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Als Kaiser Heinrich Bibliothek werden jene mittelalterlichen Handschriften bezeichnet die nachweislich oder mit grosser Wahrscheinlichkeit durch Kaiser Heinrich II nach Bamberg gebracht wurden und noch heute in der dortigen Staatsbibliothek aufbewahrt werden Es handelt sich um insgesamt 165 Handschriften darunter einige der beruhmtesten und wertvollsten Codices des Mittelalters wie die Bamberger Apokalypse Drei der zehn Hauptwerke der ottonischen Buchmalerei die 2003 von der UNESCO in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen wurden gehoren zur Kaiser Heinrich Bibliothek Eine weitere Handschrift in dieser Sammlung das Lorscher Arzneibuch wurde 2013 ebenfalls in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen Der besondere historische Wert der Kaiser Heinrich Bibliothek liegt vor allem darin dass aus den Jahrhunderten davor und danach keine vergleichbare Buchersammlung die direkt auf einen Konig oder Kaiser zuruckgeht als Sammlung erhalten ist 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Sammlung 2 Kaiser Heinrich und seine Handschriften 3 Digitalisierungsprojekt 3 1 Definition der Sammlung und Durchfuhrung der Digitalisierung 3 2 Geschichte der Digitalisate und Verfugbarkeit 4 Umfang 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der Sammlung BearbeitenNachdem Heinrich im Jahr 1007 in Bamberg ein Bistum eingerichtet hatte schenkten er und seine Frau Kundigunde den dortigen Kirchen zahlreiche Handschriften Ein Teil davon wurde eigens fur das neu gegrundete Bistum in Auftrag gegeben andere stammten aus Heinrichs eigenem Besitz viele wurden mehr oder minder freiwillig aus bestehenden Sammlungen nach Bamberg abgegeben Neu angefertigt wurden vor allem liturgische Handschriften darunter kostbare Bilderhandschriften aus dem Skriptorium der Reichenau aus dem Kloster Sankt Emmeram und aus Seeon Auch die ersten im Kloster Michelsberg produzierten Handschriften werden der Grundungsausstattung des Bistums zugerechnet Insgesamt wurde Bamberg vermutlich mit uber 350 Codices ausgestattet 2 3 Bereits bald nach Bistumsgrundung galt Bamberg dank dieser Schenkungen als eine Bucherstadt 4 Die allermeisten Handschriften uber 90 der vollstandig erhaltenen 5 wurden Teil des Domschatzes oder der Dombibliothek Die vermutlich bekannteste Handschrift aus der Kaiser Heinrich Bibliothek die Bamberger Apokalypse schenkten Heinrich und Kunigunde dem Stift St Stephan Einzelne Handschriften gelangten teils spater in den Besitz anderer Kirchen und Kloster im Bistum Bamberg die meisten aber verblieben das gesamte Mittelalter und bis zur Sakularisation in der Stadt Bamberg 1803 zog der bayerische Staat einige besonders wertvolle Codices ein und gab sie als Cimelien an die damalige Hofbibliothek in Munchen die heutige Bayerische Staatsbibliothek Die ubrigen wurden der damals neu gegrundeten Staatsbibliothek in Bamberg uberlassen Kaiser Heinrich und seine Handschriften BearbeitenFur rund 40 Handschriften lasst sich eindeutig nachweisen dass sie auf Veranlassung von Heinrich und Kundigunde selbst nach Bamberg gelangten 6 fur viele andere ist dies schon aufgrund ihres Alters sehr wahrscheinlich Vor der Bistumsgrundung durfte es in Bamberg keine bedeutenden Buchbestande gegeben haben und aus zahlreichen Quellen ist belegt dass Dom und Klosterbibliotheken aus dem ganzen Reich auf bittenden Befehl Heinrichs Bucher nach Bamberg abgaben 7 Auch die sehr breit gestreute Schriftheimat der Werke lasst sich am besten mit einer solchen Sammelaktion Heinrichs erklaren 8 6 Allerdings konnen viele Handschriften nur palaographisch datiert werden was oft mit Unsicherheiten von einigen Jahren bis Jahrzehnten verbunden ist Wie viele ganz oder teilweise erhaltene Handschriften schon zu Lebzeiten Heinrichs