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Dieser Artikel ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Siehe Diskussion Mael Milscothach D 10 53 25 Apr 2018 CEST Die Kontemplation gilt Teilen der Kunstkritik als eine der Grundlagen der klassischen Malerei Sie bezeichnet die Fahigkeit im Auge die Farben von ihrer gegenstandlichen Bedeutung teilweise oder vollstandig zu trennen Fruheste Zeugnisse dieser Fahigkeit finden sich in kunsttheoretischen Traktaten der Renaissance und in uberlieferten Worten verschiedener Meister so etwa Michelangelo Buonarrotis und Jean Simeon Chardins Als einer der herausragenden Meister der jungeren Geschichte dessen Werk vorzuglich auf ein kontemplatives Schauen gestutzt sein soll gilt neben Paul Cezanne der Hauptvertreter des Impressionismus der Maler Claude Monet Uber dessen Auge wurde eine Vielzahl biografischer psychologischer und kunstwissenschaftlicher Studien verfasst Die ersten umfangreicheren theoretischen Ausfuhrungen uber den Gegenstand liefern die Schriften John Ruskins Aber auch sein Werk hat keinen spezifischen kanonischen Kontemplationsbegriff fur die bildende Kunst in der Kritik durchgesetzt so dass neben seinem innocence of the eye Unschuld des Auges eine Reihe ahnlicher Begriffe oder Umschreibungen gepragt worden sind So etwa Max Imdahls sehendes Sehen oder Konrad Fiedlers reines Sehen Der Vorteil des Kontemplationsbegriffs liegt in seiner kulturgeschichtlichen Dimension Inhaltsverzeichnis 1 Zum Begriff Kontemplation 2 Kontemplation in der bildenden Kunst 3 Literatur 4 EinzelnachweiseZum Begriff Kontemplation BearbeitenDas lateinische contemplatio ist eine Synthese aus con gemeinsam mit und templum dem heiligen Ort oder Raum Gottes und bedeutet so viel wie anschauend rein betrachtend aber auch passiv untatig Es grundet auf dem griechischen theoria und theorein so viel wie rein empfangende zweckfreie Zuwendung zur Wirklichkeit Aristoteles bestimmt Kontemplation in seiner Ethik als das Tatig Sein des Geistes ein Akt des Schauens das durch seine ernste Wurde sich auszeichnend nach keinem ausserhalb gelegenen Ziele strebt uberdies vollendete Lust die ihrerseits wieder die Tatigkeit intensiviert wesensgemass in sich schliesst und wenn das Sich Selbst Genugende das In Sich Ruhende und innerhalb der menschlichen Grenzen das Unermudbare und alles was sonst noch dem Menschen auf der Hohe des Glucks zugeschrieben wird an diesem Tatig Sein in Erscheinung tritt so folgt dass dieses Tatig Sein das Gluck des Menschen in Vollendung darstellt Die Kontemplation als ein im Ideal reines Schauen ist von fundamentaler Bedeutung fur die vielfaltigen Bewegungen der Mystik Dem Wirrsal allen menschlichen Wunschens und Wollens soll in der Kontemplation das Schauen oder Anschauen entgegengesetzt werden Philosophie und Mystik wie auch der von der Meditation gepragte Buddhismus kennen durchaus das Konkrete oder Gegenstandliche als Anhaltspunkt und Bezug der Kontemplation Denn das hohe Ziel ist hier nicht Abwendung von der Natur oder der Schopfung sondern ein ihr neu zugewendetes gereinigtes Neu Sehen Plotin etwa schreibt vom Verweilen bei ihm dem Schauen des Gottlichen und Geniessen der Dinge daselbst in der Weise dass jemand zugleich Subjekt und Objekt des Schauens seiner selbst und der ubrigen Dinge wird Dieses Schauen nennt Johannes von Kreuz Liebendes Aufmerken er kommentiert Die Seele muss Gott ein liebevolles Aufmerken entgegenbringen nur dies ohne in Akten sich zu besondern rein empfangend muss sie sich verhalten ohne eigene Geschaftigkeit mit dem entschlossenen schlichten Aufmerken der Liebe so wie jemand in liebreicher Achtsamkeit die Augen offnet Dante stellt in diesem Sinne dies reine Erwarten oder reine Empfangen noch uber die Liebe Durch Schaun ne l atto che vede wird also Seligkeit errungen nicht