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Jupiter und Antiope Jupiter et Antiope ist ein Gemalde des franzosischen Malers Antoine Watteau Es ist zudem unter dem Namen Satyr und schlafende Nymphe Nymphe et Satyre bekannt und wurde wahrscheinlich zwischen 1714 und 1719 gemalt Heute hangt das ursprunglich als Supraporte gedachte Olgemalde im Musee du Louvre in Paris Jupiter und AntiopeAntoine Watteau um 1714 1719Ol auf Leinwand73 107 5 cmLouvreVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Mythologischer Hintergrund und Rezeption in der Kunst 2 1 Satyr und Nymphe 3 Entstehung und Einordnung in das Gesamtwerk 4 Provenienz 4 1 Erhaltungszustand und Veranderungen 5 Kopien 6 Sonstiges 7 Literatur und weiterfuhrende Informationen 7 1 Anmerkungen 7 2 LiteraturBildbeschreibung BearbeitenDas Bild hat ein ovales Format mit einer Breite von 107 5 und einer Hohe von 73 Zentimetern Es zeigt im Vordergrund die schlafende und unbekleidete Antiope Sie liegt mit dem Kopf zum linken Bildrand weisend auf ihrer rechten Korperseite und dreht somit dem Bildbetrachter ihre Korpervorderseite zu Ihr rechter Arm liegt angewinkelt unter dem Kopf wahrend ihr linker in einen Abgrund hangt der sich unmittelbar vor der Frau auftut Dabei verdeckt der Arm die rechte Brust die linke ist frei Die Beine sind am Becken um fast 90 Grad zum Betrachter hin angewinkelt das rechte verlauft ab dem Knie wiederum parallel zum Korper der Frau wahrend das linke nur leicht zuruckgebogen zur unteren rechten Bildrand weist Der gesamte Korper ist in blassen Hautfarben gestaltet und leuchtet aus diesem Grunde aus dem ansonsten sehr dunklen erdig gehaltenen Bild heraus Unterhalb der Schlafenden befindet sich ein Tuch das auf Brusthohe uber den Rand des Abgrundes hangt in Kopfhohe unter dem Arm verschwindet und hinter dem Kopf von dem Satyr hervorgezogen wird nbsp Jupiter und Antiope DetailDer Satyr dessen Kopf mit dem auf den Umkreis des Gottes Bacchus deutenden Weinlaub bekranzt ist liegt in entgegengesetzter Richtung hinter der Frau seine Korperfront ebenfalls dem Betrachter zugewandt Er greift mit der rechten Hand nach dem Tuch in der Hohe der Schulter Antiopes und es ist offensichtlich dass er die Schlafende soeben aufgedeckt hat Sein linker Arm liegt angewinkelt auf einer Baumwurzel am rechten Bildrand und stutzt den Oberkorper ab Mit Kopf und Oberkorper beugt sich der Satyr uber die Hufte der Schlafenden um sie zu betrachten zugleich zeigt er lustern die Zunge Der Unterleib ist unterhalb der noch schemenhaft erkennbaren Hufte nicht mehr zu sehen Der Satyr ist in Brauntonen dargestellt Seine sonnengegerbte Haut und sein muskuloser Korper stellen einen deutlichen Kontrast zu der weich wirkenden hell gestalteten Antiope dar Den unteren Bildrand bildet ein Abgrund der in einem dunkelbraunen Ton gehalten ist und das offene Erdreich zeigt An beiden Seiten wachsen knorrige Wurzeln in das Erdreich hinein die sich zu kaum erkennbaren Baumen an beiden Bildseiten erweitern Der Boden geht uber die Baume in den Hintergrund uber der eine Hugellandschaft mit vereinzelten Wohngebauden darstellt Daruber liegt der bewolkte Himmel der durch die Morgendammerung die Szene dezent beleuchtet Die Bildkomposition ist auf das Oval abgestimmt Die schlafende Antiope bildet die zentrale Horizontale durch ihr Becken und die abgewinkelten Beine wird die zentrale Vertikale festlegt Die Arme des Satyr und die Beine der Frau bilden jeweils parallele gekrummte Linien zu der oberen Umrandung des Bildes der linke Unterarm des Satyr und die Verlangerung durch das rechte Bein Antiopes verlaufen parallel zum unteren Bildrand auf diese Weise stellen die beiden zentralen Figuren in ihrer Komposition ein weiteres