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Joseph Rubinstein 8 Februar 1847 in Starokonstantinow Russisches Reich heute Ukraine 22 August 1884 in Tribschen bei Luzern Schweiz war ein russisch judischer Pianist sowie Anhanger und Mitarbeiter Richard Wagners Ein Leben fur Wagner BearbeitenJoseph Rubinstein wurde als Kind einer wohlhabenden judischen Familie im ukrainischen Teil des russischen Zarenreichs geboren In seiner Heimatstadt erhielt er den ersten Klavierunterricht von dem deutschsprachigen Pianisten Josef Schadek Seit seinem elften Lebensjahr lebte Rubinstein in Wien wo er Schuler von Josef Dachs am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien wurde 1865 trat er als Klaviervirtuose in Wien und in seiner Heimat auf Im Herbst 1869 wurde er von der Grossfurstin Helene von Russland als Kammerpianist nach Salzburg berufen wo sie zu dieser Zeit residierte Wahrend einer Konzertreise nach Sankt Petersburg lernte er durch den Musikkritiker und Komponisten Alexander Serow erstmals die Werke Richard Wagners kennen Fur Rubinstein kam dies einem Erweckungserlebnis gleich uber das er spater schrieb Das Resultat dieses sich Versenkens in eine neue Welt war eine formliche Bekehrung zu den Prinzipien des Meisters von Bayreuth zugleich aber auch eine unbezwingliche Sehnsucht dem Manne dessen Werke mich in eine so hohe Begeisterung versetzt auch personlich nahe treten zu durfen und ihm so wie seiner so schwer angefeindeten Sache so viel als mir moglich zu nutzen Am 7 Marz 1872 erhielt Wagner in Tribschen schliesslich einen Brief Rubinsteins der mit einer Beichte begann Ich bin Jude Hiermit ist fur Sie alles gesagt Alle jene Eigenschaften die an dem Juden der Gegenwart bemerklich sind besass ich auch In ganzlicher Muthlosigkeit und fast beschamender Schwache schleppte ich mich durch das Leben Da geschah es dass ich durch die Umstande auf Ihre Werke aufmerksam gemacht wurde Durch Serow in Petersburg ward ich zum Studium derselben angespornt Doch die Zeit die die glucklichste meines Lebens war die Zeit des Studiums in jenen Werken ist nun vorbei Mir bleibt nur noch der Tod Schon habe ich versucht ihn mir zu geben aber noch beschloss ich Ihnen zu schreiben Sie konnten mir vielleicht helfen Ich meine selbstverstandlich keine Hilf aus blossem Mitleiden Nein Aber konnte ich Ihnen nicht bei der Auffuhrung der Nibelungen nutzlich sein Ich glaube ich verstehe dieses Werk wenn auch noch nicht vollkommen Von Ihnen erwarte ich Hilfe und Hilfe die dringend ist Meine Eltern sind reich Die Mittel um zu Ihnen zu fahren wurde ich sogleich haben Ich erwarte eine Antwort so bald als moglich Wagner antwortete Rubinstein in freundlichem Ton und lud ihn nach Tribschen ein Cosima berichtete daruber Friedrich Nietzsche einen seltsamen Brief von einem der Erlosung durch die Teilnehmung an Bayreuth sucht sollten Sie hier einmal sehen Noch vor dem Eintreffen Rubinsteins in Tribschen erhielt Wagner einen Brief von dessen Arzt Maximilian Leidesdorf Chefarzt der Irrenabteilung im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien Sie werden wohl entschuldigen wenn ich dem Besuch welchen Herr Joseph Rubinstein bei Ihnen machen wird einige Zeilen voranschicke damit Sie diesem jungen Kunstler wirklich und wahrhaft nutzen konnen was bei Ihrer hochherzigen Gesinnung gewiss Ihr Wunsch ist Der junge Mann hat fur Sie nicht nur die naturliche Verehrung und Begeisterung welche Ihr schopferischer Genius bei wahren Kunstlernaturen erzeugen muss er hat auch in Sie das unbedingteste Vertrauen Eine kaum uberstandene und noch nachklingende psychische Erkrankung erheischt aber noch grosse Vorsicht und Schonung und nach meinem Darfurhalten muss der junge Kunstler noch durch 8 12 Wochen von jeder Aufregung geschutzt werden und sich einer Badekur in grosster Ruhe geistiger und korperlicher unterziehen In diesem Sinne bitte ich auf ihn gutigst wirken zu wollen Rubinstein traf am 21 April 1872 in Tribschen ein doch bereits am nachsten Tag verliess Wagner die Schweiz und ubersiedelte nach Bayreuth Im Juli 1872 erschien Rubinstein dann in Bayreuth und wurde zum