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Dieser Artikel behandelt den Roman Justine zum weiblichen Vornamen siehe Justine Vorname Justine oder vom Missgeschick der Tugend franz Originaltitel Justine ou les Malheurs de la vertu ist ein Roman des Schriftstellers Marquis de Sade den er 1787 wahrend seiner Inhaftierung in der Bastille verfasste Ausgabe von 1791Justine und Juliette sind die Tochter eines bankrotten Kaufmanns Nach dem Tod der nahezu mittellosen Mutter beschliesst Juliette als Prostituierte ins Bordell zu gehen verubt eine Reihe von Verbrechen erwirbt Reichtum und wird glucklich Justine hingegen wahlt den Weg der Tugend erlebt hierbei eine Reihe von Abenteuern und Missgeschicken und wird fortwahrend Verfolgungen und Erniedrigungen ausgesetzt bis sie wegen Mordes und Brandstiftung unter Anklage stehend wieder ihre Schwester trifft der sie ihr Lebensschicksal erzahlt bevor sie in einem Gewitter vom Blitz erschlagen wird De Sade bearbeitete sein Werk mehrfach es liegt in drei Fassungen vor Die zweite Fassung ist Marie Constance Quesnet de Sades zeitweiliger Lebensgefahrtin gewidmet Inhaltsverzeichnis 1 Die wichtigsten Episoden der Urfassung 2 Amoralische Botschaft 3 Die drei Fassungen des Werks 4 Notizen zur Neuen Justine 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie wichtigsten Episoden der Urfassung BearbeitenJustine erhalt von dem Sadisten Dubourg das Angebot sich gegen Entgelt regelmassig peitschen zu lassen was sie ablehnt Du Harpin ein unertraglicher Geizhals der Justine vergeblich uberreden wollte fur ihn zu stehlen zeigt seinerseits Justine verleumderisch des Diebstahls an um sie ins Gefangnis zu bringen Die Freunde der Verbrecherin Dubois mit der Justine aus dem Gefangnis flieht beschliessen Justine zu vergewaltigen weil sie nicht ihre Komplizin werden will Der homosexuelle Marquis Bressac peitscht Justine bis aufs Blut weil sie sich weigert seine gehasste Mutter zu vergiften Justine wird von dem Chirurgen Rodin gebrandmarkt und ihr werden zwei Zehen abgeschnitten nachdem sie einem Kind die Flucht ermoglicht hat das zu anatomischen Studien getotet und aufgeschnitten werden sollte Justine die in einem Kloster die christlichen Sakramente empfangen wollte wird von vier Monchen gefangen um mit ihnen als Sexsklavin perverse und exzentrische Orgien zu feiern Justine wird von einer Frau bestohlen der sie ein Almosen geben wollte Ein Falschmunzer den Justine vor einer Straftat gegen ihn bewahrt hat lockt sie auf ein Schloss um sie dort wie ein Tier schuften zu lassen Eine Mutter macht Justine den Prozess nachdem Justine deren Kind wahrend eines Hotelbrandes vergeblich zu retten versucht hat Amoralische Botschaft BearbeitenDe Sade ordnete den einzelnen Episoden charakteristische Tugenden zu wie Schamhaftigkeit Ehrlichkeit Grauen vor Untat Keuschheit Frommigkeit Mildtatigkeit Mitleid Vorsicht Gute und Wahrheitsliebe Die handelnden Personen sind Charaktermasken des Bosen oder des Guten Die sinnfallige Moral der Geschichte ist die konsequente Belohnung der Verbrecher fur ihre Schandtaten und die Entlarvung der Unnaturlichkeit des Guten Der homosexuelle Muttermorder Bressac erbt ein Vermogen der morderische Chirurg wird Leibarzt des Schwedenkonigs der Abt wird im Anschluss an sein orgiastisches Klosterleben in Rom zum Ordensgeneral ernannt Der Falschmunzer wird vermogend die verdorbene Schwester Juliette wird reich Justine hingegen wird fur ihre Tugendhaftigkeit von der Natur im Blitz ausgeloscht In dem Werk finden sich Einflusse aus dem System der Natur des Paul Henri Thiry d Holbach und aus den Questions de Zapata von Voltaire 1 Der wirtschaftliche Erfolg der Schriftstellerkarriere de Sades war gering stattdessen wurde er wegen der Veroffentlichung der Justine sowie des nachfolgenden Romans mit dem Titel Juliette seiner Freiheit beraubt und in die Irrenanstalt gesteckt Auch dem Verleger der Erstveroffentlichung des Romans Girouard ging es nicht besser er wurde bereits 1794 guillotiniert Die drei Fassungen des Werks BearbeitenDe Sade fertigte seinen Roman in drei Fassungen 1 Fassung 1787 2 Fassung 1791 und 3 Fassung Die Neue Justine 1797 Als Vorbild fur dieses Werk sowie den Nachfolger dienten de Sade vermutlich seine Erfahrungen mit Prostitution und Pornografie in Paris sowie moglicherweise die Leichenrede auf die bekannte Bordellbetreiberin Justine Paris 2 Die Urfassung wurde von de Sade innerhalb von zwei Wochen erstellt und erst 1909 von Guillaume Apollinaire