Oval innerhalb des Bildes dar nur durchbrochen durch den gestreckten linken Arm der Frau Raumliche Tiefe entsteht zudem durch die vornubergebeugte Gestalt Jupiters sowie durch die Beinhaltung Antiopes Mythologischer Hintergrund und Rezeption in der Kunst Bearbeiten nbsp Correggio Jupiter und Antiope mit Eros um 1528Hauptartikel Jupiter und AntiopeDas Bild basiert auf der Geschichte der Verfuhrung Antiopes durch den Gottvater Zeus aus der griechischen Mythologie spater in der romischen Mythologie durch Jupiter ersetzt Antiope die schone Tochter des Konigs Nykteus von Theben wurde diesem Mythos folgend von Zeus in Gestalt eines Satyrn im Schlaf uberrascht und verfuhrt Sie wurde schwanger und gebar die Zwillinge Amphion und Zethos die spater den Bruder Nykteus Lykos aus Rache fur seinen Umgang mit Antiope toteten und die Stadt Theben ubernahmen Satyr und Nymphe Bearbeiten nbsp Agostino Carracci Le Satyre et la NympheSatyrn und Nymphen stellen zwei Extreme in der griechischen Mythologie dar die sich nur in ihrer Triebhaftigkeit gleichen Wahrend die Nymphe in der Psychiatrie fur die Nymphomanie krankhafte Sexsucht namensgebend wurde leitet sich der fruher ebenfalls gebrauchliche aber mittlerweile veraltete Begriff der Satyriasis vom griechischen Satyr ab und kennzeichnet das mannliche Pendant Entsprechend werden sowohl Nymphen als auch Satyrn in der Mythologie und darauf aufbauend auch in der kunstlerischen Rezeption sehr haufig in eindeutig erotischem Zusammenhang dargestellt und sind entsprechend beliebte Objekte der darstellenden Kunst Hinzu kommt der offensichtliche asthetische Gegensatz der beiden Stereotypen Die Nymphe ist im Allgemeinen sehr schon und korperlich perfekt gebaut Sie wird meistens mit elfenbeinfarbener blasser und damit sehr zarter Haut und einem idealen weiblichen Korper dargestellt und gleicht darin etwa den Darstellungen der Venus Die Satyrn die Gefolgsleute des Bacchus sind sind dagegen meist hasslich Sie besitzen Merkmale des Ziegenbocks wie Horner am Kopf Bocksbeine sowie zumindest teilweise ein Fell Sie sind zudem kraftig muskulos und sonnenverbrannt Im Vergleich zur Nymphe stellt der Satyr also einen optischen Kontrast dar wie er starker kaum sein kann wodurch sie fur die kunstlerische Darstellung ein perfektes Paar darstellen 1 Entstehung und Einordnung in das Gesamtwerk Bearbeiten nbsp Skizze zu Jupiter und Antiope mit stehendem SatyrWie in der Provenienz dargestellt sind die Umstande um die Entstehung des Bildes nicht endgultig geklart s u In der kunstgeschichtlichen Literatur uberwiegt die Annahme dass das Bild als Auftragsarbeit fur den Finanzier Pierre Crozat und unter Anleitung seines Lehrers Charles de La Fosse im Umfeld der aus vier Gemalden bestehenden Jahreszeiten Serie entstand La Fosse ermutigte den bis dahin im Bereich der Historienmalerei ungeubten Watteau dazu die Allegorie der Jahreszeiten als Auftrag anzunehmen da er selbst dazu nicht mehr in der Lage war Die Jahreszeiten sollten in ovaler Form mit mythologischen Halbakten als Dekoration fur das Speisezimmer Crozats gemalt werden nbsp Fruhling aus der Jahreszeiten AllegorieParallel zu dieser Serie schuf Watteau eine Reihe weiterer Gemalde die sich thematische mit dem Thema der mythologischen Akte auseinandersetzten und diese in das fur die damalige Zeit ungewohnliche oval Format einpassten Zuerst malte er eine Reihe Historienbilder im klassischen Format nach Vorbildern italienischer und hollandischer Klassiker danach entstanden neben Jupiter und Antiope und den Jahreszeiten drei weitere Bilder im Ovalformat ein weiteres Herbst Motiv Venus entwaffnet Amor und Die Morgentoilette Als Vorbilder fur das Gemalde Jupiter und Antiope werden im Regelfall die