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Die Kunstbibliothek des Lindenau Museums ist ein Bestandteil des Lindenau Museums in Altenburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Systematik 3 Ankauf von Buchern 4 Einordnung in die Sammlung 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Kunstbibliothek des Lindenau Museums im Jahr 1890Der Beginn der Kunstbibliothek des Lindenauschen Museums kann in der privaten Bibliothek von Bernhard August von Lindenau gesehen werden Lindenaus Neffe der Sprachforscher Hans Conon von der Gabelentz 1807 1874 beschaftigte sich von 1837 bis 1839 mit der Ordnung der Lindenauschen Privatbibliothek 1 die sich zu diesem Zeitpunkt vor allem aus Buchern aus eigener Anschaffung ererbtem Familienbesitz Teilen der Sammlung des Astronomen und Unterstutzers Lindenaus Franz Xaver von Zach 1754 1832 sowie Teilen aus der Sammlung von Herzogin Marie Charlotte Amalia von Sachsen Gotha Altenburg 1751 1827 zusammensetzte Folgende Themengebiete finden zu diesem Zeitpunkt Erwahnung Klassische Literatur Antike Autoren Wissenschaftliche Literatur der Themengebiete Astronomie Mathematik Geographie deutsche und franzosische Belletristik Reisebeschreibungen Politische Schriften Historische LiteraturIn den Jahren 1843 und 1844 unternahm Lindenau Reisen nach Frankreich und Italien bei denen er viele Kunstwerke fur seine Sammlung kaufte Erstmals sind hier auch gezielte Bucherkaufe in grosser Menge fur die geplante Kunstbibliothek belegt Bei dieser Reise knupfte er ausserdem Kontakt zu vielen Buchhandlern Antiquaren und Vermittlern in Deutschland Frankreich und Italien In den folgenden Jahren 1845 und 1846 entstand das Museumsgebaude auf dem Polhof ausfuhrender Architekt war Albert Geutebruck Das Gebaude war geplant als Ort fur die Sammlung und eine Schule die Anstalt fur Junglinge aus dem Altenburger Lande zum unentgeltlichen Unterricht im freien Handzeichnen im architektonischen Zeichnen im Modellieren und in der Baukunst Der Kunstbibliothek kam in diesem Zuge die Rolle der Vertiefung der Betrachtung der Kunst im Museum zu und wurde zu Lehrzwecken fur die Schule genutzt Am 4 Januar 1848 wurde dann bereits der Lehrbetrieb in dem Gebaude auf dem Polhof aufgenommen und am 1 April 1848 wurde auch das Museumsgebaude offiziell eroffnet Derzeit befand sich die Kunstbibliothek im Parterresaal des Hauses und umfasste nach Angaben des damaligen Kustos Julius Erdmann Dietrich 1808 1878 379 Titel Zusatzlich gab es im Kuppelraum des Dachgeschosses noch eine Handbibliothek fur den Schulbetrieb 1851 folgte ein Anbau von 2 Seitenflugeln im Erdgeschoss der eine gesonderte Ausstellung der Kunstbibliothek moglich machte und auch Platz fur ein Lesezimmer bot Zu diesem Zeitpunkt und auch spater und bis zu seinem Tode 1854 finden sich immer wieder Aufzeichnungen in Lindenaus Tagebuch zu weiteren Bucherkaufen fur die Bibliothek 1854 folgten weitere Erganzungsarbeiten die in diesem Falle die Schaffung eines Bibliothekszimmers im Kuppelraum fur die Schule durch den Baumeister Heinrich Schmidt beinhalteten Nach dem Tod Lindenaus am 21 Mai 1854 fiel die Stiftung laut Testament an das Herzogtum Sachsen Anhalt Die Kunstbibliothek findet in diesem Testament gar an erster Stelle Erwahnung als zunachst Kunst Technik und die Hulfswissenschaften betreffende Sammlung von Buchern Kupferstichen Lithographien etc In den Jahren von 1874 bis 1876 wurde das Lindenau Museum in seinem heutigen Erscheinen und Standpunkt als Herzogliches