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Johann Nepomuk Felix Julius Graf von Zech auf Neuhofen 23 April 1868 in Straubing 29 Oktober 1914 bei Gheluvelt Flandern war ein deutscher Offizier und Kolonialbeamter der von 1905 bis 1910 als Gouverneur der deutschen Kolonie Togo amtierte Julius Graf von Zech auf NeuhofenInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Offizierslaufbahn 1 2 Kolonialbeamter 1 3 Gouverneur 1 4 Ruckkehr nach Deutschland 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenZech entstammte der bayerischen Adelsfamilie Zech auf Neuhofen deren Mitglieder lange Zeit als Beamte wirkten Sein Vater war ein hoher Justizbeamter im Konigreich Bayern und Eigner des Schlosses Steinach in der Nahe von Straubing auf dem Zech geboren wurde Offizierslaufbahn Bearbeiten Zechs Karriere begann 1886 mit dem Eintritt in die Bayerische Armee 1888 wurde er Sekondeleutnant im 2 Infanterie Regiment Kronprinz Im Zeitraum von 1891 bis 1894 war er Regimentsadjutant und wurde 1895 zum Oberleutnant befordert Aber der Dienst in Bayern noch dazu in Friedenszeiten bot nur sehr begrenzte Karrieremoglichkeiten In dieser Phase beruflicher Unzufriedenheit wurde man in der Reichsleitung auf Zech aufmerksam Man beabsichtigte seinerzeit unter anderem auch die Errichtung einer wenn auch kostspieligen Militarprasenz in dem neu gewonnenen Kolonialreich So wurden Anfang der 1890er mit den Schutztruppen regulare militarische Einheiten als Verteidigungs und Polizeitruppen speziell fur die afrikanischen Kolonien geschaffen Dadurch ergaben sich eine Reihe neuer Moglichkeiten welche den Kolonialdienst in den Augen vieler Offiziere attraktiv werden liessen Es waren vor allem Abenteuerlustige und Aussenseiter die im Heimatland weder einen beruflichen oder sozialen Aufstieg erwarten konnten Daneben waren es vornehmlich Offiziere mit durchschnittlicher Befahigung die hofften in den Kolonien schneller befordert zu werden Aber es gab auch einige wenige Offiziere mit uberdurchschnittlicher Begabung zu denen man ohne Zweifel auch Zech zahlen konnte fur die der Kolonialdienst attraktiv erschien Denn ein Kolonialoffizier musste vor Ort sowohl als militarische als auch zivile Autoritat in Erscheinung treten Innerhalb der deutschen Kolonien wurden in vielen Bereichen Aufgaben der lokalen Verwaltung durch Militarpersonen im Offiziers und Unteroffiziersrang wahrgenommen Zech trat 1895 als erster Leutnant der Bayerischen Armee in den Dienst der Kolonialabteilung des Auswartigen Amtes AAKA spater Reichskolonialamt und wurde zunachst mit einer Aufgabe innerhalb der Polizeitruppe Togos betraut Kolonialbeamter Bearbeiten Zech kam nach Togo in einer Zeit als die Zukunft des hiesigen deutschen Kolonialprojektes massgeblich durch die Konkurrenz der Briten und Franzosen beim Rennen in das Innere von Afrika bestimmt wurde Ausgestattet mit einem Kolonialterritorium das nicht nur den schmalsten Kustenstreifen Westafrikas besass sondern auch nur ausserst geringe Ressourcen bot schien Deutschland in diesem Rennen von vornherein auf der Verliererseite zu stehen Dennoch verfolgte die Kolonialregierung in Togo zu der Zeit als Zech in Togo eintraf das ehrgeizige Ziel ins Landesinnere von Afrika vorzustossen und bislang noch nicht den Franzosen oder Briten zugehorige Gebiete unter deutscher Oberhoheit zu bringen Mehrere Forschungsexpeditionen wurden ins Landesinnere entsandt um geographische Erkundungen vorzunehmen