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Max Dessoir eigentlich Max Dessauer 8 Februar 1867 in Berlin 19 Juli 1947 in Konigstein im Taunus war ein deutscher Philosoph Mediziner und Psychologe Nach ersten Arbeiten im Bereich der Medizin Psychologie und den Grenzwissenschaften in denen er die Begriffe Haptik und Parapsychologie pragte beschaftigte sich Dessoir vor allem mit den Gebieten der Asthetik und der Kunstwissenschaft Mit seiner deskriptiven Methode gilt er dabei als Anstossgeber fur die Empirische Asthetik Max Dessoir Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMax Dessoir war ein Sohn des Hofschauspielers Ludwig Dessoir eigentlich Ludwig Dessauer und wuchs nach dem fruhen Tod seines Vaters in kleinburgerlichen Verhaltnissen auf Er legte 1885 sein Abitur auf dem Berliner Koniglichen Wilhelms Gymnasium ab und nahm im selben Jahr ein Studium der Philosophie an der Friedrich Wilhelms Universitat in Berlin auf Er horte bei Eduard Zeller und Wilhelm Dilthey Als Student interessierte er sich bereits fur Mesmerismus Somnambulismus Spiritismus und Telepathie und grundete gemeinsam mit Albert Moll 1888 die Gesellschaft fur Experimentalphilosophie Er publizierte regelmassig in der esoterischen Zeitschrift Sphinx auch unter dem Pseudonym Edmund W Rells Dessoir befreundete sich zudem mit Albert Freiherr von Schrenck Notzing der 1886 87 in Munchen die Psychologische Gesellschaft gegrundet hatte Im Jahr 1889 wurde Dessoir uber Karl Philipp Moritz als Asthetiker zum Dr phil promoviert 1892 wurde er ausserdem an der Universitat Wurzburg Uber den Hautsinn zum Dr med promoviert Im selben Jahr habilitierte er sich in Berlin Uber den Glauben Geisteskranker an die Wirklichkeit von Halluzinationen fur das Fach Philosophie 1897 wurde er in Berlin auf Betreiben Diltheys zum ausserordentlichen Professor berufen 1899 heiratete er die Lied und Oratoriensangerin Susanne Triepel Dessoir war kunstwissenschaftlich interessiert und publizierte 1906 sein Hauptwerk Asthetik und allgemeine Kunstwissenschaft Im selben Jahr grundete er die Zeitschrift fur Asthetik und Allgemeine Kunstwissenschaft die er auch herausgab 1908 grundete er die Vereinigung fur asthetische Forschung und 1909 die Gesellschaft fur Asthetik und allgemeine Kunstwissenschaft als deren Prasident er bis zu seinem Tod wirkte Er initiierte ab 1913 vier Kongresse fur Asthetik und allgemeine Kunstwissenschaft 1 Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Dessoir 1914 freiwillig zum Kriegsdienst fand aber wegen seiner Kurzsichtigkeit zunachst keine Verwendung Ab 1915 war er Kriegsberichterstatter Nach dem Krieg wurde er 1920 in Berlin zum ordentlichen Professor ernannt und 1923 Ordinarius des Philosophischen Seminars 1934 wurde er emeritiert konnte aber noch weiter lehren bis ihm 1936 als einem getauften Juden die Lehrbefugnis entzogen wurde und er Publikationsverbot erhielt Seine Einleitung in die Philosophie wurde von Alfred Baeumler zudem fur mit dem Nationalsozialismus nicht vereinbar erklart 1943 begab sich Dessoir mit seiner Frau nach Nauheim um den Bombenangriffen und weiteren Repressalien zu entgehen Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er den Lehrstuhl fur Philosophie an der Goethe Universitat Frankfurt am Main inne 2 Wirken BearbeitenDessoir bewegte sich in den Kreisen des Okkultismus und lernte uber Wilhelm Hubbe Schleiden in Munchen Carl du Prel Schrenck Notzing und Madame Blavatsky kennen Zu seinem Bekannten