Mit Stand Januar 2023 werden in Spanien an 5 Standorten 7 Reaktorblöcke mit einer installierten Nettoleistung von zusammen 7123 MW betrieben. Der erste kommerziell genutzte Reaktorblock ging 1969 in Betrieb.
Drei Reaktorblöcke mit einer Nettogesamtleistung von 1.067 MW wurden bereits stillgelegt. Der Reaktorblock José Cabrera 1 wurde am 14. Juli 1968 als erster in Betrieb genommen. Das Kernkraftwerk Ascó ist mit seinen zwei Reaktorblöcken und einer installierten Nettoleistung von 1.992 MW das leistungsstärkste. Der leistungsstärkste Reaktorblock ist mit einer Nettoleistung von 1.064 MW der im KKW Cofrentes.
Die Kernenergie ist einer der wichtigsten Stromerzeuger in Spanien, im Jahr 2022 stellte sie rund 21,5 % der Stromproduktion, Windenergie (22,5 %), 2011 waren es 20 Prozent, 2021 20,8 Prozent. Spanien betreibt derzeit insgesamt sieben Reaktoren: Almaraz I und II, Ascó I und II, Cofrentes, Trillo I und Vandellós II. Darüber hinaus gibt es einen vom Netz genommenen Reaktor, Garoña, und zwei im Rückbau (Vandellós I und José Cabrera-Zorita). Eine Fabrik zur Herstellung des nuklearen Brennstoffs wird in Juzbado (Provinz Salamanca) betrieben. Ein Lager für mittel- und schwachradioaktive Abfälle steht in Hornachuelos, Córdoba. Darüber hinaus gibt es ein Projekt zum Bau eines zentralen temporären Lagers (ATC) in Villar de Cañas, Cuenca, für Abfall mit höherer Radioaktivität.
Bis Februar 2011 gab es ein Moratorium, keine neuen Kernreaktoren zu bauen. Allerdings wurde damals das Gesetz über nachhaltige Wirtschaft vom Senat verabschiedet, das die Verlängerung der Nutzungsdauer der Kernkraftwerke über 40 Jahre hinaus ermöglichte, falls vom Consejo de Seguridad Nuclear (CSN) („Rat für Nukleare Sicherheit“) genehmigt.
In Spanien wurden im 20. Jahrhundert zehn Kernkraftwerke errichtet. 1983 wurde ein Moratorium verabschiedet. Trotzdem wurden noch mehrere Kernkraftwerke fertiggestellt. Weitere Neubaupläne wurden immer wieder verschoben und 1994 endgültig eingestellt. Im selben Jahr wurde auch der Reaktor Vandellòs 1 aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Am 15. Februar 2011 hat das spanische Parlament eine Gesetzesänderung beschlossen, nach der die auf 40 Jahre festgesetzte Höchstbetriebszeit der Atomkraftwerke aufgehoben wird.
Atommüll In Spanien gibt es weder Endlager für hochradioaktiven Atommüll noch einen Plan, wie die Endlagerung aussehen soll bzw. welche Standorte möglich wären. 2008 mahnte die IAEA Spanien, in der Endlagerfrage eine Lösung zu finden. Die spanischen KKW haben kaum noch Zwischenlagermöglichkeiten an den KKW-Standorten. 2010 verschärfte sich die Situation, als Atommüll aus Frankreich zurückgeschafft wurde, der aus dem Kernkraftwerk Vandellòs stammte.
Ende 2011 wurde ein neues Zwischenlager in Villar de Cañas beschlossen.
Entwicklung Bearbeiten
Die wirtschaftliche Nutzung der Kernenergie in Spanien begann bereits zur Zeit der Franco-Diktatur. Das erste in Betrieb genommene Kernkraftwerk war 1968 der Druckwasserreaktor José Cabrera, eine Anlage mit kleiner Leistung von lediglich 150 Megawatt elektrisch sowie einem einzigen Dampferzeuger an einer einzigen Umwälzschleife. Es folgte 1971 der Siedewasserreaktor Garona mit 440 Megawatt elektrisch, bevor 1972 mit dem Kernreaktor Vandellos 1 ein Kernreaktor anderer Technologie (UNGG-Reaktor) mit einer elektrischen Nettoleistung von 480 MW ans Netz genommen wurde. In diesem Reaktor ereignete sich am 19. Oktober 1989 ein Feuer (Störfall der Stufe INES 3). Eine Reparatur der Schäden erschien unwirtschaftlich; er wurde endgültig stillgelegt.