und dabei Vertrage mit einheimischen Autoritaten zu schliessen hinsichtlich des Beitritts ihres Machtbereiches zum deutschen Schutzgebiet Fernziel war zu dieser Zeit noch eine Verbindung zwischen der Togokuste und dem Niger als zusammenhangende deutsche Kolonie Dennoch sah man in der deutschen Regierung eine wirtschaftlich abgesicherte Zukunft der Togo Kolonie vornehmlich auf der Basis einer Erschliessung naturlicher Ressourcen uber eine Kontrolle der Markte uber die der Warenaustausch mit dem Innern von Afrika stattfand sowie in der Nutzung von Arbeitskraftreserven aus den weiter landeinwarts befindlichen Regionen Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der bereits unter deutscher Schutzherrschaft stehende Kustenregion die obgleich klein an Grosse jedoch okonomisch stark genug war die Kosten fur notfalls erforderliche kleinere Militarexpeditionen ins Landesinnere selbst zu decken seitdem der Reichstag ausreichende Geldmittel fur solche Zwecke nicht mehr bewilligte Zech s Tatigkeit in Togo war anfanglich ausschliesslich mit dem Vorstoss ins Hinterland verknupft Nach seiner Ankunft in Togo wurde er 1895 zum Leiter der neu errichteten Verwaltungsstation in Kete Krachi ernannt die man im Jahr zuvor errichtet hatte um von hier aus eine effektive Kontrolle uber das Togo Hinterland bewerkstelligen zu konnen sowie um einen Teil des inneren Handels mit den weiter entfernteren Regionen von Togo und Dahome besteuern zu konnen Der Standort Kete Krachi als Verwaltungszentrum war daruber hinaus insofern von Bedeutung da er es den Deutschen gestattete kontinuierliche Beziehungen zu den Dagombas zu unterhalten dem wohl bedeutendsten Volk und Reich im Norden von Togo Zudem liefen in Kete Krachi auch zwei bedeutende Handelsrouten zusammen von denen eine in den Nordosten und die andere in den Nordwesten fuhrte Zech s Aufgaben lagen jedoch nicht nur in der politischen Verwaltung der Kete Krachi Region Anfang 1896 leitete er eine Expedition in den Nordosten Togos welche einen Vertrag mit dem Hauptling von Sugu 1 und die Etablierung der deutschen Kontrolle an einem strategisch wichtigen Punkt vis a vis zu den Franzosen zum Ziel hatte Dabei stiess er jedoch auf Widerstand und es kam zu Gefechten mit den Sugus Schliesslich gelang es ihm und den 16 Soldaten in seiner Begleitung die lokalen Hauptlinge insofern einzuschuchtern dass diese schliesslich die Kampfhandlungen einstellten Allerdings war seine Truppe zahlenmassig zu klein um in Sugu eine Garnison zu hinterlassen Die Mangelhaftigkeit die das deutsche Vordringen in Westafrika von vornherein begleitete zeigte sich vor allem in Zech s zweiter Expedition nach Sugu 1896 1897 Er erreichte Sugu noch vor der franzosischen Konkurrenz die gleichzeitig von Dahome aus anruckte um Sugu ihrerseits in Besitz zu nehmen Aber die Franzosen erschienen dann doch in einer etwas grosseren Mannschaftsstarke und Zech dem wohl bewusst war dass er von den lokalen Hauptlingen keine Hilfe erwarten konnte uberliess schliesslich Sugu der franzosischen Ubermacht und kehrte nach Kete Krachi zuruck Zech blieb Stationsleiter in Kete Krachi bis 1900 In dieser Zeit spielte er eine nicht ganz unbedeutende Rolle bei den Unterhandlungen zum deutsch franzosischen Grenzvertrag von 1897 bezuglich des Grenzverlaufes zwischen Dahome und Togo sowie beim britisch deutschen Vertrag uber die neutrale Zone Salaga Gebiet zwischen Togo und den Nordterritorien der Goldkuste Er