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Das KZ Aussenlager Boelcke Kaserne war ein vom 8 Januar 1945 bis zum 11 April 1945 bestehendes Aussenlager des KZ Mittelbau fur mannliche Haftlinge 1 Es befand sich auf dem Gelande der ehemaligen Boelcke Kaserne im sudostlichen Nordhausen Haftlingsleichen auf dem Gelande der Boelcke Kaserne Aufgenommen am 13 April 1945 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 KZ Aussenlager Boelcke Kaserne 3 Befreiung des Lagers 4 Strafverfolgung der Lagerleitung 5 Gedenkort 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBereits ab 1943 war an dem Ort ein Zwangsarbeiterlager in dem sowjetische und franzosische Zwangsarbeiter untergebracht waren Diese arbeiteten in einem ortsansassigen Maschinenbauunternehmen Im Juni 1944 kamen weitere Zwangsarbeiter hinzu die bei den Junkerswerken und in der Stollenanlage im Kohnstein arbeiten mussten Bis Anfang Januar 1945 war das Lager mit bis zu 10 000 Zwangsarbeitern belegt Zudem gab es auf dem Areal noch ein Straflager der Gestapo fur deren Haftlinge 2 KZ Aussenlager Boelcke Kaserne Bearbeiten nbsp Schema des Aussenlagers nbsp Unbekannter Haftling sitzt mit Kruckstock nach der Befreiung am 12 April 1945 in einem Sessel vor der Boelcke Kaserne nbsp Einwohner Nordhausens tragen am 12 April 1945 unter Beaufsichtigung von Soldaten der US Armee tote Haftlinge aus der Boelcke Kaserne und legen sie davor ab Das Aussenlager befand sich in einem separaten Lagerabschnitt der mit einem elektrisch geladenen Stacheldraht umzaunt war In diesem Lagerabschnitt befanden sich in zwei wiederum voneinander isolierten Hallen die Haftlingsunterkunfte sowie das Krankenrevier und die Haftlingskuche 2 Die Anzahl der Haftlinge stieg von wenigen hundert im Januar 1945 auf etwa 6 000 Haftlinge im April 1945 an Darunter befanden sich etwa ein Drittel judische Haftlinge 3 Zunachst waren in dem Aussenlager Haftlinge untergebracht die in ortsansassigen Rustungsbetrieben arbeiteten oder beim Bauvorhaben B11 Stollen in den Kohnstein treiben mussten 2 Aus dem mit Evakuierungstransporten aus dem KZ Auschwitz und dem KZ Gross Rosen vollkommen uberfullten Konzentrationslager Mittelbau wurden ab Ende Januar nicht mehr arbeitsfahige kranke Haftlinge in das Aussenlager Boelcke Kaserne uberstellt Es wurde so zu einem Kranken und Sterbelager des Mittelbau Komplexes 2 Etwa 3 000 teilweise sterbenskranke Haftlinge wurden von der Lager SS unter inhumanen Bedingungen in zwei Blocken der vom Lager isolierten Halle als Krankenrevier untergebracht in dem ab Marz 1945 wiederum 800 an TBC erkrankte Haftlinge ohne medizinische Versorgung abgeschottet waren Aufgrund von Mangelernahrung Vernachlassigung und den absolut unhygienischen Zustanden in diesem Konzentrationslager starben ab Marz 1945 bis zu hundert Haftlinge taglich 2 Durch britische Bomberangriffe am 3 und 4 April 1945 auf Nordhausen wurde zum Teil auch die Boelckekaserne zerstort wobei 1 300 KZ Haftlinge zu Tode kamen Anschliessend verliess die Lager SS die Boelcke Kaserne 3 Mehreren Haftlingen gelang es wahrend der Bombardierung zu fliehen und sich in der naheren Umgebung zu verstecken Viele von ihnen wurden jedoch aufgespurt und durch Angehorige der ortlichen Polizei und der Wehrmacht erschossen 4 Befreiung des Lagers BearbeitenAm 11 April 1945 befreiten Angehorige der US Army das KZ Aussenlager Boelcke Kaserne und fanden neben mehreren hundert entkrafteten Uberlebenden uber 1 300 Leichen bereits im Verwesungszustand vor 3 Wahrend des zwolfwochigen Lagerbestehens verstarben in der Boelcke Kaserne etwa 3 000 KZ Haftlinge daher wurde dieses Aussenlager im Haftlingsjargon auch als lebendes Krematorium bezeichnet In die Todeszahlen nicht eingerechnet sind die am 8 Marz 1945 in das KZ Bergen Belsen uberstellten 2 250 KZ Haftlinge der Boelcke Kaserne und des Aussenlagers Ellrich Juliushutte von denen wahrscheinlich niemand uberlebte 5 6 Trotz umgehend eingeleiteter medizinischer Hilfsmassnahmen