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Die Konferenz von Guadeloupe fand vom 4 Januar bis 7 Januar 1979 auf Einladung des franzosischen Prasidenten Valery Giscard d Estaing in Guadeloupe statt Die Konferenz wurde als informelles Treffen nach dem G7 Gipfel in Bonn von 1978 und zur Vorbereitung des G7 Gipfels in Tokio im Juli 1979 deklariert um Fragen der internationalen Sicherheit und der Sicherung der Energieversorgung zu diskutieren Neben der raschen Ratifizierung des SALT II Abkommens dem Verkauf britischer Harrier Kampfflugzeuge an die Volksrepublik China und der Stationierung von Raketen in Europa war die Krise im Iran eine der bedeutendsten sicherheitspolitischen Fragen die auf der Konferenz diskutiert wurden Es sollte entschieden werden ob der Westen Schah Mohammad Reza Pahlavi weiter unterstutzen wurde oder ob man das Gesprach mit seinem politischen Gegner dem Ajatollah Ruhollah Chomeini suchen sollte An der Konferenz nahmen neben dem Gastgeber Valery Giscard d Estaing aus Frankreich Prasident Jimmy Carter aus den USA Premierminister James Callaghan aus Grossbritannien und Bundeskanzler Helmut Schmidt aus Deutschland teil Auf der Konferenz wurden keine offiziellen Beschlusse gefasst Der franzosische Prasident Valery Giscard d Estaing wurde beauftragt den Kontakt zu Chomeini herzustellen und die Frage eines moglichen Regierungswechsels zu erortern Gastgeber der Konferenz von Guadeloupe Prasident Valery Giscard d Estaing Inhaltsverzeichnis 1 Die Lage im Iran 1 1 Chomeini im franzosischen Exil 1 2 Denken wir das Undenkbare 2 Die Konferenz 2 1 Erste Einschatzungen zur Lage im Iran 2 2 Die Frage der Olversorgung 2 3 Beschlusse 3 Die Ereignisse nach der Konferenz 3 1 Bachtiar wird Premierminister 3 2 Die Position der Sowjetunion 3 3 Chomeini kehrt zuruck 3 4 Sturz des Premierministers Bachtiar 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDie Lage im Iran Bearbeiten nbsp Prasident Jimmy Carter und Bundeskanzler Helmut SchmidtDas ganze Jahr 1978 war es im Iran zu Demonstrationen und Streiks gekommen Am 5 November 1978 stand Teheran in Flammen Verwaltungsgebaude auslandischer Firmen Kinos Laden in denen Alkoholika verkauft wurden Busse Autos und vor allem Bankgebaude waren von oppositionellen Gruppen attackiert worden Nahezu 400 Bankfilialen wurden an diesem Tag in Brand gesetzt ltS 1 Die Regierung der nationalen Versohnung von Premierminister Dschafar Scharif Emami die erst am 27 August 1978 ihre Arbeit aufgenommen hatte war mit ihrer Politik der Zugestandnisse an die Opposition vollstandig gescheitert Am 6 November 1978 trat Premierminister Scharif Emami zuruck und wurde durch eine Militarregierung unter Fuhrung von General Gholam Reza Azhari ersetzt Chomeini im franzosischen Exil Bearbeiten Zur Leitfigur der Oppositionsbewegung war der aus dem langjahrigen irakischen Exil am 6 Oktober 1978 nach Neauphle le Chateau in die Nahe von Paris abgeschobene Ajatollah Ruhollah Chomeini geworden Chomeini formte in Paris einen Schulterschluss zwischen Teilen der Geistlichkeit der linksintellektuellen Opposition sowie den marxistisch leninistischen und maoistischen Gruppierungen deren gemeinsames Ziel der Sturz des Schahs war Der franzosische Prasident Valery Giscard d Estaing war der Uberzeugung dass der Schah Mohammad Reza Pahlavi nur noch wenig Unterstutzung aus der iranischen Bevolkerung erhielt Der franzosische Botschafter hatte Berichte nach Paris gesandt dass sich die durch Streiks Demonstrationen und teilweise gewalttatigen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskraften und Opposition gelahmte Wirtschaft erst wieder erholen wurde wenn der Schah den Iran verliesse und Chomeini aus seinem Pariser Exil in den Iran zuruckkehren wurde Bis zur Ankunft Chomeinis in Paris am 6 Oktober 1978 war man in der franzosischen Regierung nicht wirklich daruber informiert wer Chomeini war welche Rolle er in den anhaltenden Streiks und Demonstrationen im Iran