gleichnamigen Gemalde von Antonio da Correggio und Tizian sowie die Kreuzabnahme des hollandischen Malers Anthonis van Dyck benannt Von letzterer ist die Haltung des Armes des Satyr ubernommen nbsp Ausschnitt aus Die Elysischen Gefilde um 1719In der Vorbereitung fur das Bild Jupiter und Antiope entstanden mindestens drei Zeichnungen Watteaus in denen er versuchte den Satyr darzustellen Dabei handelte es sich um eine Zeichnung des Satyr in stehender Position sowie eine Satyrzeichnung in der spater gewahlten liegenden Position Zur Darstellung der Antiope sind keine Skizzen bekannt allerdings zeichnete Watteau bereits im Vorfeld eine grosse Anzahl weiblicher Akte und Positionsstudien auf die er fur das Bild zuruckgreifen konnte Eine heute verschollene Zeichnung zeigte schliesslich das Gesamtbild und diente dem Kupferstecher Anne Claude Philippe Comte de Caylus als Vorlage fur einen Kupferstich der von Jules de Jullienne erstmals publiziert wurde Watteau greift das Thema der schlafenden Nymphe nochmals in seinem um 1719 entstandenen Gemalde Die Elysaischen Gefilde auf einer Szene aus der Gartenanlage der Champs Elysees in Paris Hier bekront eine steinerne Kopie der Antiope als Denkmal den Sockel am rechten Bildrand in der fur Watteau typischen Art der lebenden Skulpturen 2 Direkt oberhalb eines nur von hinten dargestellten galant gekleideten Mannes Hagestolz der als Teil einer im Vordergrund dargestellten Menschengruppe die Szenerie betrachtet die gleiche Figurengruppe malte Watteau auch im Bild Landliches Vergnugen um 1720 hier allerdings unterhalb einer Skulptur der Venus Nach Borsch Supan stellt der Hagestolz das genaue Gegenteil des lusternen Satyrn dar er beachtet weder die Figur auf dem Sockel noch die Damen vor sich mit besonderem Interesse 3 Provenienz BearbeitenDie Geschichte des Bildes nach seiner Entstehung ist bislang nicht vollstandig geklart vor allem die Provenienz vor 1857 bietet noch einige offene Fragen Wahrscheinlich hat Watteau das Bild als Auftragsarbeit fur den Geschaftsmann Pierre Crozat gemalt fur den er auch die etwa zur gleichen Zeit entstandene Jahreszeiten Bilderserie schuf Dies wird in einem Ausstellungskatalog aus Wien 1966 behauptet und stellt bis heute die in der Kunstgeschichte am ehesten akzeptierte Hypothese dar belegt werden konnte es bis heute jedoch nicht 1857 tauchte das Gemalde bei der Versteigerung der Sammlung Theodore Patureau erstmals in einem Ausstellungskatalog auf in dem als ehemaliger Besitz des Fursten Paul d Arenberg gelistet wurde Mit den Ahnen des Fursten pflegte Watteau tatsachlich regen freundschaftlichen Kontakt im fruhen 18 Jahrhundert und entsprechend einer von Watteau unterzeichneten Quittung vom 14 Mai 1717 hatte er Leopold Philipp von Arenberg zwei Gemalde verkauft In ihrem Buch Jean de Juliennes et les graveurs de Watteau au XVIIIe siecle von 1929 gehen E Herold und A Vuaflart davon aus dass Jupiter und Antiope eines dieser beiden Gemalde gewesen sein konnte und entwickeln darauf die Theorie dass de Ligne das Bild um 1714 auf einer Reise nach Paris bestellt und drei Jahre spater abholen und bezahlen liess 4 Diese Theorie wird heute allerdings weitestgehend ablehnt Wie das Bild in den Besitz von Paturae kam ist heute nicht mehr nachvollziehbar wahrscheinlich hat er es dem Fursten Paul d Arenberg privat abgekauft 1864 kaufte der Baron James de Rothschild das Bild und liess es im Marz 1868 durch den Kunsthandler Bourlon de Sarty erneut versteigern Gekauft wurde es von Louis La Caze der allerdings bereits im Jahr 1869 verstarb und es dem Louvre in Paris vererbte Dort hangt das Bild bis heute 5 Erhaltungszustand und Veranderungen Bearbeiten Der Erhaltungszustand des Bildes ist relativ schlecht