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In den ersten Jahren nach 1933 wurde das KZ Dachau in der nationalsozialistischen Presse als Musterlager dargestellt Durch Pressemitteilungen Zeitungsartikel Fotoreportagen und auch mittels Fuhrungen durch das Konzentrationslager Dachau betrieb das nationalsozialistische Regime gezielte Propaganda Inhaltsverzeichnis 1 Artikel im Jahr 1933 2 Artikel im Jahr 1936 3 Besichtigungstouren 4 SS Zeitschrift Das schwarze Korps 5 Online Fotos 6 Literatur 7 EinzelnachweiseArtikel im Jahr 1933 BearbeitenAm 21 Marz 1933 gab der Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler seit zwei Wochen als kommissarischer Polizeiprasident von Munchen im Amt in einer Pressekonferenz die Errichtung eines politischen Konzentrationslagers bei der Stadt Dachau bekannt Am folgenden Tag berichteten daruber die Tageszeitungen so der Volkische Beobachter Am Mittwoch wird in der Nahe von Dachau das erste Konzentrationslager mit einem Fassungsvermogen fur 5 000 Menschen errichtet werden Hier werden die gesamten kommunistischen und soweit dies notwendig ist Reichsbanner und sozialdemokratischen Funktionare die die Sicherheit des Staates gefahrden zusammengezogen Am 3 April 1933 versicherte der bayerische Staatssekretar Hermann Esser in einer Pressekonferenz in Berlin dass der Umsturz in Bayern ohne Todesfalle vor sich gegangen sei und weder judischen Burgern noch Auslandern ein Haar gekrummt wurde Esser beschrieb das Lager als Massnahme um den kommunistischen Funktionaren und sonstigen staatsfeindlichen Elementen das Arbeiten wieder beizubringen das sie in den letzten Jahren so grundlich verlernt haben Das KL Dachau stehe der auslandischen Presse zur Besichtigung offen Am 11 April wurde der Bayerischen Landespolizei die das Lager bewachte die SS als Hilfspolizei zur Seite gestellt Am nachsten Tag kam es zu den ersten drei Morden im Lager In die anfanglich positiven Presseberichte mischten sich nun Warnungen Die Zivilbevolkerung solle sich nicht in die Nahe des Lagers begeben vor allem nicht aus Neugier auf Mauern oder ahnliches klettern um einen Blick in das Lager zu erhaschen Zu dieser Zeit trugen Haftlinge im Lager noch Zivilkleidung und normalen Haarschnitt waren also mit Zivilisten leicht verwechselbar Man habe drei Haftlinge auf der Flucht erschossen und SS Wachen wurden von ihren Schusswaffen schnell Gebrauch machen Presseberichte hauften sich von nun an bekannte Politiker seien auf der Flucht erschossen worden oder hatten im Lager feigen Selbstmord begangen Eine positiv darstellende Reportage veroffentlichte die Zeitschrift Bayerischer Heimgarten am 22 Juni Die alte Munitionsfabrik sei durch die Errichtung des Lagers vor dem Verfall gerettet worden Unterkunfte erstrahlten in hell getunchten heiteren Farben Uber den grunen wohlgepflegten Rasen wurde berichtet der mit Blumen und Steinen in Form von Hakenkreuzen verschonert war und vom Leo Schlageter Denkmal Der Verfasser des Artikels Hermann Larcher schrieb dass die Haftlinge nach Instandsetzung des Gebaudes zu weiteren gemeinnutzigen Arbeiten in der Umgebung des Lagers eingesetzt werden sollten Es sei erstaunlich was hier in der kurzen Zeit aus diesen einst von kommunistischen Hetzern verfuhrten Arbeitern geworden ist Fotos zeigten Lagereinrichtungen Gefangene bei der Arbeit bei Marschen und im Exerzierkommando Groner Zum Leben der Haftlinge wurde berichtet dass sie nun ein geregeltes Leben gutes Essen und ein Dach uber dem Kopf hatten die meisten seien zufrieden nur wenige seien anderer Auffassung Das Lager habe nicht nur kurzfristigen Wert