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Juliordonnanzen franzosisch Ordonnances de Juillet ist die Bezeichnung fur vier Verordnungen die Konig Karl X von Frankreich am 25 Juli 1830 im Schloss Saint Cloud unterzeichnete In Frankreich werden sie Ordonnances de Saint Cloud oder Quatre Ordonnances genannt Sie losten die Julirevolution aus die den Sturz Karls X herbeifuhrte Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Anordnung Inhalt und Verlautbarung der Juliordonnanzen 3 Folgen 4 Literatur 5 AnmerkungenHintergrund BearbeitenKarl X war nicht bereit in Frankreich eine parlamentarische oder konstitutionelle Monarchie als Regierungsform zu akzeptieren er wollte als nahezu unumschrankter absoluter Monarch herrschen Wahrend seiner Regierung hatte er die von seinem alteren Bruder Ludwig XVIII 1814 erlassene liberalere Verfassung Charte constitutionnelle immer weiter ausgehohlt Nachdem er durch fur seine Regierung ungunstige Wahlen uber keine Mehrheit mehr in der Deputiertenkammer verfugte und sich bei den von ihm deshalb fur den Juli 1830 angesetzten Neuwahlen sogar eine Verstarkung dieses Trends abzeichnete liess der Konig die Juliordonnanzen ausarbeiten mit denen er auf den erwarteten Misserfolg des von seinem engen Vertrauten Jules de Polignac gefuhrten Kabinetts zu reagieren beabsichtigte Seit dem 11 Juli 1830 wurden in allen Sitzungen des Ministerrats vornehmlich die Entwurfe fur diese vier Verordnungen diskutiert Am 20 Juli war die definitive Textfassung ausgearbeitet die nach einer weiteren Lesung und Beschlussfassung vom 24 Juli durch Karl X am nachsten Tag signiert werden sollte 1 Trotz einer erfolgreichen Militarexpedition franzosischer Truppen gegen Algerien und des Appells Karls X starkten die Wahler die oppositionellen parlamentarischen Krafte weiter die zusammen auf insgesamt 274 Abgeordnetensitze kamen wahrend die Anhanger des Kabinetts Polignac nur uber 143 Mandate verfugten Dennoch zeichnete sich zunachst keine Revolution ab die Wahler hatten ihre Missbilligung der Politik Polignacs ausgesprochen nicht aber ihre grundsatzliche Infragestellung der Regierung Karls X erklart so dass noch ein Kompromiss in Reichweite war 2 Anordnung Inhalt und Verlautbarung der Juliordonnanzen BearbeitenAm 25 Juli 1830 hielt Karl X mit seinen Ministern im Schloss Saint Cloud eine Sitzung an in denen sie die vier Ordonnanzen unterzeichneten und damit endgultig absegneten Diesen Schritt unternahm der Konig obwohl ihm der russische Kaiser Nikolaus I der franzosische Rechtsgelehrte Martial de Guernon Ranville und selbst der ultraroyalistische Innenminister Pierre Denis de Peyronnet davon abrieten 3 Polignac beruhigte den Konig in dieser Sitzung hinsichtlich moglicher Proteste in Paris nach der Proklamation der Verordnungen es seien hierfur ausreichende militarische Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden Der Polizeiprafekt bekraftigte diese Behauptung Polignacs er burge mit seinem Kopf dafur dass die Lage in Paris ruhig bleiben werde Der Konig dankte seinen Ministern fur ihre Unterstutzung und meinte dass schon alle fruheren Kabinette unter Ludwig XVIII sowie unter seiner eigenen Herrschaft Ziel heftiger Opposition gewesen seien um ihnen das Regieren zu verunmoglichen Er sehe keine Alternative zur Signierung der Ordonnanzen Fur ihn und die Ultraroyalisten kam ein Einlenken gegenuber den Forderungen der in der neugewahlten Deputiertenkammer uber eine grosse Majoritat verfugenden liberalen Abgeordneten nicht infrage da er hierin eine Verletzung seiner Autoritat zu erkennen vermeinte Stattdessen beharrte der Konig auf seiner Ablehnung einer parlamentarischen Monarchie Damit bereitete er sich letztlich selbst sein politisches Ende 4 Karl X erliess die Juliordonnanzen unter Berufung auf die letzte Passage des Artikels 14 der Charte constitutionnelle wonach der Konig ermachtigt war die fur die Durchfuhrung der Gesetze und fur die Staatssicherheit notwendigen Regelungen anzuordnen Unter anderem wurde die zeitweilige Ausserkraftsetzung der Pressefreiheit fur alle regelmassig herausgegebenen Journale verfugt Andere in Paris verlegte Publikationen benotigten der vorherigen Genehmigung des Innenministers Erschienen sie ausserhalb der Hauptstadt musste zuerst der Prafekt des zustandigen Departements seine Zustimmung erteilen Ferner wurde die Auflosung der eben erst gewahlten noch nicht zusammengetretenen Deputiertenkammer angeordnet da die Wahlen nicht ordnungsgemass abgelaufen seien In diesem Zusammenhang war eine Einschrankung des Wahlrechts vorgesehen um so der Regierung bei den am 6 und 13 September abzuhaltenden Neuwahlen eine genehmere Zusammensetzung der neuen Kammer zu sichern In dieser sollte nur noch eine deutlich geringere Zahl von 258 Deputierten sitzen Zuungunsten der burgerlichen Schichten die regierungskritisch votiert hatten wurde ein stark erhohter Wahlzensus eingefuhrt Daher durften nun 75 der vorher wahlberechtigten Burger nicht mehr an Abstimmungen teilnehmen Die Verordnungen wurden am Morgen des 26 Juli 1830 in der Regierungszeitung Le Moniteur veroffentlicht und sollten sofort gelten 5 Folgen BearbeitenDie liberale Opposition sah in den von Karl X verfugten Juliordonnanzen eine Provokation sie wurden dem Geist der liberalen Verfassung Ludwigs XVIII zuwiderlaufen Bereits am 27 Juli 1830 einen Tag nach Verkundigung dieser Verfugungen begann die drei Tage wahrende Julirevolution die zum Sturz Karls X fuhrte Der Konig musste Frankreich verlassen sein Nachfolger wurde der Burgerkonig Louis Philippe I Literatur BearbeitenPhilip Mansel Paris between Empires 1814 1852 Murray New York 2003 Kap XIII ISBN 0 7195 5627 9 S 237 Lorenz von Stein Geschichte der sozialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis auf unsere Tage Band 1 Der Begriff der Gesellschaft und die soziale Geschichte der Franzosischen Revolution bis zum Jahre 1830 Xenomoi Berlin 2016 S 393 398 besonders S 396 f ISBN 978 3 942106 37 5 Nachdruck d EA Leipzig 1849 Anmerkungen Bearbeiten Klaus Malettke Die Bourbonen Band 3 Kohlhammer Stuttgart 2009 ISBN 978 3 17 020584 0 S 111 f Klaus Malettke Die Bourbonen Band 3 2009 S 112 Arthur Kleinschmidt Karl X Philipp In Johann Samuel Ersch Johann Gottfried Gruber Hrsg Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste 2 Sektion Band 33 1883 S 170 Klaus Malettke Die Bourbonen Band 3 2009 S 112 f Klaus Malettke Die Bourbonen Band 3 2009 S 113 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Juliordonnanzen amp oldid 237245960