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Konrad Klinge auch Kling 1483 oder 1484 10 Marz 1556 in Erfurt war ein Theologe Guardian des Franziskanerklosters in Erfurt und Domprediger Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Lehre 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErstmals urkundlich erwahnt wird Konrad Klinge 1518 An der Erfurter Universitat promovierte er 1520 zum Doktor der Theologie und war mehrmals Dekan der theologischen Fakultat 1 1521 wird er auch als Guardian des Erfurter Franziskanerklosters erwahnt 2 Obwohl er spater ein entschiedener Reformationsgegner wurde stand er der lutherischen Lehre die er selbst als neuere Lehre bezeichnet anfangs offen gegenuber rezipierte sie teilweise und sah in ihr keinen grundsatzlichen Widerspruch zur tradierten theologischen Lehre Aus seelsorglichen Grunden wollte er aber nicht nur von der Rechtfertigung durch den Glauben sprechen sondern auch die Notwendigkeit des Vollbringens guter Werke lehren So erklarte der ebenfalls aus dem Erfurter Franziskanerkloster hervorgehende spatere lutherische Prediger Justus Menius er habe anfangs gedacht dass Klinge auch Anhanger der reformatorischen Lehre sei und nur aus seelsorglichen Grunden nichts ubersturzen wolle Im Laufe der Zeit wandelte er sich aber wohl auch unter dem Eindruck der Begleitumstande bei der Einfuhrung der Reformation und den gesellschaftlichen Unruhen Mitte der 1520er Jahre 3 zu einem Gegner der Reformation Als 1530 durch den Hammelburger Vertrag in Erfurt rechtlich eine Situation entstand in der beide Religionsparteien nebeneinander existierten erhielt Klinge das Predigeramt an der Marienkirche dem heutigen Dom und wurde zum geistigen Haupt der Katholiken in Erfurt In den darauffolgenden Jahren verbreitete sich sein Ruf als Verteidiger der katholischen Lehre uber Erfurt hinaus Anhanger der Reformation sahen in ihm teilweise einen besonders gefahrlichen Gegner weil er in seinen Ausfuhrungen einzelnen reformatorischen Auffassungen so viel Raum gab dass er seine Zuhorer verwirren konnte Am 10 Marz 1556 starb Konrad Klinge der noch am 3 Fastensonntag in der Marienkirche gepredigt hatte im Alter von 72 Jahren Sein Grabstein befindet sich in der Nordwestecke des Doms 4 Lehre BearbeitenKlinge setzte sich mit der reformatorischen Lehre nicht nur auf der Kanzel auseinander Von ihm liegt auch ein umfangreicher literarischer Nachlass vor der allerdings erst nach seinem Tod teilweise in mehreren Auflagen herausgegeben wurde Dennoch ist von einer einheitlichen Verfasserschaft der unter seinem Namen edierten Schriften auszugehen Seine Werke die in Koln und Paris herausgegeben wurden fanden in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts eine weite Verbreitung Einen breiten Raum nimmt in ihnen die Befassung mit Fragen der Rechtfertigungslehre ein Dabei zeigt sich deutlich eine vertiefte Auseinandersetzung mit der reformatorischen Lehre 5 Klinge unterscheidet zunachst im Hinblick auf die Rechtfertigung zwischen der lutherischen Lehre die er als neuere Richtung bezeichnet und der traditionellen Lehre Nach seiner Auffassung besteht zwischen beiden kein grundsatzlicher Widerspruch denn beide stimmen fur ihn darin uberein dass das ewige Leben aus Gnade um Christi willen und nicht wegen menschlicher Werke erlangt wird In seiner Lehre folgt er teilweise der neueren Richtung So unterscheidet er beim Begriff der Gnade zwischen einem engeren und einem weiteren Gebrauch Im engeren eigentlichen Sinn ist Gnade eine Haltung Gottes favor die er um Christi willen erweist Gnade im weiteren Sinn ist der Beistand des Heiligen Geistes oder ein Wirken Gottes in den Glaubigen Rechtfertigung besteht fur ihn aus Sundenvergebung Gabe des Heiligen Geistes und Annahme zum ewigen Leben So erklart er Rechtfertigung als gnadenhafte unverdiente Vergebung der Sunden und Annahme der Person zum Erlangen des ewigen Lebens um des Glaubens an Christus willen Sie besagt auf forensische Weise als gerecht angesehen oder erklart zu werden d h die Rechtfertigung ist ein Werk extra nos das der Mensch nur erduldet oder empfangt Zu ihr gehort auch die Gabe des Heiligen Geistes weshalb dieses Geschehen Wiedergeburt oder Erneuerung genannt werden kann Sie ist auch der Beginn des ewigen Lebens im Glaubigen Die guten Werke die der Gerechtfertigte vollbringt zeigen dass der Glaube lebendig und vollkommen ist Sie sind jedoch nicht der Grund fur das Erbarmen Gottes und konnen nur mit Hilfe der Gnade vollbracht werden Trotzdem sind sie aber notwendig um die Rechtfertigung zu bewahren Obwohl Klinge die lutherische Lehre zunachst weitgehend rezipiert warnt er dass leichtfertige Menschen in ihr ein Schlupfloch fur ihre Lebensfuhrung sehen konnten 6 Klinge greift in seinen Ausfuhrungen auch wie nur wenige katholische Kontroverstheologen die lutherische Unterscheidung von Gesetz und Evangelium auf Er fuhrt aus dass dem Menschen sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament Gottes Wort als Gesetz und als Evangelium gegenubertritt Als Gesetz macht es die Sunde und den Zorn