Landesmuseum am Rande des Schlossparkes errichtet nach Planen des Altenburger Baurates Julius Roger Enger 1820 1890 1876 folgte dann der Umzug der Kunstbibliothek und auch der restlichen Sammlung in das neue Haus und wurde am 11 Juli desselben Jahres neu eroffnet Von 1877 bis 1879 wurde die Kunstbibliothek systematisch und alphabetisch von Friedrich Kohler 1809 1885 katalogisiert Dabei betrachtete er die Kunstbibliothek keinesfalls als abgeschlossenen Sammlungsteil sondern als offene fur neue Anschaffungen und Erweiterungen Dieser handschriftliche Katalog Bibliothek im von Lindenau schen Museum von 1881 bildete die Grundlage der Katalogisierung der Kunstbibliothek bis in das Jahr 1951 und wurde bis dahin in gleicher Weise fortgefuhrt In den 1920er Jahren ging dem Museum infolge der Inflation das Stiftungsvermogen verloren was die Schliessung der Schule zur Folge hatte Mit dem Verlust des Schulbetriebes kam der Bibliothek eine bei der Grundung noch fundamentale Funktion abhanden der Lehr und Unterrichtszweck zu dem sie nach Lindenaus Schul und Museumskonzept angelegt wurde Erst in den Jahren 1933 bis 1945 wurden neue Versuche unternommen eine Museumsarbeit uber die museale Sammlung hinaus voranzutreiben Im Zuge dessen wurde der Altenburger Kunstverein wiederbelebt und zeitgenossische Kunst wurde in die Sammlung integriert Zudem fallen durch die Schenkung der Graphiksammlung Hermann Anders Krugers 1871 1945 aber auch Schenkungen durch Hermann Kohler Oswin Malzer und der Familie von Throta erste Impulse zur Grunde einer Druckgraphischen Sammlung in diese Zeit Nach 1945 begann dann mit Hanns Conon von der Gabelentz 1892 1977 eine Umorientierung in der Museumskonzeption welche in Fortfuhrung bis heute als Leitfaden gilt Neben dem Museumsbetrieb begann das Museum eine gezielte wissenschaftliche Erschliessung der Sammlung Die Kunstbibliothek wurde nun als eigener und separater Sammlungsteil losgelost von der allgemeinen Museumsbibliothek betrachtet und 1951 wurde der alte Katalog von Friedrich Kohler endgultig geschlossen Seit 1969 wurde die Museumsbibliothek von Ruth Gleisberg gleitet und entwickelte sich in der Folgezeit zunehmend zu einer kunstwissenschaftlichen Fachbibliothek 1976 wurden die Graphische Sammlung und die Kunstbibliothek durch den Umzug der Graphischen Sammlung in einen eigenen Studiensaal voneinander losgelost und werden seitdem als separate und in der Ausstellung als gleichwertige Sammlungsteile auch zu den anderen Sammlungen des Museums betrachtet Die umfangreichen Renovierungsarbeiten Im Museum hatten auch einige Umzuge der Kunstbibliothek zur Folge Seit 1994 befindet sie sich nun aber an ihrem heutigen Standpunkt im Obergeschoss des Museums und ist den Museumsbesuchern dauerhaft zuganglich In den Jahren 1994 bis 1997 folgte eine neue Katalogisierung der Bibliothek fur das PC Programm Hida Midas und auch die Aufnahme in den SWB Sudwestdeutscher Bibliotheksverbund Von 1999 bis 2001 wurde zunehmend auch die inhaltliche und wissenschaftliche Erschliessung der Kunstbibliothek vorangetrieben Die Ergebnisse wurden 2002 in der Sonderausstellung Sichtungen Die Kunstbibliothek Bernhard August von Lindenaus nach der Aufnahme ihres Bestandes prasentiert Systematik BearbeitenA Kunst B Kunstgeschichte allgemeine Nachschlagewerke Veroffentlichungen zu archaologischen Funden Beachtung der Kunst der Antike Mittelalter und Neuzeit aber weniger vertreten C Baukunst Praktischer und theoretischer Literaturteil Behandlung