spielte und was seine politischen Absichten waren Der franzosische Prasident hatte Chomeini bei seiner Einreise gewarnt und eindeutig klargemacht dass sein Aufenthalt in Frankreich mit der Verpflichtung verbunden sei nicht zu Gewaltakten im Iran aufzurufen Dieses eindeutige Verbot hatte Chomeini allerdings von Anfang an missachtet Laut Informationen die dem franzosischen Prasidenten vorlagen hatte Chomeini Kassetten in den Iran gesandt in denen zur Ermordung des Schahs aufgerufen wurde AAP 1 nbsp Prasident Jimmy Carter und Premierminister James CallaghanDaraufhin hatte Giscard d Estaing seinen Innenminister Christian Bonnet angewiesen Chomeini nach Algerien auszuweisen Auf Anfrage der franzosischen Regierung erklarte Mohammad Reza Schah Die Ausweisung Chomeinis ist eine rein franzosische Angelegenheit Iran hat mit dieser Entscheidung nichts zu tun woraufhin Giscard d Estaing die Ausweisung stoppte da er das damit verbundene politische Risiko nicht alleine tragen wollte Um sich ein genaues Bild uber die Lage im Iran zu machen entsandte der franzosische Prasident den Sonderbeauftragten Michel Poniatowski nach Teheran Poniatowski traf am 27 Dezember 1978 Mohammad Reza Schah und berichtete spater in Paris dass der Monarch am Ende sei krank hilflos allein und fest entschlossen seine Armee unter keinen Umstanden auf Iraner schiessen zu lassen AAP 1 Prasident Giscard d Estaing machte die USA fur die angespannte Lage im Iran mit verantwortlich Die USA hatten in den letzten Jahrzehnten die Beziehungen zwischen dem Iran und der westlichen Welt dominiert und hatten nach Meinung des franzosischen Prasidenten eine besondere Verantwortung fur die politische Stabilitat Irans ubernommen Nach den Informationen die dem franzosischen Prasidenten vorlagen distanzierten sich 1 sowohl der amerikanische Botschafter als auch nahezu alle anderen Einrichtungen der amerikanischen Regierung die im Iran tatig waren vom Schah und schienen eine neue politische Losung anzustreben ohne dass es bisher gelungen ware dafur den richtigen Mann zu finden ltS 2 Auch im Irak dem direkten Nachbarland des Iran in dem eine grosse Anzahl an Schiiten beheimatet ist war man uber die politische Entwicklung im Nachbarland beunruhigt Der Staatschef des Iraks Saddam Hussein der eigentlich als politischer Gegner des Schahs bekannt war hatte sich bei der franzosischen Regierung dafur verwandt dass es fur seine Zwecke forderlich sei den Schah im Iran zu halten AAP 2 Denken wir das Undenkbare Bearbeiten Im volligen Gegensatz zur fruheren Einschatzung der Lage im Iran hatte der Botschafter der USA im Iran William H Sullivan am 9 November 1978 ein Telegramm mit dem Titel Thinking the Unthinkable das Undenkbare denken nach Washington gesandt Sullivan ging in seiner Lagebeurteilung von zwei Gruppierungen aus die den Ausgang der revolutionaren Situation beeinflussen wurden die Geistlichkeit und das Militar Geistlichkeit und Militar waren beide antikommunistisch eingestellt Wenn es gelange das Militar und die Geistlichkeit zur Zusammenarbeit zu bewegen konnte Chomeini in den Iran zuruckkehren und eine ahnliche Rolle wie seinerzeit Mahatma Gandhi in Indien spielen Chomeini wurde einen Politiker der burgerlichen Opposition als Premierminister vorschlagen der auch vom Militar akzeptiert werden konnte Moderate politische Krafte wurden dann die Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung organisieren und eine neue Verfassung fur den Iran ausarbeiten die die nichtkommunistischen nicht fundamental islamistischen und pro westlichen Krafte starken wurde AFD 1 Auf der Grundlage dieser Uberlegungen hatten Mitarbeiter der US Botschaft Kontakte mit Fuhrern der Opposition unter anderem mit Ajatollah Mohammad Beheschti dem Vertreter Chomeinis in Teheran aufgenommen Erste Abstimmungsgesprache zwischen der amerikanischen Botschaft und der Opposition uber das weitere Vorgehen waren aus Sicht des US Botschafters Sullivan vielversprechend