oder kurz danach in Bamberg waren ist daher nicht ganz sicher Hartmut Hoffmann zahlte 199 Handschriften des 10 und 11 Jahrhunderts auf von denen sich zumindest Fragmente erhalten haben 181 in Bamberger und 18 in anderen Bibliotheken und von denen die allermeisten von Heinrich nach Bamberg gegeben worden seien 9 Als altere uberwiegend wohl ebenfalls von Heinrich nach Bamberg gebrachte Handschriften nennt er 55 Kodices allein der Dombibliothek 10 Bernhard Schemmel ging von 175 Handschriften darunter 29 Fragmenten in Besitz der Staatsbibliothek sowie neun oder zehn andernorts aufbewahrten Handschriften aus die alle bis zum ersten Viertel des 11 Jahrhunderts entstanden und wahrscheinlich noch zu Heinrichs Lebzeiten nach Bamberg gebracht worden seien 11 Digitalisierungsprojekt BearbeitenDefinition der Sammlung und Durchfuhrung der Digitalisierung Bearbeiten Zwischen 2008 und 2012 wurde die Kaiser Heinrich Bibliothek in einem eigenen Digitalisierungsprojekt erschlossen 12 Die online Prasentation umfasst verschiedene Suchfunktionen innerhalb der Sammlung und stellt zu fast allen Digitalisaten Auszuge aus den Handschriftenkatalogen von Fischer Leitschuh Bischoff und Suckale Redlefsen sowie der Forschungsliteratur v a Hoffmann bereit 13 Im Rahmen des Digitalisierungsprojektes wurden 165 heute noch in der Staatsbibliothek befindliche Handschriften als Kaiser Heinrich Bibliothek definiert Die Auswahl orientiert sich an den Datierungen der Handschriften durch Bernhard Bischoff Hartmut Hoffmann und Gude Suckale Redlefsen und ist weitgehend aber nicht ganz mit den von Schemmel gemeinten Handschriften identisch Das entscheidende Kriterium war die sichere oder doch wahrscheinliche Entstehung der Handschrift zu Lebzeiten Heinrichs oder fruher Angesichts der unterschiedlichen und teilweise umstrittenen palaographischen Datierungen wurden die Kataloge in einer festen Reihenfolge herangezogen Da es aber nicht Aufgabe des Projekts war sich in diese Forschungskontroversen zu verstricken oder sie gar zu losen wurde ein strikt formales Vorgehen gewahlt Fur die Datierung und auch fur die Lokalisierung wurde zunachst der jungste der Kataloge zum Bamberger Handschriftenbestand herangezogen Suckale Redlefsen 2004 Fur die dort nicht angefuhrten Handschriften wurde der zweitjungste Katalog Bischoff 1998 konsultiert und die dortigen Datierungen und Lokalisierungen ubernommen Schliesslich fand noch der Katalog der Monumenta Germaniae Historica Hoffmann 1995 Berucksichtigung es wurden all diejenigen dort verzeichneten Handschriften fur das Projekt ausgewahlt die in den beiden anderen Katalogen nicht aufgefuhrt sind nach der Datierung Hoffmanns jedoch durchaus zur Bibliothek Heinrichs II gehort haben konnen Diese Kriterien gewahrleisten dass angesichts der oft strittigen und unsicheren Datierungen die Handschriftenauswahl fur das Projekt moglichst weitmaschig vorgenommen wurde Staatsbibliothek Bamberg 14 Fur sehr viele Handschriften ist das Projekt also dem jungsten Katalog gefolgt nur fur die dort nicht verzeichneten Handschriften wurden die Datierungen aus Bischoffs Katalog der festlandischen Handschriften ubernommen und nur fur die auch dort nicht verzeichneten Handschriften Hoffmann Monographie Bamberger Handschriften Die Definition wurde bewusst grosszugig ausgelegt daher wurden nicht auch Handschriften die in den Katalogen nicht genauer als in die erste Halfte des 11 Jahrhunderts datiert wurden aufgenommen z B Msc Bibl 45 Es wurden sowohl Kodices als auch Fragmente digitalisiert Signaturengruppe IX A Sammelhandschriften wurden auch dann vollstandig digitalisiert wenn nur eine der enthaltenen Handschriften auf Heinrichs Lebzeiten oder fruher datiert wurde z B Msc Patr 18 deren zweiter Teil aus dem 13 Jahrhundert stammt Geschichte der Digitalisate und