www.wikidata.de-de.nina.az
Die Korsische Magmenprovinz ist eine Magmenprovinz des Neogens Sie ist die alteste der zirkumtyrrhenischen Magmenprovinzen die bedingt durch Krustendehnung im Rucken des kollabierenden Apenninenorogens entstanden Inhaltsverzeichnis 1 Geografie und Vorkommen 2 Zeitlicher Rahmen 3 Petrologie 4 Magmenentstehung 5 Geodynamik 6 EinzelnachweiseGeografie und Vorkommen Bearbeiten nbsp Der Zenobito Vulkan auf Capraia mit TurmDie korsische Magmenprovinz umfasst den Ostrand Korsikas die Nordostkuste Sardiniens Capraia im Norden und den Seamount Cornacya im Suden Ihre Ostgrenze langt nahezu an Elba heran Sie erreicht somit bei einer Breite von rund 50 Kilometer in etwa 450 Kilometer in Nord Sud Richtung Offshore wurden mehrere Vorkommen nur wenige Kilometer vor der Ostkuste Korsikas und Sardiniens entdeckt Auf Korsika ist der Sisco Lamproit anzufuhren Der komposite Vulkanbau von Capraia wird jedoch manchmal auch bereits zur benachbarten Toskanischen Magmenprovinz gerechnet Zeitlicher Rahmen BearbeitenDer Magmatismus setzte im Langhium in Korsika vor 14 2 Millionen Jahren BP mit dem Lamproit von Sisco ein 1 Ihm folgten vor rund 12 Millionen Jahren BP im Serravallium die unterseeischen magmatischen Aktivitaten am Cornacya Seamount 2 Im Messinium entstand dann vor 7 2 Millionen Jahren BP der Kompositvulkan auf Capraia 3 dem nach langerer Forderpause im Zancleum um 4 8 Millionen Jahre BP der Zenobito Vulkan folgte der sich aber petrologisch von seinem Vorganger absetzt 4 Petrologie BearbeitenDie im Zeitraum 14 2 bis 4 8 Millionen Jahre BP Miozan und Pliozan am Ostrand der Korso sardischen Mikroplatte gebildeten Magmatite sind generell ultrapotassisch shoshonitisch oder kalkalkalisch sie zeichnen sich durch die Abwesenheit von Leucit aus Der Lamproitlagergang von Sisco ist reich an MgO und SiO2 Der Cornacya Seamount besteht aus shoshonitischen Vulkaniten Der Kompositvulkan von Capraia wird aus kaliumreichen Kalkalkaligesteinen aufgebaut Die in der von 14 2 bis 7 2 Millionen Jahre BP reichenden ersten magmatischen Periode entstandenen Magmatite sind Lamproite Shoshonite Olivin Latite Trachyte kaliumreiche Andesite kaliumreiche Dazite und Rhyolithe Auffallend hierbei ist der abnehmende Gehalt an Kalium im Verlauf der Zeit Die ultrapotassischen Gesteine zeichnen sich durch Paragenesen mit Olivin Phlogopit und Klinopyroxen als Phanokristalle aus aber keinen Leucit oder Plagioklas und fuhren in der Grundmasse Sanidin und seltenen kaliumreichen Richterit 5 Bei den bereits an K2O armeren und Al2O3 reicheren Shoshoniten und Kalkalkaligesteinen wird Plagioklas dann zu einer wichtigen Mineralphase 6 Samtliche Gesteine der ersten Magmenserie sind angereichert an inkompatiblen Spurenelementen die mit den jeweiligen K2O Gehalten positiv korrelieren 4 Gegenuber Thorium LREE und LILE kommt es zu einer Fraktionierung von Titan Tantal und Niob was fur Magmatite der Vulkanbogen und Orogenzonen charakteristisch ist und durch Sedimentrezyklierung wahrend des Subduktionsvorgangs erklart wird 7 Die zweite magmatische Periode folgte mit einem Hiatus von 3 Millionen Jahren Durch sie entstanden die Alkalibasalte und Trachybasalte des monogenen Zenobito Vulkans auf Capraia Im Vergleich zur ersten Magmenserie ist ihre Fraktionierung von Ti Ta und Nb wesentlich undeutlicher Magmenentstehung BearbeitenCharakteristisch fur die korsische Magmenprovinz und andere zirkumtyrrhenische Magmenprovinzen ist ihre temporare Abfolge Lamproit Shoshonit Kalkalkaligesteine die mit einer sukzessiven Abnahme des K2O Gehalts verknupft ist Als Erklarung fungieren zwei Modellvorstellungen Heterogener Sublithospharenmantel Mischung zweier MagmenkomponentenDas Modell des heterogenen Sublithospharenmantels geht davon aus dass der obere Mantel entlang von tiefreichenden Storungen welche durch die seit Beginn des Miozans andauernde Subduktion unterhalb des Apenninenorogens initiiert wurden von vernetzten metasomatischen Bereichen durchsetzt wird 8 Bei Druckentlastung schmelzen diese kontinental beeinflussten und insbesondere kalium und siliciumreichen Phlogopit fuhrenden Bereiche bei relativ geringer partieller Aufschmelzrate bevorzugt auf und es entstehen ultrapotassische Magmen wie beispielsweise die Lamproite Mit zunehmender Temperatur erhoht sich die Aufschmelzrate und es werden mehr und mehr die umgebenden an Spurenelementen abgereicherten Mantelmuttergesteine selbst angeschmolzen so dass der Kaliumgehalt in der Schmelze zusehends sinkt Gebildet werden jetzt Shoshonite gefolgt von Kalkalkaligesteinen 9 Das Mischungsmodell geht von zwei Stammmagmen mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung aus alkalisch und subalkalisch wobei das