verstarben auch noch nach der Befreiung weitere KZ Haftlinge und Zwangsarbeiter 2 nbsp GedenktafelNachdem die ortsansassige Bevolkerung gezwungen worden war als Zeugen durch das befreite Lager zu gehen mussten am 16 April 1945 Manner aus Nordhausen insbesondere NS Funktionare die Haftlingsleichname in Massengrabern auf einem Ehrenfriedhof des stadtischen Friedhofes Nordhausen beisetzen Die grauenhaften Aufnahmen die Angehorige des US Army Signal Corps nach der Befreiung des Lagers dort machten wurden bald in den Wochenschauen der USA als auch Grossbritannien gezeigt 7 Strafverfolgung der Lagerleitung BearbeitenLagerleiter war der SS Obersturmfuhrer Heinrich Josten 2 Josten der zuvor im KZ Auschwitz eingesetzt war erhielt im Krakauer Auschwitzprozess das Todesurteil und wurde 1948 hingerichtet Als stellvertretender Lagerleiter fungierte der SS Hauptscharfuhrer Josef Kestel 2 Kestel erhielt im Buchenwald Hauptprozess die Todesstrafe und wurde im November 1948 im Kriegsverbrechergefangnis Landsberg gehangt Der zustandige Lagerarzt SS Hauptsturmfuhrer Heinrich Schmidt 2 war lediglich Zeuge im Bergen Belsen Prozess 8 und wurde 1947 im Nordhausen Hauptprozess als auch 1979 im dritten Majdanek Prozess aufgrund von Beweismangel freigesprochen 9 Gedenkort BearbeitenDie Hangars fur die Flugzeuge in denen die Haftlinge untergebracht waren wurden nach Kriegsende abgerissen In den 1960er Jahren wurden auf dem Gelande Neubauten errichtet Seit den 1970er Jahren erinnert in der Rothenburgstrasse ein Gedenkstein an die Opfer des KZ Aussenlagers Boelcke Kaserne 10 Literatur BearbeitenAndre Sellier Zwangsarbeit im Raketentunnel Geschichte des Lagers Dora zu Klampen Luneburg 2000 ISBN 3 924245 95 9 Jens Christian Wagner Hrsg Konzentrationslager Mittelbau Dora 1943 1945 Begleitband zur standigen Ausstellung in der KZ Gedenkstatte Mittelbau Dora Wallstein Gottingen 2007 11 ISBN 978 3 8353 0118 4 Jens Christian Wagner Nordhausen Boelcke Kaserne In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 7 Niederhagen Wewelsburg Lublin Majdanek Arbeitsdorf Herzogenbusch Vught Bergen Belsen Mittelbau Dora C H Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 52967 2 Jens Christian Wagner Produktion des Todes Das KZ Mittelbau Dora Wallstein Verlag Gottingen 2001 ISBN 3 89244 439 0 Zugleich Universitat Gottingen Dissertation 1999 unter dem Titel Wagner Jens Christian Verlagerungswahn und Tod Weblinks Bearbeiten nbsp Commons KZ Aussenlager Boelcke Kaserne Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Aussenkommandos gemass 42 Abs 2 BEG Nr 1071 Nordhausen Sachsen Anhalt Boelcke Kaserne Dora Mittelbau 8 Januar 1945 bis 11 April 1945 a b c d e f g h i Jens Christian Wagner Nordhausen Boelcke Kaserne In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 7 Munchen 2008 S 320f a b c Jens Christian Wagner Hrsg Konzentrationslager Mittelbau Dora 1943 1945 Gottingen 2007 S 185f Jens Christian Wagner Produktion des Todes Das KZ Mittelbau Dora Gottingen 2001 S 284f Jens Christian Wagner Produktion des Todes Das KZ Mittelbau Dora Gottingen 2001 S 495f Jens Christian Wagner Aussenlager Ellrich Juliushutte In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 7 Munchen 2008 S 316ff Jens Christian Wagner Hrsg Konzentrationslager Mittelbau Dora 1943 1945 Gottingen 2007 S 146f Protokoll des Bergen Belsen Prozesses Zeugenaussage von Heinrich Schmidt am 25 Oktober 1945 Memento vom 4 Oktober 2013 im Internet Archive Mazal org englisch Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2007 S 545Nach Freispruch Flucht in das Richterzimmer Tumulte im Dusseldorfer Majdanek Prozess In Hamburger Abendblatt Ausgabe 92 vom 20 April 1979 S 2 Gedenkorte Aussenlager des KZ Mittelbau pdf auf www dora de Bernhard M Hoppe Rezension der Ausstellung bei hsozkult geschichte hu berlin de51 491666666667 10 808611111111 Koordinaten 51 29 30 N 10 48 31 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Aussenlager Boelcke Kaserne amp oldid 195310159