www.wikidata.de-de.nina.az
Das Konzentrationslager Wiesendorf war ein Aussenlager des elsassischen Konzentrationslagers Natzweiler Struthof Es befand sich im Gewann Wiesendorf der damals eigenstandigen wurttembergischen Gemeinde Wasseralfingen die heute Teil der Stadt Aalen ist Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Das KZ Wiesendorf 3 Literatur 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenSchon vor der Eroffnung des Lagers Wiesendorf existierten in Wasseralfingen mehrere Lager Kriegsgefangene und deportierte Fremdarbeiter mussten fur die Schwabischen Huttenwerke SHW und die Maschinenfabrik Alfing Kessler in der Rustungsproduktion Zwangsarbeit leisten Die Fremdarbeiterlager wurden von der Deutschen Arbeitsfront und die Kriegsgefangenenlager durch das Stammlager in Ludwigsburg verwaltet Da die kleineren Lager im Ort 1 und in Landgemeinden im Einzugsbereich vielfach Gaststatten z B Schlegel Henneshaus Sand Lamm Sangerhalle TSV Turnhalle Erzgrube 5 Erzgrube 10 zu deren Unterbringung nicht ausreichten wurden rund um Wasseralfingen sechs neue Lager eroffnet Lager in Wasseralfingen Name Ort Eroffnung Anzahl der Baracken fur Betrieb Sudlager Stiewingstrasse 1941 42 1943 erweitert 8 SHW Nordlager oberhalb Schafgasse 1942 1943 erweitert 7 SHW Erzstollenlager OT Viktoria Sportplatz 1944 2 6 3 OT Ruckenlager nordlich Werksgelande 1942 12 Alfing Kappelberglager am Kappelberg 1942 10 AlfingWiesendorf I 1944 5 SHWDas KZ Wiesendorf BearbeitenAb August 1944 wurde ein neues Lager im Gewann Wiesendorf unterhalb des Braunenbergs zwischen den heutigen Strassen Moltke Braunenberg Flieder und Kolpingstrasse neben ein seit Februar 1944 bestehendes Lager fur Zwangsarbeiter der SHW gebaut Dieses Lager war bereits im Februar 1944 mit Russen uberwiegend aus der Umgebung von Leningrad belegt worden 4 Das zweite Lager wurde am 27 September 1944 als ein Aussenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler Struthof im Elsass eroffnet Das neu eroffnete Lager bestand aus 4 Baracken wobei 3 sich innerhalb einer doppelten Stacheldrahtumzaunung befanden 5 6 7 8 Die vierte Baracke war fur die Wachmannschaft bestimmt Die Haftlinge schliefen in einer winkelformigen Baracke mit zwei Schlafraumen Beide Lager zusammen hatten eine Flache von 2 8 ha Die Bewachung der Insassen des KZ wurde von neun SS Unterfuhrern und 25 SS Mannern z T kurz zuvor von der Luftwaffe versetzt sowie drei OT Unterfuhrern und 30 OT Mannern durchgefuhrt Die insgesamt 62 Wachmanner waren also unterschiedlicher militarischer Herkunft Die Haftlinge waren in der 5 Woche des Warschauer Aufstands 5 9 September 1944 von deutschen Einheiten festgenommen und vor dem Transport wenige Tage in das Durchgangslager 121 Pruszkow untergebracht und dort selektiert worden Einen besonderen Grund fur die Verhaftungen bedurfte es nicht da ganz Warschau auf personlichen Befehls Hitlers als Rache fur den Aufstand von den Deutschen geraumt wurde Der Transport mit dem Zug nach Dachau dauerte mehrere Tage da zum Schutz vor Fliegerangriffen uberwiegend nachts gefahren wurde Am 12 September 1944 traf der Transport mit 3 034 Haftlingen im KZ Dachau ein wo die Haftlinge zur Quarantane in den Blocken 19 und 25 untergebracht nochmals selektiert und auf verschiedene Gruppen aufgeteilt wurden 9 10 11 Sie erhielten die Haftlingsnummern Nr Da ab 104 840 1 060 Haftlinge kamen nach Mannheim Sandhofen Nr Na 29 