durch die Liebe die folgt erst dann wenn sie dem Schaun als ihrem Quell entsprungen Und das Verdienst das man durch Gnad und Gut erwirbt ist Mass dem Schauen So steiget man von Grad zu Grad hinan dd Kontemplation in der bildenden Kunst BearbeitenErst ab der Renaissance finden sich Dokumente die den Zusammenhang von Kontemplation und Malerei belegen Nach Leonardo da Vinci soll sich Der Maler verhalten gleich einem Spiegel der sich in alle Farben verwandelt welche die ihm gegenuberstehenden Dinge aufweisen Und wenn er so tut wird er wie eine zweite Natur sein Giovanni Paolo Lomazzo 1584 uberliefert So pflegte Michelangelo zu sagen dieser uberragende Bildhauer Maler und Architekt dass keine Grunde weder der Geometrie noch der Arithmetik noch der Perspektivlehren den Menschen nutzen ohne das Auge das heisst ohne die Schulung des Auges im Begriff des Schauens in saper veder 1 und des Machenlassens der Hand Und das sagte er und erganzte dass soviel man das Auge auch in diesem Sinne schult namlich in nichts als dem reinen Schauen ohne mehr Winkel Linien oder Entfernungen zu unterscheiden man die Freiheit der Hand gewinnt jede gewunschte Figur zu schaffen aber nie anders als was man perspektivisch zu sehen erwarten wurde Ein Brief Nicolas Poussins wird gleichfalls haufig in diesen Zusammenhang eingeordnet Nach Poussin der sein Werk in diesem Brief gegen Kritiker verteidigt denen nach ihm eine entscheidende Kompetenz zu einem fundierten Urteil fehle Er fuhrt aus Man muss wissen dass es zwei Arten gibt Gegenstande zu betrachten einmal der einfache Anblick und zum anderen sie mit Aufmerksamkeit zu betrachten Einfach zu sehen ist nichts anderes als im Auge die Form und Ahnlichkeit der gesehenen Dinge zu empfangen Aber einen Gegenstand zu sehen indem man ihn betrachtet heisst jenseits der einfachen und naturlichen Aufnahme der Form durch das Auge mit einem besonderen Verfahren die Mittel zu suchen um dasselbe Objekt gut zu erkennen So kann man sagen dass die einfache Ansicht aspect ein naturlicher Vorgang ist und jener den ich Durchsicht prospect nenne ein Akt des Verstandes welcher von drei Dingen abhangt namlich vom begreifenden Auge savoir de l oeil vom Sehstrahl und von der Entfernung des Auges zum Gegenstand Und es ist diese Kenntnis von der zu wunschen ware dass diejenigen die sich einmischen um ihr Urteil abzugeben in ihr gut unterrichtet wurden Tatsachlich ist diese Passage in der Forschung so legendar wie in ihrem genauen Sinne umstritten Unbestreitbar aber wird in diesem Lehrsatz Poussins ein anderes Sehen gegen das Erkennen von Form und Ahnlichkeit abgegrenzt Auch Goethe hatte Erfahrung darin sich mit diesem schwierigen Gegenstand verstandlich zu machen Nunmehr behaupten wir wenn es auch einigermassen sonderbar klingen mag dass das Auge keine Form sehe indem Hell Dunkel und Farbe zusammen allein dasjenige ausmachen was den Gegenstand vom Gegenstand die Teile des Gegenstandes voneinander furs Auge unterscheidet Und so erbauen wir aus diesen dreien die sichtbare Welt und machen dadurch zugleich die Malerei moglich John Ruskin erlautert in seinen The Elements of Drawing diese Schwierigkeiten etwas naher Nur durch eine Reihe von Experimenten kommen wir darauf dass ein schwarzer oder grauer Fleck die dunkle Seite eines festen Korpers ist oder dass eine schwache Farbung ein Anzeichen dafur ist dass der betreffende Gegenstand weit weg ist Die ganze Malerei hangt davon ab ob es uns gelingt das wiederzuerlangen was ich die Unschuld des Auges innocence of the eye nennen mochte Damit meine ich eine Art von kindlicher Wahrnehmung mit der wir Farbflecken als das wahrnehmen was sie sind ohne Bewusstsein dessen was sie bedeuten wie ein Blinder sie sehen wurde wenn er plotzlich sehen konnte Paul Cezannes Beschreibung seiner kontemplativen Versenkung vor dem Motiv