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Das Naturdenkmal Kasberger Linde auch als Kunigundenlinde oder Franzosenlinde bekannt ist eine Sommer Linde Tilia platyphyllos am Rand des Grafenberger Ortsteils Kasberg im Landkreis Forchheim In der Nahe des Baumes wurden im Mittelalter vermutlich Gerichtstage abgehalten 1 Nach unterschiedlichen Schatzungen ist die Linde 600 bis 1000 Jahre alt und seit mindestens 1976 als Naturdenkmal bei der Unteren Naturschutzbehorde des Landkreises Forchheim gelistet 2 Direkt neben der alten Kasberger Linde steht eine weitere etwa 150 jahrige Linde Mehrfach abgestutztes Stammfragment der Kasberger Linde Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Stamm 1 2 Alter 1 3 Standort 2 Geschichte 3 Sanierungsversuche 4 Weitere Linden 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Abgestutzter Ast der Kasberger Linde im Jahr 2005Stamm Bearbeiten Der Stamm der Linde ist weitgehend ausgehohlt bis auf einen stark geneigten Rest zerstort und wird mit Eisenklammern und Gewindestaben zusammengehalten Der Reststamm und ein annahernd waagerecht ausladender Hauptast werden von mehreren Eisen und Holzstangen gestutzt Im Stamm siedelte sich ein Holunderstrauch an der durch eine Offnung nach aussen wachst Die Borke ist an vielen Stellen mit Moosen und Flechten bedeckt die noch vorhandenen Teile der Krone sind von Misteln bewachsen 3 Vollstandig erhalten hatte der Stamm einen Umfang von etwa 16 Metern 4 1987 betrug der Umfang des Stammes noch 11 2 Meter davon sind gegenwartig 2009 noch knapp acht Meter ubrig Messungen an der Stelle des geringsten Durchmessers ergaben 4 6 Meter Umfang 5 Die Gesamthohe des Baumes betrug im Jahre 1990 11 Meter bei einem Kronendurchmesser von 16 Metern 6 Alter Bearbeiten Da das alteste Holz aus dem Zentrum des Stammes fehlt ist weder eine Jahresringzahlung noch eine Radiokohlenstoffdatierung moglich Das tatsachliche Alter der Linde kann deshalb nur grob geschatzt werden 7 8 Ein Vertreter des Deutschen Baumarchivs schatzte im Jahr 2008 ihr Alter auf 600 bis 800 Jahre 9 mehrfach wurde auch ein Alter von uber 1000 Jahren vermutet 10 11 12 Damit ware die Linde eine der zehn altesten Linden in Deutschland 13 nbsp Karte des westlichen Ortsendes von KasbergStandort Bearbeiten Kasberg liegt drei Kilometer nordwestlich von Grafenberg und etwa 25 Kilometer nordostlich von Nurnberg Die Linde steht am westlichen Ortsrand in etwa 510 Meter Hohe uber Normalnull neben der Kreuzung zweier alter Verkehrswege namlich der Strasse zwischen Leutenbach und Grafenberg heute FO 14 und der Strasse zwischen Walkersbrunn und Kasberg FO 42 FO 14 Landschaftlich handelt es sich um eine Plateaulage am Sudwestrand der Frankischen Schweiz innerhalb der Frankischen Alb Der Boden um die Linde besteht aus kalkhaltigem lehmigem Verwitterungsmaterial des Weissen Jura Geschichte Bearbeiten nbsp Zustand der Kasberger Linde im Dezember 2008Einer Sage zufolge soll die heilige Kaiserin Kunigunde die Gemahlin von Kaiser Heinrich II vor etwa 1000 Jahren die Linde eigenhandig gepflanzt 14 oder sie besucht haben 1 Nach Kunigunde die in Franken seit ihrer Heiligsprechung durch Papst Innozenz III im Jahr 1200 eine hohe Popularitat besass 15 wurden im frankischen Raum weitere Linden wie in Grafenberg 16 und in dem sudlich von Wurzburg gelegenen Burgerroth 17 benannt Uber die Sage der Pflanzung der Kunigundenlinde steht in der Chronik von Grafenberg von 1850 18 Sie soll nehmlich von Kunigunda der Gemahlin Kaiser Heinrichs II gesetzt worden und diese Pflanzung