verlaufen AFD 2 Der Arbeitsstab Iran des Auswartigen Amtes war der Ansicht dass die Lage im Iran weiter unklar sei und dass es zu Ausschreitungen gegen Auslander auch gegen die 13 000 deutschen Staatsangehorigen die sich derzeit im Iran befanden kommen konne Der Arbeitsstab bat daher am 1 Dezember 1978 die Luftwaffe vorbereitende Uberlegungen anzustellen wie bei einer plotzlichen Verscharfung der Lage die vielen Deutschen ausgeflogen werden konnten AAP 3 Einen Tag vor der Konferenz am 3 Januar 1979 berief Prasident Carter den Nationalen Sicherheitsrat ein Alle Anwesenden waren der Meinung dass der Schah irreparabel beschadigt AFD 3 sei Vor dem Abflug nach Guadeloupe betonte Zbigniew Brzezinski der Sicherheitsberater von Prasident Carter vor der Weltpresse dass die USA Mohammad Reza Schah voll unterstutzen wurden Was das im Einzelnen bedeuten wurde liess er offen Man wollte sich in Guadeloupe zunachst mit Frankreich Grossbritannien und Deutschland abstimmen wie die Krise im Iran beendet werden konnte Die Hauptgefahr mit der sich der Westen hier auseinanderzusetzen habe ist die zunehmende Macht des islamischen Fundamentalismus der von dem Hauptgegner des Schahs Ajatollah Chomeini uber die Unruhen in der Turkei bis zu ahnlichen Stromungen auf der Arabischen Halbinsel und in Pakistan reiche Dieser Gegner sei unberechenbar von vollig anderer Dogmatik als der Kommunismus und durch seine fanatische Grundkomponente schwer zu fassen 2 Prasident Jimmy Carter hatte noch vor Beginn der Konferenz ein Telegramm an Mohammad Reza Schah gesandt dass die USA die Regierung Bachtiar unterstutzen wurden und dass Mohammad Reza Schah in den USA als Gast willkommen sei wenn er den Iran fur unbestimmte Zeit verlassen wolle Die erforderlichen Sicherheitsmassnahmen wurden von Seiten der US Regierung bereitgestellt Prasident Jimmy Carter bat den Schah dass er darauf hinwirken moge dass die fuhrenden iranischen Militars im Lande blieben wenn er das Land denn verliesse Am 4 Januar 1979 dem Tag an dem die Konferenzteilnehmer in Guadeloupe anreisten hatte Prasident Carter General Robert E Huyser nach Teheran entsandt um mit den fuhrenden Militars der iranischen Streitkrafte Kontakt aufzunehmen Die Hauptaufgabe Huysers war zweigeteilt Die Generale der iranischen Streitkrafte sollten davon abgehalten werden das Land zu verlassen wenn Mohammad Reza Schah ins Ausland ginge Die Generale sollten den designierten Premierminister Schapur Bachtiar nach besten Kraften unterstutzen Der deutsche Botschafter im Iran Gerhard Ritzel bewertete am 4 Januar 1979 die Aussichten der Bildung einer zivilen Regierung unter dem designierten Premierminister Schapur Bachtiar wie folgt Es besteht eine Chance dass es dem relativ gemassigten Dr Bachtiar obwohl er inzwischen bereits von den radikalen Vertretern der Opposition desavouiert und aus der Nationalen Front ausgeschlossen wurde gelingen wird eine zivile Koalitionsregierung zu bilden die auch von der radikalen Opposition zunachst einmal toleriert wurde Dies setzt voraus dass der Schah zu wesentlichen Konzessionen bis hin zur praktischen Abdankung bereit ist AAP 4 Die Konferenz Bearbeiten nbsp Gastgeber Valery Giscard d Estaing Prasident Jimmy Carter Premierminister James Callaghan und Bundeskanzler Helmut Schmidt in einer KonferenzpauseZum offiziellen Beginn der Konferenz am 5 Januar 1979 fuhrte Prasident Carter mit einem allgemeinen Tour d horizon insbesondere uber die letzte Entwicklungen im Verhaltnis zur Volksrepublik China in die weltpolitische Lage ein Am Nachmittag desselben Tages lag der Schwerpunkt der Diskussion auf den Strategic Arms Limitation Talks SALT II und SALT III AAP 5 Erste Einschatzungen zur Lage im Iran Bearbeiten Am folgenden Tag wurde zunachst die Diskussion uber die SALT II und SALT III vom Vortag fortgesetzt Anschliessend folgte das Thema Iran wobei man sich zunachst uber eine gemeinsame Beurteilung der Lage im Iran verstandigen musste Bundeskanzler