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Das Kavaliershaus am Prinzenpalais Mozartstrasse 1 in Gotha war ein 1790 erbautes Kavaliershaus Es war Teil der Gesamtanlage Schone Allee und wurde bereits zu DDR Zeiten als Denkmal klassifiziert gekennzeichnet und in die Denkmalliste eingetragen Trotz seitdem unverandertem Zustand wurde vom Thuringer Landeskonservator im Oktober 2014 seine Eigenschaft als Einzeldenkmal in Frage gestellt Schon vor dem 28 Mai 2009 erfolgte jedoch die Streichung als einzelnes Kulturdenkmal aus dem Thuringer Denkmalbuch Das genaue Datum und der Grund der Streichung des Schutzes wurde durch die Denkmalschutzbehorde nicht veroffentlicht Das Gebaude wurde 2015 von der AWO gekauft und im Mai 2017 abgerissen Derzeit Mai 2018 entsteht an gleicher Stelle die Seniorenresidenz Prinzenpalais Gotha der AWO Thuringen Das Investitionsvolumen betragt 13 Mio Euro Die Fertigstellung soll im Fruhjahr 2019 sein 1 Kavaliershaus am Prinzenpalais in Gotha 2014Denkmalplakette auf der noch zu DDR Zeit renovierten FassadeGrundriss Prinzenpalais und Kavaliershaus von 1904Das Kavaliershaus links mit Prinzenpalais um 1825Brand des Prinzenpalais 1838 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPrinz August von Sachsen Gotha Altenburg 1747 1806 der jungere Bruder des regierenden Herzogs Ernst II von Sachsen Gotha Altenburg liess das Palais nach Fertigstellung seiner eigenen Villa dem Prinzenpalais nur einige Meter nordlich entlang der Schonen Allee errichten Baumeister war der aus Dresden stammende herzogliche Hofkommissar Carl Christoph Besser Das Kavaliershaus diente vorrangig der Unterbringung der Gaste des Prinzen Die Gasteappartements befanden sich im Hochparterre und Obergeschoss des Gebaudes Im Mansardgeschoss wohnten einige Mitglieder des Hofstaates Im Souterrain lagen die Kuche Backstube und Kellerei Inventare des 19 Jahrhunderts geben Auskunft uber die gediegene Ausstattung der Appartements fur die Gaste Da sich das Kavaliershaus dem herzoglichen Palais selbst in seiner Erscheinung unterordnen musste besass es von Anfang seine noch heute fast unverandert erhaltene schlichte Erscheinung Ein bedeutender Gast der zu Lebzeiten des Prinzen August mehrfach im Kavaliershaus logierte war Johann Wolfgang von Goethe Prinz August unterhielt eine herzliche Beziehung zu dem Dichter auch war er Taufpate und Namensgeber bei dessen Sohn August von Goethe Der langste und zugleich letzte Besuch Goethes in Gotha war vom 24 bis 30 August 1801 Der Dichter feierte hier am 28 August 1801 seinen 52 Geburtstag Prinz August starb 1806 und vererbte den gesamten Besitz an seinen Neffen Prinz Friedrich von Sachsen Gotha Altenburg der als Herzog Friedrich IV ab 1822 die Regierung antrat Er residierte selbst im Prinzenpalais und brachte seine samtlichen hochrangigen Gaste im Kavaliershaus unter so unter anderem 1812 den Komponisten Carl Maria von Weber 1826 entstand das neue Herzogtum Sachsen Coburg und Gotha und Herzog Ernst I bezog Raumlichkeiten im Schloss Friedenstein Das Kavaliershaus diente dem Hof nun zusammen mit dem als Herzogliches Palais bezeichneten Prinzenpalais weiterhin als Gastehaus Als solcher wohnte hier von 1832 bis zu seinem Tod im Juli 1833 Herzog Alexander Friedrich Karl von Wurttemberg der Schwiegervater Herzog Ernsts I Nach ihm nutzte dessen gleichnamiger Sohn Prinz Alexander mit