musste etwa im Jahr 1008 geschehen sein als Heinrich zu Bamberg war und das dortige Bistum grundete und als sich Stadte zu erheben und der freie Burgerstand sich zu bilden anfieng durch welchen der Leibeigenschaft der erste kraftige Stoss beigebracht worden ist und von welchem sich allmahlich die Freiheit uber das Landvolk verbreitete In Kasberg wurden bis zum Ausgang des Mittelalters Rechtstage fur den Bezirk des ehemaligen Landbezirks Auerbach in der Oberpfalz abgehalten 19 So soll der Auerbacher Landrichter im 13 Jahrhundert zu Kasberg bei der noch stehenden Linde unter dem freien Himmel Schrannengericht mit ganzem Gerichtsstab 4 abgehalten haben Nach der Kasberger Ortschronik von 1920 hat auch der Sulzbacher Landrichter Volkelt von Taun um 1360 die Umgebung der Linde fur Gerichtstage genutzt Es ist allerdings fraglich ob es sich bei einem der damals genannten Baume tatsachlich um die heutige Kasberger Linde handelte Um die Linde ranken sich aus den Revolutionskriegen und den Napoleonischen Kriegen verschiedene Geschichten und Sagen So hatten 1795 im Ersten Koalitionskrieg ungarische Soldaten unter der Linde gelagert wobei sich ein Husar mit seinem Pferd in der Linde versteckt habe so dass er nicht zu erkennen war und so den Feinden entkommen konnte 12 Als franzosische Truppen 1796 durch Kasberg zogen sollen Soldaten des Generals Jean Baptiste Jourdan mit einer Kanone auf die Linde geschossen haben weshalb diese im Volksmund auch Franzosenlinde genannt wird 1 nbsp Ausschnitt mit Kreuzung und Dorf aus der Flurkarte von Kasberg von 1822In unmittelbarer Nahe Kasbergs fanden 1798 Kampfe kaiserlicher Regimenter mit Truppen des franzosischen Generals Augereau statt 12 Bei einem Marsch franzosischer Soldaten durch Kasberg im Jahr 1806 wurde die Linde in Brand gesteckt wobei der Stamm durch das unter dem Baum entfachte Feuer schwer beschadigt aber nicht vollig zerstort wurde 2 Auf dem Uraufnahmeblatt NW 73 11 aus dem Jahr 1822 der ersten flachendeckenden Vermessung Bayerns von 1808 bis 1853 ist am Ortsrand an einer Strassenkreuzung die Kasberger Linde als einzelner Laubbaum auf einem mit Gem einde bezeichneten Grundstuck zu erkennen In dem im Jahre 1876 umgravierten Steuerblatt N W LXXIII ist der Baum als trigonometrischer Punkt hervorgehoben 20 Im Unterschied zu heute waren die Strassen seinerzeit unbefestigt nbsp Die alte Kasberger Linde um das Jahr 1900H Rabel zeigte 1905 im Baumbuch des Baumfotografen Friedrich Stutzer eine Abbildung 21 der Linde mit einem hohlen geteilten Stamm deren unterer Kronenbereich noch vollstandig vorhanden war In diesem Zusammenhang erwahnte Rabel dass vor etwa 50 Jahren neben unserer Linde noch zwei grosse Linden gestanden haben also um 1850 19 Im Widerspruch dazu steht ein alteres Dokument aus dem Jahr 1764 Im Allgemeinen Oekonomischen Forst Magazin wurden nur zwei machtige Linden erwahnt die obere und die untere Linde Die obere Linde wurde als vollig hohl beschrieben und sei schon zweimal ausgebrannt gewesen Der Umfang dieser Linde wurde mit 45 Schuh 13 7 Meter und die Hohe mit 60 Schuh 18 Meter angegeben Diese Angaben wurden sich hochgerechnet mit den Massen der heutigen Linde decken Dem Deutschen Baumarchiv zufolge ist jedoch die untere Linde die einige Schritte entfernt stand die heutige Kasberger Linde Sie soll 1764 ausserlich noch vollig gesund ausgesehen haben einen Umfang von 28 Schuh rund 8 4 Metern und die Hohe mit 70 Schuh 21 Metern gehabt haben 22 Aus der Zusammenschau dieser Angaben aus verschiedenen Zeiten ergibt sich dass