subalkalische Kalkalkalimagma gegenuber dem ultrapotassischen Magma mit der Zeit die Oberhand gewinnt Geodynamik BearbeitenDer westliche Mittelmeerraum ist das Ergebnis einer sehr komplexen geodynamischen Entwicklung die vor rund 35 bis 30 Millionen Jahren BP einsetzte und im ubergeordneten Zusammenhang der Annaherung Afrikas an Eurasien zu sehen ist Nach der generellen Dehnungsphase des Oligozans hatte sich der korso sardische Mikrokontinent um 19 Millionen Jahre BP im unteren Miozan vom europaischen Festland getrennt und fuhrte wahrend des Burdigaliums eine gegen den Uhrzeigersinn drehende Ostdrift durch In seinem Rucken entstand als Folge der Krustendehnung das Liguro Provenzalische Becken das zum Teil von ozeanischer Kruste unterlagert wird und als Backarc Becken aufgefasst werden kann Durch die Ostdrift kam es wahrend des Miozans zu Krusteneinengung im vorgelagerten Adriatischen Sporn der apulischen Mikroplatte mit Subduktion in Sudwestrichtung und gleichzeitiger Anlage des apenninischen Deckenstapels Am Ende des Mittleren Miozans Serravallium gegen 13 Millionen Jahren BP hatte der korso sardische Mikrokontinent in etwa seine heutige Nord Sud streichende Position erreicht Die in Gang gesetzte Backarc Dehnungsbewegung endete aber hiermit nicht Ausgehend vom Sudostrand des korso sardischen Mikrokontinents unter Bildung des Cornacya Seamounts setzte sie sich im sudlichen Tyrrhenischen Meer fort das jetzt als Tiefseebecken entstand wanderte langsam sudostwarts und erreichte im ausgehenden Messinium beginnenden Pliozan das Vavilov Becken und im spaten Pliozan beginnenden Pleistozan das Marsili Becken Eine Folgeerscheinung war dass der vorgelagerte Kalabrische Inselbogen stark eingeengt und gekrummt wurde 10 Die recht rasche Offnung der beiden Backarc Becken durch die Rotationsbewegung des korso sardischen Mikrokontinents einerseits und die Sudostwanderung des kalabrischen Kontinentalblocks andererseits steht in engem Zusammenhang mit einer generell nach Sudosten gerichteten Ausweichbewegung der nach Nordwesten bis Westen abtauchenden adriatischen ionischen Subduktionszone 11 Einzelnachweise Bearbeiten L Civetta G Orsi P Scandone R Pece Eastward migration of theTuscan Anatectic magmatism due to anticlockwise rotation of the Apennines In Nature Band 276 1978 S 604 606 G H Mascle u a Evolution of the Sardinia Channel Western Mediterranean new constraints from a diving survey on Cornacya seamount off SE Sardinia In Marine Geology Band 179 2001 S 179 202 M Gasparon G Rosembaum J Wijbrans P Manetti The transition from subduction arc to slab tearing Evidence from Capraia Island northern Tyrrhenian Sea In Journal of Geodynamics Band 47 2009 S 30 38 doi 10 1016 j jog 2008 06 004 a b S Conticelli u a Trace elements and Sr Nd Pb isotopes of K rich shoshonitic and calc alkaline magmatism of theWestern Mediterranean Region genesis of ultrapotassic to calc alkaline magmatic associations in a post collisional geodynamic setting In Lithos Band 107 2009 S 68 92 C Wagner D Velde The mineralogy of K richterite bearing lamproite In American Mineralogist Band 71 1986 S 17 37 L Chelazzi u a A lamproitic component in the high K calc alkaline volcanic rocks of the Capraia Island Tuscan Magmatic Province evidence from clinopyroxene crystal chemical data In Periodico di Mineralogi Band 75 2006 S 75 94 Tim Elliott Tracers of the slab In John Eiler Hrsg Inside the Subduction Factory Geophysical Monograph Band 138 American Geophysical Union Washington D C 2003 S 23 45 doi 10 1029 GM138 bibcode 2003GMS 138 23E S Conticelli M D Antonio L Pinarelli L Civetta Source contamination and mantle heterogeneity in the genesis of Italian potassic and ultrapotassic volcanic Rocks SrNd Pb Isotope data from Roman Province and Southern Tuscany In Mineral Petrol Band 74 2002 S 189 222 Sandro Conticelli Richard W Carlson Elisabeth Widom Giancarlo Serri Chemical and isotopic composition Os Pb Nd and Sr of Neogene to Quaternary Calcalkalic shoshonitic and Ultrapotassic mafic rocks from the Italian Peninsula inferences on the nature of their mantle sources In L Beccaluva G Bianchini M Wilson Hrsg Cenozoic volcanism in the Mediterranean area Geological Society of America Special Paper Band 418 2006 S 171 202 doi 10 1130 2007 2418 09 M Mattei F Cifelli N D Agostino The evolution of the Calabrian Arc evidence from paleomagnetic and GPS observations In Earth and Planetary Science Letters Band 263 2007 S 259 274 F Speranza u a Age of the Corsica Sardinia rotation and Liguro Provencal Basin spreading new paleomagnetic and Ar Ar evidences In Tectonophysics Band 347 2002 S 231 25 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Korsische Magmenprovinz amp oldid 228945077