1981 ging der Kernreaktor Almaraz 1 in Betrieb, 1983 das Kernkraftwerk Asco 1 in Katalonien, ebenfalls 1983 Almaraz 2, 1984 der Kernreaktor Cofrentes (Siedewasserreaktor), 1985 der Kernreaktor Asco 2, 1987 Vandellos 2 und 1988 der Kernreaktor Trillo.
All diese Reaktoren haben jeweils rund 1.000 MW elektrisch. Alle Kernreaktoren außer dem Kernreaktor Cofrentes sind Druckwasserreaktoren.
Mit dem Kernkraftwerk Lemóniz im Baskenland verzeichnete auch Spanien ein nicht fertig gebautes KKW-Projekt, dies wegen der damaligen ETA-Terrorgefahr. Die ETA hatte während der Bauzeit mehrere Anschläge auf dem Baugelände verübt.
In Retortillo (Salamanca) versucht der australische Bergbaukonzern Berkeley seit 2010, eine Genehmigung für eine Uranmine im Tagebau zu erhalten. Sie wäre die größte Uranmine in Westeuropa. Berkeley betreibt dort (Stand Juni 2020) bereits einen Tagebau, obwohl es noch nicht die erforderlichen Genehmigungen hat.
Heute stehen die Zeichen in Spanien tendenziell auf Ausstieg aus der Kernenergie: Cabrera und Garona sind aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt; Neubau-Projekte sind seit dem Moratorium von 1983 nicht geplant. Zwei Bauprojekte des EPR haben gezeigt, dass der Bau von Kernreaktoren weitaus teurer ist und weitaus länger dauert als prognostiziert (siehe Kernkraftwerk Olkiluoto und Kernkraftwerk Flamanville). Zugleich sind die Investitionskosten pro MWh Windstrom stark gesunken und die Leistung pro Windkraftanlage hat sich vervielfacht.
Verstärkt hat sich dieser Trend nach dem Brand-Störfall von Vandellos 1 im Jahr 1989 und der Nuklearkatastrophe von Fukushima seit März 2011. Die vorhandenen Kernreaktoren in Spanien sollen weiter laufen, solange sie sicher und wirtschaftlich sind. Spanien hat im Jahr 2000 seine Uranminen geschlossen und den Rückbau begonnen.
Liste der Kernkraftwerke in Spanien Bearbeiten
Name | Block | Reaktortyp | Modell | Status | Netto- leistung in MWe (Design) | Brutto- leistung in MWe | Therm. Leistung in MWt | Baubeginn | Erste Kritikalität | Erste Netzsyn- chronisation | Kommer- zieller Betrieb | Abschal- tung | Einspeisung in TWh |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Almaraz | 1 | PWR | WH 3LP | In Betrieb | 1011 (900) | 1049 | 2947 | 03.07.1973 | 05.04.1981 | 01.05.1981 | 01.09.1983 | – | 279,21 |
2 | PWR | WH 3LP | In Betrieb | 1006 (900) | 1044 | 2947 | 03.07.1973 | 19.09.1983 | 08.10.1983 | 01.07.1984 | – | 276,50 | |
Ascó | 1 | PWR | WH 3LP | In Betrieb | 995 | 1033 | 2941 | 16.05.1974 | 16.06.1983 | 13.08.1983 | 10.12.1984 | – | 269,81 |
2 | PWR | WH 3LP | In Betrieb | 997 | 1027 | 2941 | 07.03.1975 | 11.09.1985 | 23.10.1985 | 31.03.1986 | – | 264,37 | |
Cofrentes | 1 | BWR | BWR-6 | In Betrieb | 1064 (939) | 1102 | 3237 | 09.09.1975 | 23.08.1984 | 14.10.1984 | 11.03.1985 | – | 286,74 |
José Cabrera | 1 | PWR | WH 1LP | Stillgelegt | 141 (153) | 150 | 510 | 24.06.1964 | 30.06.1968 | 14.07.1968 | 13.08.1969 | 30.04.2006 | 34,63 |