war auch als erster deutscher Kommissar Mitglied der deutsch britischen Kommission die 1901 1902 die endgultige Grenze zwischen Togo und den Nordterritorien der Goldkuste vermass und festlegte Im Jahre 1900 wurde Zech zum Bezirksamtmann ernannt und mit der Verwaltung des Anecho Distriktes betraut Anecho hist Klein Popo war damals die grosste und bedeutendste Stadt an der Togokuste wenngleich auch Lome die Rolle der kolonialen Hauptstadt erhalten hatte Bevor er jedoch seinen Dienst in Anecho antrat unternahm Zech Reisen nach Marokko Algerien Tunesien und Tripolis In seiner Zeit als Bezirksamtmann in Anecho gewann Zech viel an Reputation Nach seiner Teilnahme an der deutsch britischen Grenzkommission 1901 1902 wurde er 1902 zum Kanzler befordert der zweithochsten Position in der deutschen Kolonialverwaltung Togos Als solcher war er fur den Betrieb der zentralen Regierungsstellen in Lome zustandig 1903 wurde Zech zum Regierungsrat ernannt Gouverneur Bearbeiten nbsp Gouverneur von ZechAls Reaktion auf die Horn Affaire 2 wurde 1903 Gouverneur Horn fur die Zeitdauer der Untersuchungen aus seinem Amt entfernt Gleichzeitig ubertrug man Zech kommissarisch die Leitung der Regierungsgeschafte als stellvertretender Gouverneur In dieser Position hinterliess Zech bei seinen Vorgesetzten in Berlin einen genugend positiven Eindruck so dass seine Stellung 1905 in die eines standigen Gouverneurs umgewandelt wurde Wahrend seiner Amtszeit als Gouverneur versuchte Zech eine Reform der Kolonialverwaltung die vor allem auf Verbesserung der Beziehungen zu den Einheimischen ausgerichtet war Das Ansehen der deutschen Kolonialverwaltung war unter der Bevolkerung durch die Horn Affare erheblich beschadigt worden Gleichzeitig sah man sich sowohl in Berlin als auch in Lome genotigt auf die Interessen kolonialwirtschaftlicher Lobbys einzugehen die sich besonders in der Deutschen Kolonialgesellschaft und einige kleinere Gruppen im Kolonialwirtschaftlichen Komitee KWK organisiert hatten Bei einigen dieser Lobby Gruppen erwuchs ihre Motivation zum kolonialwirtschaftlichen Engagement aus politischen und ideologischen Ansichten heraus Sie konnten seitens der Regierung zumeist mit eingeschrankten Handelskonzessionen zufriedengestellt werden Andere Gruppen dagegen waren in der Lage okonomischen Druck auszuuben und riefen nach politischen Entscheidungen die mitunter sehr weitreichender und kostspieliger Natur waren Besonders diese letztere Gruppe intensivierte ihre Aktivitaten in der Zeit als Togo versuchte seinen in der Tat profitablen Handel weiter auszubauen und die landwirtschaftliche Produktion auf eine breitere Basis d h mit einer grosseren Produktvielfalt zu stellen Zech hat niemals eine Autobiografie geschrieben aber aus seinen offiziellen Aussagen heraus und auch denen seiner Zeitgenossen scheint es dass er sich jedoch niemals Politik oder Handlungsweisen zugunsten einzelner Interessengruppen zu eigen gemacht hat Im Jahre 1908 unternahm Zech eine Studienreise nach Dahome und zu den britischen Protekoratsgebieten Nord und Sudnigeria Zech war sehr interessiert Einzelheiten der britischen Indirect rule kennenzulernen die er auch in Togo einzufuhren gedachte Mit dieser Haltung war er nicht allein in Berlin hatte er in Personen wie dem Publizisten Paul Rohrbach oder dem Kolonialsekretar und Gouverneur Wilhelm Solf einflussreiche Gesinnungsgenossen Insbesondere die Methoden des Lord Lugard in Nordnigeria