macht den Zusammenhang zur Mystik besonders deutlich Der Kunstler muss wie eine phototechnische Platte sein auf der sich die Landschaft abzeichnet Das ganze Wollen des Malers muss schweigen Er soll in sich verstummen lassen alle Stimmen der Voreingenommenheit Vergessen Vergessen Stille schaffen Ein vollkommenes Echo sein Die Landschaft spiegelt sich vermenschlicht sich denkt sich in mir Ich steige mit ihr zu den Wurzeln der Welt Wir keimen Eine zartliche Erregung ergreift mich und aus den Wurzeln dieser Erregung steigt dann der Saft die Farbe Ich bin der wirklichen Welt geboren Ich sehe Und an anderer Stelle Man muss sich eine eigene Optik schaffen das heisst man muss die Natur so sehen als ob sie noch nie ein Mensch vor einem gesehen hatte Sehen wie ein Neugeborener Ganz im gleichen Sinne formuliert Henri Matisse Alles was wir im taglichen Leben sehen wird mehr oder weniger durch unsere erworbenen Gewohnheiten entstellt Die zur Befreiung von den Bildfabrikaten notwendige Anstrengung verlangt einen gewissen Mut und dieser Mut ist fur den Kunstler unentbehrlich der alles so sehen muss als ob er es zum ersten Mal sahe Man muss zeitlebens so sehen konnen wie man als Kind die Welt ansah denn der Verlust dieses Sehvermogens bedeutet gleichzeitig den Verlust jeden originalen Ausdrucks Ich glaube z B dass nichts fur den Kunstler schwieriger ist als eine Rose zu malen weil er um sie zu schaffen zuerst alle vor ihm gemalten Rosen vergessen muss Monet lehrt die Malerin L C Perry weder besondere Techniken noch Abstraktionen oder Ideale irgendeiner Art sondern zunachst allein die Unterordnung unter das Motiv Wenn Sie zum Malen ins Freie gehen versuchen Sie die Objekte die Sie vor sich haben einen Baum ein Haus ein Feld oder was auch immer zu vergessen Denken Sie nur hier ist ein blaues Quadrat hier ein rosafarbenes Rechteck hier ein gelber Streifen und malen Sie es so wie es fur Sie aussieht genau die Farbe und die Form bis es Ihren eigenen naiven Eindruck der Szene vor ihnen abbildet Clemenceau betont in einem Gesprach mit Claude Monet eine Schwierigkeit eher menschlicher als technischer Natur aber eben darum von einer schwer abschatzbaren Bedeutung in der Kunstkritik Insbesondere beruhrt wird hier der Anspruch auf Allgemeinverstandlichkeit oder allgemeine Zuganglichkeit von Kunst bzw die menschliche Verletzlichkeit angesichts besonderer Fahigkeiten von denen sie sich ausgeschlossen fuhlen muss Fur mich ist das demutigend denn wir sehen beide keineswegs dieselben Dinge Ich offne die Augen aber ich bleibe an der Oberflache gefangen Wahrend ich einen Baum anschaue sehe ich nichts als einen Baum Sie dagegen haben die Augen halb geschlossen und denken Wie viele Tone wie vieler Farben sind in den leuchtenden Ubergangen dies einen Stammes Und Monet erwiderte mir Sie konnen nicht wissen wie wahr das alles ist Das ist die Freude und Qual meiner Tage Ernst Gombrich 1978 macht gestutzt auf moderne Wissenschaftslehre fundamentale Einwande gegen die Moglichkeit kontemplativer Erfahrung dieses Ideal der reinen voraussetzungslosen Beobachtung das der Theorie der Induktion zugrunde lag hat sich in der Wissenschaft ebenso wie in der bildenden Kunst als illusorisch erwiesen Die moderne Wissenschaftslehre hat an der Idee dass es moglich sei unbeeinflusst von jeder Erwartungsvorstellung drauflos zu beobachten scharfe Kritik geubt Karl Popper betonte dass wir nicht imstande sind unseren Geist gleichsam in ein unbeschriebenes Blatt zu verwandeln sondern dass jede Beobachtung eine Frage voraussetzt die wir an die Natur richten und dass jede solche Frage eine vorlaufige Hypothese in sich schliesst Es sind aber ohne die Integration von Neuem keine sensitiven oder kognitiven Prozesse vorstellbar Darum muss es nicht uberzeugen hier die vielfaltigen und fur die Kunstkritik bedeutsamen