www.wikidata.de-de.nina.az
Komtesse auch Komtess geschrieben war die ubliche Anrede einer jungen unverheirateten Aristokratin Die Anrede geht zuruck auf franzosisch comtesse den Adelstitel einer Grafin Inhaltsverzeichnis 1 Situation in Osterreich Ungarn 2 Kunstlerische Rezeption 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksSituation in Osterreich Ungarn BearbeitenIn der Doppelmonarchie Osterreich Ungarn wurden nur junge unverheiratete Tochter aus dem Hochadel der sogenannten Ersten Gesellschaft im Gegensatz zur Zweiten als Komtessen bezeichnet Komtessen waren die Aristokratentochter in der Zeit zwischen dem Abschluss ihrer Erziehung bis zu ihrer Heirat Wahrend dieser Zeit durften sie fast ungehindert ihre Jugend geniessen und am gesellschaftlichen Leben zum Beispiel in Form zahlreicher Tanzballe teilnehmen immer mit dem Ziel vor Augen einen geeigneten Heiratskandidaten eine gute Partie zu finden Dies war fur gewohnlich ein junger Hochadeliger im besten Fall der Erbe eines Furstentitels Heiraten mit Angehorigen des Briefadels oder gar mit Burgerlichen waren jedoch ausserst verpont ja regelrecht verboten Ihr kunftiger Mann musste ihr ebenburtig also ebenfalls hochadelig sein Hierzu musste er mindestens den Titel eines Grafen tragen Ein Furst war naturlich noch besser Fur viele Madchen war ihr erster Ball eine ausserst aufregende Angelegenheit da er fur sie auch quasi den symbolhaften Eintritt in die Gesellschaft bedeutete Als offiziell erwachsen galten die Komtessen jedoch erst nach ihrem ersten Hofball Hier wurden alljahrlich alle neuen Komtessen im heiratsfahigen Alter der Kaiserin vorgestellt Diese sprach kurz einige Worte mit ihnen und entliess sie danach mit einem kurzen Kopfnicken Wahrend ihrer Komtessenzeit waren die adeligen Frauen so frei und selbstbestimmt wie nie zuvor und nie wieder danach in ihrem Leben Waren sie zuvor stets im Hause gehalten und erzogen worden so konnten sie nun an Tanzballen den Faschingsfeiern auf Soireen und am alljahrlichen Wiener Derby teilnehmen und sich amusieren Verlor bei all dem Spass eine Komtesse einmal ihr eigentliches Ziel aus den Augen das Finden eines geeigneten Ehemannes so wurde sie von ihren Eltern schnell wieder auf Kurs gebracht die mit Argusaugen uber Erfolg und Misserfolg ihrer Tochter wachten Die Komtessenzeit dauerte im 19 Jahrhundert normalerweise nicht mehr als eine oder zwei Saisons Das Heiratsalter lag normalerweise bei achtzehn Jahren Bei der Wahl des kunftigen Ehepartners zahlten vor allem dessen Titel und kunftiges Vermogen Liebesheiraten waren unublich Dies anderte sich erst gegen Ende der Monarchie in der letztere immer mehr uberwogen Auch das Heiratsalter der Komtessen stieg im fruhen 20 Jahrhundert immer mehr Waren zuvor nur ein bis zwei Saisons zur Brautigamschau ublich gewesen so liessen die Familien ihren Tochtern nun drei bis funf Jahre Zeit um sich an den Genussen des Lebens zu erfreuen Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges lag das Heiratsalter der Komtessen gewohnlich bei zwanzig bis zweiundzwanzig Jahren War der richtige Mann furs Leben gefunden begannen geheime Verhandlungen zwischen den Familien Bis zur offiziellen Verkundung der Verlobung sollte moglichst nichts an die Offentlichkeit dringen was innerhalb der Ersten Gesellschaft naturlich fast unmoglich war da jeder jeden kannte Tanzte zum Beispiel auf einem Ball eine Komtesse den Kotillon zwei Mal mit demselben Mann so galt sie inoffiziell schon als mit ihm verlobt und wurde zum Ziel von eifrigem gesellschaftlichem Klatsch Waren die Heiratsvertrage zwischen den Familien abgeschlossen so wurde die Verlobung offiziell bekanntgegeben Nach der Heirat endete fur die junge Frau ihre ungebundene Zeit als Komtesse Sie hatte sich nun schnellstmoglich in ihrer neuen Stellung als Ehefrau zurechtzufinden und ihrem neuen Gemahl und dessen Familie folgsam zu sein In Osterreich verschwand die Komtesse aus der Gesellschaft am 3 April 1919 in Folge des Adelsaufhebungsgesetzes Kunstlerische Rezeption BearbeitenKomtessen waren ein beliebtes Motiv in den Schonen Kunsten Sie waren in der Malerei wie auch in der Fotografie vertreten Literarisch setzte man sich mit ihnen ebenfalls auseinander so z B in der Komodie Komtesse Mizzi oder Der Familientag Ein bekannter Stummfilm tragt den Titel Komtesse Dolly Siehe auch BearbeitenAnrede Fraulein MademoiselleLiteratur BearbeitenMartina Winkelhofer Das Leben adeliger Frauen Alltag in der k u k Monarchie 2009 S 37 68Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Comtesse Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Komtess amp oldid 207941815