Helmut Schmidt berichtete uber das Engagement der deutschen Wirtschaft im Iran Er befurchtete durch die Ereignisse im Iran Verluste die die Bundesrepublik letztlich jedoch verkraften konne AAP 6 Prasident Carter der dem Schah zunachst zu einer Militarregierung geraten hatte war nach dem Scheitern dieser Regierung unter Fuhrung von General Gholam Reza Azhari der Meinung dass der Schah nicht zu halten sei Prasident Carter ging es jetzt nicht mehr darum wie man den Schah retten konnte sondern vielmehr wie es im Iran nach dem Schah weitergehen sollte Prasident Valery Giscard d Estaing schrieb uber die Diskussion in Guadeloupe in seinem Buch Le Pouvoir et La Vie Prasident Jimmy Carter erklarte uns uberraschender Weise dass die Vereinigten Staaten entschieden hatten das Regime des Schahs nicht langer zu unterstutzen Ohne die Unterstutzung der Vereinigten Staaten ist das Regime verloren Ich hatte noch den Bericht von Michel Poniatowski gegenwartig der mir mitgeteilt hatte dass der Schah voll handlungsfahig sei allerdings voller Trauer mude und desillusioniert Er war davon ausgegangen dass die USA ihn weiter unterstutzen wurden Aber innerhalb einer Woche hatte sich der Wind gedreht Jimmy Carter erklarte uns die weitere Entwicklung Das Militar werde die Macht an sich reissen und die Ordnung im Land wiederherstellen Die militarischen Anfuhrer seien alle pro westlich die meisten von ihnen seien in den USA ausgebildet worden JC 1 Prasident Carter hatte mit seiner Entscheidung den Schah nicht weiter zu unterstutzen die in Guadeloupe versammelten Staatschefs vor vollendete Tatsachen gestellt Prasident Valery Giscard d Estaing war zu der Konferenz mit einer vollig anderen Einschatzung als Prasident Carter angereist Der Schah sah die Lage vollstandig klar als er mit Poniatowski sprach Er sagte Es geht um eine machtvolle religiose Erneuerungsbewegung die in dem lang andauernden Kampf zwischen der schiitischen Geistlichkeit und der Pahlavi Dynastie sich zu einem ultimativen Kraftemessen aufgeschwungen hat So laufen die Dinge eben im Iran JC 1 Nach dieser Einschatzung ware es bei der entsprechenden politischen Unterstutzung des Schahs durchaus moglich gewesen die Lage im Iran zu stabilisieren und das politische Reformprogramm von Mohammad Reza Schah die Weisse Revolution weiter durchzufuhren Angesichts der Ausserungen von Prasident Carter war Prasident Giscard d Estaing der Meinung dass die Militars und die religiosen Fuhrer die entscheidenden Krafte des Irans seien und dass man beide zusammenbringen musse AAP 7 Der britische Premierminister Callaghan berichtete dass nach seinen Informationen der Schah den Iran in wenigen Tagen verlassen werde Er gehe davon aus dass der Iran unter einer neuen Regierung in aussenpolitischen Fragen einen proarabischen Standpunkt einnehmen werde Es sei daher erforderlich mehr Kontakte zu den Golfstaaten herzustellen AAP 7 Nachdem sich die Staatschefs uber die Lage im Iran ausgetauscht hatten wollte Prasident Carter folgende Fragen geklart wissen JC 1 Sollen die USA direkten Kontakt mit Chomeini aufnehmen Wurde es von Vorteil sein wenn man einen Militarputsch unterstutzen wurde Wie lange soll die USA eine Ubergangsregierung unter dem designierten Premierminister Schapur Bachtiar unterstutzen Der amerikanische Aussenminister Cyrus Vance schlug vor dass eine Delegation unter Leitung des ehemaligen Botschafters Theodor L Eliot nach Paris reisen sollte um direkt mit Chomeini zu verhandeln Eliot sprach persisch und sollte Chomeini im direkten Gesprach davon uberzeugen dass dem designierten Premierminister Bachtiar mehr Zeit gegeben werde musse bevor Chomeini in den Iran zuruckkehren konne Offensichtlich konnte unter den Konferenzteilnehmern keine Einigkeit erzielt werden Am 10 Januar 1979 rief Prasident Carter Prasident Giscard d Estaing in Paris an ob Frankreich nicht zwischen den USA und Chomeini vermitteln konne Giscard d Estaing sagte zu den Kontakt zu Chomeini