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Mit dem Begriff der Kurfurstenfabel werden von der neueren historischen Forschung spatmittelalterliche Vorstellungen von der Entstehung des Wahlgremiums der zur Wahl des romisch deutschen Konigs berechtigten Kurfursten bezeichnet Nach diesen zum Ende des 13 Jahrhunderts aufkommenden Theorien beruhte das Wahlgremium auf Einsetzung durch bedeutende Kaiser oder durch den Papst An Kaisern werden genannt Karl der Grosse 768 814 Otto III 984 1002 Heinrich II 1002 1024 die papstliche Variante der Kurfurstenfabel bezieht sich meist auf Gregor V 996 999 Inhaltsverzeichnis 1 Mittelalterliche Vorstellungen 2 Neuere Forschung 3 Literatur 4 AnmerkungenMittelalterliche Vorstellungen BearbeitenDie Kurfurstenfabel zeigt wie sich mittelalterliche Chronisten und Beobachter politische und soziale Entwicklungen vorstellten Danach mussten diese stets Folge eines einmaligen Aktes sein Dementsprechend wurde das alleinige Wahlrecht der Kurfursten bereits kurz nach der Entstehung des Kurfurstenkollegiums nicht mehr angezweifelt denn es galt als uraltes Recht dieser Fursten Die tatsachlichen Ursachen fur die Herausbildung des Gremiums in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts lassen sich nicht ermitteln Die Kurfurstenfabel war in verschiedenen Varianten im Umlauf Am verbreitetsten war die des Martin von Troppau die er 1268 71 niederschrieb also erst kurz vor der Wahl Rudolfs I zum romisch deutschen Konig Ihm zufolge wurde das Wahlrecht auf die Kurfursten ubertragen nachdem Otto III im Jahre 1002 kinderlos gestorben war Da diese Fursten die Erzamter des Reiches innehatten seien diese auch zur Wahl berechtigt Diese Argumentation findet sich bereits Ende der 1220er Jahre im Sachsenspiegel der grossen Sammlung des in Sachsen geltenden Rechtes Erst in den 1270er Jahren ubernahmen die Kurfursten selbst diese zusatzliche Legitimation ihrer exklusiven Wahlfunktion und fuhrten das Erzamt in ihrer Titulatur auf Diese Erzamtertheorie findet sich in Herschreibung aus dem Ende der Ottonen auch jenseits der Alpen so bei Giovanni Villani und bei Marsilius von Padua Neuere Forschung BearbeitenAuch die neuere historische Forschung ist nicht frei von solchen monokausalen Bewertungsstrukturen An Theorien zur Entstehung des Kurfurstengremiums seien hier vorgestellt die Erzamtertheorie von Egon Boshof wonach die vier weltlichen Kurfursten auch die koniglichen Hofamter des Truchsess Schenken Marschalls und Kammerers innehatten die Erbrechtstheorie von Armin Wolf nach der das Wahlgremium von Konig Albrecht I 1298 1308 im Jahr 1298 eingesetzt wurde wobei die Nachkommen der ottonischen Konigsdynastie die weltlichen Kurfursten stellten 1 die Entwicklungstheorie von Franz Reiner Erkens wonach die Entstehung des Wahlgremiums in Etappen von 1198 bis 1273 verlief Literatur BearbeitenJorg Rogge Die deutschen Konige im Mittelalter Wahl und Kronung Geschichte kompakt Mittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2006 S 46f Malte Prietzel Das Heilige Romische Reich im Spatmittelalter Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 15131 3 Anmerkungen Bearbeiten Armin Wolf Hrsg Konigliche Tochterstamme Konigswahler und Kurfursten Klostermann Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 465 03200 4 Darin Armin Wolf Konigswahler und Konigliche Tochterstamme S 1 77 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurfurstenfabel amp oldid 222421151