241 30 300 und 1 000 Haftlinge nach Frankfurt Katzbach zu den Adlerwerken Nr Na 36 586 37 585 400 Haftlinge aus dem Block 25 fur Wasseralfingen wurden am 25 September 1944 verwaltungstechnisch zum KZ Natzweiler uberstellt Nr Na 36 184 36 583 Am 27 September 1944 um 11 00 Uhr traf der Transport mit einem Guterzug in Wasseralfingen ein wobei bei der Ubernahme der Haftlinge der Kommandofuhrer des Lagers Hauptscharfuhrer Mader u a das Fehlen von Wechselkleidung und Mantel beanstandete Beides wurde nie abgestellt Der Grossteil der Haftlinge mussten ab dem 29 September 1944 fur die von der OT Oberbauleitung fur das Bauvorhaben Nephelin beauftragten Firmen wie zum Beispiel Heil und Littmann Suka Staud und GHH in Wasseralfingen arbeiten Der kleinere Teil wurde im Oktober 1944 auf Rechnung von Alfing beim Barackenbau des Erzstollenlagers als Unterkunft fur die OT eingesetzt 4 Deutsche die schon mehrere Jahre in verschiedenen KZ Lager interniert waren wurden am 12 Oktober 1944 als Funktionshaftlinge Kapos vom KZ Aussenlager Kochendorf nach Wasseralfingen uberstellt 2 BV Berufsverbrecher 1 SAW Saboteur am Wehrdienst 1 Aso Zig Asozialer Zigeuner wo sich diese durch Misshandlungen der polnischen Haftlinge zu Komplizen der SS machten 12 Hinzu kam noch ein polnischer judischer Lagerarzt Dawid Wdowinski der am 18 Oktober 1944 vom KZ Vaihingen Enz uberstellt wurde Kommandofuhrer Mader wurde durch Oberscharfuhrer Weiss abgelost Ziel der Bauarbeiten war die Verlagerung der Produktion der Kurbelwellen fur den Flugmotor DB 603 in neugebaute Stollen Die Produktion dieses Typs hatte Alfing nach der Zerstorung des Kurbelwellenwerks im Hauptwerk der Firma Krupp in Essen im Fruhjahr 1943 durch die Royal Air Force ubernommen Im Dezember 1944 wurde die Aufnahme der Produktion in vier Stollen befohlen in der ca 57 Maschinen fur das Vorschruppen untergebracht wurden Die Hauptbearbeitung fand weiterhin oberirdisch statt Bald stellte man an den unterirdisch aufgestellten Maschinen aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit eine ubermassige Korrosion fest die die Produktion stark beeintrachtigte Die weiteren geplanten Bauarbeiten wurden abgebrochen Das Aussenkommando wurde zuletzt am 2 Februar 1945 erwahnt Noch im Februar erfolgte die Auflosung des Lagers 120 kranke Haftlinge wurden in das Krankenlager in Vaihingen Enz die anderen zum Grossteil in das KZ Neckarelz sowie der kleinere Teil in das KZ Auerbach bei Bensheim verlegt Die zwei Transportlisten fur Vaihingen Enz vom 16 Januar 1945 und 2 Februar 1945 13 weisen nur Haftlingsnummern Na der am 27 September 1944 in Wasseralfingen eingetroffenen Gruppe aus nbsp Gedenkstein an der Schillerlinde fur die dort hingerichteten HaftlingeBeim Wasseralfinger Standesamt sind 33 tote KZ Haftlinge registriert Die Totenliste des KZ Vaihingen Krankenlager weist etwa 100 Tote aus der Wasseralfinger Gruppe aus wobei die haufigste Todesursache AKS Allgemeiner Krafteschwund durch Unterernahrung war 14 Hinzu kommen weitere Tote in den Neckarlagern sowie Tote bei und nach der Evakuierung dieser Lager nach Dachau Insgesamt befinden sich 196 Haftlinge namentlich in Todeslisten 164 wurden nachweislich befreit bei 45 Haftlingen ist der Verbleib ungeklart Zu den Ungeklarten da namentlich nicht bekannt gehoren auch die 4 Haftlinge die im Herbst 1944 bei einem Exekutionskommando an der Schillerlinde am Braunenberg hingerichtet wurden