wiederentdeckt Die spateren Varianten enthalten neben marginalen Abanderungen in der Grundstruktur neue Episoden und Erweiterungen der alten Episoden Besonders in der 3 Fassung wurden zahlreiche ins Detail gehende sadomasochistische Obszonitaten hinzugefugt Zusatzlich wurden eine Reihe von philosophischen Betrachtungen in die Handlung eingeflochten So wechseln sich Szenen extremer Grausamkeit und Perversion mit seitenlangen philosophischen oder pseudo philosophischen Rechtfertigungen und der Apologetik einer Umwertung aller Werte ab die dramaturgisch als Versuche eingebaut werden Justine zu belehren und vom Unsinn und der Schadlichkeit der Tugendhaftigkeit zu uberzeugen Da die Vielzahl der ausschweifend geschilderten Sexualakte in der Erzahlperspektive der Ichform den tugendhaften Charakter der Protagonistin nicht mehr psychologisch glaubhaft vermitteln konnte wechselt die Erzahlform der dritten Fassung in die dritte Person Singular Man kann die Entwicklung der unterschiedlichen Textfassungen als blosse Ausschmuckung der ursprunglichen Handlung oder aber auch als schrittweise Aufhebung der Selbstzensur interpretieren Einer weiteren unter Sexual und Literaturwissenschaftlern verbreiteten Ansicht nach Duhren u a versuchte De Sade durch seine Erweiterungen des Urtextes den vermeintlichen Verlust des in der Bastille zuruckgelassenen Manuskripts der 120 Journees Die 120 Tage von Sodom zu kompensieren und die dort systematisch aufgefuhrten Sexualhandlungen zu rekonstruieren und nachtraglich in das Handlungsgeschehen der Justine zu integrieren Notizen zur Neuen Justine Bearbeiten nbsp Illustration zur Nouvelle Justine 1798Zwischen 1791 und 1797 verfasste de Sade eine Reihe von stichwortartigen Notizen zur letzten Fassung der Justine die weitgehend der Interpunktion entbehren Stil und Textprobe Notiz Nr 108 Der Bischof von Grenoble hat die Leidenschaft arschzuficken wahrend er seinem Opfer den Hals durchschneidet Vorher untersucht er mit Vorliebe den Hals des Betreffenden und pruft an welcher Stelle sein Schwert ansetzen muss Monsignores Richtkabinett ist funfeckig Der Bischof legt eine gewachste Schnur um die Bruste zieht die Schnur zusammen und schneidet die Bruste sozusagen ab Er beisst in diese pralle Masse und lasst das Blut in seinen Mund sprudeln Er peitscht das Gesicht Er scheisst in den Mund Entwicklung der Lehren des Bischofs von Grenoble uber die Tyrannei Plan einer despotischen Regierung unter der das Volk so abhangig ist wie Schlachtvieh Die Idee dieses Vorhabens ist die einer totalen Entvolkerung Erstmals 1931 1935 von Maurice Heine katalogisiert und veroffentlicht Siehe auch BearbeitenSadomasochistische Literatur Nicolas Edme Restif de la Bretonne Marquis de Sade Justine ein Film von Jess Franco aus dem Jahr 1969Literatur BearbeitenDonatien Alphonse Francois de Sade Justine oder das Ungluck der Tugend Insel Verlag 1990 ISBN 3 458 32957 9 Donatien Alphonse Francois de Sade Ausgewahlte Werke Band 1 3 Hamburg 1962 65 Roland Barthes Sade Fourier Loyola Suhrkamp Frankfurt 1986 ISBN 3 518 28185 2 Pierre Klossowski Justine und Juliette In Bernhard Dieckmann Francois Pescatore Hrsg Lekture zu de Sade Stroemfeld Roter Stern Basel 1981 S 49 60 Iwan Bloch Der Marquis de Sade und seine Zeit Ein Beitrag zur Sittengeschichte des 18 Jahrhunderts Wilhelm Heyne Verlag Munchen 1978 ISBN 3 453 50124 1 S 348 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Donatien Alphonse Francois de Sade Quellen und Volltexte franzosisch nbsp Wikiquote Donatien Alphonse Francois de Sade Zitate Justine oder Die Nachteile der Tugend Volltext der deutschen Ubersetzung von 1906 Les infortunes de la vertu 1 Version franzosisch Justine ou les Malheurs de la vertu 2 Version franzosisch La nouvelle Justine ou les Malheurs de la vertu 3 Version franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Hans Ulrich Seifert Sade Leser und Autor 1978 1982 Dissertation an der Universitat Marburg Romanisches Seminar Iwan Bloch Der Marquis de Sade und seine Zeit Ein Beitrag zur Sittengeschichte des 18 Jahrhunderts Wilhelm Heyne Verlag Munchen 1978 ISBN 3 453 50124 1 S 124 ff Marquis de Sade Werke Aline und Valcour Dialog zwischen einem Priester und einem Sterbenden Die 120 Tage von Sodom Justine Juliette Die Philosophie im BoudoirSekundar Pasolini 120 Tage Weiss Marat Sade Normdaten Werk GND 4396933 1 lobid OGND AKS LCCN no95041065 VIAF 181048236 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Justine amp oldid 237633825