und Freundeskreis zahlten ausserdem Literaten wie Wilhelm Bolsche Gerhart Hauptmann Max Halbe Friedrich Spielhagen Richard Dehmel Friedrich Gundolf Paul Ernst Stanislaw Przybyszewski und Stefan George Letzterer trug in Dessoirs Seminaren auch Gedichte vor Dessoir nahm selbst an spiritistischen Sitzungen mit verschiedenen Medien teil In einem 1889 in der Sphinx erschienenen Artikel pragte er den Begriff Parapsychologie Als ihren Untersuchungsgegenstand definierte er die menschlichen Fahigkeiten die uber den Bereich des Normalen hinausgingen ohne als krankhaft bezeichnet werden zu konnen Para sei etwas das uber das Gewohnliche hinaus oder neben ihm hergeht so kann man vielleicht die aus dem normalen Verlauf des Seelenlebens heraustretenden Erscheinungen parapsychische die von ihnen handelnde Wissenschaft Parapsychologie nennen 3 Als Disziplinbezeichnung verfestigte sich der Begriff aber erst Ende der 1920er Anfang der 1930er Jahre durch die methodologischen Arbeiten von Hans Driesch Joseph Banks Rhine Hans Bender und Wilhelm Heinrich Carl Tenhaeff 4 1917 erschien das Werk Vom Jenseits der Seele welches bis 1930 sechsmal aufgelegt wurde und 1967 nachgedruckt wurde Darin setzte sich Dessoir mit den Geheimwissenschaften auseinander und kritisierte insbesondere die Anthroposophie Rudolf Steiners scharf wobei diese Kritik von Steiner in dessen Buch Von Seelenratseln als Kritik eines von Dessoir seinerseits zuerst geschaffenen Zerrbildes der Anthroposophie bezeichnet wurde 5 Dessoirs medizinische Dissertation Uber den Hautsinn wurde von den Zeitgenossen intensiv diskutiert Darin bemuhte sich Dessoir um eine neue prazise Terminologie und pragte unter anderem den Begriff der Haptik Er wandte sich aber anschliessend vor allem den Themen Asthetik und Philosophie zu 6 Dessoir setzte sich fur die Trennung von Asthetik und Kunstwissenschaft ein indem er die Asthetik fur umfassender als die Kunst erklarte und darauf hinwies dass die Begriffe der Kunstwissenschaft uber Geschmacksfragen hinaus ausserasthetische Wertausserungen einbezogen In seinem Hauptwerk Asthetik und allgemeine Kunstwissenschaft 1906 ruckte er von seiner fruheren Theorie der psychologischen Grundlagen subjektiver asthetischer Eindrucke ab und beschrieb die Objekte asthetischer Wahrnehmung als Trager asthetischer Werte 1 Im Jahr 1947 gab Dessoir seine Autobiographie Buch der Erinnerung heraus Schriften Bearbeiten nbsp Lebenserinnerungen DessoirsDas Doppel Ich Zweite vermehrte Auflage Ernst Gunthers Verlag Leipzig 1896 Geschichte der neueren deutschen Psychologie Duncker Berlin 1902 Das Unterbewusstsein Secretariat du Congres 1909 Abriss einer Geschichte der Psychologie Winter Heidelberg 1911 Kriegspsychologische Betrachtungen Hirzel Leipzig 1916 Vom Diesseits der Seele Psychologische Briefe Durr amp Weber Leipzig 1923 Asthetik und allgemeine Kunstwissenschaft in den Grundzugen Ferdinand Enke Stuttgart 1923 Beitrage zur allgemeinen Kunstwissenschaft Ferdinand Enke Stuttgart 1929 Einleitung in die Philosophie Ferdinand Enke Stuttgart 1946 Buch der Erinnerung Ferdinand Enke Stuttgart 1947 Die Rede als Kunst Erasmus Verlag Munchen 1948 Psychologische Briefe Wedding Verlag Berlin 1948 Das Ich der Traum der Tod Ferdinand Enke Stuttgart 1951 Die Geschichte der Philosophie Fourier Wiesbaden 1981 ISBN 3 921695 51 1 Vom Jenseits der Seele die Geheimwissenschaft in kritischer Betrachtung Lowit Wiesbaden 1979 TONAUFNAHMEN 16 11 1930 Einfuhrung in die Vortragsreihe