Die Staatsanwaltschaft Stuttgart Zentrale Stelle Ludwigsburg fuhrte Vorermittlungsverfahren wegen moglicher Totungsdelikten durch zuletzt Az 86 Js 69 72 15 Obwohl hinreichend Hinweise bestanden dass Haftlinge durch Misshandlungen gestorben sind wurden die Ermittlungen mit Verfugung vom 23 Juni 1977 eingestellt Es sei anhand der Zeugenschilderungen nur von Korperverletzungen mit Todesfolge auszugehen Eine Totungsabsicht sei nach dieser langen Zeit im Einzelfall nicht mehr nachweisbar Kurz nach der Auflosung wurde das ehemalige Konzentrationslager Wiesendorf von einer SS Kompanie belegt Die insgesamt 37 16 bis 17 jahrigen SS Manner wurden beim Massaker von Lippach bei der Verteidigung des nahegelegenen Dorfes Lippach von Angehorigen der US Armee getotet Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bis 1950 sieben der neun Baracken dieses Doppellagers abgebrochen Die restlichen zwei wurden 1954 beziehungsweise 1957 ebenfalls abgerissen Heute ist von dem Wasseralfinger Konzentrationslager nichts mehr erhalten Die Fundamente im Bereich des heutigen Hauses Moltkestrasse 44 46 sind Reste des SHW Lagers In Erinnerung gerufen wurde das Lager erst wieder in den 1980er Jahren durch Veroffentlichungen des damaligen Stadtarchivars von Aalen Karlheinz Bauer Am 26 August 2023 wird zum Gedenken der KZ Haftlinge eine Stolperschwelle am fruheren Eingang des umzaunten Bereiches Kolpingstr Rosenstrasse verlegt 16 Literatur BearbeitenKarlheinz Bauer Ein Aussenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler in Wasseralfingen In Geschichts und Altertumsverein Aalen e V Hrsg Aalener Jahrbuch 1984 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1984 ISBN 3 8062 0406 3 S 345 384 Karlheinz Bauer Tater oder Opfer Johann Warack In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Baden Wurttemberg Band 1 NS Belastete von der Ostalb Klemm Oelschlager Ulm 2010 ISBN 978 3 86281 008 6 S 233 255 Stefan Kieniewicz Pamietniki Znak Krakau 2021 ISBN 978 83 240 6172 3 polnisch Einzelnachweise Bearbeiten Meldekarten fur Auslander Stadtarchiv Aalen sowie Archiv Arolsen Laut den Meldekarten fur Auslander Stadtarchiv Aalen wurden Anfang November 1944 Belgier aus der Iran Halle Straflager auf dem Alfinggelande in das neue Lager verlegt Daneben wohnten hier auch Mitarbeiter der Organisation Todt Auf den Meldekarten der Belgier wird dieses Lager als Erzstollenlager OT bezeichnet Staatsarchiv Ludwigsburg EL 402 1 Bu 536 Meldekarten fur Auslander Stadtarchiv Aalen Staatsarchiv Ludwigsburg EL 317 III Bu 931 932 Bild des Doppellager Wiesendorf Stadtarchiv Aalen Luftbild von Wasseralfingen vom April 1945 Stadtarchiv Aalen Lageplan zur Erteilung eines Barackenlagers im Gewann Wiesendorf Stadtarchiv Aalen Was A 704 undatiert 1944 Erinnerungen von J Kubicki auf der Homepage der Gedenkstatte KZ Sandhofen Peter Koppenhofer Der Ort des Terrors Band 6 Hrsg Wolfgang Benz und Barbara Distel S 125 Arno Huth Das doppelte Ende des K L Natzweiler auf beiden Seiten des Rheins Hrsg Landeszentrale fur politische Bildung Staatsarchiv Ludwigsburg s o Archiv Arolsen Totenliste des KZ Vaihingen Archiv Arolsen Staatsarchiv Ludwigsburg s o Presse und Informationsamt Stadt Aalen KZ Aussenlager Wiesendorf 1944 45 Stadt Aalen Abgerufen am 29 Juli 2023 48 865055555556 10 11125 Koordinaten 48 51 54 2 N 10 6 40 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Wiesendorf amp oldid 236736128