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Die Kapelle Sainte Apolline franzosisch Chapelle de Sainte Apolline liegt am Jakobsweg in der Schweiz zwischen Freiburg und Romont auf dem Gemeindegebiet von Hauterive Sie befindet sich an der gleichnamigen Brucke franzosisch Pont de Sainte Apolline uber die Glane Auf der anderen Bruckenseite liegt die Gemeinde Villars sur Glane Brucke und Kapelle gehoren unter KGS Nr 10500 zu den Kulturgutern von nationaler Bedeutung Kapelle Sainte ApollineKapelle Sainte Apolline mit Sainte Apolline BruckeDatenOrt Hauterive FR und Villars sur GlaneBaujahr 1147 Inschrift 1473 urkundlich bezeugt Koordinaten 575386 181510 46 7843 7 1163 569 Koordinaten 46 47 3 5 N 7 6 58 7 O CH1903 575386 181510Besonderheiten1566 Wiederaufbau nach Brand 1690 baulich verandert letzte Restaurierungen 1943 1992 2022Sainte Apolline Kapelle und Brucke auf OpenStreetMap Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Altar und Malereien 4 Sainte Apolline Brucke 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie kleine Kapelle ist der Heiligen Apollonia franzosisch Apolline von Alexandria geweiht Gemass der Legende starb Apollonia um 249 nach Chr als Martyrerin wobei ihr u a die Zahne ausgeschlagen wurden Deshalb wurde sie bei Zahnschmerzen und leiden um Hilfe gebeten und sie ist die Patronin der Zahnarzte Wurden bis ins Mittelalter noch regional verehrte Heilige in Klostern und Kirchen fur alle Notlagen um Hilfe angerufen so ist ab dem Hochmittelalter eine wachsende Spezialisierung des zugeschriebenen Heilungsvermogens fur gewisse Storungen auf ganz bestimmte Heilige festzustellen Diese Heiligen erhielten sogenannte Sonderpatronate Fur die Zahnheilung genoss die Hl Apollonia einen besonders guten Ruf Der Hohepunkt des Apollonia Kultes war in Europa im 15 und 16 Jahrhundert mit einem zweiten Aufschwung in der Gegenreformation 1 Aus der Zeit des 16 Jahrhunderts haben Archaologen 1990 im Innern der heutigen Kapelle neben Geld auch zahlreiche Zahne mit Karies Schaden gefunden 2 Apolline Kapellen waren in Frankreich weit verbreitet mit dem franzosischen Flandern und Toulouse als wichtigste Zentren die bei Bedarf durch Pilger und Pilgergruppen frequentiert wurden Noch in den 80er Jahren des 20 Jahrhunderts war der Apolline Kult in Frankreich zwar abnehmend aber vor allem in der Normandie zu beobachten 3 Die Grundung der zum Zisterzienserkloster Hauterive Altenryf gehorenden Kapelle reicht moglicherweise bis in die Anfange des Klosters im 12 Jahrhundert zuruck Sie markierte den Eingang in den klosterlichen Gerichtsbezirk 4 Es gibt Hinweise dass die Kapelle seit 1147 existiert bei einer Reparatur 1898 im Innern fand man dieses Datum unter mehreren Putzschichten Das wird allerdings von keinem anderen Dokument bestatigt Im Jahr 1473 findet sich die erste urkundliche Erwahnung in der Stadt Freiburg wo es um die Subvention einer Reparatur fur eine bereits vorhandenen Kapelle gehen kann 5 6 1566 wurde sie nach einem Brand wieder errichtet und um 1690 baulich verandert Nach der Aufhebung des Klosters Hauterive 1848 im Rahmen des Kulturkampfes und der Sakularisierung erfolgten mehrere Reparaturen und 1943 1992 sowie 2021 die letzten Restaurierungen des Gebaudes und der Gemalde 5 7 Heute ist die Kapelle im Besitz der Pfarrei Ecuvillens Baubeschreibung BearbeitenDer kleine Bau ruht in der gegenwartigen Form von 1566 auf einem Ufersandstein Sockel in einem Flussknie der Glane Er bietet den Raum fur einen auf einer Molasse Platte stehenden Altar mit Altaraufsatz den Raum fur die Glaubigen gewahrt die Natur ausserhalb der Kapelle Ein Kopfwalmdach mit einem Giebelreiter mit Glocke bedeckt das Gebaude Ein Stabwerkgitter aus sich uberkreuzenden Staben gibt den Blick frei von aussen auf den Altar 4 Kapelle und Brucke Sainte Apolline nbsp Altar mit den Bildern nbsp Ansicht Kapelle nbsp Eingang zur Kapelle nbsp Dach der Kapelle vor der Restaurierung 2022 nbsp Blick auf die BruckeAltar und Malereien BearbeitenDer Altar in seiner heutigen Form und sein Aufbau mit den Bildern stammen aus dem 17 Jahrhundert Er wurde unter dem Abt von Hauterive Candide Fiwaz 1670 1700 errichtet dessen Wappen am Altar mit dem Datum 1690 versehen ist 4 Die metaphorische lateinische Inschrift unter dem Wappen fusst auf einer Textstelle