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Die Jute Spinnerei und Weberei Bremen war ein Unternehmen das in Bremen im Stadtteil Walle zwischen Nordstrasse und dem Hafengebiet sowie in Delmenhorst Weberstrasse 6 Standorte hatte In Bremen wurde die Fabrik im Volksmund nur die Jute genannt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung des Unternehmens 1 2 Von 1919 bis 1945 1 3 Von 1945 bis 1996 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung des Unternehmens Bearbeiten VorgeschichteDie Weserkorrektion der Unterweser wegen der Versandung des Stroms begann 1881 und wurden 1895 vollendet Die bremischen Hafen konnten sich nunmehr entwickeln Bremen gehorte nicht dem Deutschen Zollverein an war also Zollausland 1883 und 1884 siedelten sich deshalb grosse Industriebetriebe von Bremer Kaufleuten ausserhalb der Stadtgrenzen an In Delmenhorst die Norddeutsche Wollkammerei und Kammgarnspinnerei Nordwolle im damals preussischen Blumenthal die Bremer Wollkammerei und im preussischen Hemelingen eine Jute Spinnerei 1888 schloss sich Bremen dem Deutschen Zollverein an 1887 88 wurde der neue Europahafen als Freihafen gebaut Bremer Unternehmer hatten damit Sicherheit fur neue Ansiedlungen Es wurde die Verarbeitung von Rohjute in unmittelbarer Nahe des neuen bremischen Hafengelandes dem Loschplatz der Juteeinfuhren im Zollausschlussbezirk sinnvoll Der Bedarf an Verpackungsmaterial in der Form von Jutesacke fur die aufstrebende Hafenwirtschaft wurde zunehmend grosser Rohjute konnte zu gunstigen Preisen in ausreichenden Mengen importiert werden Die GrundungAlbert Haasemann junger Direktor einer Jutespinnerei und Weberei von 1873 im damals preussischen Hemelingen erkannte den Standortsvorteil nahe der Bremer Freihafen Er und der Bankier Bernhard Loose grundeten mit Unterstutzung vom Kaufmann Christoph Hellwig Papendieck und vom Kaufmann und Konsul Johann Smidt 1888 die Jute Spinnerei und Weberei Bremen Papendieck und Smidt fanden und besorgten in Walle eine geeignete 7 5 Hektar grosses Flache an der spateren Nordstrasse und dem Gropelinger Deich mit der Flurbezeichnung Syndikushof davon wurden 4 Hektar fur die Fabrik und der Rest fur Wohnungen und Strassen verwendet Haasemann wurde alleiniger Vorstand und Gustav Lahusen erster Aufsichtsratsvorsitzender der neuen Aktiengesellschaft mit einem Anfangskapital von 1 5 Mio Mark Im Aufsichtsrat waren namhafte Kaufleute wie Senator Johannes C Achelis Bankier Eduard Watjen Theodor Lurmann und Konsul Julius Brabant vertreten Nach Haasemanns Planen konnte die Fabrik rechtzeitig und nach einer Rekordleistung im Fabrikbau zur Eroffnung des Europahafens am 21 Oktober 1888 fertiggestellt werden 1 Da der Zollanschluss Bremens auf den 15 Oktober 1888 terminiert war konnten die notigen Maschinen noch zollfrei aus dem Ausland eingefuhrt werden 2 Mit Spinnmaschinen mit rund 4500 Feinspindeln und 240 Webstuhlen wurde die Produktion aufgenommen Bis 1890 waren es bereits 6700 Feinspindeln und 320 Webstuhle 1100 Mitarbeiter waren anfanglich beschaftigt Bis 1896 verdoppelte sich die Anzahl der Spindeln Webstuhle und der Beschaftigten Noch vor der Entstehung der Jute grundeten Papendieck und Smidt 1887 den Gemeinnutzigen Bremer Bauverein der westlich des Jute Gelandes Grundstucke auf dem Waller Wied erwarb um dort Arbeiterwohnhauser zu errichten 3 Die Heimatstrasse und die Eintrachtstrasse gebaut und Ende 1888 die