen im Mathematics Genealogy Project abgerufen am 20 September 2016 Eintrag zu Hirsch auf der Sonderfahndungsliste G B dokumentiert beim Genealogieprojekt der britischen Streitkrafte Forces War Records abgerufen am 20 September 2016 Er ubersetzte Werke wie Schafarewitschs Basic Algebraic Geometry Kuroschs Algebra Vorlesungen Gantmachers Theorie der Matrizen Jurgen Peter Schmied Sebastian Haffner Eine Biographie C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60585 7 S 58 Normdaten Person GND 116905344 lobid OGND AKS LCCN n87140203 VIAF 301945840 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hirsch KurtALTERNATIVNAMEN Hirsch Kurt August vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG britischer MathematikerGEBURTSDATUM 12 Januar 1906GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 4 November 1986STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Hirsch Mathematiker amp oldid 233469317