im Buch Jeremias Kap 17 8 die hier unubersehbar auf den Standort der Kapelle Bezug nimmt Transplantatum super aquas nec aliquando desinet fructum Ierem ubersetzt Der Baum uber den Wassern gepflanzt wird nie aufhoren die Fruchte des Jeremias zu tragen Die Gemalde und Wappen werden durch den weiss blau marmorierten Aufbau eingerahmt Die Altarbilder in der Kapelle nbsp Wilhelm von Glane nbsp Lactatio Hl Bernhard nbsp Taufe Jesu nbsp Hl Apolline nbsp Flucht nach Agypten Das zentrale Gemalde des Altaraufsatzes stellt die Taufe von Jesus durch den Heiligen Johannes dar signiert vom deutschen Maler Johann Achert aus dem 17 Jahrhundert Uber diesem befindet sich ein Bild der Lactatio des Heiligen Bernhards Mit ihm ist der Bezug zum Kloster Hauterive gegeben Bernhard von Clairvaux um 1090 1153 hatte im fruhen 12 Jahrhundert wesentlich zur Verbreitung der Zisterzienser in Europa beigetragen 8 Der Bildinhalt der Lactatio ist seit dem Hochmittelalter zu finden Die Jungfrau Maria richtet mit ihrer rechten Hand die Brust ein um dem in einiger Distanz knienden Hl Bernhard von Clairvaux den Genuss ihrer Milch metaphorisch fur die spirituelle Ernahrung zu gewahren Mit dem linken Arm umgreift sie den kleinen Jesus Maria und Jesus sind auf den Hl Bernhard gerichtet Das kostliche Spektakulum wird auf dem Bild von zwei Zisterziensernonnen durch ein Fenster beobachtet Das Gemalde ist nicht signiert und stammt vermutlich vom gleichen Maler Johann Achert 4 Achert 1655 in Rottweil D geboren wirkte vermutlich im Rahmen seiner Wanderjahre in der Westschweiz wo er bei seinem ersten Aufenthalt zwischen 1679 und 1681 u a im Kanton Freiburg mehrere Auftrage ausgefuhrt hatte so in den Zisterzienserinnen Kloster Fille Dieu und Magerau wie auch im erwahnten Kloster Hauterive 9 10 Zu Beginn der 1690er Jahre hatte er bei einem zweiten Aufenthalt im Kollegium St Michael von Freiburg i U grosse Passionstafeln und das Hochaltarbild der Franziskaner Kirche und andere Gemalde in der Region gemalt Er gilt als erfolgreicher Barockmaler der Rottweiler Schule wo er ab 1682 als junger Meister der Zunft zugehorig feststellbar ist Seine auffallende Beziehung zur Schweiz mag durch das Bundnis von Rottweil mit der Eidgenossenschaft als zugewandter Ort seit 1463 und 1519 erneuert und den Jesuiten Orden mit seinen Niederlassungen in Rottweil und in Freiburg und ebenso durch die Verbindung des Klosters Hauterive mit der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation von Suddeutschland gefordert worden sein 11 12 13 Das Gemalde links von der Taufe Jesu stellt den Grunder des Klosters Hauterive Wilhelm von Glane in Ritterrustung mit einem Kreuz in der Hand dar Dieser hatte 1127 im blutigen Zwist zwischen den Zahringern und den Grafen von Burgund seinen Burgund zugewandten Vater und seinen Bruder verloren 8 Im sich fortsetzenden Konflikt wurde 1132 Bernhard von Clairvaux um Vermittlung gebeten Der uberlebende Wilhelm von Glane fasste den Entschluss das Kloster zu grunden vermutlich fur das Seelenheil der verstorbenen Familienangehorigen Damit sollte wohl auch das Besitztum vom Zugriff der Zahringer geschutzt werden 2 1138 wurde das Kloster Hauterive eingeweiht 8 Rechts vom zentralen Gemalde der Taufe Jesu befindet sich jenes der Hl Apolline Sie wird hier in Ubereinstimmung mit einer Version ihrer Legende wonach sie eine Konigstochter gewesen sei in furstlichem Gewand als Dame aus edlem Geschlecht dargestellt Enges Miederoberteil mit tief herunter gezogener Spitze bauschige Armel und an das Mieder angenahte geschlitzte Schosse reprasentieren typische Merkmale eines festlichen Barockkleides einer hochgestellten Dame 14 Seit der Renaissance wurden Heilige gerne in der modischen Bekleidung der Zeit dargestellt 15 In der rechten Hand tragt sie eine grosse Zange das Instrument ihres Martyriums und in der linken einen Palmzweig als Zeichen ihres Martyriums Das Bild ist wie jenes von Wilhelm von Glane ohne Signatur und Jahresangabe wohl ebenfalls aus der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts 4 Das den Altarcorpus frontal schmuckende Bild ohne Signatur Jahreszahl 1680 thematisiert die Flucht der Hl Familie nach Agypten Josef uberquert mit dem Esel der Maria und ihr Kind tragt gerade die Apolline Brucke Im Hintergrund ist die legendaren