Dokumente mit dem Verweis auf ein unerreichbares Ideal abzutun Andere Stimmen in der Kunstkritik haben die Moglichkeiten wissenschaftlichen Urteils in diesen Bereichen der Kunst uberhaupt zuruckgewiesen So schreibt Paul Valery Die Beobachtung des Kunstlers kann eine fast mystische Tiefe erreichen Die erhellten Gegenstande verlieren ihren Namen Schatten und Helligkeit bilden Systeme und ganz besondere Probleme die keinem Wissenschaftsbereich angehoren die sich auf keinerlei Praxis beziehen die aber ihre ganze Existenz und ihren Wert von bestimmten eigentumlichen Ubereinstimmungen zwischen der Seele dem Auge und der Hand einer Person empfangen die dazu geboren ist sie in sich selbst zu finden und sie sich schopferisch zu eigen zu machen Wo auch immer die menschlichen Grenzen liegen konnen in diese Interpretation von Nervensignalen Ingo Rentschler durch Meditation oder Kontemplation einzugreifen unterschiedliche Dokumente geben Hinweise darauf dass die Kontemplation in der Malerei nur sehr problematisch mit einer Entspannungstechnik zu vergleichen ist So geht etwa aus verschiedenen Briefen Monets hervor welche Anstrengung ihn das Abtrennen der Farben vom Gegenstand kostet Ebenfalls in diesem Sinne Cezanne Wie schwer ist es doch einen Apfel zu sehen Andererseits scheint hier aber auch der Vergleich mit der Konzentration auf besondere Weise eingeschrankt da dem menschlichen Willen haufig nur eine in sich widerspruchliche oder paradoxe Funktion zugegeben wird Cezanne druckt einmal diese Paradoxie der Kontemplation in einer knappen praktischen Lehre aus Es das Motiv nicht zu sich heranziehen sondern sich ihm beugen Literatur BearbeitenKurt Badt Die Kunst Cezannes 1956 Henry Bergson Die Wahrnehmung der Veranderung 1946 Gottfried Boehm Eine kopernikanische Wende des Blicks Sehnsucht Uber die Veranderung der visuellen Wahrnehmung 1995 Georges Clemenceau Claude Monet 1929 Konrad Fiedler Uber den Ursprung der kunstlerischen Tatigkeit 1887 Joachim Gasquet Cezanne 1921 Christian Geelhaar Le spleen de Giverny In Claude Monet Nympheas Impression Vision Ausstellungskatalog Kunstmuseum Basel 1986 Gustave Geffroy Monet Sa vie son temps son oeuvre 1924 Teile ubersetzt in Stuckey 1994 Hans Graber Camille Pissarro Alfred Sisley Claude Monet Nach eigenen und fremden Zeugnissen 1943 Hermann von Helmholtz Optisches uber Malerei 1876 Hermann von Helmholtz Uber das Sehen des Menschen 1855 Hermann von Helmholtz Vortrage und Reden Friedrich Vieweg und Sohn Braunschweig 1884 Ralf Konersmann Hrsg Kritik des Sehens Reclam Leipzig 1997 Max Liebermann Claude Monet In Die Phantasie in der Malerei Schriften und Reden 1927 Paolo Lomazzo Trattato dell arte della pittura scoltura et architettura Mailand 1584 Roger Marx Claude Monets Seerosen 1909 Henri Matisse Uber Kunst Guy de Maupassant Das Leben eines Landschaftsmalers 1886 Maurice Merleau Ponty Das Auge und der Geist L Œil et l esprit 1960 Dieter Rahn Das Auge der Malerei Farbe und Natur bei Turner und Monet 1986 John Ruskin The Elements of Drawing 1857 Karin Sagner Duchting Claude Monet Nympheas Eine Annaherung 1985 Charles F Stuckey Hrsg Claude Monet 1994 Paul Valery Pieces sur l Art Paris 1934 John S Werner Altern mit den Augen Monets 1997 Zitate aus Briefen Monets in Sagner Duchting 1985 in Gordon Forge 1985 in Stuckey 1994 Geelhaar 1986 Einzelnachweise Bearbeiten saper vedere zu sehen wissen Wahlspruch von Leonardo da Vinco Vgl Sigrid Braunfels Esche Leonardo als Begrunder der wissenschaftlichen Demonstrationszeichnung In Rudolf Schmitz Gundolf Keil Hrsg Humanismus und Medizin Acta humaniora Weinheim 1984 Deutsche Forschungsgemeinschaft Mitteilungen der Kommission fur Humanismusforschung Band 11 ISBN 3 527 17011 1 S 23 50 hier S 24 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kontemplation Malerei amp oldid 230489567