sondern werde auch langfristig Segen und Nutzen bringen 1 Die damalige Propaganda ist vor dem Hintergrund der damaligen Arbeitslosigkeit hohen Armut und Obdachlosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise zu sehen Am 16 Juli 1933 erschien in der Zeitschrift Munchner Illustrierte Presse eine propagandistische Fotoreportage offenbar durch Himmler inspiriert Sie trug den Titel Die Wahrheit uber Dachau und den Untertitel Fruhappell im Erziehungslager Sie zeigte als Titelbild ordentlich und sauber gekleidete Haftlinge Der Artikel wies darauf hin dass jede Revolution ihre Feinde beseitigte in Frankreich durch die Guillotinen in Russland Millionen durch das Untermenschentum der Tscheka So standen auch SA und SS vor dem ewigen Gericht der Geschichte unbefleckt und die nationalsozialistische Revolution eine heilige Revolution genannt werden durfe Die Feinde hatten das Werk des Fuhrers zerstoren wollen Die marxistischen und judischen Intellektuellen dachten sich im Ausland die gemeinsten Verleumdungen uber das bayerische Erziehungslager aus Die Wahrheit sei wie in den Fotos zu sehen dass im Lager Dachau die Menschen zu Arbeit und Disziplin erzogen wurden Man gehe streng aber human mit ihnen um sie standen unter arztlicher Betreuung niemals sei es ihnen so gut ergangen wie im Lager Dachau wo ihnen endlich die Gelegenheit gegeben werde ihre Berufe ausuben zu konnen 2 Im Herbst 1933 veroffentlichte der Amper Bote dass seit einigen Wochen 160 Haftlinge zum Torfstechen eingesetzt seien die Haftlinge wurden frohgemut arbeiten und sich in ihrer Freizeit mit Spiel und Sport beschaftigen 3 Die Nachrichten wiesen auf den Gemeinnutzen des Lagers hin zunehmend beschrieben sie Insassen als Individuen die diese Pflege nicht verdienen Artikel im Jahr 1936 BearbeitenDie Olympischen Winterspiele 1936 fanden im nahegelegenen Garmisch Partenkirchen statt In in und auslandischen Zeitungsberichten wurde die Veranstaltung zu einem grossen Propagandaerfolg Ende 1936 veroffentlichte der Illustrierte Beobachter erneut eine ausfuhrliche Fotoreportage das Lager existierte nun schon uber drei Jahre Die veranderten politischen Bedingungen waren nun im Tonfall der Propaganda zu erkennen Erzieherische Erfolge der Therapie durch Arbeit und Disziplin wurden hervorgehoben die jedoch nicht bei allen Insassen die gewunschte Wirkung erzielten Berichtet wurde uber unverbesserliche Wirrkopfe pathologische Verbrecher erbbelastete Menschen von denen eine soziale Gemeinschaft nie Gutes zu erwarten haben wird Jede Muhe um sie wird vergeblich bleiben und es gilt die Gemeinschaft vor ihnen mit allen gesetzlichen Mitteln zu wahren 4 Den Lesern wurde die Einrichtung Organisation und arztliche Betreuung geschildert zudem die Verpflegung Zum Fruhstuck gebe es Kaffee Milch oder Kakao und Brot zum Mittagsessen Fleisch mit Gemuse Fisch oder eine Mehlspeise Vielen Haftlingen gehe es dadurch besser als jemals zuvor auch ihr Gesundheitszustand sei ausgezeichnet Nur auf die Erbgesundheit sei kein Einfluss zu nehmen der Lagerarzt musse daher gelegentlich um Erlaubnis ersuchen 5 sie nach dem 1934 in Kraft getretenen Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses sterilisieren oder kastrieren zu durfen In drei manipuliert dargestellten wenig fotogenen Bildern wurden Typen dieser Gattung abgebildet und in der nationalsozialistischen Terminologie beschrieben ein Judischer Volksverbrecher ein Rassenschander ein Gesicht des politischen Verbrechens ein Volksschadling und drei typische Vertreter des Untermenschentums im Konzentrationslager Dachau ein Kommunist ein Arbeitsscheuer