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Das von den Nationalsozialisten in einer ehemaligen Diakonieanstalt eingerichtete und so genannte Judenlager Tormersdorf heute in Predocice bei Piensk war ein in der Zeit des Nationalsozialismus angelegtes Internierungs und Arbeitslager fur deportierte Juden aus Schlesien meist aus Breslau und Umgebung Es existierte von 1941 bis 1943 und befand sich in Tormersdorf an der Neisse bei Rothenburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Relikte 3 Quellen 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAuf dem Areal des Lagers befand sich ursprunglich die Diakonieanstalt Zoar der evangelischen Bruderschaft aus Rothenburg OL mit einem Pflegeheim fur geistig behinderte Manner 1939 musste dieses wegen seines judischen Namens nach der Grunderfamilie in Martinshof umbenannt werden 1 Auf Anordnung der NSDAP und der Regionalbehorden Niederschlesiens wurde Tormersdorf als Standort eines Durchgangslagers fur Juden welche zuvor aus ihren bisherigen Wohnungen in Breslau vertrieben worden waren ausgewahlt Im Mai 1941 besuchte eine Breslauer Kommission die Einrichtung um deren Eignung zur Aufnahme von Bewohnern des Beathe Guttmann Altenheimes zu prufen Nach Zustimmung dieser Kommission bezogen auf den Standort wurden die bisherigen ca 100 bis 120 Heimbewohner am 17 19 Juni 1941 zur Klinik Pirna Sonnenstein verbracht und dort im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms in einer Gaskammer ermordet Das Tormersdorfer Heim wurde beschlagnahmt und in ein Internierungslager umgewandelt Am 8 Juli 1941 trafen hier die ersten 130 Breslauer Juden ein 2 Es gibt Schatzungen dass zeitweise bis zu 700 Menschen im Tormersdorfer Lager untergebracht waren Die meisten stammten aus Breslau und Umgebung aber auch aus anderen schlesischen Stadten wie Gorlitz Glogau und Lauban Diese wurden als Zwangsarbeiter in verschiedenen Unternehmen der Umgebung bzw fur kriegswichtige Arbeiten z B im Strassen oder Deichbau eingesetzt Beschaftigt waren judische Haftlinge u a im Sagewerk Muller amp Sohne in Rothenburg sowie in der Firma Christoph amp Unmack in Niesky Die Verwaltung des Lagers oblag der Gestapo deren Weisungen vor Ort von zwei Diakonen der evangelischen Gemeinschaft sowie einem Judenaltesten mit Namen Saul aus Breslau umgesetzt werden mussten Obwohl sich die Unterkunfte in einem schlechten Zustand befanden und es weder fliessendes Wasser noch ausreichende Sanitaranlagen gab mussten die hier untergebrachten Juden fur ihren Aufenthalt 125 Reichsmark im Monat bezahlen Kontakt zur einheimischen Bevolkerung war verboten Zeitzeugen berichten uber dieses Lager Die von der Deportation betroffenen Gorlitzer Juden wurden in uberbelegten Mobelwagen nur mit dem Notwendigsten versehen in die ehemalige Pflegeanstalt gebracht die inzwischen zum Zwangsarbeitslager ausgebaut worden war Infolge der Uberbelegung wurde es in den Gebauden so eng dass mehrere Familien in einem Zimmer wohnen mussten 3 Aufgrund der mangelhaften Versorgung und der katastrophalen Lebensbedingungen sowie der Tatsache dass viele Bewohner bereits das 70 Lebensjahr uberschritten hatten verstarben 26 judische Breslauer in diesem Lager Morde und Hinrichtungen sind nicht belegt Anfangs wurden die Toten in einfachen Holzsargen beigesetzt bevor die Bestattung in Sargen ganz verboten wurde Als Begrabnisplatz diente der Friedhof der Diakonie in Tormersdorf bzw ein privates Grundstuck Die Aufstellung von Grabsteinen wurde von der Gestapo untersagt Am 27 Juli 1942 begann die Auflosung des Judenlagers Tormersdorf Die verbliebenen arbeitsfahigen Juden wurden ins Konzentrationslager Auschwitz oder ins Konzentrationslager Theresienstadt verbracht Die ubrigen Bewohner kamen in das KZ Majdanek bei Lublin Nach Abschluss der Deportation wurde das Judenlager Tormersdorf aufgelost Relikte BearbeitenDa der Ort Tormersdorf und auch das ehemalige Diakonieheim in den letzten Kriegstagen vollig zerstort wurden sind nur noch wenige Spuren aus dieser Zeit auffindbar In der Nahe des Denkmals fur die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs sind noch einige Grabsteine und kreuze des Dorffriedhofes zu finden Hinweise auf judische Grabstellen gibt es jedoch nicht Auch von den ehemaligen Gebauden sind nur sparliche Reste erhalten Quellen BearbeitenWebseite des Projekts Zeitensprunge des Vereins HausundHof e V Gorlitz abgerufen am 23 Mai 2013 Das Lager Tormersdorf auf der Webseite der Holocaust Gedenkstatte Yad Vashem Jerusalem englisch abgerufen am 23 Mai 2013 Niels Seidel Judische Graber in Tormersdorf a d Neisse abgerufen am 23 Mai 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Evangelische Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Hrsg Sterben hat seine Zeit Bischofsvisitation in der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz Berlin 2007 Willy Cohn Kein Recht nirgends Breslauer Tagebucher 1933 1941 Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2008 ISBN 978 3 412 20139 5 Roland Otto Die Verfolgung der Juden in Gorlitz unter der faschistischen Diktatur 1933 1945 Schriftenreihe des Ratsarchivs der Stadt Gorlitz Bd 14 Gorlitz 1990 DNB 910274975 S 62 51 337777777778 14 984722222222 Koordinaten 51 20 16 N 14 59 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judenlager Tormersdorf amp oldid 235065428