seiner Familie das Ensemble Am 26 Januar 1838 brannte das Palais teilweise aus das Kavaliershaus hingegen wurde nicht beschadigt Nachdem alles wieder hergerichtet war bekam es Erbprinz Ernst am 5 Marz 1842 anlasslich seiner unmittelbar bevorstehenden Hochzeit mit Alexandrine von Baden von seinem Vater Herzog Ernst I geschenkt Als Ernst II 1844 zum Herzog von Sachsen Coburg und Gotha erhoben wurde nahm er die Gebaude bei seinen Aufenthalten in Gotha zeitlebens zum Wohnsitz 1845 zum Besuch der Schwagerin des Herzogs Queen Victorias von Grossbritannien wohnte ein Grossteil des angereisten europaischen Hochadels im Kavaliershaus Wahrend der Revolution 1848 empfing der Herzog hier die Burger zu Verhandlungen 1858 wurde das Kavaliershaus mit dem Palais durch ein zweigeschossiges Galeriegebaude verbunden Aus der Reihe bedeutender Gaste die bis 1893 im Kavaliershaus beherbergt wurden sei insbesondere der Walzerkonig Johann Strauss erwahnt der hier anlasslich der Erlangung seiner sachsen coburg gothaischen Staatsburgerschaft im Jahre 1886 wohnte 1850 und 1876 nahm der bedeutende Maler und indonesische Prinz Raden Saleh fur langere Zeit hier seinen Wohnsitz 1859 der Maler Louis Gurlitt u a Urgrossvater des bekannten Kunstsammlers Cornelius Gurlitt Zwischen 1883 und 1910 bewohnten fast ausschliesslich Staatsangestellte wie der Oberhoffourier Gottfried Adrian und der Hauptmann und Flugeladjutant Kuno von Wangenheim das Gebaude Ab 1911 uberliess Herzog Carl Eduard dem Cousin seiner Gemahlin dem Generalmajor Prinz Albert von Schleswig Holstein Sonderburg Augustenburg das Palais nebst zugehorigem Park und der bisher vom Oberfourier innegehabten Wohnung im Cavalierhaus von nun ab bis auf Weiteres zur Benutzung Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der damit verbundenen Abdankung des Gothaer Herzogs gelangte das Ensemble in den Besitz des Landes Thuringen Das Kavaliershaus baute man 1919 zu Wohnungen fur Beamte und Handwerker um Die Umbauten betrafen allerdings fast nur eingezogene Zwischenwande und das Zusetzen der Enfilade Durch die gerichtliche Anfechtung der Furstenabfindung wurde Carl Eduard von Sachsen Coburg und Gotha seit 1926 wieder Besitzer des Kavaliershauses und des Palais und stellte 1933 die Bauten der SS zur freien Benutzung zur Verfugung Nach 1945 kam das Ensemble in den Besitz der Stadt Gotha das Kavaliershaus wurde vorerst zu Wohnzwecken genutzt und fungierte seit 1958 als Jugendherberge Zusammen mit dem Prinzenpalais wurde es nach dem Denkmalpflegegesetz DPflG vom 19 Juni 1975 unter Denkmalschutz gestellt und mit einer entsprechenden Plakette gekennzeichnet Spater erweiterte die Stadt die Jugendherberge mit einem Neubau in dem die Heizungsanlage untergebracht wurde nach Osten nbsp Abbruchbeginn am Kavaliershaus im Mai 20171999 wurde die Heizungsanlage durch den Einbau moderner Gaskessel erneuert Ein Jahr spater wurden Palais und Kavaliershaus zum Zwecke einer gewinnbringenden Vermarktung freigelenkt und mit Hinweis auf seine Denkmaleigenschaft zum Verkauf angeboten 2 Im September 2014 gab der Geschaftsfuhrer eines Thuringer Tochterunternehmens der Arbeiterwohlfahrt bekannt das uber 5800 m grosse Grundstuck erwerben und mit uber 20 Seniorenwohnungen bebauen zu wollen wobei das Kavaliershaus nicht vollstandig erhalten bleiben konne 3 Daraufhin ausserte sich der Thuringer Landeskonservator