Mit Hilfe von Rontgenaufnahmen sind vor allem im Bereich des Himmels sowie an den Randern rissige Stellen festgestellt worden Weiterhin ergaben die Untersuchungen dass die Antiope zunachst auf dem Bild ein Schamtuch getragen hatte welches spater entfernt wurde Ob das Schamtuch und vielleicht auch die folgende Ubermalung von Watteau selbst stammt ist jedoch nicht sicher Auch eine spatere Hinzufugung und Entfernung sind moglich Die Rontgenaufnahmen und vor allem die Skizzen Watteaus und der Kupferstich von Watteaus Zeitgenossen Comte de Caylus belegen zumindest dass der Satyr von Watteau gemalt wurde was zuvor ebenfalls umstritten war Ebenso gilt mittlerweile die Vermutung als widerlegt der letzte Privatbesitzer des Bildes Louis La Caze habe an dem Bild Veranderungen vorgenommen Kopien BearbeitenDas Gemalde Jupiter und Antiope wurde nach seiner Entstehung vielfach kopiert und gehandelt Zwei Kopien unbekannter Kunstler bewahrt das Louvre im Service d Etudes et de Documentation auf Der bereits erwahnte Kupferstich vom Comte de Caylus entstand noch zu Lebzeiten Watteaus und wurde von Jean de Jullienne in die Sammlung Figures de differents caracteres aufgenommen 6 Er basierte allerdings nicht auf dem Gemalde sondern wie die meisten seiner Stiche auf einer Zeichnung Watteaus die heute verschollen ist Eine Zeichnung nach dem Gemalde existiert von Gabriel de Saint Aubin welche heute im Art Institute of Chicago zu sehen ist Der franzosische Maler Lucien Levy Dhurmer malte 1890 eine von ihm frei erfundene Ansicht von Watteaus Atelier bei der Jupiter und Antiope als eines der Bilder an den Wanden dargestellt ist Ein weiteres Bild in dem das Gemalde als Teil der Komposition vorkommt wurde 1922 von Edouard Vuillard mit dem Titel Salle La Caze gemalt Als Grisaille kopierte Ernest Laurent das Bild und 1966 entstand durch Claude Schurr eine freie moderne Interpretation des Gemaldes Sonstiges Bearbeiten nbsp Bildausschnitt auf dem das Cover von Das Parfum basiertPatrick Suskinds Roman Das Parfum zeigt seit 1985 im Diogenes Verlag auf der Titelseite einen Ausschnitt aus Jupiter und Antiope mit der Achsel der nackten Schlafenden Diese soll als Sinnbild der duftenden Verfuhrung das zentrale Thema des Romans aufzeigen Ausser der US amerikanischen Taschenbuchausgabe wo es verboten ist eine weibliche Brustwarze darzustellen haben alle Titelseiten das gleiche Umschlagbild Im Juli 1971 erschien zudem eine Briefmarke der Post von Paraguay mit dem Motiv der schlafenden Nymphe Literatur und weiterfuhrende Informationen BearbeitenAnmerkungen Bearbeiten Die Informationen dieses Artikels entstammen zum grossten Teil aus den unter Literatur angegebenen Werken daruber hinaus werden folgende Quellen zitiert Abschnitt nach Eva Gesine Baur Meisterwerke der erotischen Kunst Dumont Verlag Koln 1995 Seiten 58 64 ISBN 3 7701 3599 7 nach Grasselli Rosenberg 1985 Helmut Borsch Supan Antoine Watteau 1684 1721 Konemann Verlagsgesellschaft Koln 2000 Seite 95 und 98 ISBN 3 8290 1630 1 E Herold und A Vuaflart Jean de Juliennes et les graveurs de Watteau au XVIIIe siecle Bd 1 Notices et documents biographique Paris 1929 entnommen aus Graselli und Rosenberg 1985 Provenienz nach Graselli und Rosenberg 1985 Marianne Roland Michel Watteau Prestel Verlag Munchen 1984 ISBN 3 7913 0681 2 Seiten 294 296Literatur Bearbeiten Donald Posner Antoine Watteau Verlag Frolich amp Kaufmann Berlin 1984 ISBN 3 88725 059 1 Margaret Morgan Grasselli Pierre Rosenberg Watteau 1684 1721 Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten Berlin Berlin 1985 ISBN 3 87584 144 1 nbsp Dieser Artikel wurde am 28 Juni 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jupiter und Antiope Watteau amp oldid 239362091