EINLEITUNG IN DIE PHILOSOPHIE 4 10 Literatur BearbeitenAnnette Dorgerloh Das Kunstlerehepaar Lepsius Zur Berliner Portratmalerei um 1900 Berlin 2003 Andreas Haus Max Dessoir In Walther Killy Hrsg Literaturlexikon Autoren und Werke deutscher Sprache Bertelsmann Lexikon Gutersloh 1988 1993 ISBN 3570037010 S 31 33 Christian Herrmann Max Dessoir Mensch und Werk Ferdinand Enke Stuttgart 1929 Gertrud Jung Dessoir Max In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 617 f Digitalisat Adolf Kurzweg Die Geschichte der Berliner Gesellschaft fur Experimental Psychologie mit besonderer Berucksichtigung ihrer Ausgangssituation und des Wirkens von Max Dessoir Dissertation Berlin 1976 Rudolf Steiner Von Seelenratseln Anthropologie und Anthroposophie Max Dessoir uber Anthroposophie Franz Brentano Ein Nachruf Skizzenhafte Erweiterungen GA 21 1917 Online Fassung Holger Tiedemann Max Dessoir 1867 1947 In Volkmar Sigusch und Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Verlag Frankfurt am Main 2009 ISBN 9783593390499 S 112 114 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max Dessoir im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bild und Auszuge aus seinem Werk Buchstaben D anklicken Aus dem Stadtarchiv Vor 60 Jahren Der bedeutende Philosoph Max Dessoir starb 1947 in Konigstein Memento vom 11 Januar 2014 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten a b Volker Gerhardt Jana Rindert und Reinhard Mehring Berliner Geist Eine Geschichte der Berliner Universitatsphilosophie bis 1946 Mit einem Ausblick auf die Gegenwart der Humboldt Universitat Akademie Verlag Berlin 1999 ISBN 9783050072593 S 240 f Max Dessoir In trivium 6 2010 Fondation Maison des sciences de l homme 2 Mai 2010 abgerufen am 20 August 2019 Priska Pytlik Okkultismus und Moderne Ein kulturhistorisches Phanomen und seine Bedeutung fur die Literatur um 1900 Zugl Regensburg Univ Diss 2003 Schoningh Paderborn 2005 ISBN 9783506713827 S 69 f zit S 70 Anna Lux und Sylvia Paletschek Institutionalisierung und Parapsychologie Eine Hinfuhrung In Anna Lux und Sylvia Paletschek Hrsg Okkultismus im Gehause Institutionalisierungen der Parapsychologie im 20 Jahrhundert im internationalen Vergleich De Gruyter Berlin 2016 ISBN 9783110466638 Okkulte Moderne v 3 S 1 36 hier S 11 Steiner Rudolf Von Seelenratseln Anthropologie und Anthroposophie Max Dessoir uber Anthroposophie Franz Brentano Ein Nachruf Skizzenhafte Erweiterungen GA 21 1917 S 8 ebd heisst es Statt dessen bin ich durch Dessoirs Kritik genotigt worden zu zeigen wie er ein Zerrbild meiner Anschauungen vor seine Leser bringt und dann nicht uber diese sondern uber das von ihm Vorgebrachte spricht das mit meinen Anschauungen nicht das geringste zu tun hat Martin Grunwald und Matthias John German pioneers of research into human haptic perception In Martin Grunwald Hrsg Human Haptic Perception Basics and Applications Birkhauser Basel Basel 2008 ISBN 9783764376116 S 14 40 hier S 21 23 Normdaten Person GND 118524933 lobid OGND AKS LCCN n85815438 VIAF 45093841 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dessoir MaxALTERNATIVNAMEN Dessauer Max wirklicher Name Brunn Ludwig Pseudonym Rells Edmund W Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Philosoph und PsychologeGEBURTSDATUM 8 Februar 1867GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 19 Juli 1947STERBEORT Konigstein im Taunus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Dessoir amp oldid 228125018