Holger Reinhardt im Oktober 2014 dass das Kavaliershaus wegen nicht ausreichender denkmalkonstituierender Eigenschaften nicht als Einzeldenkmal in die Denkmalliste eingetragen wurde 4 Dieser Einschatzung wurde durch Fachleute unter Hinweis auf seine typologische Einzigartigkeit die vollstandig erhaltene Bausubstanz und die Bedeutung seiner Bewohner widersprochen So stellte der 2007 beauftragte Bauhistoriker Udo Hopf 2014 nochmals fest Der Fachwerkbau des Kavaliershauses ist ohne Schwammbefall und weist keine statischen Schaden auf Fassaden und die Raumstruktur entsprechen immer noch den Appartements der ehemals hochrangigen Gaste der Bauzeit um 1790 5 Der Denkmalbeirat der Stadt Gotha lehnte den Abriss des Kavaliershauses ab 6 Und der Direktor des Schlossmuseums Friedenstein Bernd Schafer ausserte sich am 11 Dezember 2014 Es ware ein Frevel das Kavaliershaus schnell abzureissen 7 Obgleich der Stadt Gotha fur das bis zum 18 Dezember zum Verkauf ausgeschriebene Objekt auch ein mit Planung und Finanzierung untersetztes Kaufangebot eines Unternehmens das das Kavaliershaus erhalten und sanieren wollte vorlag 8 entschied sich der Stadtrat am 17 Dezember 2014 fur den Verkauf an die AWO und somit fur deren Abbruch und Neubaukonzept 9 Auch ein offener Brief an den Gothaer Oberburgermeister Knut Kreuch in dem der Vorsitzende des Verband Deutscher Kunsthistoriker Kilian Heck auf die grosse historische Bedeutung des Gebaudes hinwies konnten das Gebaude nicht mehr retten 10 Im Mai 2017 wurde das Kulturdenkmal abgebrochen Literatur BearbeitenGeorg Dehio Stephanie Eissing Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Thuringen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1998 ISBN 978 3 422 03050 3 Udo Hopf Dokumentation der bauhistorischen Untersuchungen zum Kavaliershaus am Prinzenpalais Mozartstrasse 1 in Gotha Gotha November 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kavaliershaus am Prinzenpalais Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten AWO Website Memento des Originals vom 3 Mai 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www awothueringen de abgerufen am 3 Mai 2018 Heiko Stasjulevics Ruinen im Gothaer Land Das Kulturdenkmal Prinzenpalais steht zum Verkauf Thuringer Allgemeine 3 Marz 2012 1 Peter Riecke Seniorenwohnen im Prinzenpalais Thuringer Allgemeine Gotha 5 September 2014 2 Peter Riecke Angebote fur Senioren Thuringer Allgemeine Gotha 17 Oktober 2014 Udo Hopf Das Ensemble Prinzenpalais mit Kavaliershaus in Gotha Manuskript als Vorlage fur die Gremien der Stadt Gotha Gotha 2014 Peter Riecke Abriss des Kavaliershauses vom Gothaer Denkmalbeirat abgelehnt Thuringer Allgemeine Gotha 6 November 2014 3 Ute Rang Es ware ein Frevel das Kavaliershaus schnell abzureissen Thuringer Allgemeine Gotha 13 Dezember 2014 4 Peter Riecke Erfurter Architekt will Prinzenpalais und Kavaliershaus in Gotha sanieren TA vom 28 November 2014 5 Wieland Fischer Gothaer Stadtrat verkauft Kavaliershaus hinter verschlossenen Turen Gothaer Tagespost Thuringer Landeszeitung 20 Dezember 2014 6 Wieland Fischer Rettungsappell fur das Kavaliershaus in Gotha kommt zu spat in Thuringer Allgemeine und Thuringische Landeszeitung Gotha 17 Mai 2017 7 50 944409 10 711916 Koordinaten 50 56 39 9 N 10 42 42 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kavaliershaus Gotha amp oldid 229545721