Verfugbarkeit Bearbeiten Alle 165 Digitalisate stehen auf verschiedenen Servern zur Verfugung In Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek wurden die Digitalisate zunachst auf Server des Rechenzentrums Garching kopiert und zwischen 2010 und 2012 freigeschaltet 15 Die Digitalisate konnen seither unter anderem uber die Homepage der Staatsbibliothek den OPAC der Universitat Bamberg und den Verbundkatalog des Bibliotheksverbund Bayern gefunden werden Vor 2018 wurden die 165 Digitalisate auf den Seiten der Bayerischen Landesbibliothek online zur Verfugung gestellt 16 Am 22 Juni 2019 wurde dieses Angebot auf die Plattform bavarikon umgezogen 17 Dabei wurden andere URN genannt als bei der ersten Veroffentlichung 18 Im Jahr 2022 wurden die gleichen 165 Digitalisate wieder mit neuen URN und teilweise anderen Metadaten auf den Seiten des Munchener Digitalisierungszentrums verfugbar gemacht 19 Umfang BearbeitenEntsprechen der Definition der Staatsbibliothek Bamberg gehoren 165 Handschriften zur Kaiser Heinrich Bibliothek Fur eine Ubersicht siehe die Tabellen hier Hauptartikel Liste der Handschriften der Kaiser Heinrich BibliothekLiteratur BearbeitenBernhard Bischoff Katalog der festlandischen Handschriften des neunten Jahrhundert Teil 1 Aachen Lambach Harrasowitz Wiesbaden 1998 ISBN 3 447 03196 4 Fur alle Handschriften die nicht bei Gude Suckale Redlefsen erfasst sind ist Bischoffs Katalog die aktuellste Beschreibung Hartmut Hoffmann Bamberger Handschriften des 10 und des 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 39 Hahn Stuttgart 1995 v a S 88 105 Digitalisat Hartmut Hoffmann Schreibschulen und Buchmalerei Handschriften und Texte des 9 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 65 Hiersemann Stuttgart 2012 Stefan Knoch Die digitale Kaiser Heinrich Bibliothek der Staatsbibliothek Bamberg Hintergrunde und Genese eines Digitalisierungsprojekts In Sabine Philippi Philipp Vanscheidt Hrsg Digitale Rekonstruktionen mittelalterlicher Bibliotheken Reichert Wiesbaden 2014 ISBN 978 3 89500 995 2 S 23 30 Henry Mayr Harting Ottonische Buchmalerei Liturgische Kunst im Reich der Kaiser Bischofe und Abte Belser Stuttgart 1991 ISBN 3 7630 1216 8 Original Ottonian Book Illumination An Historical Study Miller London 1999 ISBN 1 872501 74 5 Bernhard Schemmel Heinrich II und Bambergs Bucherschatze In Bericht des Historischen Vereins fur die Pflege der Geschichte des ehemaligen Furstbistums Bamberg Band 133 1997 S 127 146 Gude Suckale Redlefsen Prachtvolle Bucher In Josef Kirmeier Bernd Schneidmuller Stefan Weinfurter Evamaria Brockhoff Hrsg Kaiser Heinrich II 1002 1024 Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2002 Bamberg 9 Juli bis 20 Oktober 2002 Veroffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur Band 44 Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg 2002 ISBN 978 3 927233 82 9 S 273 274 Gude Suckale Redlefsen Die Handschriften des 8 bis 11 Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg 1 Teil Texte Katalog der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg Band 1 1 Harrassowitz Wiesbaden 2004 ISBN 3 447 05117 5 Digitalisat Aktuellster wissenschaftlicher Katalog fur die meisten Handschriften der Sammlung Werner Taegert Schatz fur die Ewigkeit Buchstiftungen Kaiser Heinrichs II fur seinen Dom In Norbert Jung Wolfgang F Reddig Hrsg Dem Himmel entgegen 1000 Jahre Kaiserdom Bamberg 1012 2012 Katalog der Sonderausstellung 4 Mai 31 Oktober 2012 Veroffentlichungen des Diozesanmuseums Bamberg Band 22 Imhof Petersberg 2012 ISBN 978 3 86568 754 8 S 95 115 Weblinks BearbeitenStaatsbibliothek Bamberg Kaiser Heinrich Bibliothek Beschreibung der Sammlung auf der Homepage der Bamberger Staatsbibliothek mit Links zu Digitalisaten aller 165 Handschriften und den Handschriftenkatalogen und zahlreichen