der einzelnen Lander Europas D Plastik E Ornamentik z B Ornamentmusterbucher F Zeichnende Kunste Anwendungsbeispiele in Bau und Maschinenkonstruktionszeichnungen praktisches und technisches Zeichnen G Malerei wieder unterteilt in praktische und theoretische Literatur Kunstlermonographien und reiche Bildbande mit Kupferstichen H Kupferstechkunst Holzschneidekunst Lithografie Erganzung des Faches Malerei Praxis und Geschichte der Techniken Bildsammlungen Kostumdarstellungen I Gewerbekunde Technologie Hilfswissenschaften handwerklich technologisch orientierter Sektor K Geschichte und Geographie mit ihren Hulfswissenschaften Hilfswissenschaften grosse Zahl reich illustrierter Bande wie z B Reiseberichte L Encyklopadie Vermischte Schriften Hilfswissenschaften Ankauf von Buchern BearbeitenAls Grundlage der Kunstbibliothek des Museums kan die Privatbibliothek Lindenaus gesehen werden in welcher sich vermutlich auch schon kunstwissenschaftliche Bucher befunden haben Neben diesem materiellen Fundament ist auch Lindenaus geistige Arbeitsgrundlage und Konzeption als wichtig zu erachten die ein Interesse an Kunst und Kunstgeschichte und einem hoheren Konzept des Lernens in welches die Kunst eingebunden ist voraussetzt Von einem geordneten Aufbau der Kunstbibliothek kann seit den 1840er Jahren gesprochen werden In einem Zeitraum von 11 bis 12 Jahren wurde eine Menge von etwa 2000 Buchern zusammengetragen was aufgrund des kurzen Zeitraumes naturlich auch das Entstehen von Lucken zur Folge hatte nach Roland Jager vor allem in der Architekturtheorie Lindenau bezog seine Bucher von vielerlei Seiten her Dazu gehoren z B Antiquariate wobei davon auszugehen ist das die nicht der Regelfall war da sich nur wenige Bucher vor der Zeit Lindenaus in der Bibliothek befinden und jene auch moglicherweise aus seiner Privatbibliothek stammen konnen der Sortimentsbuchhandel in welchem zur Zeit Lindenaus eine grosse Lagerhaltung noch weit ublicher war als heutzutage Auktionen und Schenkungen Beim Ankauf von Buchern achtete Lindenau sehr streng auf die Wirtschaftlichkeit seines Unternehmens sprich auf den Preis ausserdem sicherte er sich oft uber verschiedene Expertenmeinungen beim Kauf ab und erhohte nie sein erstes Preisgebot was stark dafur spricht dass es ihm nicht um das Sammeln seltener und teurer Exemplare und das Sammeln an sich ging sondern um den Zweck der dahinter stand Und das war der Didaktische Durch den haufigen Bucherkauf in Buchhandlungen kann die Sammlung so heute auch einen aufschlussreichen Einblick in den Bestand des Buchhandels des 19 Jahrhunderts geben Trotz Lindenaus unwahrscheinlich rationaler und okonomischer Kaufplanung muss der Bucherkauf grosse Geldmengen verschlungen haben Deshalb sollte auch an dieser Stelle noch erwahnt sein dass sie Stiftungsidee uberhaupt erst durch den grosszugigen Nachlass seines Lehrer s Wohltater s und Freund es 2 Franz Xaver von Zach zustande kommen konnte Einordnung in die Sammlung BearbeitenUm den ursprunglichen Stellenwert der Kunstbibliothek verstehen zu konnen muss man noch einmal das Konzept der Einrichtung untersuchen die Lindenau im Begriff war aufzubauen Nicht nur in Bezug auf Kunst sondern auch auf den Zeitgeist des 19 Jahrhunderts allgemein findet sich ein starker Antikenruckbezug Lindenau stutzt sich in seiner Idee von Museum und Schule dabei auch auf altere Konzepte wie z B das Museion von Alexandria welches eine Studieneinrichtung unter dem Dach des Museums darstellte und unter