Burg der Herren von Glane zu sehen 4 Sainte Apolline Brucke BearbeitenDie Uberquerung der Glane an dieser Stelle spielte vermutlich schon fruh eine Rolle fur die Strassenverbindung von der Genfersee Region zum Rhein Becken entlang dem linken Ufer der Saane franz Sarine Das Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS klassiert diese Verbindung mit der Bewertung Von nationaler Bedeutung Wohl nach einer anfanglichen Furt ist eine erste Holzbrucke an dieser Stelle uber die Glane seit dem 13 Jahrhundert belegt 2 sie wird als Glane Brucke pont de la Glane bezeichnet 1508 09 wurden die vorausgegangenen Holzbrucken durch eine Bogenbrucke im 16 oder 17 Jahrhundert aus Tuffstein ersetzt 2 die spater mehrmals erneuert wurde zuletzt 1990 91 16 Bis 1756 war diese Brucke die wichtige Strassenverbindung von Freiburg nach Bulle und ins Greyerzerland Heute sind Brucke und Kapelle eine Wegmarke auf dem Jakobsweg der von Freiburg uber Romont nach Genf fuhrt 17 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kapelle Sainte Apolline Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Winfried Hecht Johann Achert Maler der Altarbilder In Historisches Lexikon der Schweiz Ste Apolline Brucke Villars sur Glane auf fribourgregion ch Brucke und Kapelle Sainte Apolline auf fribourgregion ch Le pont de Sainte Apolline et sa chapelle auf alaredecouvertedefribourg wordpress com franzosisch Pont de Sainte Apolline in der franzosischen WikipediaEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Pack Die historische Entwicklung des Apollonia Kults unter besonderer Berucksichtigung des sog kleinen Andachtsbildes Dissertation Hrsg Universitat Medizinische Fakultat urn nbn de bvb 20 opus 7029 Wurzburg 2003 S 311 a b c d Gilles Bourgarel Pont et chapelle de Sainte Apolline In Archeologie fribourgeoise chronique archeologique Band 92 Fribourg 1989 Francoise Loux L Ogre et la dent Arts et traditions populaires Berger Levrault Paris 1981 ISBN 2 7013 0442 3 S 122 a b c d e f Victor Buchs 1950 Villars sur Glane La paroisse et la commune Chapitre Les Chapelles S 93 98 und Chapitre Le pont de Sainte Apollline S 114 118 Colmar Imprimerie Alsatia a b Chapelle de Sainte Apolline In up st protais ch Unite pastorale Saint Protais abgerufen am 15 Januar 2023 franzosisch Louis Waeber Eglises et chapelles du canton de Fribourg Saint Paul Fribourg 1957 Barbara Koninger Rapport de conservation et restauration ACR Atelier der Conservation et de Restauration Granges Paccaut 2022 S 4 a b c Ernst Tremp 1988 Wie grundet man ein Zisterzienserkloster Die Anfange der Abteien Hauterive und Hautcret Zeitschrift fur Schweizerische Kirchengeschichte 115 141 Winfried Hecht Johann Achert ca 1655 1730 Katalog zur Ausstellung aus Anlass des 250 Todestages des Kunstlers am 14 Oktober 1980 Hrsg Stadtarchiv Rottweil Rottweiler Verlangs und Druckereigenossenschaft Rottweil 1980 S 18 28 Winfried Hecht Johann Achert In Schweizerische Akademie der Geistes und Sozialswissenschaften Hrsg Historisches Lexikon der Schweiz HLS Deutsche Ausgabe Band 1 Schwabe Basel 2002 ISBN 978 3 7965 1901 7 Marcel Strub Les monuments d art et d histoire du canton de Fribourg Hrsg La societe d histoire de l art en Suisse 1 Auflage Tome III Editions Birkhauser Bale 1959 S 39 154 Aloys Lauper Jean Pierre Anderegg Nott Caviezl Etienne Chatton Hermann Schopfer Guide artistique de la Suisse Fribourg Valais Hrsg Societe d histoire de l art en Suisse 1er Auflage Tome 4b Imprimerie Gasser Le Locle 2012 ISBN 978 3 906131 99 3 S 53 63 f Caroline Schuster Cordone Un Tableau de Johann Achert vers1690 La Sainte Famille Modele In Societe d histoire du canton de Fribourg Hrsg Annales Fribourgeoises Tome LXVII Fribourg 2005 S 43 f Kostumgeschichte Barock ca 1610 1715 In Costumeantique de Abgerufen am 19 Oktober 2020 Wilhelm Bulk St Apollonia Patronin der Zahnkranken Ihr Kult und Bild im Wandel der Zeit Dissertation Universitat Munster Selbstverlag Bielefeld 1967 S 111 Ernst Tremp 1999 Religiose wirtschaftliche und politische Bedeutung Altenryfs im Mittelalter Patrimoine Fribourgeois 11 6 12 Verein Jakobsweg ch Wegabschnitt von Freiburg Fribourg nach Romont Variante A 29 22 km Abgerufen am 29 September 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kapelle Sainte Apolline amp oldid 230589164