Gottes offenbar und halt die strafende Gerechtigkeit Gottes vor Augen Als Evangelium verheisst es die Gnade und Sundenvergebung richtet es das von Schrecken befallene Gewissen auf und trostet es Allerdings betont er auch die bleibende Bedeutung des Gesetzes fur den Gerechtfertigten als Wille Gottes Er verknupft sie mit dem unter dem Evangelium gegebenen Geschenk des Heiligen Geistes mit dessen Hilfe die Gebote befolgt werden konnen Um die Notwendigkeit des Vollbringens guter Werke durch die Gerechtfertigten zu begrunden und gleichzeitig die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium zu wahren entwickelt Klinge spater in den Loci communes einen analogen Begriff von Gesetz das kein von aussen wirkendes Prinzip sondern inneres Prinzip als Gesetz der im Gerechtfertigten wirkenden Liebe ist 7 Klinge integriert partiell die reformatorische Lehre und verandert oder erganzt sie wo er ihr nicht folgen kann Besonders fallt dabei die Betonung der christlichen Lebensfuhrung auf ein Aspekt den er zunehmend hervorhebt Klinge differenziert dazu in seinem theologischen Denken zwischen Rechtfertigung und zukunftigem Heil Rechtfertigung und kunftiges Heil werden von Gott nur um Christi willen aus Gnade gewahrt Wahrend das Annehmen der Rechtfertigung durch den Glauben geschieht sind zum Bewahren der Rechtfertigung und somit zum Erlangen des kunftigen Heils gute Werke notwendig Das Bewahren der Rechtfertigung durch die guten Werke ist die notwendige Erganzung zum Annehmen durch Glauben Aus der anfanglichen Zuruckhaltung gegenuber der lutherischen Lehre aus seelsorglichen Grunden wird eine grundsatzliche und theologisch begrundete Ablehnung Fur ihn stellt der reformatorische Ansatz eine Teilwahrheit dar In seiner Verteidigungsschrift zum Augsburger Interim und in der Schrift De securitate conscientiae verknupft Klinge diesen Gedanken mit der im Interim vorgetragenen duplex iustitia Lehre 8 Obwohl Klinges Schriften grosse Verbreitung erfuhren wie die Vielzahl der Auflagen zeigt wurden sie im Zuge der Gegenreformation als nicht im vollen Sinn revera et integre katholisch kritisiert und 1590 sowie 1596 von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Bucher gesetzt 9 Schriften BearbeitenCatechismus catholicus ed Georg Witzel iun Koln 1562 1570 Confutatio mendaciorum a Luteranis adversus librum Imperii seu Interim Koln 1563 De securitate conscientiae Catholicorum Koln 1563 Summa doctrinae Christianae Catholicae ed Georg Witzel iun Koln 1562 1570 Loci communes Theologici pro Ecclesia Catholica Koln 1559 1560 Loci communes Theologici ed Georg Witzel iun Koln 1562 1565 1580 Paris 1567 1674 Literatur BearbeitenHermann Bucker Der Erfurter Domprediger Dr Konrad Klinge und seine Stellung zur Reformation In Franziskanische Studien 10 1923 S 177 198 Hermann Bucker Jugend und Studienzeit des Franziskaners Konrad Klinge In Franziskanische Studien 15 1928 S 252 271 Hermann Bucker Dr Konrad Klinge der Fuhrer der Erfurter Katholiken zur Zeit der Glaubensspaltung In Franziskanische Studien 17 1930 S 273 297 Nikolaus Paulus Conrad Kling Ein Erfurter Domprediger des 16 Jahrhunderts In Der Katholik 74 1894 S 146 163 Hans Christian Rickauer Rechtfertigung und Heil Die Vermittlung von Glaube und Heilshandeln in der Auseinandersetzung mit der reformatorischen Lehre bei Konrad Klinge 1483 84 1556 Erfurter Theologische Studien 53 Leipzig 1986 ISBN 3 7462 0035 0 Karl Werner Cling Konrad In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 333 f Weblinks BearbeitenWerke von und uber Konrad Klinge in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Erich Kleineidam Universitas Studii Erfordensis Uberblick uber die Geschichte der Universitat Erfurt im Mittelalter 1392 1521 Teil II 1460 1521 Erfurter Theologische Studien Nr 22 Leipzig 1969 S 311 312 Hermann Bucker Jugend und Studienzeit des Franziskaners Konrad Klinge FS 10 1923 S 270 Theodor Eitner Erfurt und die Bauernaufstande im 16 Jahrhundert Halle 1903 S 64 95 Hans Christian Rickauer Rechtfertigung und Heil Die Vermittlung von Glaube und Heilshandeln in der Auseinandersetzung mit der reformatorischen Lehre bei Konrad Klinge 1483 84 1556 Erfurter Theologische Studien 53 Leipzig 1986 ISBN 3 7462 0035 0 S 7 22 Hans Christian Rickauer Rechtfertigung und Heil Leipzig 1986 S 166 172 Hans Christian Rickauer Rechtfertigung und Heil Leipzig 1986 S 24 41 175 183 Hans Christian Rickauer Rechtfertigung und Heil Leipzig 1986 S 116 120 223 230 Hans Christian Rickauer Rechtfertigung und Heil Leipzig 1986 S 177 183 258 269 Franz Heinrich Reusch Der Index der verbotenen Bucher Ein Beitrag zur Kirchen und Literaturgeschichte I Bonn 1883 S 560 561 565 Normdaten Person GND 118815911 lobid OGND AKS LCCN n88069770 VIAF 45098753 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Klinge KonradALTERNATIVNAMEN Kling KonradKURZBESCHREIBUNG katholischer Theologe Reformationsgegner und Domprediger in ErfurtGEBURTSDATUM 1483 oder 1484STERBEDATUM 10 Marz 1556STERBEORT Erfurt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konrad Klinge amp oldid 235821284