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59 48 25 25 Koordinaten 59 28 48 N 25 15 0 O Kalevi Liiva ist ein Sand und Waldgebiet im heutigen Dorf Jagala Gemeinde Joelahtme Kreis Harju Estland In Kalevi Liiva ermordete die deutsche Besatzungsmacht 1942 1943 Hunderte von Juden Sinti und Roma Inhaltsverzeichnis 1 Deutsche Besetzung 2 Massenerschiessungen 3 Schliessung des Lagers 4 Prozess 5 Erinnerung 6 Einzelnachweise 7 WeblinksDeutsche Besetzung BearbeitenVon 1941 bis 1944 war Estland durch Deutschland besetzt Damit erreichte der Holocaust auch das Baltikum Nach Schatzungen konnten circa drei Viertel der estnischen Juden vor den herannahenden deutschen Truppen nach Finnland oder in die Sowjetunion fliehen Die Verbliebenen wurden wahrscheinlich spatestens bis Dezember 1941 von den Deutschen ermordet Massenerschiessungen BearbeitenWahrend der Belagerung Leningrads durch die Wehrmacht machte sich in Estland ein Arbeitskraftemangel bemerkbar Besonders fur Strassen und Eisenbahnbau sowie fur die Ausbeutung des Olschiefers im Nordosten des Landes fehlten Arbeiter Spatestens seit dem Spatsommer 1942 wurden in sogenannten Judentransporten judische Haftlinge als potentielle Zwangsarbeiter nach Estland verbracht Am 5 September 1942 erreichte ein Zwangstransport von etwa 2100 Juden aus dem Ghetto Theresienstadt nach funf Tagen Fahrt den Bahnhof von Raasiku Als Zielort des Transports war eigentlich Riga vorgesehen gewesen Da das dortige Ghetto aber angeblich uberfullt war wurde der Zug nach Estland umgeleitet Am Bahnhof fand die Selektion statt Die Manner Frauen und Kinder die nicht fur einen Arbeitseinsatz in Frage kamen mussten sich in Busse setzten und wurden nach Kalevi Liiva gefahren Dort wurden sie gezwungen sich auszuziehen und alle Wertsachen abzugeben Bis zu 1600 von ihnen wurden am Ankunftstag in Kalevi Liiva erschossen und in zuvor ausgehobenen Massengrabern verscharrt Die ubrigen mussten in der Nahe das Lager Jagala Kalevi Liiva errichten 1 Das gleiche Schicksal traf einen ahnlichen Zwangstransport mit etwa 1250 Personen der wenige Tage spater von Berlin aus im Lager Jagala eintraf In den folgenden Monaten wurden kranke und schwache Arbeiter sowie willkurlich weitere Gefangene in Kalevi Liiva erschossen Wahrscheinlich wurden in Kalevi Liiva vom September 1942 bis zum Spatsommer 1943 zwischen 2000 und 5000 Menschen ermordet wobei sich die genauen Opferzahlen wohl nicht mehr feststellen lassen Die meisten Ermordeten waren wahrscheinlich Juden aus Deutschland Osterreich der Tschechoslowakei und Polen Ausserdem befanden sich unter den Opfern Sinti Roma und weitere Personen Schliessung des Lagers BearbeitenDas Lager Jagala wurde im September 1943 geschlossen Die Gefangenen wurden entweder in das Zentralgefangnis von Tallinn verlegt oder zuvor hingerichtet Nur eine kleine Gruppe von Frauen uberlebte den Krieg Prozess BearbeitenVom 6 bis 11 Marz 1961 fand vor dem Obersten Gericht der Estnischen SSR der Prozess gegen zwei estnische Kollaborateure statt die an den Erschiessungen in Kalevi Liiva teilgenommen hatten Ralf Gerretz war seit dem Sommer 1942 Stellvertreter des Kommandanten im Konzentrationslager Jagala Jaan Johannes Viik war als Wachmann im Konzentrationslager Jagala tatig Viik und Gerretz wurden zum Tode verurteilt und kurz nach dem Prozess hingerichtet Gegen Ain Ervin Mere 1903 1969 den Leiter der Sicherheitspolizei in Estland fand der Prozess in Abwesenheit statt da er von Grossbritannien nicht an die Sowjetunion ausgeliefert worden war Der vierte Angeschuldigte Aleksander Laak 1907 1960 Leiter des Konzentrationslagers Jagala wurde in Kanada von Journalisten aufgespurt dann aber erhangt in seiner Garage aufgefunden Erinnerung BearbeitenZur Erinnerung an die Massenmorde wurde 1961 in Kalevi Liiva ein Gedenkstein errichtet Mit Erlass des estnischen Kulturministers vom 1 Juni 1995 wurde Kalevi Liiva als Totungsort und Massengrab fur die Opfer unter den besonderen Schutz des estnischen Staates gestellt Im Mai 2002 errichteten die Botschaften Deutschlands Polens und Tschechiens in Zusammenarbeit mit der judischen Gemeinde Estlands eine Gedenk und Informationstafel am Ort der Erschiessungen Einzelnachweise Bearbeiten Raasika Kurzbericht des Portals Deportal online auf shoah deportal cz Weblinks BearbeitenKalevi Liiva bei gedenkstaetten uebersicht de Audiofile Der Angeklagte Ralf Gerretz berichtet vor einem sowjetestnischen Gericht von den Erschiessungen in Kalevi Liiva sowjetische Radiosendung 1961 Normdaten Geografikum GND 7538943 5 lobid OGND AKS VIAF 236592966 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kalevi Liiva amp oldid 205953251