anderem fur seine Bibliothek beruhmt und bekannt war des Weiteren kann auch die Platonische Akademie genannt werden welche in sich Philosophie Wissenschaft und Kunst vereinigte Diese Einheit von Elementen und die darin eingeschlossene Enkyklios paideia die allgemeine Bildung konnen durchaus als von Lindenau angestrebtes Ziel verstanden werden denn auch Lindenaus Kunstbildung hatte in gewisser Weise einen Anspruch an Universalitat indem sie zur Starkung der geistigen Quellen dienen sollte welche wiederum die Grundlage des menschlichen Daseins stellt Die Bibliothek findet ihren Platz in diesem Kanon als da sie den Ort darstellt an dem das Wissen der Zeit gesammelt sein soll 3 Die Kunst ist im Prozess des Lernens und Lehrens eine Vermittlerin indem sie die Verbindung von Nutzlichem und Schonem symbolisiert und ausubt und so in der Lage ist das Schaffen des Menschen einer Veredlung zuzufuhren Fur den heutigen Besucher erscheint die Kunstbibliothek eher unscheinbar und hintergrundig Fur Lindenau und sein Schulprinzip spielte sie allerdings eine elementare Schlusselposition Die Schule sollte nicht nur Kunstlern eine Ausbildung sondern viel mehr Technikern und Handwerkern offenstehen Aufgrund der ihr zugedachten Aufgabe herrscht in der Kunstbibliothek ein Nebeneinander von Praxis und Theorie denn es wurde sowohl praktisch geubt und gelernt als auch Erlerntes mithilfe von Theorie und Kunstgeschichte vertieft Durch den Anspruch an die Bibliothek erklart sich auch der hohe Anteil nicht direkt kunstbezogener Literatur in der Systematik und im Bestand direkt Literatur BearbeitenRoland Jager Die Kunstbibliothek Eine zunachst Kunst Technik und Hilfswissenschaften betreffende Sammlung von Buchern in Lindenau Museum Hrsg 150 Jahre Lindenau Museum Altenburg 1848 1998 diese Festschrift erscheint anlasslich des 150jahrigen Bestehens des Lindenau Museums und der damit verbundenen Ausstellung 19 April bis 19 Juni 1998 Altenburg 1998 S 29 33 Klaus Jena Bearb Die Kunstbibliothek Bernhard August von Lindenaus Katalog Altenburg 2002 ISBN 3 86104 044 1 Digitalisat Klaus Jena Die Bucher und ihr Ort Bernhard August von Lindenaus Museumsbibliothek als Kunstsammlung Altenburg 2004 Antonie Lau Aus Lindenaus Kunstbibliothek Zeichnungen von Alexius Geyer und Eduard Ratti Altenburg 2010 Thomas Matuszak Kunst der Zweiten Hand Bernhard August von Lindenaus Sammlung reproduktionsgrafischer Blatter Altenburg 2004 Helmar Penndorf Lindenau Bibliothek und grafische Sammlung in Ruth Gleisberger Helmar Penndorf Jutta Penndorf Hrsg Lindenau Museum Altenburg Munchen 1986 S 116 123 Jutta Penndorf Bernhard August von Lindenau und seine Kunstsammlungen Munchen 1999 S 17f Paul Raabe Hrsg Blaubuch 2006 Berlin 2006 S 197 201 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten 1837 bot Bernhard von Lindenau fur die Zeit seiner weiteren Abwesenheit von Altenburg seinem wissenschaftlich ambitionierten Grossneffen Hans Conon von der Gabelnetz und dessen junger Familie Wohnung im Pohlhof an wenn dieser bereit sei dort nicht nur das Haus zu huten und die Wirtschaft zu fuhren sondern vor allem die Aufgabe ubernehme die sich inzwischen im Pohlhof turmenden Bucherberge zu ordnen Jager 1998 S 29 Jager 1998 S 33 original ThSta Altenburg FamA Nr 23 Testament B A von Lindenaus Bl 11A Jena 2004 S 24Weblinks BearbeitenSeite beim Museum Handbuch der Historischen Buchbestande Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kunstbibliothek des Lindenau Museums amp oldid 207827705