und ein Berufsverbrecher Besichtigungstouren BearbeitenDem zweiten sehr wichtigen Bestandteil der Propaganda dienten Besichtigungstouren die ausgewahlten Besuchern aus dem Ausland und auch reichsdeutschen Amtstragern oder nationalsozialistischen Funktionaren gewahrt wurden So war beispielsweise dem bayerischen Ministerprasidenten Ludwig Siebert im Marz 1934 gewahrt worden das Lager unter SS Aufsicht zu besuchen Ihm wurde Eintritt in einige dafur ausgewahlte Baracken gewahrt und in andere vorbildliche Gebaude etwa der modernen Kuche im Wirtschaftsgebaude Die Wohnbaracken entsprachen dem Standard der damaligen Reichskasernen Siebert schrieb nach seinem Besuch einen lobenden Brief an Himmler in dem er das Lager als Muster Gefangenenlager beschrieb Da die Presse den Brief von Siebert veroffentlichte pragte sich nun im Volk der Begriff Musterlager ein 6 Fur Besichtigungstouren entwickelte sich mit den Jahren immer starker ein inszenierter Ablauf bald gehorten Besuche fast zur Tagesordnung Uber auslandische Besichtigungen wurde in lokalen Zeitungen eifrig berichtet als Beweis einer unparteiischen Aussage So berichteten Zeitungen beispielsweise vom Besuch des hollandischen Geistlichen Tourenbuts im Jahr 1933 der das Szenario offenbar nicht durchschaut hatte In Holland veroffentlichte Tourenbuts den Artikel Dachau Luge und Wahrheit 7 Er berichtete von der vorbildlichen Ausstattung des Lagers dem guten Essen der vorzuglichen arztlichen Betreuung dem Sportbereich den extrem hygienischen Bedingungen und dem Haftlingsbad Weiter dass Haftlinge nur drei bis vier Tage arbeiten mussten und nur zwei Haftlinge gestorben seien Berichte uber Misshandlungen gehorten absolut in das Reich der Fabeln von Korperstrafen habe er nichts bemerkt die einzige Strafe sei die Einzelhaft Der Volkische Beobachter ubernahm den Inhalt des Artikels in ungekurzter Fassung und druckte ihn im Januar 1934 ab Das Dachauer Volksblatt und der Amperbote folgten nach 8 Bis mindestens ins Jahr 1938 erfolgten zahlreiche Besichtigungen des Lagers Dachau SS Zeitschrift Das schwarze Korps BearbeitenDachau war das erste Lager der SS Die SS Zeitschrift Das Schwarze Korps war Organ der Reichsfuhrung SS Zeitung der Schutzstaffeln der NSDAP Auch sie berichtete uber das Lager Dachau Online Fotos BearbeitenInszenierte Propagandafotos Fotograf Heinrich Hoffmann Juni 1933 Quelle siehe 9 Haftlinge erbauen ein Schwimmbecken Ansicht des Lagers Dachau Wachmannschaften Haftlinge beim Eisstockschiessen Eisstockschiessen 2 Eisstockschiessen 3 Eisstockschiessen 4 Haftling auf dem Eis Erbau Wessel DenkmalLiteratur BearbeitenStanislav Zamecnik Hrsg Comite International de Dachau Das war Dachau Luxemburg 2002 S 91 98 Einzelnachweise Bearbeiten Bayerischer Heimgarten vom 22 Juni 1933 Artikelverfasser Hermann Larcher Fotografien Firma Sessner Munchner Illustrierte Presse vom 16 Juli 1933 Munchner Illustrierte Presse Bericht vom 16 Juli 1933 Amper Bote vom 7 September 1933 Illustrierter Beobachter vom 3 Dezember 1936 Ausgabe 49 Vgl Dr Heyde und IKL erteilten diese Erlaubnis Vgl Glonntal Bote vom 1 2 und 3 April 1934 KD S 80 Quellenangabe entnommen aus Stanislav Zamecnik S 96 Dagblad van Noordbrabant vom 9 Dezember 1933 Volkische Beobachter vom 6 Januar 1934 Dachauer Volksblatt vom 9 Januar 1934 Amperbote vom 11 Januar 1934 Quelle Fotos Bayerische Staatsbibliothek Memento des Originals vom 6 August 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot elektra bsb muenchen de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Dachau in der nationalsozialistischen Presse amp oldid 208505662