Santa María de G. | 1 | BWR | BWR-3 | Stillgelegt | 446 (440) | 466 | 1381 | 01.09.1966 | 05.11.1970 | 02.03.1971 | 11.05.1971 | 02.08.2017 | 126,98 |
Trillo | 1 | PWR | PWR 3 loops | In Betrieb | 1003 (990) | 1066 | 3010 | 17.08.1979 | 14.05.1988 | 23.05.1988 | 06.08.1988 | – | 254,57 |
Vandellòs | 1 | GCR | – | Stillgelegt | 480 | 500 | 1670 | 21.06.1968 | 11.02.1972 | 06.05.1972 | 02.08.1972 | 31.07.1990 | 53,63 |
2 | PWR | WH 3LP | In Betrieb | 1047 (930) | 1087 | 2941 | 29.12.1980 | 14.11.1987 | 12.12.1987 | 08.03.1988 | – | 247,85 |
- BWR-6 (Mark 3)
- Der Reaktor wurde am 6. Juli 2013 abgeschaltet (Suspended Operation Date); am 2. August 2017 wurde er dann endgültig stillgelegt (Permanent Shutdown), ohne dass er dazwischen noch einmal in Betrieb genommen wurde.
Atommülllagerung Bearbeiten
Spanien hat mit El Cabril bereits ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb. Für die hochaktiven Abfälle wird weiterhin ein Standort zwecks geologischer Tiefenlagerung gesucht.
Siehe auch Bearbeiten
Quellen Bearbeiten
- Nuklearforum (Schweiz): Kernkraftwerke der Welt, div. Ausgaben
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Spain. IAEA, abgerufen am 5. Januar 2023 (englisch).
- de.statista.com: Anteil der Energieträger an der Nettostromerzeugung in Spanien
- Kernenergie Weltreport 2011. (PDF 0,5 MB) atw – International Journal for Nuclear Power, S. 273, abgerufen am 5. Januar 2023.
- 294: SPAIN NUCLEAR SECTOR. Abgerufen am 16. Februar 2021 (englisch).
- Nuclear Power in Spain | Spanish Nuclear Energy - World Nuclear Association. Abgerufen am 16. Februar 2021.
- Resolución de 18 de enero de 2012, de la Secretaría de Estado de Energía, por la que se publica el Acuerdo de Consejo de Ministros de 30 de diciembre de 2011, por el que se aprueba la designación del emplazamiento del Almacén Temporal Centralizado de combustible nuclear gastado y residuos de alta actividad y su Centro Tecnológico Asociado. Boletín Oficial del Estado, 20. Januar 2021, abgerufen am 16. Februar 2021 (spanisch).
- El Gobierno asegura que mantiene la moratoria nuclear y que cerrará Garoña. 11. Januar 2007, abgerufen am 16. Februar 2021 (europäisches Spanisch).
- Ramón Méndez, Fernando Garea: Zapatero culmina su viraje nuclear y acepta prolongar las centrales. In: El País. 16. Februar 2011, ISSN 1134-6582 (elpais.com [abgerufen am 16. Februar 2021]).
- La Vanguardia, 15. Februar 2011.
- global2000.at: Atomkraft in Spanien. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Strahlende Aussichten auf Arbeitsplätze. Spanisches Dorf feiert Zuschlag für Atommüll-Lager. In: SZ. 31. Dezember 2011 (sueddeutsche.de).
- eldiario.es: “Ya nos han hecho mucho daño, nos han dividido”: un vecino del pueblo de Salamanca donde hay proyectada una mina de uranio (10. Juni 2020. Deutsche Übersetzung) hier.
- Atomkraft in Spanien. Abgerufen am 5. Dezember 2019.