im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Linden als Alte Linde bezeichnet wurden nbsp Hohler Stamm der alten LindeIn der Chronik von Grafenberg von 1850 23 heisst es Sie mag tausend Jahr alt sein und durch ihre innere auf drei Seiten geoffnete Hohlung kann man bequem auf einem Pferde durchreiten Der Stamm war in vier Teile zerrissen und hatte einen Umfang von 16 Metern Der Hohlraum war drei Meter hoch und der mittlere Durchmesser der Linde betrug 4 5 Meter Die Krone hatte einen Durchmesser von 20 bei einer Hohe des Baumes von 12 Metern Der Uberlieferung nach tanzten fruher die Kasberger an Festtagen in der Linde wobei sich sechs Tanzpaare im Hohlraum der Linde drehen konnten 24 Fruher soll sich auch eine holzerne Tanzplattform in der Krone befunden haben 12 Die Linde wurde vom Beginn des 20 Jahrhunderts an aufgrund mehrerer Berichte uberregional bekannt Im Jahre 1902 erschien in der Augsburger Abendzeitung ein Bericht uber die Linde 25 Im selben Jahr berichtete das Bamberger Tagblatt uber den Baum 26 Wenig spater erschien ein Bericht uber die Linde im Reisefuhrer Die Frankische Schweiz Sanierungsversuche BearbeitenIm Sommer 1913 wurde versucht den Zerfall der Linde hinauszuzogern wobei der Bezirk Oberfranken und die Gemeinde Kasberg die Kosten trugen Dabei wurden die Aste gestutzt der Hohlraum des Stammes wurde behandelt und der Baum eingezaunt Der Zustand der Linde verschlechterte sich jedoch weiter Nach einem Spendenaufruf 1970 erhielt der Baumpfleger Michael Maurer aus Rothenbach an der Pegnitz 1976 den Auftrag den Baum zu sanieren Die Kosten beliefen sich auf 28 000 Deutsche Mark 2 24 Weitere Linden Bearbeiten nbsp Die neue links und alte rechts Kasberger Linde im Mai 2007In unmittelbarer Nahe steht eine weitere Linde mit einem geschatzten Alter von etwa 100 bis 150 Jahren Nach dem Absterben der alten Kasberger Linde soll sie diese als pragnanten Baum ersetzen 2 Auch an anderen Stellen in und um Kasberg gibt es mehr oder weniger alte Linden so befindet sich beispielsweise im Ortskern von Kasberg ein vermutlich mehrere Jahrhunderte alter Lindenbaum Wenn in der Literatur von einer oberen und einer unteren Linde gesprochen wird sind Verwechslungen deshalb nicht vollig auszuschliessen Die meisten anderen Baume stehen allerdings deutlich tiefer als der traditionell als Kasberger Linde bezeichnete Baum Siehe auch BearbeitenListe markanter und alter Baumexemplare in Deutschland GerichtslindeLiteratur BearbeitenBernd Ullrich Stefan Kuhn Uwe Kuhn Unsere 500 altesten Baume Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv BLV Buchverlag GmbH amp Co KG Munchen 2009 ISBN 978 3 8354 0376 5 Michel Brunner Bedeutende Linden 400 Baumriesen Deutschlands Haupt Verlag AG Bern Stuttgart Wien 2007 ISBN 978 3 258 07248 7 Stefan Kuhn Bernd Ullrich Uwe Kuhn Deutschlands alte Baume BLV Verlagsgesellschaft Munchen 2007 ISBN 978 3 8354 0183 9 Anette Lenzing Gerichtslinden und Thingplatze in Deutschland K R Langewiesche Heiligenhaus 2005 ISBN 3 7845 4520 3 Thomas Fickert Pseudoepiphytismus auf der Kasberger Linde In Mitteilungen der Frankischen Geographischen Gesellschaft Band 52 2005 S 53 67 Hans Joachim Frohlich Alte liebenswerte Baume in Deutschland Cornelia Ahlering Verlag Buchholz 2000 ISBN 3 926600 05 5 Hans Joachim Frohlich Bayern In Wege zu alten Baumen Band 2 WDV Wirtschaftsdienst Frankfurt 1990 ISBN 3 926181 09 5 Hartwig Goerss Unsere Baum Veteranen Landbuch Hannover 1981 ISBN 3 7842 0247 0 H Rabel Die Kunegundenlinde bei Kasberg Oberfranken In Friedrich Stutzer Hrsg Die