herzustellen JC 2 Die Mission von Botschafter Eliot und damit auch die direkte Kontaktaufnahme zwischen Vertretern der US Regierung und Chomeini wurde abgesagt Die Frage der Olversorgung Bearbeiten Was die Frage der Olversorgung betraf war man sich darin einig dass die Ereignisse im Iran zu einer Erhohung der Olpreise fuhren wurden Man wollte in dieser Frage mit der saudischen Fuhrung Kontakt aufnehmen Von den Forderausfallen des Iran waren vor allem Israel und Sudafrika betroffen Die iranische Olforderung war nach Angaben des deutschen Botschafters Ritzel von fruher 4 5 Mio Fass pro Tag auf 200 000 bis 250 000 zuruckgegangen AAP 8 Sudafrika bezog 90 seines Ols aus dem Iran bei Israel kamen 60 des importierten Ols aus dem Iran Sudafrika hatte Vorrate angelegt aus denen das Land zwei Jahre versorgt werden konnte Israel war in einer weniger komfortablen Situation Es ware aber moglich die Ausfalle des iranischen Ols mit Ol aus Mexiko oder Grossbritannien zu ersetzen Prasident Carter war der Uberzeugung dass die Stellung Agyptens durch die jungsten Ereignisse im Iran gestarkt worden sei Es gabe Kontakte zwischen Agypten und Saudi Arabien uber moglichen militarischen Schutz aus Agypten im Falle eines Angriffes auf Saudi Arabien Carter widersprach damit einer Befurchtung des britischen Premierministers Callaghan der eine Bedrohung Saudi Arabiens durch starke palastinensische Krafte sah AAP 9 Was Saudi Arabien betrafe waren die USA notfalls in der Lage 100 000 Soldaten in kurzer Zeit nach Saudi Arabien zu fliegen Fur diesen Zweck seien schnelle Eingreiftruppen vorgesehen die bis zur Starke eines Korps aus einer Panzerdivision einer leichten Infanteriedivision und einer Marineinfanteriedivision bestunden AAP 10 Nachdem klar war dass die weltweite Olversorgung durch den Ruckgang der Forderung im Iran nicht weiter gefahrdet war wurde die restliche Zeit der Konferenz der Lage in der Turkei Sudostasien und in Afrika gewidmet Beschlusse Bearbeiten Zum Ende der Konferenz entschied man keine formellen Beschlusse zu fassen In einer zum Abschluss der Gesprache einberufenen Pressekonferenz betonte man die Harmonie die zwischen den Staatsmannern geherrscht habe Es wird einige Zeit vergehen bis Ziel Sinn und Bedeutung dieser Versammlung erkennbar werden schreibt der nach Guadeloupe entsandte Robert Held in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 8 Januar 1979 3 Nach dem Treffen war fur alle an der Konferenz Beteiligten klar dass man eine politische und keine militarische Losung der Krise im Iran anstrebte Nur welche Losung man anstreben sollte war vollig unklar Bundeskanzler Helmut Schmidt war bei einem Treffen mit dem saudischen Aussenminister Prinz Saud al Faisal am 19 Januar 1979 der Meinung Die Gesprache in Guadeloupe hatten gezeigt dass keiner der Teilnehmer ein klares Konzept fur den Iran gehabt habe AAP 11 Mir Ali Asghar Montazam fasst die Ergebnisse der Konferenz in seinem Buch The Life and the Times of Ayatollah Khomeini wie folgt zusammen Die Konferenz von Guadeloupe war die willkommene Gelegenheit fur Carter sich mit den drei wichtigsten europaischen Politikern daruber einig zu werden den Schah fallen zu lassen alles was die Alliierten benotigten war iranisches Ol und Stabilitat in der Region Als General Robert Huyser ohne weitere Ankundigung in spezieller Mission in Teheran eintraf reprasentierte er die gesamte westliche Allianz nicht nur die USA Die Kommandeure der iranischen Streitkrafte stimmten ihrem Verbleib im Iran trotz des Exils des Schahs erst zu als Huyser ihnen die Gesprachsprotokolle der Konferenz von Guadeloupe zeigte JC 2 Die Ereignisse nach der Konferenz BearbeitenNach der Ruckkehr Prasident Carters aus Guadeloupe wurde in der deutschen Presse erstmals von einem Amerikanischen Sinneswandel berichtet Die Politik der Vereinigten Staaten gegenuber Iran hat sich entscheidend verandert Washington tritt jetzt fur die rasche Bildung einer Zivilregierung in