ersten Hauser bezogen Bis 1893 folgte die Wohnbebauung an der Bogens Frieden Wied und Pfeilstrasse Das Werk musste spater mehrfach erweitert und Arbeiter aus Thuringen aus Eichsfeld Bohmen Polen Galizien und dem Sudosten Europas angeworben werden Auf Grund der uberwiegend katholischen Zuwanderer entstand 1898 die katholische Marienkirche in Walle die erheblichen Zulauf hatte Die starke britische Konkurrenz mit ihren Niedriglohnen zwang auch die Jute zu einem niedrigen Lohnniveau was vom Textilarbeiterverband beklagt wurde Auf Haasemanns Betreiben wurden soziale Hilfsmassnahmen vom Werk eingeleitet zum Teil unter Mithilfe der burgerlichen Wohlfahrtsverbande Der Bau von Wohnungen die Einrichtung eines Sauglings und Kinderheimes 1907 eine betriebliche arztliche Betreuung mit zwei Arzten und Massnahmen der Altenfursorge erfolgten in unmittelbarer Nahe der Fabrik Zudem entstand eine Betriebskrankenkasse Rund 2 Mio Mark fur Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen waren 1913 in der Bilanz verzeichnet davon 825 000 Mark fur die Arbeiterwohnungen Die Firma entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Unternehmen in dieser Branche Von 1895 bis 1930 war Bruno Girardoni 1864 1934 Direktor der Fabrik nach ihm wurde eine Strasse in Hemelingen benannt 1896 wurden 2000 Mitarbeiter beschaftigt 1913 waren es 2150 Bedingt durch den Ersten Weltkrieg wurde die Produktion deutlich reduziert und so gab es 1918 nur noch 800 Beschaftigte Von 1919 bis 1945 Bearbeiten Auch nach dem Ersten Weltkrieg gelang ein neuer Aufschwung der Firma 1928 zahlte die Jute 1680 Mitarbeitern 1932 ubernahm das Unternehmen die Jute Spinnerei Delmenhorst und die Barther Jute Spinnerei in Vorpommern Jute war damit das zweitgrosste Unternehmen in der Juteindustrie 1931 schied Haasemann aus dem Vorstand aus und wurde Vorsitzender des Aufsichtsrats Carl Julius Brabant Neffe des Firmenmitbegrunders wurde 1919 Mitglied des Aufsichtsrats 1928 Vorsitzender des Aufsichtsrates und war von 1931 bis 1959 Direktor der Firma und danach wieder Aufsichtsratsvorsitzender Der Katholik Brabant kam aus dem Bankhaus Loose Er konnte den Einfluss der Nationalsozialisten trotz seiner Ablehnung des Regimes nicht verhindern 1938 waren in Bremen und Delmenhorst 2164 Mitarbeiter bei der Jute Im Zweiten Weltkrieg arbeiteten polnische Zwangsarbeiterinnen in der Fabrik Ab 1940 waren die Hafen und die Industrie haufig das Ziel der alliierten Bombenangriffe Die Fabrik wurde mehrfach getroffen produzierte jedoch eingeschrankt weiter 1944 wurde die Jute wie auch der Bremer Westen durch den Grossangriffs am 18 19 August endgultig zerstort Von 1945 bis 1996 Bearbeiten Ab 1946 erfolgte der Wiederaufbau der Produktionsanlagen Einige Werkswohnungen entstanden spater in kleinerem Umfang an anderer Stelle wie auch das Kinderheim Brabant war wieder Vorstandsvorsitzender 1947 produzierte die Firma u a Papier und Sacke fur Bergwerke die ihrerseits Kohle an ein Stahlwerk lieferte welches sich als Kompensation am Wiederaufbau des Bremer Jute Werkes beteiligte 1949 produzierten die Fabriken in Bremen und Delmenhorst mit 1350 Mitarbeitern Carl Julius Brabant jr der Sohn des langjahrigen Direktors wurde 1951 stellvertretender Vorstandsvorsitzender Er fuhrte die Produktion von Jutebreitgewebe fur Tufting Teppichboden erfolgreich ein Die Stadtplanung sah fur den Bereich westlich der Nordstrasse der Jute Spinnerei keine