standigen Begleiter und Mitarbeiter Wagners Er wurde mit der Kopie der Gotterdammerung beauftragt Weihnachten 1874 verbrachte er in der Villa Wahnfried und durfte mit Cosima den Weihnachtsbaum schmucken danach trat er eine Konzertreise an Im Sommer 1875 kam Rubinstein erneut nach Bayreuth um als Solokorrepetitor bei den Vorproben fur den Ring mitzuwirken Einen Monat vor der Eroffnung der Bayreuther Festspiele reiste er jedoch nach einem Streit mit Wagner wahrend der Probe ab Bei Cosima hiess es dazu lapidar Die Klavierproben endigten mit vollstandiger Entlassung von Herrn Rubinstein welcher die traurigsten Eigenschaften seines Stammes hier wiederum bewahrt Ein Zeuge der Begebenheit war der junge Dirigent Felix Mottl 11 Juli Nach einer der letzten Klavierproben will Wagner Anton sic Rubinstein fur seine geleistete Arbeit danken Er fangt sehr freundlich an und sagt dann ungefahr Wenn wir uns seither nicht viel menschlich naher kamen so liegt das nicht an mir sondern an Ihnen Sie sind eben von einer fremden uns nicht naher stehenden Rasse Judentum Wird zum Schluss ganz leidenschaftlich so dass der geplante Dank in eine bose Verstimmung ausartet 14 Juli Wagner sagt Rubinstein ist verschwunden scheint erschossen oder vergiftet 1 Im Mai 1878 kehrte Rubinstein abermals nach Bayreuth zuruck nachdem er sich zuvor bei Wagner fur sein Benehmen entschuldigt hatte Seit November 1878 arbeitete Rubinstein erneut fur Wagner bei der Vorbereitung der Parsifal Premiere wurde sein Hauspianist und blieb standig an seiner Seite Im August 1879 erschien in Wagners Zeitschrift Bayreuther Blatter ein Artikel von Rubinstein Uber die Schumann sche Musik in welchem er Schumanns Beliebtheit bedauerte und seinen Einfluss fur schadigend und verbildend auf Geschmack und Gefuhl erklarte 2 Cosima Wagner vermerkte in ihrem Tagebuch Herr Rubinstein bringt seinen Aufsatz uber Schumann welchen R ichard vortrefflich findet und den er gleich zum Druck schickt 3 1880 fuhr Rubinstein nach Berlin um Konzerte zugunsten der Festspiele zu geben Er spielte an sechs Abenden jeweils das gesamte Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach und uberwies sein Honorar an den Festspiel Fonds 1882 folgte er Wagner nach Italien lebte zusammen mit Cosima und den Kindern in Venedig und spielte regelmassig zur Unterhaltung der Familie und der Gaste Klavier meist Teile aus den Opern Wagners Am 22 Oktober 1882 verliess Rubinstein vollig uberraschend Venedig und fuhr zu seinen Eltern nach Charkow Als er dort im Februar 1883 vom Tod Wagners erfuhr schickte er Wagners Witwe Cosima ein Beileidstelegramm Im Fruhjahr 1883 ging Rubinstein wieder auf Konzertreise mit Bearbeitungen und Fantasien nach Richard Wagner Im August 1884 fuhr er nach Tribschen und erschoss sich im Alter von 36 Jahren am Vierwaldstattersee Sein Leichnam wurde auf Betreiben Cosima Wagners nach Bayreuth uberfuhrt und auf dem Israelitischen Friedhof beigesetzt Sein Vater liess auf seinem Grab einen schwarzen Obelisken aufstellen Weblinks BearbeitenBiografie Noten und Audiodateien von Joseph Rubinstein im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten Felix Mottl Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1873 1876 Nachlasse der Bayerischen Staatsbibliothek S 31 32 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek Joseph Rubinstein Uber die Schumann sche Musik In Bayreuther Blatter Monatsschrift des Bayreuther Patronatvereines herausgegeben von Hans von Wolzogen Jg 2 1879 S 217 229 Zitat S 229 Digitalisat Cosima Wagner Die Tagebucher in drei Banden herausgegeben von Karl Maria Guth Band 3 1879 1883 Contumax Hofenberg Berlin 2015 S 88 online Normdaten Person GND 116669314 lobid OGND AKS LCCN no89002094 VIAF 2737750 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rubinstein JosephKURZBESCHREIBUNG russisch judischer Pianist sowie Anhanger und Mitarbeiter Richard WagnersGEBURTSDATUM 8 Februar 1847GEBURTSORT Starokonstantinow Russisches Reich heute UkraineSTERBEDATUM 22 August 1884STERBEORT Tribschen bei Luzern Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Rubinstein amp oldid 225630051