Teheran und ein zumindest zeitweiliges Abtreten des Schahs ein Der Schah soll nach amerikanischer Absicht sein Land verlassen um die Wiederherstellung geregelter Verhaltnisse zu ermoglichen Damit hat die monatelange angesichts der steigenden Unruhen im Iran immer schwerer haltbare Unterstutzung des Schahs um jeden Preis aufgehort 4 Bachtiar wird Premierminister Bearbeiten Botschafter Sullivan hatte am 4 Januar 1979 zu Beginn der Konferenz von Guadeloupe Mohammad Reza Schah aufgesucht um ihn daruber zu informieren dass die US Regierung plane direkten Kontakt zu Chomeini aufzunehmen Mohammad Reza Schah ausserte gegenuber Botschafter Sullivan keine Einwande AFD 4 Sullivan rief Aussenminister Cyrus Vance in Guadeloupe an und teilte ihm mit dass der Schah keine Einwande gegen den direkten Kontakt zwischen der US Regierung und Chomeini hatte Prasident Carter zog es trotzdem vor den Kontakt zu Chomeini uber den franzosischen Prasidenten herzustellen was Botschafter Sullivan wiederum so erboste dass Prasident Carter erwog Sullivan aus Teheran abzuberufen Botschafter Sullivan hatte bereits eigene Kontakte zu den Vertretern Chomeinis in Teheran geknupft und wollte gern selbst und nicht uber die franzosische Regierung den Kontakt zu Chomeini herstellen Sullivan sah sich als Architekt der neuen Beziehungen zwischen den USA und Iran und wollte dieses Verdienst nicht franzosischen Emissaren uberlassen Erst durch Intervention von Aussenminister Vance konnte der Streit zwischen Botschafter Sullivan und Prasident Carter beigelegt werden Sullivan blieb in Teheran Der weitere Ablauf der Ereignisse schien nunmehr vorbestimmt Botschafter Sullivan setzte sich in Washington weiter fur direkte Kontakte zwischen Vertretern der Carter Administration und Chomeini ein und am 14 Januar 1979 beauftragte Prasident Carter Warren Zimmermann einen politischen Berater der US Botschaft in Paris Kontakt mit Ibrahim Yazdi einem Berater von Chomeini aufzunehmen Yazdi erlauterte den Inhalt der Gesprache in einem 2008 gegebenen Interview Mein Eindruck war dass die Vertreter der USA uber die Situation im Iran nicht wirklich informiert waren Meiner Meinung nach glaubten Sie dass der Schah an der Macht bleiben konnte und dass jede Veranderung oder Reform unter seiner Fuhrung geschehen sollte Die Amerikaner waren uber das Machtvakuum besorgt das entstehen wurde wenn der Schah das Land verliesse und sie fragten sich wer dieses Vakuum fullen wurde Wir kamen dann uberein dass der Schah doch das Land verlassen sollte und Schapur Bachtiar Premierminister werden sollte Die Armee wurde sich an der Revolution beteiligen und ihre neue Rolle im Verlauf der Revolution finden Brzezinski war der Uberzeugung dass nach der Abreise des Schah die einzige Moglichkeit eine Machtubernahme kommunistischer Krafte zu verhindern darin bestand das Militar und die Geistlichkeit zur Zusammenarbeit zu bewegen Seine Uberlegung war dass die Geistlichkeit antikommunistisch eingestellt sei und dass sie zudem in der Lage ware die Massen zu mobilisieren Die Armee mit ihren 400 000 Mann war ebenfalls antikommunistisch ausgerichtet und darin ausgebildet Aufstande niederzuschlagen Eine Koalition von Armee und Geistlichkeit konnte daher die Gefahr einer kommunistischen Machtubernahme neutralisieren Die Amerikaner waren der Meinung dass die Armee nach dem Sieg der Revolution ihren Anteil an der politischen Macht einfordern konnte wenn sie ihre Starke in Takt hielte und sich an der Revolution beteiligte 5 In Teheran bereitete sich Mohammad Reza Schah auf seine Abreise in die USA vor Prasident Carter ging zunachst weiter davon aus dass der Schah direkt von Teheran in die USA fliegen wurde AFD 3 General Huyser traf sich taglich mit den Kommandeuren der iranischen Streitkrafte die unter dem Oberbefehl von General Abbas Gharabaghi standen um Plane fur ein mogliches Eingreifen des Militars nach der Abreise des Schahs auszuarbeiten wenn es die Lage denn erfordern