Suchfunktionen Kaiser Heinrich Bibliothek der Staatsbibliothek Bamberg Beschreibung der Sammlung auf der Seite des Munchener Digitalisierungszentrum mit Links zu allen Digitalisaten ohne Links auf Kataloge nur einfache Sortierfunktionen Einzelnachweise Bearbeiten Hartmut Hoffmann Bamberger Handschriften des 10 und des 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 39 Hahn Stuttgart 1995 S 102 Aus dem fruhen und hohen Mittelalter ist sie die einzige Bibliothek eines Konigs die als geschlossene Buchersammlung halbwegs auf uns gekommen ist Hartmut Hoffmann Bamberger Handschriften des 10 und des 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 39 Hahn Stuttgart 1995 hier S 89 Bernhard Schemmel Heinrich II und Bambergs Bucherschatze In Bericht des Historischen Vereins fur die Pflege der Geschichte des ehemaligen Furstbistums Bamberg Band 133 1997 S 127 146 hier S 138 Hartmut Hoffmann Bamberger Handschriften des 10 und des 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 39 Hahn Stuttgart 1995 hier S 88 Bernhard Schemmel Heinrich II und Bambergs Bucherschatze In Bericht des Historischen Vereins fur die Pflege der Geschichte des ehemaligen Furstbistums Bamberg Band 133 1997 S 127 146 hier S 135 a b Bernhard Schemmel Heinrich II und Bambergs Bucherschatze In Bericht des Historischen Vereins fur die Pflege der Geschichte des ehemaligen Furstbistums Bamberg Band 133 1997 S 127 146 hier S 146 Hartmut Hoffmann Bamberger Handschriften des 10 und des 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 39 Hahn Stuttgart 1995 hier S 102 Hartmut Hoffmann Bamberger Handschriften des 10 und des 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 39 Hahn Stuttgart 1995 hier S 101 Hartmut Hoffmann Bamberger Handschriften des 10 und des 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 39 Hahn Stuttgart 1995 hier S 101 102 Einige wenige von diesen Buchern des 10 und aus der ersten Halte des 11 Jahrhunderts mogen erst in spaterer Zeit erworben sein aber die Masse der alteren Codices durfte bereits Heinrich II angeschafft haben Hartmut Hoffmann Bamberger Handschriften des 10 und des 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 39 Hahn Stuttgart 1995 hier S 78 Bernhard Schemmel Heinrich II und Bambergs Bucherschatze In Bericht des Historischen Vereins fur die Pflege der Geschichte des ehemaligen Furstbistums Bamberg Band 133 1997 S 127 146 hier S 128 130 Unter den zehn auswartige n Handschriften S 129 scheint auch Bamberg Staatsbibliothek Msc Patr 155 mitgezahlt zu sein Stefan Knoch Die digitale Kaiser Heinrich Bibliothek der Staatsbibliothek Bamberg Hintergrunde und Genese eines Digitalisierungsprojekts In Sabine Philippi Philipp Vanscheidt Hrsg Digitale Rekonstruktionen mittelalterlicher Bibliotheken Reichert Wiesbaden 2014 ISBN 978 3 89500 995 2 S 23 30 Staatsbibliothek Bamberg Kaiser Heinrich Bibliothek In www staatsbibliothek bamberg de abgerufen am 8 Juni 2023 Staatsbibliothek Bamberg Kaiser Heinrich Bibliothek In www staatsbibliothek bamberg de abgerufen am 8 Juni 2023 Stefan Knoch Die digitale Kaiser Heinrich Bibliothek der Staatsbibliothek Bamberg Hintergrunde und Genese eines Digitalisierungsprojekts In Sabine Philippi Philipp Vanscheidt Hrsg Digitale Rekonstruktionen mittelalterlicher Bibliotheken Reichert Wiesbaden 2014 ISBN 978 3 89500 995 2 S 23 30 hier S 26 29 Kaiser Heinrich Bibliothek Bamberg In www bayerische landesbibliothek online de abgerufen am 29 Juni 2023 Kaiser Heinrich Bibliothek Bamberg In www bavarikon de abgerufen am 29 Juni 2023 Staatsbibliothek Bamberg Kaiser Heinrich Bibliothek In https zendsbb digitale sammlungen de abgerufen am 29 Juni 2023 Kaiser Heinrich Bibliothek der Staatsbibliothek Bamberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaiser Heinrich Bibliothek amp oldid 235049595