grossten altesten oder sonst merkwurdigen Baume Bayerns in Wort und Bild Band 4 Piloty amp Loehle Munchen 1905 S 161 163 urn nbn de bvb 12 bsb00113454 7 Durch einen Herstellungsfehler sind die Seiten nicht in der richtigen Reihenfolge enthalten Georg K Adler Geschichte und Beschreibung des Stadtchens Grafenberg in Oberfranken Riegel und Wiessner Nurnberg 1850 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kasberger Linde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Efferer Die Kunigundenlinde bei Kasberg Nicht mehr online verfugbar September 2003 archiviert vom Original am 9 Oktober 2004 abgerufen am 26 August 2020 Kasberger Linde Artikel bei frankenjura com vom 4 Juli 2008 Kasberger Linde am Staffelstein Artikel von Hans Joachim Frohlich Textauszug aus Alte liebenswerte Baume in Deutschland Seite 288 289 vom 4 Juli 2008 Kunigundenlinde Kasberg Memento vom 20 August 2007 im Internet Archive Artikel von Peter Fruhauf vom 4 Juli 2008 Deutsches BaumarchivEinzelnachweise Bearbeiten a b c Anette Lenzing Gerichtslinden und Thingplatze in Deutschland S 47 a b c d Anette Lenzing Gerichtslinden und Thingplatze in Deutschland S 48 Thomas Fickert 2005 Pseudoepiphytismus auf der Kasberger Linde In Mitteilungen der Frankischen Geographischen Gesellschaft Band 52 S 53 67 a b Stefan Kuhn Bernd Ullrich Uwe Kuhn Deutschlands alte Baume S 153 Stefan Kuhn Bernd Ullrich Uwe Kuhn Deutschlands alte Baume S 190 Hans Joachim Frohlich Alte liebenswerte Baume in Deutschland S 81 Hans Joachim Frohlich Alte liebenswerte Baume in Deutschland S 22 Michel Brunner Bedeutende Linden 400 Baumriesen Deutschlands S 316 Bernd Ullrich Stefan Kuhn Uwe Kuhn Unsere 500 altesten Baume Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv S 263 Hans Joachim Frohlich Alte liebenswerte Baume in Deutschland S 288 Hans Joachim Frohlich Bayern In Wege zu alten Baumen Band 2 S 81 a b c d Michel Brunner Bedeutende Linden 400 Baumriesen Deutschlands S 70 Stefan Kuhn Bernd Ullrich Uwe Kuhn Deutschlands alte Baume Stefan Kuhn Bernd Ullrich Uwe Kuhn Deutschlands alte Baume S 152 Ingrid Munch KUNIGUNDE Nicht mehr online verfugbar Verlag Traugott Bautz 1992 archiviert vom Original am 12 Juni 2007 abgerufen am 20 November 2008 Michel Brunner Bedeutende Linden 400 Baumriesen Deutschlands S 86 Stefan Kuhn Bernd Ullrich Uwe Kuhn Deutschlands alte Baume S 150 Georg K Adler Geschichte und Beschreibung des Stadtchens Grafenberg in Oberfranken S 93 a b H Rabel Die Kunegundenlinde bei Kasberg Oberfranken In Friedrich Stutzer Hrsg Die grossten altesten oder sonst merkwurdigen Baume Bayerns in Wort und Bild Band 4 hier S 162 H Rabel Die Kunegundenlinde bei Kasberg Oberfranken In Friedrich Stutzer Hrsg Die grossten altesten oder sonst merkwurdigen Baume Bayerns in Wort und Bild Band 4 hier S 163 H Rabel Die Kunegundenlinde bei Kasberg Oberfranken In Friedrich Stutzer Hrsg Die grossten altesten oder sonst merkwurdigen Baume Bayerns in Wort und Bild Band 4 hier Abb S 161 nach einer Aufnahme von Lehrer Forster in Grafenberg Stefan Kuhn Bernd Ullrich Uwe Kuhn Deutschlands alte Baume S 152 153 Georg K Adler Geschichte und Beschreibung des Stadtchens Grafenberg in Oberfranken S 179 a b Hartwig Goerss Unsere Baumveteranen Landbuch Hannover 1981 ISBN 3 7842 0247 0 S 117 Augsburger Abendzeitung Jahr 1902 Ausgabe Nummer 130 Beilage der Sammler Bamberger Tagblatt Jahr 1902 Ausgabe Nummer 134 49 6646 11 2205 Koordinaten 49 39 52 6 N 11 13 13 8 O nbsp Dieser Artikel wurde am 10 April 2009 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