sollte Ansonsten wollte man Premierminister Schapur Bachtiar nach besten Kraften unterstutzen Die Position der Sowjetunion Bearbeiten Der sowjetische Botschafter in den USA Anatoli Fjodorowitsch Dobrynin hatte am 11 Januar 1979 den deutschen Botschafter in den USA Berndt von Staden zum Mittagessen in seine Residenz eingeladen Dobrynin erkundigte sich bei dem deutschen Botschafter nach den Ergebnissen der Konferenz von Guadeloupe Von Staden informierte ihn daruber dass der Bundeskanzler SALT II unterstutzen wurde Was Iran betraf erinnerte Dobrynin den deutschen Botschafter an den Sowjetisch iranischen Freundschaftsvertrag von 1921 der der Sowjetunion das Recht zu bewaffneter Intervention fur den Fall gebe dass dritte Machte intervenierten Dobrynin machte deutlich dass fur die Sowjetunion der Iran als ein Nachbarland gelte Aus diesem Grund habe die Sowjetunion ein besonderes Interesse an der Entwicklung im Iran AAP 12 Mit dem Hinweis auf den Sowjetisch iranischen Freundschaftsvertrag machte Dobrynin deutlich dass ein militarisches Eingreifen des Westens im Iran ernste Konsequenzen bis hin zu einer militarischen Intervention der Sowjetunion nach sich ziehen wurde Chomeini kehrt zuruck Bearbeiten Chomeini hatte am 11 Januar 1979 erklart dass ein Auslandsaufenthalt Mohammad Reza Schahs nichts an den Verhaltnissen andern wurde solange er nicht als Schah des Iran abdanken wurde Am 16 Januar 1979 verliess Mohammad Reza Schah den Iran Der vom Schah ernannte Premierminister Bachtiar war in einer Sondersitzung von Parlament und Senat bestatigt worden Mohammad Reza Schah hatte entsprechend der Verfassung einen Kronrat eingesetzt der ihn wahrend seiner Abwesenheit vertreten sollte Der Schah flog allerdings nicht wie zuerst geplant in die USA sondern nach Agypten nbsp Ayatollah Chomeini nach seiner Ruckkehr aus Frankreich 1 Februar 1979 Flughafen Teheran Mehrabad Fur den 19 Januar 1979 hatte Chomeini von Paris aus zu einer Grossdemonstration in Teheran aufgerufen Die Demonstranten forderten dass Gott der Koran und Chomeini die bisherige Staatsphilosophie Gott Konig und das Land ersetzen sollte Die Armee griff nicht weiter ein die Demonstranten riefen Die Armee ist unser Bruder und verteilten Blumen an die in den Strassen Teherans postierten Soldaten Noch lief alles wie in Guadeloupe besprochen Einzig Chomeini war nicht dazu zu bewegen Premierminister Bachtiar die gewunschte Zeit zu geben um im Land wieder Ruhe und Ordnung herzustellen und die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen Am 1 Februar 1979 kehrte Chomeini in den Iran zuruck Die Vertreter Chomeinis hatten mit dem Militar vereinbart dass sie die Verantwortung fur die Sicherheit Chomeinis ubernehmen wurden Polizei und Militar hielten sich zuruck und die triumphale Ruckkehr Chomeinis konnte ohne weitere Vorkommnisse vonstattengehen Die amerikanische Botschaft hatte inzwischen mit der Evakuierung der uber 10 000 amerikanischen Militarberater begonnen Sensible Akten und der Geheimhaltung unterliegende Waffensysteme wurden in die USA gebracht Am 2 Februar 1979 wurde zwischen Eric von Marbod einem Vertreter des US Verteidigungsministeriums und Vertretern des iranischen Verteidigungsministeriums ein Memorandum of Understanding uber die Restrukturierung und teilweise Beendigung der weiteren militarischen Zusammenarbeit unterzeichnet Am 3 Februar 1979 verliessen Eric von Marbod und General Huyser den Iran Das iranische Militar war von nun an auf sich allein gestellt AFD 5 Sturz des Premierministers Bachtiar Bearbeiten Die erste Abweichung von dem in Guadeloupe diskutierten Szenario gab es am 5 Februar 1979 als Chomeini die Regierung von Premierminister Bachtiar fur illegal erklarte und Mehdi Bazargan zum Premierminister einer Ubergangsregierung ausrief ohne sich mit dem Militar abzustimmen Mit diesem Schritt hatte Chomeini die Rolle ubernommen die zuvor Mohammad Reza Schah innehatte namlich dem Parlament eine geeignete