oder die Methoden der britischen Verwaltung des Yorubalandes waren es denen Zech seinen Respekt aussprach Am 7 November 1910 ersuchte Zech aus gesundheitlichen Grunden um die Versetzung in den Ruhestand die ihm gleichzeitig mit der Verleihung des Ranges eines Rats 1 Klasse bewilligt wurde Ruckkehr nach Deutschland Bearbeiten Im Marz 1911 war Zech der erste Delegierte der deutschen Kommission bei den Pariser Verhandlungen zur Grenzziehung zwischen Togo und Dahome Im Jahre 1912 nahm er als Vertreter des Reichskolonialamtes an den Verhandlungen der Internationalen Spirituosenkonferenz in Brussel teil Zech auf Neuhofen fiel zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Flandern 1914 im Range eines Majors Er war nicht verheiratet Literatur BearbeitenRalph Erbar Ein Platz an der Sonne Die Verwaltungs und Wirtschaftsgeschichte der Kolonie Togo 1884 1914 Steiner Stuttgart 1991 ISBN 3 515 05800 1 Beitrage zur Kolonial und Uberseegeschichte 51 Zugleich Mainz Univ Diss 1991 Markus Seemann Julius Graf Zech Ein deutscher Kolonialbeamter in Togo Diplomica Verlag Hamburg 2012 ISBN 978 3 8428 8816 6 Woodruff D Smith Julius Graf Zech auf Neuhofen 1868 1914 In Lewis H Gann Peter Duignan Hrsg African Proconsuls European Governors in Africa Free Press New York 1978 ISBN 0 02 911190 0 S 473 491 Peter Sebald Togo 1884 1914 Akademie Verlag Berlin Ost 1988 Peter Sebald Hrsg Valentin von Massow Die Eroberung von Nordtogo 1896 1899 Tagebucher und Briefe Edition Falkenberg Bremen 2014 ISBN 978 3 954 94042 4 Heinrich Schnee Hrsg Deutsches Kolonial Lexikon Edition Suppes Wiesbaden 1996 ISBN 3 9804954 0 X Repr d Ausg Leipzig 1920 Band III S 739 Weblinks BearbeitenBundesarchiv Nachlass N 2340Einzelnachweise Bearbeiten Sugu oder Sudu Sudu ist in der Sudu Dako Hochebene nordlich des Mount Koranga gelegen etwa 10 km ostlich der Stadt Bafilo 9 20 N 1 15 O 9 3398916666667 1 2432222222222 Es konnte sich aber auch um das heutige Djougou 9 42 N 1 40 O 9 7010972222222 1 6735361111111 handeln der Hauptstadt der Region Donga im heutigen Benin Gouverneur Woldemar Horn sah sich bereits kurz nach seiner Ankunft in Togo 1902 in einem Skandal verwickelt der von allgemeiner Emporung in Togo und heftigen Reaktionen in Deutschland begleitet war Horn hatte befohlen einen Hauptling der sich den deutschen Kolonialbehorden widersetzt und der Kolonialregierung den Gehorsam verweigert hatte auszupeitschen Der Hauptling starb anschliessend an seinen Verletzungen Die Affaire steigerte sich vor allem im Reichstag aus der allgemeinen Emporung uber die Methoden der deutschen Kolonialverwaltungen heraus zu einer Allgemeinkritik an der kaiserlichen Regierung Gouverneure der deutschen Kolonie Togo 1884 1914 Gustav Nachtigal Julius von Soden Ernst Falkenthal Jesko von Puttkamer Eugen von Zimmerer Jesko von Puttkamer August Kohler Waldemar Horn Julius von Zech auf Neuhofen Edmund Bruckner Adolf Friedrich zu Mecklenburg Hans Georg von Doering Normdaten Person GND 117595039 lobid OGND AKS LCCN no2013076660 VIAF 3252574 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zech auf Neuhofen Julius vonALTERNATIVNAMEN Zech auf Neuhofen Julius Graf vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Offizier Kolonialbeamter und GouverneurGEBURTSDATUM 23 April 1868GEBURTSORT StraubingSTERBEDATUM 29 Oktober 1914STERBEORT bei Gheluvelt Flandern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius von Zech auf Neuhofen amp oldid 222107627