Wohnbesiedlung mehr vor lediglich fur das Heimatstrassenviertel konnte eine Anwohnerinitiative unter Fuhrung von Paul Falck den Wiederaufbau von Wohnungen durchsetzen Die Jute Spinnerei verzeichnete einen bescheidenen Aufschwung 1959 war die Auftragslage aber wieder schlecht Das Bremer Werk am Europahafen wurde geschlossen sowie die Produktion und Verwaltung nach Delmenhorst verlegt Hohe Rohstoffpreise fuhrten zu Absatzschwierigkeiten Gastarbeiter aus der Turkei arbeiteten vermehrt in der Fabrik in Delmenhorst Trotz neuer Produkte setzten sich auch wegen einer negativen Konjunktur die Schwierigkeiten des Unternehmens fort 1971 1972 kam es zu Produktionseinschrankungen und Entlassungen Statt in Jutesacke wurden Waren zunehmend u a in Containern transportiert 1973 verlagerte die Jute Spinnerei Maschinen von Delmenhorst auf die Insel Mauritius wo lediglich bis 1977 fur die Jute produziert wurde 1973 wurde in Delmenhorst der erste Teppichbodenmarkt eroffnet Grundstein fur eine wachsende Einzelhandelskette Nach 1980 ging es wieder aufwarts durch die Fertigung von Textiltapeten Nach elf Jahren ohne Dividenden konnte die Gesellschaft 1980 Gewinne fur ihre Aktionare ausschutten Der Umsatz stieg von rund 50 Mio Mark bis 1987 auch durch Firmenzukaufe auf uber 100 Mio Mark 1988 waren 608 Mitarbeiter beschaftigt davon bereits 420 bei der Handelskette Der Weser Kurier vermeldete bei der Jute fur 1989 wieder eine gunstige Entwicklung Neuer Grossaktionar war nun die Burg Calenberg Import Warenhandelsgesellschaft aus Bovenden Harste Ende 1996 wurde die Produktion in Delmenhorst eingestellt und das Werk mit noch 100 Mitarbeitern geschlossen 4 ErinnerungenIn Walle erinnern die Albert Haasemann Strasse die Brabantstrasse sowie der Eduard Milse Weg langjahriger Technischer Leiter und Mitglied des Vorstands an die Jute Spinnerei Bekannte Frauen aus der Bremer Frauenbewegung wie Kathe Popall Hermine Berthold und Maria Kruger waren bei der Jute Spinnerei beschaftigt Siehe auch BearbeitenEhemalige Jutespinnerei und Weberei in Beuel Jutespinnerei Potsdam Literatur BearbeitenHermann Sandkuhler und Cecilie Eckler von Gleich Die Jute Spinnerei und Weberei Bremen Eine Fabrik im Bremer Westen pragte Walle und Utbremen In Gunther Garbrecht Ein Streifzug durch die Geschichte Bremens Universitat Bremen 2010 Festschrift zum 25jahrigen Bestehen der Jute Spinnerei und Weberei Bremen Hg Jute Spinnerei und Weberei Bremen In Geschichtsarchiv der Kulturinitiative Brodelpott Herbert Schwarzwalder Das Grosse Bremen Lexikon 2 aktualisierte uberarbeitete und erweiterte Auflage Edition Temmen Bremen 2003 ISBN 3 86108 693 X 100 Jahre Tradition Erfahrung Verpflichtung Dienst am Kunden Jute Spinnerei und Weberei Bremen AG Delmenhorst 1988 Weblinks BearbeitenUni Bremen Jute Spinnerei Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Jute Spinnerei und Weberei Bremen in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Karl Heinz Hofmann 100 Jahre Seehafenstadt Bremen In Weser Kurier vom 30 April 1992 CecilieEckler von Gleich Jute kummerte sich schon vor 1900 um das Thema Zuwanderung in Weser Kurier 29 November 2001 G H Claussen Gemeinnutziger Bremer Bauverein seine Begrundung Bremen 1900 Weser Kurier vom 28 Juni 1996 Normdaten Korperschaft GND 211845 2 lobid OGND AKS VIAF 149533147 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jute Spinnerei und Weberei Bremen amp oldid 228149773