Person fur das Amt des Premierministers vorzuschlagen Chomeini ging aber einen Schritt weiter als es die Verfassung vorsah Er ernannte den Premierminister direkt Das Parlament wurde nicht mehr gefragt Da Schapur Bachtiar nicht daran dachte sein Amt ohne weiteres niederzulegen oder zuruckzutreten hatte Iran fur eine kurze Zeit zwei Premierminister Am 9 Februar 1979 geriet die weitere Entwicklung dann vollig ausser Kontrolle In den Kasernen der Kaiserlichen Garde brachen Schiessereien zwischen Pro Chomeini Kraften und Pro Schah Kraften aus Am 10 Februar 1979 wurde in Teheran der Ausnahmezustand verhangt Premierminister Bachtiar rief die Oberbefehlshaber der iranischen Armee zu sich um das weitere Vorgehen zu besprechen Als die Generale sahen dass Bachtiar das Bild des Schahs aus seinem Amtszimmer entfernt und durch ein Bild Mossadeghs ersetzt hatte hielten sie dies fur Hochverrat Bachtiar hatte in diesem entscheidenden Moment die Unterstutzung der Generale verloren Am 11 Februar 1979 erklarte die militarische Fuhrung in den anhaltenden politischen Auseinandersetzungen ihre Neutralitat und rief ihre Soldaten in die Kasernen zuruck Mit dieser Entscheidung des iranischen Militars war das Schicksal Premierminister Bachtiars besiegelt Bewaffnete Revolutionare griffen das US Konsulat in Tabris an In Teheran musste Premierminister Bachtiar mit einem Hubschrauber aus seinem Amtssitz fliehen und sich versteckt halten bis er im Marz 1979 den Iran heimlich verlassen und in Frankreich um Asyl nachsuchen konnte 6 Damit war der letzte von Schah Mohammad Reza Pahlavi vorgeschlagene und vom iranischen Parlament und Senat bestatigte Premierminister Irans abgetreten Das Szenario von Guadeloupe einer friedlichen Umgestaltung des politischen Systems im Iran hatte sich uberlebt Die Weisse Revolution des Schahs war zu Ende Die islamische Revolution von Chomeini war in eine neue Phase getreten Literatur BearbeitenNeben den Einzelnachweisen bietet folgende Literatur weiterfuhrende Informationen Robert E Huyser Mission to Iran New York 1986 deutsch Putschen Sie Herr General Wie Washington den Iran retten wollte Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1986 ISBN 3 498 02870 7 William H Sullivan Mission to Iran Norton New York 1981 ISBN 0 393 01516 5 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl auch Natalie Amiri Zwischen den Welten Von Macht und Ohnmacht im Iran Aufbau Berlin 2021 ISBN 978 3 351 03880 9 Taschenbuchausgabe ebenda 2022 ISBN 978 3 7466 4030 3 S 23 J R Carter wird die Richtlinien seiner Sicherheitspolitik darlegen In Frankfurter Allgemeine Zeitung 5 Januar 1979 S 1 Robert Held Die Staatsmanner im Harmoniequartett auf dem Rasen In Frankfurter Allgemeine Zeitung 8 Januar 1979 S 2 J R Amerikanischer Sinneswandel Ausreise des Schahs ware nutzlich In Frankfurter Allgemeine Zeitung 11 Januar 2009 S 1 The Guadeloupe conference the collapse of the Shah and Khomeini s seizure of power 28 Juni 2008 Abbas Milani Eminent Persians Syracuse University Press 2008 S 107 ltS Gholam Reza Afkhami The life and times of the Shah University of California Press Berkeley Los Angeles 2009 ISBN 978 0 520 25328 5 Vorschau bei Google bucher S 472 S 592 AAP Michael Ploetz Tim Szatkowski Hrsg Akten zur Auswartigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1979 Band I Januar bis 30 Juni 1979 R Oldenbourg Verlag Munchen 2010 ISBN 978 3 486 59191 0 Vorschau bei Google bucher a b S 591 S 224 S 43 S 23 S 12 ff S 24 a b S 23 S 84 S 25 S 25 S 83 S 58 AFD Garry Sick All Fall Down Random House New York 1985 ISBN 0 394 54488 9 Vorschau bei Google Bucher S 82 S 132 a b S 140 f S 133 S 148 f JC Mike Evans Jimmy Carter The Liberal Left and World Chaos A Carter Obama Plan That Will Not Work Crossstaff Pub Phoenix 2009 ISBN 978 0 935199 33 8 a b c S 219 a b S 221 nbsp Dieser Artikel wurde am 30 September 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konferenz von Guadeloupe amp oldid 234901776